Und immer ist noch nicht klar, ob ich in ein paar Wochen in einer kleinen Wohnung einstweilen solomio in Deutschland sitze und eine Softwareschmiede suche oder nicht...
Neulich schon geschildert: http://osttellerrand.blogspot.de/2015/06/endzeitstimmung-im-taiwanblog-wieder-mal.html. An dieser Stelle will ich den langjährigen Lesern halber noch einmal die Warnung absetzen: Meine Frau sitzt de facto auf gepackten Koffern und ich halte sie mühevoll von der Abreise ab in einem täglichen Kampf. Sie will zu ihrer Schwester auf die Philippinen und dort an der Geschäftsgründung mitarbeiten.
In der Zwischenzeit werde ich zurück nach Deutschland und dort wieder nach einer Softwareschmiede Ausschau halten. Und in diesem Fall würde dann das Taiwanblog abgeschaltet, damit kein Personalchef ein satirisches Expatblog unter meinem Namen findet und mich im Vorstellungsgespräch fragt, was ich mit X und Y gemeint habe hier. Die Social Network - Analyse gehört ja heute zum Vorspiel eines Vorstellungsgesprächs dazu und da hält man das ja eigentlich nur private Material am Besten in Grenzen.
Mir ist klar, dass die Abschaltungsdrohnung im Blog mittlerweile zu einem Running Gag geworden ist, aber jedenfalls räume ich dieser Tage meinen Cubical schon mal aus und mache alle Daten (Pix u.a.) schon mal versandfertig. Ob es nun zum Exodus kommt hängt letztlich von der Entwicklung in Manila ab.
Zwei Prognosen gibt es für den Zustand in einem Jahr und einem Monat. Ich nenne nur den meiner immer optimistischeren Frau:
Die Printshopkette in Manila floriert, ich ziehe hinterher und Familie Ludgel lebt fröhlich bis ans Ende aller Tage in Manila. Arbeitsruhestand, wo wir nur noch ein bisschen die Verkaufskioske kontrollieren müssen.
Und in dem "ein bisschen kontrollieren" liegt wohl auch ein Problemchen versteckt.
Na gucken wir in die Zukunft. Meine Junggesellenbude inklusiver fahrbarer und mit Fernsteuerung bewegbarer Bar ist schon geplant. Wer mich kennt weiß, dass das kein Witz ist ;-) Oder doch ein Witz, aber ein rollender.
Kurzfassung: Also nicht wundern, wenn das Blog demnächst plötzlich zu hat...
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Dienstag, Juni 30, 2015
Montag, Juni 29, 2015
Taipei-Bali: Flammenwerfer auf Badende (Update 3)
Katastrophe bei ausgelassener Strandparty in Bali im Landkreis Taipei*. Hunderte Verletzte durch entzündetes brennbares Pulver. Überlastung der Notaufnahmen, lange Wartezeiten für Schwerverletzte, Militär rückt zur Erstversorgung an
Die Newsreports in Taiwan zeigen die Ereignisse vom Wochenende. Eine große Menschenmenge in Badeanzügen tanzt vor einer Bühne zu lauter Musik. Aus einer Art Druckluftspritze versprühen lustig gekleidete junge Leute bunt gefärbten Rauch (streng genommen Pulver) auf die Menschenmenge, so dass man die Hand vor Augen nicht mehr erkennen kann. Dann passiert es: Auf der Bühne entsteht eine riesige Feuerkugel, die sich in die Menge der kaum bekleideten Besucher frisst. Offenbar wurde das brennbare Pulver, nach ersten Medienberichten gefärbter Trockenmais, auch von der Bühne aus versprüht - und zwar direkt in die heißen Bühnenscheinwerfer hinein. Todesopfer gab es gestern Abend noch nicht, aber viele Verletzte sind im kritischen Zustand und haben 40% ihrer Haut verbrannt. Verantwortliche wurde festgenommen.
http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/06/29/2003621829
* Seit einiger Zeit "New Taipei City" genannt
UPDATE: Video zu den Ereignissen, in dem man den Feuerball sieht. Das lief auch im TV hier.
https://www.youtube.com/watch?v=Q1H-FbGrSn4
Blanker Horror eine Strandparty in ein solches Massaker zu verwandeln. In der Tat hat man schon oft von explodierenden Getreidesilos gehört und dies Maispulver war auch nichts anderes, als das was dort explodiert.
UPDATE 2: Die Rede ist von ersten Todesopfern. Eine Besucherin soll 90% ihrer Haut verbrannt haben. Im Ausländerforum forumosa.com reden manche davon auf den Fernsehbildern grüne Gasflaschen erkannt zu haben. Grüne Gasflaschen enthalten normalerweise Sauerstoff und das Maispulver mit Sauerstoff heraus zu jagen wäre natürlich ein unvorstellbarer Leichtsinn gewesen, weil Sauerstoff bei Funkenflug sehr leicht explodiert. Details kann erst die behördliche Untersuchung ans Licht bringen. Offenbar sind solche Farbpulverevents zur Zeit IN und auf Facebook gibt es da eine Reklameseite zu.
UPDATE3: Leider gibt es ein erstes Todesopfer. Es soll sich beim Treibmittel für das Maispulver um CO2 gehandelt haben, nicht um Sauerstoff wie im Ausländerforum gemutmaßt. Aber auch so entzündet sich das brennbare Pulver offenbar leicht. Rauchen war erlaubt, auch Mitarbeiter im Bühnenbereich haben geraucht. Die Veranstaltung war offenbar Teil des COLORPLAY ASIA - Franchises und der Eintritt betrug horrende 1500 NT. http://www.taiwannews.com.tw/etn/news_content.php?id=2762025
Die Newsreports in Taiwan zeigen die Ereignisse vom Wochenende. Eine große Menschenmenge in Badeanzügen tanzt vor einer Bühne zu lauter Musik. Aus einer Art Druckluftspritze versprühen lustig gekleidete junge Leute bunt gefärbten Rauch (streng genommen Pulver) auf die Menschenmenge, so dass man die Hand vor Augen nicht mehr erkennen kann. Dann passiert es: Auf der Bühne entsteht eine riesige Feuerkugel, die sich in die Menge der kaum bekleideten Besucher frisst. Offenbar wurde das brennbare Pulver, nach ersten Medienberichten gefärbter Trockenmais, auch von der Bühne aus versprüht - und zwar direkt in die heißen Bühnenscheinwerfer hinein. Todesopfer gab es gestern Abend noch nicht, aber viele Verletzte sind im kritischen Zustand und haben 40% ihrer Haut verbrannt. Verantwortliche wurde festgenommen.
http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/06/29/2003621829
* Seit einiger Zeit "New Taipei City" genannt
UPDATE: Video zu den Ereignissen, in dem man den Feuerball sieht. Das lief auch im TV hier.
https://www.youtube.com/watch?v=Q1H-FbGrSn4
Blanker Horror eine Strandparty in ein solches Massaker zu verwandeln. In der Tat hat man schon oft von explodierenden Getreidesilos gehört und dies Maispulver war auch nichts anderes, als das was dort explodiert.
UPDATE 2: Die Rede ist von ersten Todesopfern. Eine Besucherin soll 90% ihrer Haut verbrannt haben. Im Ausländerforum forumosa.com reden manche davon auf den Fernsehbildern grüne Gasflaschen erkannt zu haben. Grüne Gasflaschen enthalten normalerweise Sauerstoff und das Maispulver mit Sauerstoff heraus zu jagen wäre natürlich ein unvorstellbarer Leichtsinn gewesen, weil Sauerstoff bei Funkenflug sehr leicht explodiert. Details kann erst die behördliche Untersuchung ans Licht bringen. Offenbar sind solche Farbpulverevents zur Zeit IN und auf Facebook gibt es da eine Reklameseite zu.
Werbebild von "Colorplay Asia". Hier gepostet, da ja vielleicht die Facebookseite bald verschwindet
UPDATE3: Leider gibt es ein erstes Todesopfer. Es soll sich beim Treibmittel für das Maispulver um CO2 gehandelt haben, nicht um Sauerstoff wie im Ausländerforum gemutmaßt. Aber auch so entzündet sich das brennbare Pulver offenbar leicht. Rauchen war erlaubt, auch Mitarbeiter im Bühnenbereich haben geraucht. Die Veranstaltung war offenbar Teil des COLORPLAY ASIA - Franchises und der Eintritt betrug horrende 1500 NT. http://www.taiwannews.com.tw/etn/news_content.php?id=2762025
Donnerstag, Juni 25, 2015
Rückblick im Zorn (Update)
Man liest sie immer wieder, die zornigen Abschiede von Taiwan
Heute war ich geschockt. Einer der größten Verfechter der taiwanischen Kultur respektive der hiesigen chinesischen Kultur (da kann man sich schon streiten und haarspalterische Definitionen aufstellen), der einem sonst schon mal den genauen Unterschied in der Konnotation zwischen einem bestimmten Krähenfußschriftzeichen in moderner Dichtkunst und der der Qing-Dynastie erklärt und der Taiwan immer und überall verteidigt im Ausländerforum, gibt seinen Abschied bekannt. Er will mit seiner Familie in die Heimat USA und wirft einen Blick im Zorn zurück. Einen Link gibt es absichtlich nicht, auch um keine Onlinekriege anzufangen. Jedenfalls stellt er provokativ fest, Taiwan sei "kaputt" und er wolle nicht warten, bis es "repariert" sei. Für solch ein Posting hätte er früher die Leute selbst abgewatscht und sofort findet sich ein Taiwanverteidiger, der ihm für seine Schimpftriade den Kopf wäscht. Mir ist der Autor des zornigen Abschieds noch im Gedächtnis, als ich einmal erwähnte, dass es einen im Forum damals gezeigten Kulturvergleich China-Deutschland auch in einer Taiwan-Deutschland-Variante gäbe. Könne nicht sein, schrieb der Kulturverteidiger, ich hätte da gefälligst auf die Lang- oder Kurzzeichen achten sollen. Hatte ich in der Tat nicht, aber der Kulturvergleich war trotzdem der selbe. Ich hatte allerdings auf einen Streit keine Lust und schwieg stille, sind doch diese offenbar total von der hiesigen Kultur absorbierten Leute eine besondere Sorte Mäuse.
Hier ein Kulturvergleich Taiwan-Deutschland von mir, ganz ohne Krähenfüße, aber mit Computexmodellen: http://osttellerrand.blogspot.tw/2012/12/kulturvergleich-deutschland-vs-taiwan.html
Doch nun schimpft er plötzlich selbst über Taiwan. Was ist also passiert?
Man weiß es im Detail nicht, aber offenbar geht es um schlechten Wohnraum und schlechte Jobperspektiven. In der Tat gleichen sich solche Postings immer sehr, meist sind die Kritikpunkte wie folgt:
- Umweltverschmutzung
- Lebensmittelskandale
- Wilder Verkehr
- Schäbige Wohnungen
- Zu wenig Gehalt
- Wenig Jobperspektiven
- Man ist immer nur Ausländer, nie einfach nur Mensch
Davon hatte der erwähnte Posting-Autor nur einen Teil, ich will ihm hier nichts in den Mund legen. Es ist relativ klar, Englischlehrer mit 60.000 NT hört man oft, da lebt man schäbig wie ein kleiner taiwanischer Angestellter, insbesondere wenn noch Kinder da sind. Dann schleicht man durch bürgersteiglose Straßen, weicht heranrasenden hupenden Toyotas aus und ärgert sich über den schäbigen Wohnblock ohne Heizung und mit Riesenkäfern. Und welche Jobperspektiven soll einer der Kleinkinder-Englischlehrer hier schon haben. Oberenglischlehrer?
Auch bei mir ist es nicht viel anders. Zwar hat auch Dank Frau, die sich in der Firma um den wichtigen Flurfunk und das in fließendem Chinesisch stattfindende Beziehungsgeflecht kümmert, mein Job durchaus Perspektive und auch mehr Geld. Aber weil meine Frau in diesen slumartigen grauen Schlichtvierteln groß geworden ist und eigentlich nirgends anders leben kann, schleiche auch ich dort herum, wo die Englischlehrer frustriert knurren. In grauen Schlichtwohnvierteln eben.
Ich denke es liegt an einer Art Kulturmatrix, Taiwanern jedenfalls in den Großstädten bedeutet schönes Stadtbild und sicherer Straßenverkehr und Lebensmittelsicherheit sehr viel weniger als beispielsweise den Mitteleuropäern. Deswegen führt die ständige und jahrelange Verletzung von Grundwerten (wie Beispielsweise das Rücksichtnehmen auf schwächere Verkehrsteilnehmer) zu einem sich langsam aufstauenden Dauerfrust, der sich irgendwann entlädt. Auch das Lesen von chinesischer Poesie hilft da wohl nicht dagegen.
Auch ich könnte nach 11 Jahren genug vor mich hin schimpfen. Ich vermeide es meist, aber auch für mich muss langsam Schluss sein. Meine Frau ist ja auswanderungswillig und redet kaum noch von etwas anderem den ganzen Tag. Binnen eines Jahres soll es Manila sein, hat sie beschlossen. Und ich kann es kaum erwarten, meine Überdosis Taiwan ist hinreichend groß.
Schimpfen will ich nicht, das Land ist eben nicht wie Deutschland sondern ein überbevölkerter hektischer Betonklotz mit praktisch ausschließlich am Essen (bezogen auf Geschmack, nicht etwa Inhaltsstoffe) und Geschäft interessierten Menschen. Könnte man schimpfen, wenn man wollte. Ich sage es so, bei mir ist es halt eine persönliche Sache, eine Überdosis sondershausen.
Hier noch mal geschimpft, "I fucking hate Taiwan": http://ihatetaiwan.blogspot.tw/
[Edit: Natürlich ist der Blog unter dem Link NICHT von mir]
Newbies schreiben jetzt bitte ihre Empörung in die Kommentare, schließlich sind hier alle "unheimlich offen", "supernett", "das Essen ist super lecker", "die Menschen freundlich" und "die Tempel toll". Etc. pp. Ist ja auch alles lichtig.
Update: Gerade sind zwei lachende Vertrieblerinnen in Vertrieblerinnen-"Uniform" hereingeschwebt und haben mir Kuchen serviert. Alles was im Artikel steht ist für ledige Herren ergo völlig belanglos ;-)
Heute war ich geschockt. Einer der größten Verfechter der taiwanischen Kultur respektive der hiesigen chinesischen Kultur (da kann man sich schon streiten und haarspalterische Definitionen aufstellen), der einem sonst schon mal den genauen Unterschied in der Konnotation zwischen einem bestimmten Krähenfußschriftzeichen in moderner Dichtkunst und der der Qing-Dynastie erklärt und der Taiwan immer und überall verteidigt im Ausländerforum, gibt seinen Abschied bekannt. Er will mit seiner Familie in die Heimat USA und wirft einen Blick im Zorn zurück. Einen Link gibt es absichtlich nicht, auch um keine Onlinekriege anzufangen. Jedenfalls stellt er provokativ fest, Taiwan sei "kaputt" und er wolle nicht warten, bis es "repariert" sei. Für solch ein Posting hätte er früher die Leute selbst abgewatscht und sofort findet sich ein Taiwanverteidiger, der ihm für seine Schimpftriade den Kopf wäscht. Mir ist der Autor des zornigen Abschieds noch im Gedächtnis, als ich einmal erwähnte, dass es einen im Forum damals gezeigten Kulturvergleich China-Deutschland auch in einer Taiwan-Deutschland-Variante gäbe. Könne nicht sein, schrieb der Kulturverteidiger, ich hätte da gefälligst auf die Lang- oder Kurzzeichen achten sollen. Hatte ich in der Tat nicht, aber der Kulturvergleich war trotzdem der selbe. Ich hatte allerdings auf einen Streit keine Lust und schwieg stille, sind doch diese offenbar total von der hiesigen Kultur absorbierten Leute eine besondere Sorte Mäuse.
Beipackzettel zum Artikel: Oder vergessen Sie doch einfach das Genöle genervter Langzeitexpats und konzentrieren sich auf die Dinge die wirklich wichtig sind im Leben.
Hier ein Kulturvergleich Taiwan-Deutschland von mir, ganz ohne Krähenfüße, aber mit Computexmodellen: http://osttellerrand.blogspot.tw/2012/12/kulturvergleich-deutschland-vs-taiwan.html
Doch nun schimpft er plötzlich selbst über Taiwan. Was ist also passiert?
Man weiß es im Detail nicht, aber offenbar geht es um schlechten Wohnraum und schlechte Jobperspektiven. In der Tat gleichen sich solche Postings immer sehr, meist sind die Kritikpunkte wie folgt:
- Umweltverschmutzung
- Lebensmittelskandale
- Wilder Verkehr
- Schäbige Wohnungen
- Zu wenig Gehalt
- Wenig Jobperspektiven
- Man ist immer nur Ausländer, nie einfach nur Mensch
Davon hatte der erwähnte Posting-Autor nur einen Teil, ich will ihm hier nichts in den Mund legen. Es ist relativ klar, Englischlehrer mit 60.000 NT hört man oft, da lebt man schäbig wie ein kleiner taiwanischer Angestellter, insbesondere wenn noch Kinder da sind. Dann schleicht man durch bürgersteiglose Straßen, weicht heranrasenden hupenden Toyotas aus und ärgert sich über den schäbigen Wohnblock ohne Heizung und mit Riesenkäfern. Und welche Jobperspektiven soll einer der Kleinkinder-Englischlehrer hier schon haben. Oberenglischlehrer?
Auch bei mir ist es nicht viel anders. Zwar hat auch Dank Frau, die sich in der Firma um den wichtigen Flurfunk und das in fließendem Chinesisch stattfindende Beziehungsgeflecht kümmert, mein Job durchaus Perspektive und auch mehr Geld. Aber weil meine Frau in diesen slumartigen grauen Schlichtvierteln groß geworden ist und eigentlich nirgends anders leben kann, schleiche auch ich dort herum, wo die Englischlehrer frustriert knurren. In grauen Schlichtwohnvierteln eben.
Ich denke es liegt an einer Art Kulturmatrix, Taiwanern jedenfalls in den Großstädten bedeutet schönes Stadtbild und sicherer Straßenverkehr und Lebensmittelsicherheit sehr viel weniger als beispielsweise den Mitteleuropäern. Deswegen führt die ständige und jahrelange Verletzung von Grundwerten (wie Beispielsweise das Rücksichtnehmen auf schwächere Verkehrsteilnehmer) zu einem sich langsam aufstauenden Dauerfrust, der sich irgendwann entlädt. Auch das Lesen von chinesischer Poesie hilft da wohl nicht dagegen.
Auch ich könnte nach 11 Jahren genug vor mich hin schimpfen. Ich vermeide es meist, aber auch für mich muss langsam Schluss sein. Meine Frau ist ja auswanderungswillig und redet kaum noch von etwas anderem den ganzen Tag. Binnen eines Jahres soll es Manila sein, hat sie beschlossen. Und ich kann es kaum erwarten, meine Überdosis Taiwan ist hinreichend groß.
Schimpfen will ich nicht, das Land ist eben nicht wie Deutschland sondern ein überbevölkerter hektischer Betonklotz mit praktisch ausschließlich am Essen (bezogen auf Geschmack, nicht etwa Inhaltsstoffe) und Geschäft interessierten Menschen. Könnte man schimpfen, wenn man wollte. Ich sage es so, bei mir ist es halt eine persönliche Sache, eine Überdosis sondershausen.
Hier noch mal geschimpft, "I fucking hate Taiwan": http://ihatetaiwan.blogspot.tw/
[Edit: Natürlich ist der Blog unter dem Link NICHT von mir]
Newbies schreiben jetzt bitte ihre Empörung in die Kommentare, schließlich sind hier alle "unheimlich offen", "supernett", "das Essen ist super lecker", "die Menschen freundlich" und "die Tempel toll". Etc. pp. Ist ja auch alles lichtig.
Update: Gerade sind zwei lachende Vertrieblerinnen in Vertrieblerinnen-"Uniform" hereingeschwebt und haben mir Kuchen serviert. Alles was im Artikel steht ist für ledige Herren ergo völlig belanglos ;-)
Britisch/pakistanischer Todesfahrer wird sobald nicht ausgeliefert
Schottischer "High Court" will erst Zustände in taiwanischen Gefängnissen prüfen
Es ist ein unter Ausländern in Taiwan oft heiß diskutiertes Thema, der Fall des britisch/pakistanischen mutmaßl. Todesfahrers Z.D., der im Jahre 2011 (Korrektur: schon 2010) einen taiwanischen Motorrollerfahrer betrunken zu Tode gefahren haben soll mit seinem alten Mercedes. Das "mutmaßlich" im Satz könnte man eigentlich weglassen, weil Z.D. in Taiwan rechtskräftig zu einer mehrjährigen Haftstrafe deswegen und wegen Microsoft-Lizenzverletzungen verurteilt worden ist. Allerdings gab es im Ermittlungsverfahren und während des Gerichts durchaus Friktionen, wie etwa eine massive gehirnwäscheartige Vorverurteilungscampagne seitens der Massenmedien und einiger Lokalpolitiker in Taiwan (mit monatelang wiederholten Fernsehbildern in der Endlosschleife), so dass man die Fairness der Verfahrens durchaus anzweifeln kann. Auch der Umstand, dass das ermittelnde Polizeirevier vom selben Syndikat geschmiert worden ist, dem ein zweiter einheimischer Verdächtiger (der nachweislich den Wagen in der Todesnacht genau wie Z.D. gefahren ist) angehört, lässt Zweifel an der Fairness des Gesamtverfahrens aufkommen.
Wie dem auch sei, Z.D. wurde in zweiter Instanz zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt, wenn ich mich recht erinnere und floh dann nach Schottland. Hier wurde er wegen Fluchtgefahr inhaftiert während ein Auslieferungsverfahren gegen ihn läuft. In erster Instanz wurde Z.D.s Auslieferung nach Taiwan positiv entschieden. Doch in zweiter Instanz wird nun der schottische "High Court" wegen Einspruchs Z.D.s zunächst die Zustände in taiwanischen Gefängnissen prüfen, bevor er über die Auslieferung entscheidet. In diesem Verfahren geht es weniger um Schuld oder Unschuld sondern eher um die Rechtsgültigkeit taiwanischer Gerichtsentscheidungen für Schottland (das da recht autark ist nach britischem Recht) und neuerdings eben die Haftbedingungen. Wenn Z.D. immer noch in Abschiebehaft sitzt, wird er so am Ende mehr Zeit im Gefängnis zubringen, als wenn er die Zeit in Taiwan abgesessen hätte.
Die Marathonberichterstattung über den Fall hat meiner Ansicht nach die bis 2011 vorhandene große Popularität von "Weißen" in Taiwan deutlich abgekühlt. Daher sehe ich wie viele andere gebannt auf den Fall und frage mich immer, ob sich wieder neues Futter für eine Anti-Ausländercampagne der Medien in Taiwan ergibt.
Befremdlich für mich teilweise, als Deutscher mit einem Pakistani mit britischem Pass identifiziert zu werden. Aus taiwanischer Sicht sind offenbar Deutsche und Pakistani eine ähnliche Kulturfamilie. So wie mein kaiserlich erzogener Großvater wiederum eher Taiwaner und Pakistani in einen Topf geworfen und gegen Deutsche abgegrenzt hätte. Lustig irgendwie diese "wir und die"-Sichtweise.
Einer der Vorberichte zur Sache: http://osttellerrand.blogspot.de/2014/06/schottland-liefert-todesfahrer.html
Aktuelle News: http://focustaiwan.tw/news/asoc/201506240031.aspx
Ach ja, Zustände in taiwanischen Gefängnissen sieht man hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2010/09/deutsche-in-uberfullten-zellen-im.html
Es ist ein unter Ausländern in Taiwan oft heiß diskutiertes Thema, der Fall des britisch/pakistanischen mutmaßl. Todesfahrers Z.D., der im Jahre 2011 (Korrektur: schon 2010) einen taiwanischen Motorrollerfahrer betrunken zu Tode gefahren haben soll mit seinem alten Mercedes. Das "mutmaßlich" im Satz könnte man eigentlich weglassen, weil Z.D. in Taiwan rechtskräftig zu einer mehrjährigen Haftstrafe deswegen und wegen Microsoft-Lizenzverletzungen verurteilt worden ist. Allerdings gab es im Ermittlungsverfahren und während des Gerichts durchaus Friktionen, wie etwa eine massive gehirnwäscheartige Vorverurteilungscampagne seitens der Massenmedien und einiger Lokalpolitiker in Taiwan (mit monatelang wiederholten Fernsehbildern in der Endlosschleife), so dass man die Fairness der Verfahrens durchaus anzweifeln kann. Auch der Umstand, dass das ermittelnde Polizeirevier vom selben Syndikat geschmiert worden ist, dem ein zweiter einheimischer Verdächtiger (der nachweislich den Wagen in der Todesnacht genau wie Z.D. gefahren ist) angehört, lässt Zweifel an der Fairness des Gesamtverfahrens aufkommen.
Wie dem auch sei, Z.D. wurde in zweiter Instanz zu 4 Jahren Gefängnis verurteilt, wenn ich mich recht erinnere und floh dann nach Schottland. Hier wurde er wegen Fluchtgefahr inhaftiert während ein Auslieferungsverfahren gegen ihn läuft. In erster Instanz wurde Z.D.s Auslieferung nach Taiwan positiv entschieden. Doch in zweiter Instanz wird nun der schottische "High Court" wegen Einspruchs Z.D.s zunächst die Zustände in taiwanischen Gefängnissen prüfen, bevor er über die Auslieferung entscheidet. In diesem Verfahren geht es weniger um Schuld oder Unschuld sondern eher um die Rechtsgültigkeit taiwanischer Gerichtsentscheidungen für Schottland (das da recht autark ist nach britischem Recht) und neuerdings eben die Haftbedingungen. Wenn Z.D. immer noch in Abschiebehaft sitzt, wird er so am Ende mehr Zeit im Gefängnis zubringen, als wenn er die Zeit in Taiwan abgesessen hätte.
Die Marathonberichterstattung über den Fall hat meiner Ansicht nach die bis 2011 vorhandene große Popularität von "Weißen" in Taiwan deutlich abgekühlt. Daher sehe ich wie viele andere gebannt auf den Fall und frage mich immer, ob sich wieder neues Futter für eine Anti-Ausländercampagne der Medien in Taiwan ergibt.
Befremdlich für mich teilweise, als Deutscher mit einem Pakistani mit britischem Pass identifiziert zu werden. Aus taiwanischer Sicht sind offenbar Deutsche und Pakistani eine ähnliche Kulturfamilie. So wie mein kaiserlich erzogener Großvater wiederum eher Taiwaner und Pakistani in einen Topf geworfen und gegen Deutsche abgegrenzt hätte. Lustig irgendwie diese "wir und die"-Sichtweise.
Einer der Vorberichte zur Sache: http://osttellerrand.blogspot.de/2014/06/schottland-liefert-todesfahrer.html
Aktuelle News: http://focustaiwan.tw/news/asoc/201506240031.aspx
Ach ja, Zustände in taiwanischen Gefängnissen sieht man hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2010/09/deutsche-in-uberfullten-zellen-im.html
Mittwoch, Juni 24, 2015
Fast Jurassic World im Kino gesehen (Update)
Taipei ist bumm, kawumm. Kaum ein Tag in dem nicht neue Stadtviertel entstehen, die Leute neue Geschwindigkeitsrekorde in engen bürgersteiglosen Straßen mit vielen herumlaufenden kleinen Kindern aufstellen und meine Taiwanfamilie nicht neue Geschäftsideen am Posterior der Welt hat. Und nächste Woche die nächste und übernächste...
Und will Ludigel dem ganzen Mal entfliehen, weil in der Global Mall meine Frau eine Exkollegin trifft und sowieso nur auf Chinesisch wie ein Wasserfall redet und das Kino auf der Etage JURASSIC WORLD zeit und der Film gerade anfängt und noch ein paar Plätze frei sind...
... dann scheint es erst mal zu klappen. Toller Film. Meinen Sitz Reihe 9 Nr. 25 gab es zwar nicht sondern nur 24 und 26, aber immerhin konnte ich ungestört auf Nr. 26 sitzen (schon klar, Nr. 25 ist auf der anderen Seite oder im Paralleluniversum). Der Film hat noch ein paar Minuten zu laufen. Da ist diese tolle Stelle wo ein Rudel Saurier endlich mal als aus richtigen Tieren bestehend dargestellt wird statt nur als Fressmaschinen und .... der Hauptdarsteller legt den Finger an die Lippen und wird in Großaufnahme gezeigt und macht deutlich hörbar "pssssssst!" weil der große Raubsaurier in der Nähe herumschleicht. Und da macht es Zong und im gesamten Kino geht das Licht aus. Das Schild mit dem Pfeil zum Notausgang rechts neben mir gibt noch eine Sekunde ein verzweifeltes Ziepen von sich, dann geht gehen sämtliche Notbeleuchtungen auch aus. Der Kinosaal liegt in völliger Dunkelheit. Aber nur eine Sekunde lang, dann ist es ein Meer aus Smartphonebildschirmen. Meine alarmierte Frau (ich erkundige mich nach ihrem Wohlbefinden ob sie auch im Dunkeln sitzt) verhandelt sofort mit dem Kassenpersonal und ich werde per Chat herausgerufen aus dem Kino als noch alle warten, dass der Film weiter geht. Strom ist wieder da aber die Kinoleitung will den Film nicht fortführen, damit die nächste Vorstellung pünktlich anfängt. Keine Zeit zum Fertigzeigen. Recht so, wen interessiert schon das Ende vom Film. Aber alle bis auf Ludigel müssen noch warten, weil der Geschäftsführer von Kino zu Kino geht und erklärt, dass die Vorstellungen nicht fortgesetzt werden. Das würde aber noch dauern, sagen die Kassierer, weil er in jeden einzelnen Kinosaal muss. Gut, in der Wartezeit hätte man auch die Filme beenden können. Aber wir Taiwaner sind vorwärtsorientiert, haben immer eine tricky Idee alles noch schneller und hastiger zu machen, selbst wenn man lange auf die Abkürzung warten muss. Frau erstreitet Geld zurück statt Coupon. Und ich denke, so schlecht ist ein Heimkino auch nicht. Nur dass da Junior immer aus dem Wohnzimmer schreit, weil der den Anschnallgurt in seinem Elektro-VW-Modell im Wohnzimmer nicht los kriegt.
So... mal gucken wo man im Internetto das Ende vom Film findet.... Nacherzählt natürlich, wir würden ja nie illegal irgendwas downloaden, auch was. Ist ja sowieso klar: Der Saurier geht ex und hopp und Held und Love Interest und kindliche Helden überleben, wie immer.
P.S.: Wenn im Kinosaal ein Saurier die Leute jagen würde oder ein Feuer ausbräche dann wäre es auch lustig. Will man dann draußen auf den gewohnten Rolltreppen entfliehen so würde man feststellen, dass diese nach 21.30 auf Todesmodus geschaltet sind. Das heißt beide Rolltreppen führen nur noch nach oben statt nach unten/draußen und sind zur Abschreckung auf einen Affenzahn geschaltet, bei dem sich die vor dem hypothetischen Feuer Fliehenden endgültig den Hals brechen würden und sich vor den Rolltreppen niedertrampeln würden. Zur Flucht bleiben nur zwei kleine kaum zu findenden Fahrstühle (oh Schreck) oder die sehr versteckten Notausgänge. Aber so teutonisch ernst wollen wir das alles nicht bewerten..
Update: Alles Lüge, die Wahrheit über Saurier gibt es hier zu lesen (gacker): http://objectiveministries.org/creation/dinosaurs.html
Und will Ludigel dem ganzen Mal entfliehen, weil in der Global Mall meine Frau eine Exkollegin trifft und sowieso nur auf Chinesisch wie ein Wasserfall redet und das Kino auf der Etage JURASSIC WORLD zeit und der Film gerade anfängt und noch ein paar Plätze frei sind...
... dann scheint es erst mal zu klappen. Toller Film. Meinen Sitz Reihe 9 Nr. 25 gab es zwar nicht sondern nur 24 und 26, aber immerhin konnte ich ungestört auf Nr. 26 sitzen (schon klar, Nr. 25 ist auf der anderen Seite oder im Paralleluniversum). Der Film hat noch ein paar Minuten zu laufen. Da ist diese tolle Stelle wo ein Rudel Saurier endlich mal als aus richtigen Tieren bestehend dargestellt wird statt nur als Fressmaschinen und .... der Hauptdarsteller legt den Finger an die Lippen und wird in Großaufnahme gezeigt und macht deutlich hörbar "pssssssst!" weil der große Raubsaurier in der Nähe herumschleicht. Und da macht es Zong und im gesamten Kino geht das Licht aus. Das Schild mit dem Pfeil zum Notausgang rechts neben mir gibt noch eine Sekunde ein verzweifeltes Ziepen von sich, dann geht gehen sämtliche Notbeleuchtungen auch aus. Der Kinosaal liegt in völliger Dunkelheit. Aber nur eine Sekunde lang, dann ist es ein Meer aus Smartphonebildschirmen. Meine alarmierte Frau (ich erkundige mich nach ihrem Wohlbefinden ob sie auch im Dunkeln sitzt) verhandelt sofort mit dem Kassenpersonal und ich werde per Chat herausgerufen aus dem Kino als noch alle warten, dass der Film weiter geht. Strom ist wieder da aber die Kinoleitung will den Film nicht fortführen, damit die nächste Vorstellung pünktlich anfängt. Keine Zeit zum Fertigzeigen. Recht so, wen interessiert schon das Ende vom Film. Aber alle bis auf Ludigel müssen noch warten, weil der Geschäftsführer von Kino zu Kino geht und erklärt, dass die Vorstellungen nicht fortgesetzt werden. Das würde aber noch dauern, sagen die Kassierer, weil er in jeden einzelnen Kinosaal muss. Gut, in der Wartezeit hätte man auch die Filme beenden können. Aber wir Taiwaner sind vorwärtsorientiert, haben immer eine tricky Idee alles noch schneller und hastiger zu machen, selbst wenn man lange auf die Abkürzung warten muss. Frau erstreitet Geld zurück statt Coupon. Und ich denke, so schlecht ist ein Heimkino auch nicht. Nur dass da Junior immer aus dem Wohnzimmer schreit, weil der den Anschnallgurt in seinem Elektro-VW-Modell im Wohnzimmer nicht los kriegt.
So... mal gucken wo man im Internetto das Ende vom Film findet.... Nacherzählt natürlich, wir würden ja nie illegal irgendwas downloaden, auch was. Ist ja sowieso klar: Der Saurier geht ex und hopp und Held und Love Interest und kindliche Helden überleben, wie immer.
P.S.: Wenn im Kinosaal ein Saurier die Leute jagen würde oder ein Feuer ausbräche dann wäre es auch lustig. Will man dann draußen auf den gewohnten Rolltreppen entfliehen so würde man feststellen, dass diese nach 21.30 auf Todesmodus geschaltet sind. Das heißt beide Rolltreppen führen nur noch nach oben statt nach unten/draußen und sind zur Abschreckung auf einen Affenzahn geschaltet, bei dem sich die vor dem hypothetischen Feuer Fliehenden endgültig den Hals brechen würden und sich vor den Rolltreppen niedertrampeln würden. Zur Flucht bleiben nur zwei kleine kaum zu findenden Fahrstühle (oh Schreck) oder die sehr versteckten Notausgänge. Aber so teutonisch ernst wollen wir das alles nicht bewerten..
Update: Alles Lüge, die Wahrheit über Saurier gibt es hier zu lesen (gacker): http://objectiveministries.org/creation/dinosaurs.html
Montag, Juni 22, 2015
Langzeiterfahrung Gigandet Seaground 2 (Update)
WERBUNG
Wegen aktueller EU-Richtlinien flagge ich jeden Beitrag, der eine Produktbesprechung enthält als Werbung, da sonst Abmahnungen durch einschlägige Abmahnvereine drohnen könnten. Dies beeinflusst den Inhalt des Artikels nicht.
Meine formosagrüne Uhr ist leider hektisch geworden. Sie rennt und rennt...
Ein Update zu meiner im letzten August erworbenen Gigandet Seaground 2 (Vorstellung hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/08/uhrenwahnsinn-teil-x-gigandet-sea.html).
Die Uhr, die anfangs mit den üblichen +15 Sekunden/Tag lief, rennt mittlerweile mit konstanten +60 Sek./Tag. Ein Wert, den ich so eigentlich nur von chinesischen Uhrwerken gewohnt bin, wenn sie sich einmal eingelaufen haben und nicht vom Miyota 8215, das laut Spec drin stecken soll...
Das Update ist auch beim ursprünglichen Artikel angefügt. Schade um das schöne wertige 44er-Gehäuse der Uhr...
UPDATE: Ein Pluspunkt, sie ist wirklich wasserdicht. Vertrug das Abduschen, was etwa der Wasserdruckbelastung des Schnorcheltauchens (Angabe Water Resistant 20 ATM/200m) entsprechen soll. Die Gigandet hat sogar 300m angegeben, was Tauchen mit Druckflasche entsprechen würde.
Wegen aktueller EU-Richtlinien flagge ich jeden Beitrag, der eine Produktbesprechung enthält als Werbung, da sonst Abmahnungen durch einschlägige Abmahnvereine drohnen könnten. Dies beeinflusst den Inhalt des Artikels nicht.
Meine formosagrüne Uhr ist leider hektisch geworden. Sie rennt und rennt...
Ein Update zu meiner im letzten August erworbenen Gigandet Seaground 2 (Vorstellung hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/08/uhrenwahnsinn-teil-x-gigandet-sea.html).
Die Uhr, die anfangs mit den üblichen +15 Sekunden/Tag lief, rennt mittlerweile mit konstanten +60 Sek./Tag. Ein Wert, den ich so eigentlich nur von chinesischen Uhrwerken gewohnt bin, wenn sie sich einmal eingelaufen haben und nicht vom Miyota 8215, das laut Spec drin stecken soll...
Das Update ist auch beim ursprünglichen Artikel angefügt. Schade um das schöne wertige 44er-Gehäuse der Uhr...
UPDATE: Ein Pluspunkt, sie ist wirklich wasserdicht. Vertrug das Abduschen, was etwa der Wasserdruckbelastung des Schnorcheltauchens (Angabe Water Resistant 20 ATM/200m) entsprechen soll. Die Gigandet hat sogar 300m angegeben, was Tauchen mit Druckflasche entsprechen würde.
Donnerstag, Juni 18, 2015
Ludigel + 1 = zu viel
Taiwanische [Apple-Daily-Leser]* Mathematik
Gerade eben im Seven-Eleven - 24-Supermarkt, wo ich mir eingeschweißte Nudeln gekauft habe, weil ich mittlerweile sämtliche Magenprobleme auf unsere Kantine zurückgeführt habe, die teils verdorbenes und teils wohl anderweitig belastetes Essen anbietet meiner leidvollen Magenerfahrung nach. Ein lokaler Herr in den 30ern steht schwadronierend an der Bezahltheke. Mein Chinesisch und meine Lust sind nicht gut genug um ihm zu folgen. Mit weit ausholenden Erklärungen erklärt er die Welt, die beiden Damen hinter der Kasse (von der eine von beiden meine Rabattmarken unterschlägt) lachen dazu. Ein anderer "westlicher Ausländer" kommt rein, während ich auf die Erhitzung meiner Nudeln warte. Ich bemühe mich den ausladend schwadronierenden Herrn zu ignorieren.
Der andere Ausländer bezahlt, der Schwandronierer sucht seine räumliche Nähe und sagt irgendeinen Satz zu einer der Bedienungen, den mein Chinesisch mit "zu viele Ausländer" übersetzt. "Habe ich nicht verstanden" beschließt jedoch das Masterkontrollprogramm meines Großhirns. "Ist mein Chinesisch nicht gut genug zu". Ich begucke mir interessiert den Whisky, den gerade jemand einräumt. Die Bedienungen sagen irgendwas zu dem schwadronierenden Herrn. Der andere Ausländer guckt genervt den Schwadronierer an und zieht die Augenbraue hoch.
"Versteht der doch nicht", sagt der Schwadronierer auf Chinesisch und ich ermahne mich, nicht mehr zuzuhören.
"Verstehe ich doch", sagt der andere Ausländer auf Chinesisch. Irgendwas stimmt möglicherweise mit seinem Masterkontrollprogramm nicht. Dann verlässt er ein bisschen zu schnell das Geschäft. Ich warte immer noch auf die Nudeln, der Schwadronierer schwadroniert, stolziert in meiner Nähe herum. Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er hält etwas Abstand. Endlich sind die Nudeln fertig, ich gehe auch.
Mit Hunden verstehe ich mich einfach viel besser, siehe hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/06/schoner-morgen-in-taipei.html
* Der Fairness halber hinzugefügt. Der Apple Daily ist Taiwans "Bild".
Gerade eben im Seven-Eleven - 24-Supermarkt, wo ich mir eingeschweißte Nudeln gekauft habe, weil ich mittlerweile sämtliche Magenprobleme auf unsere Kantine zurückgeführt habe, die teils verdorbenes und teils wohl anderweitig belastetes Essen anbietet meiner leidvollen Magenerfahrung nach. Ein lokaler Herr in den 30ern steht schwadronierend an der Bezahltheke. Mein Chinesisch und meine Lust sind nicht gut genug um ihm zu folgen. Mit weit ausholenden Erklärungen erklärt er die Welt, die beiden Damen hinter der Kasse (von der eine von beiden meine Rabattmarken unterschlägt) lachen dazu. Ein anderer "westlicher Ausländer" kommt rein, während ich auf die Erhitzung meiner Nudeln warte. Ich bemühe mich den ausladend schwadronierenden Herrn zu ignorieren.
Der andere Ausländer bezahlt, der Schwandronierer sucht seine räumliche Nähe und sagt irgendeinen Satz zu einer der Bedienungen, den mein Chinesisch mit "zu viele Ausländer" übersetzt. "Habe ich nicht verstanden" beschließt jedoch das Masterkontrollprogramm meines Großhirns. "Ist mein Chinesisch nicht gut genug zu". Ich begucke mir interessiert den Whisky, den gerade jemand einräumt. Die Bedienungen sagen irgendwas zu dem schwadronierenden Herrn. Der andere Ausländer guckt genervt den Schwadronierer an und zieht die Augenbraue hoch.
"Versteht der doch nicht", sagt der Schwadronierer auf Chinesisch und ich ermahne mich, nicht mehr zuzuhören.
"Verstehe ich doch", sagt der andere Ausländer auf Chinesisch. Irgendwas stimmt möglicherweise mit seinem Masterkontrollprogramm nicht. Dann verlässt er ein bisschen zu schnell das Geschäft. Ich warte immer noch auf die Nudeln, der Schwadronierer schwadroniert, stolziert in meiner Nähe herum. Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Er hält etwas Abstand. Endlich sind die Nudeln fertig, ich gehe auch.
Mit Hunden verstehe ich mich einfach viel besser, siehe hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/06/schoner-morgen-in-taipei.html
* Der Fairness halber hinzugefügt. Der Apple Daily ist Taiwans "Bild".
Schnell doch noch vereinigen....?
Taiwans KMT hat ihre Präsidentschaftskandidatin so gut wie nominiert
Taiwans politische Szene definiert sich praktisch ausschließlich um die Stellung zur VR-China. Was sicher daran liegt, dass das japanische Kaiserreich 1895 dem chinesischen Kaiserreich die Insel Taiwan abgejagt hat und eine Art Kolonie davon gemacht hat. Bis dann Japan nach verlorenem zweiten Weltkriege das Territorium übergangsweise offenbar unter Oberregie der USA stellen musste (die in dieser Zeit den Pazifikraum neu geordnet haben) und die USA eben der vor den Kommunisten fliehenden chinesischen KMT-Regierung die Insel Taiwan quasi übergaben. So setzte sich die eigentlich untergehende Republik China auf der Inselprovinz Taiwan mit ein paar zur chin. Provinz Fujinan (oder wie immer man das genau schreibt) gehörenden Inseln fort. Und die KP Chinas wirft seither begehrliche Blicke auf die Insel Taiwan, die sie nie beherrscht hat und sagt, sie hätte Anspruch dort auch zu herrschen.
Obige Zustände subsummiert die deutsche Presse üblicherweise damit, dass Taiwan eine (von China) "abtrünnige Provinz" sei, die sich 1949 abgetrennt habe. So als sei hier auf Taiwan 1949 der Rinderwahnsinn ausgebrochen und die Taiwaner hätten hier die Republik Wendtland oder irgendetwas in der Art ausgerufen. Tatsächlich ist der Staatsname hier "Republik China" aber die Taiwaner driften nun langsam aber stetig zu einer eher taiwanischen Identität. Denn 65% der Leute hier sehen sich als Taiwaner, nicht als Chinesen, liest man immer wieder in Umfragen.
Gegenwärtig ist Präsident Ma Ying-Jeou von der KMT im Präsidentenpalast, 2x demokratisch gewählt. Er hat einen stark auf Annäherung oder manchmal sogar Vereinigung mit der VR-China ausgerichteten Kurs gefahren, der im März 2014 zu Massenprotesten in Taipei und sogar zur Besetzung des Parlaments geführt hatte (http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/03/demo-in-taipei-mit-300000-menschen-oder.html).
Die nächste Präsidentschaftswahl ist 2016. Die große Oppositionspartei DPP, die eher für eine "Republik Taiwan" eintritt, die vielleicht irgendwann mal alle Chinabezüge aus der Verfassung streicht damit Taiwan eine ganz normale parlamentarisch-demokratische Republik in Asien sein kann, wird die Politikerin Tsai Ingwen ins Rennen schicken. Eine emotional distanziert wirkende Frau, der die einmal kurz aufgeflammte Debatte um ihre angebliche Homosexualität im aufgeklärten Taiwan nicht geschadet hat. Frau Tsai gibt sich moderat, will also China nicht mit irgendwelchen dramatischen Aktionen (wie Unabhängigkeitsvolksabstimmungen oder dergleichen wie unter dem letzten DPP-Präsidenten Chen) provozieren, sieht aber ihrer Parteilinie gemäß die VR-China eher als Nachbarland an. Und nicht als altes Mutterland.
Die KMT, die man im demografischen Niedergang sieht, weil die noch aus China eingewanderten oder dort psychologisch verankerten Leute langsam älter werden und wegsterben, wird nun wohl auch eine Frau als Präsidentschaftskandidatin aufstellen. Es ist die 67jährige Hung Hsiu-chu, die wohl eher eine Hardlinerin darstellt. Frau Hung hat sich jedenfalls ausdrücklich gegen eine "Unabhängigkeit Taiwans" ausgesprochen und erklärt, diese sei nicht mit der Verfassung vereinbar. Und sie redet vom "nächsten Schritt", den man in der Beziehung zur VR-China tun müsse. Auch wenn das nach Konföderation (?), Hongkong-Status oder ähnlichem klingt, spricht sie andererseits auch davon, dass die Taiwaner eher die Vereinigung mit China in Demokratie und nach Recht und Gesetz wollen würden, während die VR-China da ihre eigenen Vorstellungen habe.
Demographisch gesehen denke ich, wollen die meisten Taiwaner aber keine Vereinigung mit der VR-China, die Frau Hung im übrigen als "nationale Vereinigung" bezeichnet. Und die Republik China, die wir umgangssprachlich als "Taiwan" bezeichnen, ist natürlich längst ein unabhängiger Staat mit eigener Regierung, Währung, eigenem Militär und Visarecht etc. pp. Eigentlich geht es also gar nicht darum, "Taiwan" von der "Republik China" oder von irgendeinem "China" abzuspalten. Der souveräne Staat namens Republik China müsste sich ja nur in Republik Taiwan umbenennen, dann wäre das ja schon geschehen, was Frau Hung für verfassungsmäßig unmöglich hält.
Empfehlenswert wäre die von vielen in der DPP favorisierte Umbenennung aber nicht, weil die VR-China für diesen Fall mit Krieg und Invasion drohnt.
Das Wahlvolk der "Republik China" hat das Wort. Ganz anders als in der VR-China. Und offenbar haben die Leute die Wahl zwischen einer eher der Vereinigung zuneigenden Frau und einer vermutlich den Status-Quo halten wollenden Frau. Die meisten Beobachter gehen von einem DPP-Sieg aus. So wird es wohl kommen, wenn nichts unvorhergesehenes passiert.
Taiwans politische Szene definiert sich praktisch ausschließlich um die Stellung zur VR-China. Was sicher daran liegt, dass das japanische Kaiserreich 1895 dem chinesischen Kaiserreich die Insel Taiwan abgejagt hat und eine Art Kolonie davon gemacht hat. Bis dann Japan nach verlorenem zweiten Weltkriege das Territorium übergangsweise offenbar unter Oberregie der USA stellen musste (die in dieser Zeit den Pazifikraum neu geordnet haben) und die USA eben der vor den Kommunisten fliehenden chinesischen KMT-Regierung die Insel Taiwan quasi übergaben. So setzte sich die eigentlich untergehende Republik China auf der Inselprovinz Taiwan mit ein paar zur chin. Provinz Fujinan (oder wie immer man das genau schreibt) gehörenden Inseln fort. Und die KP Chinas wirft seither begehrliche Blicke auf die Insel Taiwan, die sie nie beherrscht hat und sagt, sie hätte Anspruch dort auch zu herrschen.
Pierre, reg' dich ab, hier geht es nur um Politik. Und der Typ links könnte auch mal wo anders hinglotzen - Werbung in Jonghe, Taipei. Die beiden sind die "Expats", die mir am meisten auf die Nerven gehen so unvollkommen angezogen neben dem Firmendach und der Kantine)
Obige Zustände subsummiert die deutsche Presse üblicherweise damit, dass Taiwan eine (von China) "abtrünnige Provinz" sei, die sich 1949 abgetrennt habe. So als sei hier auf Taiwan 1949 der Rinderwahnsinn ausgebrochen und die Taiwaner hätten hier die Republik Wendtland oder irgendetwas in der Art ausgerufen. Tatsächlich ist der Staatsname hier "Republik China" aber die Taiwaner driften nun langsam aber stetig zu einer eher taiwanischen Identität. Denn 65% der Leute hier sehen sich als Taiwaner, nicht als Chinesen, liest man immer wieder in Umfragen.
Gegenwärtig ist Präsident Ma Ying-Jeou von der KMT im Präsidentenpalast, 2x demokratisch gewählt. Er hat einen stark auf Annäherung oder manchmal sogar Vereinigung mit der VR-China ausgerichteten Kurs gefahren, der im März 2014 zu Massenprotesten in Taipei und sogar zur Besetzung des Parlaments geführt hatte (http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/03/demo-in-taipei-mit-300000-menschen-oder.html).
Die nächste Präsidentschaftswahl ist 2016. Die große Oppositionspartei DPP, die eher für eine "Republik Taiwan" eintritt, die vielleicht irgendwann mal alle Chinabezüge aus der Verfassung streicht damit Taiwan eine ganz normale parlamentarisch-demokratische Republik in Asien sein kann, wird die Politikerin Tsai Ingwen ins Rennen schicken. Eine emotional distanziert wirkende Frau, der die einmal kurz aufgeflammte Debatte um ihre angebliche Homosexualität im aufgeklärten Taiwan nicht geschadet hat. Frau Tsai gibt sich moderat, will also China nicht mit irgendwelchen dramatischen Aktionen (wie Unabhängigkeitsvolksabstimmungen oder dergleichen wie unter dem letzten DPP-Präsidenten Chen) provozieren, sieht aber ihrer Parteilinie gemäß die VR-China eher als Nachbarland an. Und nicht als altes Mutterland.
Die KMT, die man im demografischen Niedergang sieht, weil die noch aus China eingewanderten oder dort psychologisch verankerten Leute langsam älter werden und wegsterben, wird nun wohl auch eine Frau als Präsidentschaftskandidatin aufstellen. Es ist die 67jährige Hung Hsiu-chu, die wohl eher eine Hardlinerin darstellt. Frau Hung hat sich jedenfalls ausdrücklich gegen eine "Unabhängigkeit Taiwans" ausgesprochen und erklärt, diese sei nicht mit der Verfassung vereinbar. Und sie redet vom "nächsten Schritt", den man in der Beziehung zur VR-China tun müsse. Auch wenn das nach Konföderation (?), Hongkong-Status oder ähnlichem klingt, spricht sie andererseits auch davon, dass die Taiwaner eher die Vereinigung mit China in Demokratie und nach Recht und Gesetz wollen würden, während die VR-China da ihre eigenen Vorstellungen habe.
Demographisch gesehen denke ich, wollen die meisten Taiwaner aber keine Vereinigung mit der VR-China, die Frau Hung im übrigen als "nationale Vereinigung" bezeichnet. Und die Republik China, die wir umgangssprachlich als "Taiwan" bezeichnen, ist natürlich längst ein unabhängiger Staat mit eigener Regierung, Währung, eigenem Militär und Visarecht etc. pp. Eigentlich geht es also gar nicht darum, "Taiwan" von der "Republik China" oder von irgendeinem "China" abzuspalten. Der souveräne Staat namens Republik China müsste sich ja nur in Republik Taiwan umbenennen, dann wäre das ja schon geschehen, was Frau Hung für verfassungsmäßig unmöglich hält.
Empfehlenswert wäre die von vielen in der DPP favorisierte Umbenennung aber nicht, weil die VR-China für diesen Fall mit Krieg und Invasion drohnt.
Das Wahlvolk der "Republik China" hat das Wort. Ganz anders als in der VR-China. Und offenbar haben die Leute die Wahl zwischen einer eher der Vereinigung zuneigenden Frau und einer vermutlich den Status-Quo halten wollenden Frau. Die meisten Beobachter gehen von einem DPP-Sieg aus. So wird es wohl kommen, wenn nichts unvorhergesehenes passiert.
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Schöner Morgen in Taipei
Das Taiwanblog muss einfach positiver werden. Also dann mal los.
Gestern Morgen komme ich rein ins Seven-Eleven, also einen der üblicherweise 24h-geöffneten Minisupermärkte bei uns im Gewerbegebiet (da hat er freilich nicht so lange auf), habe mich durch den Moped- und LKW-Mief über bürgersteiglose und dafür Betelnusspriem-bespuckte Straßen geschoben und ... komme also rein in den Seven-Eleven. Kaufe mir ein eingeschweißtes Sandwich und noch so einen Pappbagel mit Marmelade gleich drauf und stehe missmutig an der Kasse. Da passiert es.
Er kommt rein. Ein alter Hund, kurzgeschoren, schon etwas unsicher auf den Beinen und wohlbeleibt. Watschelt gemütlich durch die automatisch aufgehende Tür und blickt mit ausgesprochen fröhlichem Gesichtsausdruck in die Runde. Ich weiß auch, dass die meisten Menschen glauben, Hunde hätten keine Mimik. Kann ich aber nichts für, für dieses Unglauben.
Er guckt kurz in die Runde, beäugt die Plastikbrottheke und wirft sich dann auf den großen Fußabtreter auf den Rücken und aalt sich erst mal so richtig herum. Eine geschlagene Minute. Dann steht er auf, sieht völlig entspannt und glücklich in die Runde - ich zwinkere ihm zu - er beäugt meine Sandwichs mit einem Anflug von Melancholie - und dann gehen wir beide zur Tür raus. Er strahlt immer noch. Es ist ein schöner Morgen in Taipei, wir haben Klimaanlagen und können uns am Rücken kratzen im kühlen Windhauch. Das Leben ist schön. Eine einfache Botschaft der Lebensfreunde in einer oft grauen und stressigen Welt.
Guten Morgen.
Gestern Morgen komme ich rein ins Seven-Eleven, also einen der üblicherweise 24h-geöffneten Minisupermärkte bei uns im Gewerbegebiet (da hat er freilich nicht so lange auf), habe mich durch den Moped- und LKW-Mief über bürgersteiglose und dafür Betelnusspriem-bespuckte Straßen geschoben und ... komme also rein in den Seven-Eleven. Kaufe mir ein eingeschweißtes Sandwich und noch so einen Pappbagel mit Marmelade gleich drauf und stehe missmutig an der Kasse. Da passiert es.
Er kommt rein. Ein alter Hund, kurzgeschoren, schon etwas unsicher auf den Beinen und wohlbeleibt. Watschelt gemütlich durch die automatisch aufgehende Tür und blickt mit ausgesprochen fröhlichem Gesichtsausdruck in die Runde. Ich weiß auch, dass die meisten Menschen glauben, Hunde hätten keine Mimik. Kann ich aber nichts für, für dieses Unglauben.
Er guckt kurz in die Runde, beäugt die Plastikbrottheke und wirft sich dann auf den großen Fußabtreter auf den Rücken und aalt sich erst mal so richtig herum. Eine geschlagene Minute. Dann steht er auf, sieht völlig entspannt und glücklich in die Runde - ich zwinkere ihm zu - er beäugt meine Sandwichs mit einem Anflug von Melancholie - und dann gehen wir beide zur Tür raus. Er strahlt immer noch. Es ist ein schöner Morgen in Taipei, wir haben Klimaanlagen und können uns am Rücken kratzen im kühlen Windhauch. Das Leben ist schön. Eine einfache Botschaft der Lebensfreunde in einer oft grauen und stressigen Welt.
Guten Morgen.
Montag, Juni 15, 2015
Endzeitstimmung im Taiwanblog, dann doch nicht (Edit)
Von Taiwanern, Thermik und Temperament
oder
Republikflucht Teil 2
Der hier vorgestern erschienende Artikel muss doch noch einmal umeditiert werden, auch damit wirklich drin steht, worum es eigentlich geht.
Wie schon vorher angesprochen, macht sich die taiwantypische Arbeitsüberlastung bei meiner Frau stark gesundheitlich bemerkbar und führt bei ihr zum Auswanderungswillen. Allerdings nicht in das bei ihr völlig ungeliebte Deutschland, nach Möglichkeit auch nicht nach Europa sondern wenn es irgend geht nach Manila auf den Philippinen, wo ihre Schwester Mann und Kind hat und diese "Manilafamilie" dabei ist ihr Unternehmen zu vergrößern, siehe auch hier:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/06/wohin-des-weges.html
Der Unterschied in der Herangehensweise zwischen Teutonen wie mir und meiner taiwanischen Gattin andererseits führt immer wieder zu plötzlich herauf ziehenden Tornados. So hat sie die Tendenz manchmal sofort die Sachen packen zu wollen und nach Manila ziehen zu wollen, obwohl da noch gar nichts vorbereitet ist. Dagegen will ich immer erst ein gemachtes Nest dort sehen oder genauer gesagt ein generiertes Einkommen durch das Unternehmen, das die beiden Schwesterherzen aufbauen wollen und bin ohnehin skeptischer, was die Gewinnerwartungen betrifft. Mein Vorschlag war ja, dass ich mir etwa einen Job in meiner Informatikbranche in Europa suche und meine Frau das arbeiten aufgibt und auch noch mal einen europäischen Augenarzt ihr nachlassendes Augenlicht untersuchen lässt. Die Taiwanärzte hier zucken einfach die Schultern wenn neue Symptome wie z.B. sekundenhafte Totalblindheit auftreten. Dr. med Google findet dann schnell etwas von Durchblutungsstörungen und Therapieansätzen aber der Taiwanaugenarzt sagt nur, das sei normal. Klar, alles "total normal". So haben wir was das Vertrauen zu taiwanischen und europäischen Ärzten angeht eben wieder mal diametral entgegengesetzte Standpunkte.
Ich denke, mit Manila wird definitiv etwas passieren, die erste der geplanten Verkaufsstellen soll im nächsten Monat aufmachen, dort gibt es dann Jesusaufkleber fürs Auto und auch auf Wunsch Industrie- oder Handelsschilder. Meine Lust in eine mir fremde Branche zu investieren in einem exotischen Land ist eigentlich too low for zero, aber auch hier haben Frau und ich mal wieder diametral entgegengesetzte Standpunkte. Aber da sie hofft, in Manila mit nachlassendem Augenlicht bald eine ständig verfügbare, dort sehr günstige Hausmagd zu haben, will ich da ihren Plänen nicht im Wege stehen.
Im Unternehmen hier in Taiwan derweil ist meine Frau im Mittelmanagement die einzige Frau. Die Herrenriege hier hat es sich so angewöhnt alle Arbeit ihr zuzuschieben, so dass meine Frau nicht nur ihr eigenes 40-Leute-Team leitet sondern auch noch große Teile von anderen Teams übernommen hat. Das ging nicht mehr gut und ihr Arbeitstag gipfelte an die 20h, wenn man die vielen Stunden Emails und Planungen daheim auf dem Sofa mit dem Notebook mit zählt. Die Kündigung war schon unterzeichnet, meine Frau war geistig schon in Manila und trug mir auf für die Übergangszeit vielleicht in Deutschland allein zu leben aus finanziellen Gründen bis ich nachkommen kann in die neue Heimat Manila so wie das Geschäft läuft. So trug ich schon den eigenen kleinen Bürokühlschrank ins Auto und da schallte es aus dem Zimmer des Abteilungsleiter, meine Frau möge noch mal zum Gespräch kommen. Jetzt wird eine Umbesetzung bei den Herren vorgenommen und künftig sollen auch die Y-Chromosomenträger im Mittelmanagement etwas arbeiten. Na schauen wir mal. Denn so wie es jetzt organisiert ist stellt es nicht nur eine gesundheitsgefährdende Überlastung für meine Frau dar, sondern auch die Qualität der Arbeit und der Produkte droht drunter zu leiden.
Ich sehe da patriarchalische Strukturen am Werke, denn noch vor Jahren hat die selbe Runde Herren von meiner (gleichgestellten!) Frau verlangt, dass sie ihnen bei Meetings Kaffee serviert. Na, da haben sie sich aber etwas anhören müssen. Und Kaffee gab es dann natürlich auch keinen.
Richtige Männer arbeiten aber eben auch und trinken nicht nur Kaffee. Schauen wir mal wie das jetzt wird. Eine kleine Verbesserung wäre ja auch schon mal was.
Nachwort:
Eigentlich viel zu viele Unternehmensinterna, aber die Zustände, die bei meiner Frau aufgeschlagen sind - nicht bei mir - haben mittlerweile zu gravierende Auswirkungen auf das Familienleben, als dass ich sie zukleistern möchte. Und sind eben auch kulturell bedingt, eben die patriarchalische Verhaltensweise, die sicher hier noch verbreiteter ist als in vielen Teilen Westeuropas denke ich. Außerdem die Tendenz Angestellten im Zweifelsfall wirklich alles zuzumuten. Deshalb gehört es hier doch ins Blog.
oder
Republikflucht Teil 2
Der hier vorgestern erschienende Artikel muss doch noch einmal umeditiert werden, auch damit wirklich drin steht, worum es eigentlich geht.
Wie schon vorher angesprochen, macht sich die taiwantypische Arbeitsüberlastung bei meiner Frau stark gesundheitlich bemerkbar und führt bei ihr zum Auswanderungswillen. Allerdings nicht in das bei ihr völlig ungeliebte Deutschland, nach Möglichkeit auch nicht nach Europa sondern wenn es irgend geht nach Manila auf den Philippinen, wo ihre Schwester Mann und Kind hat und diese "Manilafamilie" dabei ist ihr Unternehmen zu vergrößern, siehe auch hier:
http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/06/wohin-des-weges.html
Der Unterschied in der Herangehensweise zwischen Teutonen wie mir und meiner taiwanischen Gattin andererseits führt immer wieder zu plötzlich herauf ziehenden Tornados. So hat sie die Tendenz manchmal sofort die Sachen packen zu wollen und nach Manila ziehen zu wollen, obwohl da noch gar nichts vorbereitet ist. Dagegen will ich immer erst ein gemachtes Nest dort sehen oder genauer gesagt ein generiertes Einkommen durch das Unternehmen, das die beiden Schwesterherzen aufbauen wollen und bin ohnehin skeptischer, was die Gewinnerwartungen betrifft. Mein Vorschlag war ja, dass ich mir etwa einen Job in meiner Informatikbranche in Europa suche und meine Frau das arbeiten aufgibt und auch noch mal einen europäischen Augenarzt ihr nachlassendes Augenlicht untersuchen lässt. Die Taiwanärzte hier zucken einfach die Schultern wenn neue Symptome wie z.B. sekundenhafte Totalblindheit auftreten. Dr. med Google findet dann schnell etwas von Durchblutungsstörungen und Therapieansätzen aber der Taiwanaugenarzt sagt nur, das sei normal. Klar, alles "total normal". So haben wir was das Vertrauen zu taiwanischen und europäischen Ärzten angeht eben wieder mal diametral entgegengesetzte Standpunkte.
Ich denke, mit Manila wird definitiv etwas passieren, die erste der geplanten Verkaufsstellen soll im nächsten Monat aufmachen, dort gibt es dann Jesusaufkleber fürs Auto und auch auf Wunsch Industrie- oder Handelsschilder. Meine Lust in eine mir fremde Branche zu investieren in einem exotischen Land ist eigentlich too low for zero, aber auch hier haben Frau und ich mal wieder diametral entgegengesetzte Standpunkte. Aber da sie hofft, in Manila mit nachlassendem Augenlicht bald eine ständig verfügbare, dort sehr günstige Hausmagd zu haben, will ich da ihren Plänen nicht im Wege stehen.
Im Unternehmen hier in Taiwan derweil ist meine Frau im Mittelmanagement die einzige Frau. Die Herrenriege hier hat es sich so angewöhnt alle Arbeit ihr zuzuschieben, so dass meine Frau nicht nur ihr eigenes 40-Leute-Team leitet sondern auch noch große Teile von anderen Teams übernommen hat. Das ging nicht mehr gut und ihr Arbeitstag gipfelte an die 20h, wenn man die vielen Stunden Emails und Planungen daheim auf dem Sofa mit dem Notebook mit zählt. Die Kündigung war schon unterzeichnet, meine Frau war geistig schon in Manila und trug mir auf für die Übergangszeit vielleicht in Deutschland allein zu leben aus finanziellen Gründen bis ich nachkommen kann in die neue Heimat Manila so wie das Geschäft läuft. So trug ich schon den eigenen kleinen Bürokühlschrank ins Auto und da schallte es aus dem Zimmer des Abteilungsleiter, meine Frau möge noch mal zum Gespräch kommen. Jetzt wird eine Umbesetzung bei den Herren vorgenommen und künftig sollen auch die Y-Chromosomenträger im Mittelmanagement etwas arbeiten. Na schauen wir mal. Denn so wie es jetzt organisiert ist stellt es nicht nur eine gesundheitsgefährdende Überlastung für meine Frau dar, sondern auch die Qualität der Arbeit und der Produkte droht drunter zu leiden.
Ich sehe da patriarchalische Strukturen am Werke, denn noch vor Jahren hat die selbe Runde Herren von meiner (gleichgestellten!) Frau verlangt, dass sie ihnen bei Meetings Kaffee serviert. Na, da haben sie sich aber etwas anhören müssen. Und Kaffee gab es dann natürlich auch keinen.
Richtige Männer arbeiten aber eben auch und trinken nicht nur Kaffee. Schauen wir mal wie das jetzt wird. Eine kleine Verbesserung wäre ja auch schon mal was.
Nachwort:
Eigentlich viel zu viele Unternehmensinterna, aber die Zustände, die bei meiner Frau aufgeschlagen sind - nicht bei mir - haben mittlerweile zu gravierende Auswirkungen auf das Familienleben, als dass ich sie zukleistern möchte. Und sind eben auch kulturell bedingt, eben die patriarchalische Verhaltensweise, die sicher hier noch verbreiteter ist als in vielen Teilen Westeuropas denke ich. Außerdem die Tendenz Angestellten im Zweifelsfall wirklich alles zuzumuten. Deshalb gehört es hier doch ins Blog.
Taiwanerinnen, schlaft nicht mit Ausländern...
... sondern lieber mit Taiwanern
So krass und kalt würden es die Taiwaner nie sagen, aber seit einiger Zeit gibt es eine Diskussion um ein Musikvideo, das offensichtlich Ausländer - repräsentiert durch die in der öffentlichen Meinung dominierenden recht jungen Weißen - im negativen Licht darstellt und Taiwanerinnen dazu auffordert "lieber das einheimische Produkt schätzen zu lernen" statt den (weißen) Ausländermann. Die ganze Diskussion, die ich nicht im Detail führen will hier beispielsweise im hervorragenden Blog vom Taiwanexplorer: http://taiwanexplorer.blogspot.tw/2015/06/racist-music-video-against-foreigners-in-taiwan.html
Warum es da "Blackface is bad" im Video heißt, ich will es nicht wirklich wissen. Ich bin schlichtweg zu lange hier um mich so sehr um die Meinung irgendwelcher Einheimischer über mein Ausländeraussehen zu kümmern. Kurz gesagt habe ich in Taiwan folgende Phasen erlebt in der Öffentlichkeit:
2004-2011 etwa:
Oft Glorifizierung auf der Straße, Fragen ob man den Kindern Englisch beibringt. Kichernde junge Frauen und Kinder. Auch gestandene Männer die aufgeregt auf einen zeigen und dabei "Waiguroen! (Ausländer)" rufen. Oft habe ich mich über das "Adogah" geärgert, was wohl "Großnase" heißt, aber von Taiwanern als normales Wort für Ausländer gebraucht wird. Das "Laowai" (etwa: Ausländerhäuptling/Ausländerchef) habe ich in ironischen und positiven Konnotationen kennengelernt. Ich hatte Kinder, die auf der Straße hinter mir her tanzten und "Laowai! Laowai!" und einen Reim aus der Fernsehwerbung riefen, weil ein TV-Spot für gesunden Multivitaminsaft veritable schwarze Höhlenmenschen als Laowai bezeichnete und die Kinder dazu aufforderte nicht bei Laowai zu essen und in dem Spot so getanzt wurde. Irgendwann fing ich an die Leute zu ignorieren und habe es bis heute so belassen.
2011-heute:
Wohl die endlose Medienberichterstattung um den vmtl. englisch/pakistanischen Todesfahrer Zain D. (einer der Berichte hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/04/endlosgeschichte-um-fluchtigen-briten.html) hat nicht nur meiner Meinung nach ein Umschwenken in der öffentlichen Wahrnehmung von westlichen Ausländern gebracht. Mir ist bewusst, dass man Zain D. nicht unbedingt als westlichen Ausländer sehen muss, aber im smarten Businessanzug und unter Erwähnung seiner britischen Staatsbürgerschaft kam er in den Medien so rüber. Seither war die oft alberne Freundlichkeit weg und ich habe seither stattdessen eher einen gelegentlichen bösen Blick irgendeines Passanten und manchmal etwas Anpöbeln festgestellt. Aber das gab es vorher eigentlich auch schon. So dass im Ergebnis die Zain D. - Berichterstattung vielleicht einfach nur die alberne Überfreundlichkeit der Taiwan "weggehoben" hat. Im Ergebnis werde ich heute mehr in Ruhe gelassen als früher, in so fern ist es eigentlich angenehmer.
Meine These vor 2011 war immer, dass die oft überbordene Berichterstattung über Fehltritte oder Schlimmeres (oder Nichtigeres) von Ausländern in der oft übertriebenen Beliebtheit des ausländischen "Gastes" fußten und die Taiwanpresse eben Einschaltquote und Auflage damit machte, die eigentlich beliebten Ausländer "vom Sockel zu stoßen", auf den die Taiwaner sie gestellt hatten. Ähnlich wie wir alle ja auch Spaß daran haben Nachrichten von Filmstars oder bekannten Sängern zu lesen, die auf öffentlichen Toiletten oder mit Prostituierten oder mit Alkohol und Drogen in Schwierigkeiten geraten. Was man auf den Sockel hebt, lässt man auch mal gern wieder herunter krachen. Da die negativen Ausländerstories zumindest zeitweise das positive Bild des Ausländers ins negative kehrten war immer meine Theorie, dass sie die Zustände in Taiwan damit normalisieren. Sprich ist der Ausländer hinreichend und permanent vom positiven Sockel geholt, wird er damit mehr zum Normalo und die Pressehetzstories gegen einzelne Ausländer (als unverschämte Vertreter ihrer Gattung) würden sich auch nicht mehr so sehr verkaufen.
Ist das nun eingetreten oder geht es weiter Richtung Südkorea? Wie Expats von dort berichten, ist es üblich, das in der Öffentlichkeit Kampagnen gegen Weiße pauschal gefahren wurden, etwa Busse mit den englischen Hinweisen, privat Englischunterricht zu geben sei illegal oder eine TV-Show, die die Leute dazu aufforderte weißen Männern auf der Straße zu sagen sie sollten die Hände von einheimischen Frauen lassen - was dann auch geschah.
Das obige Musikvideo geht sicher in die Richtung. Taiwan, willst du nun südkoreanisch werden? Und lieber Mitsteuerzahler in Taiwan, wenn ihr mich an der Hand von meiner Frau anquasseln wollt in dieser Hinsicht mit eurem Buxibanenglisch, dann erwischt nicht gerade einen Tag, an dem ich wegen Smog, Verkehr und 14-Stunden - Arbeitstag schlechte Laune habe. Und überlegt euch vorher, was euch das eigentlich anginge. Aber solche Geschichten werdet ihr mit eurer fernöstlichen Weisheit doch nicht machen wollen, oder? Würde ja auch schwierig meiner Frau etwa beim Tragen der Tasche zu helfen, wenn ich sie nicht anfassen dürfte, gell?
P.S: In dem Musikvideo selbst hat sich einer der Sänger die Haare blond gefärbt und tritt im Porsche als missionierender Englischlehrer auf, der offenbar von den einheimischen Damen nur das eine will. Alles recht niedlich und naiv - eben wie Taiwaner oft mit Ausländern umgehen. Es wird sich viel über die schlechte Aussprache und Grammatikfehler von chinesischsprechenden Ausländern lustig gemacht. Ich erinnere mich noch gut, dass mir mein Anfangselan zum Chinesischsprechen durch das ständige offene Auslachen genommen wurde. Aber so ist es nun mal hier. Mir fehlt die Lust mich wirklich damit zu beschäftigen. Dieser Artikel soll keine Beschwerde sein, drückt nur ein bisschen Sorge aus ob der Anti-Ausländerwirbel von Presse und bisweilen Facebook nun noch weiter geht...
So krass und kalt würden es die Taiwaner nie sagen, aber seit einiger Zeit gibt es eine Diskussion um ein Musikvideo, das offensichtlich Ausländer - repräsentiert durch die in der öffentlichen Meinung dominierenden recht jungen Weißen - im negativen Licht darstellt und Taiwanerinnen dazu auffordert "lieber das einheimische Produkt schätzen zu lernen" statt den (weißen) Ausländermann. Die ganze Diskussion, die ich nicht im Detail führen will hier beispielsweise im hervorragenden Blog vom Taiwanexplorer: http://taiwanexplorer.blogspot.tw/2015/06/racist-music-video-against-foreigners-in-taiwan.html
Warum es da "Blackface is bad" im Video heißt, ich will es nicht wirklich wissen. Ich bin schlichtweg zu lange hier um mich so sehr um die Meinung irgendwelcher Einheimischer über mein Ausländeraussehen zu kümmern. Kurz gesagt habe ich in Taiwan folgende Phasen erlebt in der Öffentlichkeit:
2004-2011 etwa:
Oft Glorifizierung auf der Straße, Fragen ob man den Kindern Englisch beibringt. Kichernde junge Frauen und Kinder. Auch gestandene Männer die aufgeregt auf einen zeigen und dabei "Waiguroen! (Ausländer)" rufen. Oft habe ich mich über das "Adogah" geärgert, was wohl "Großnase" heißt, aber von Taiwanern als normales Wort für Ausländer gebraucht wird. Das "Laowai" (etwa: Ausländerhäuptling/Ausländerchef) habe ich in ironischen und positiven Konnotationen kennengelernt. Ich hatte Kinder, die auf der Straße hinter mir her tanzten und "Laowai! Laowai!" und einen Reim aus der Fernsehwerbung riefen, weil ein TV-Spot für gesunden Multivitaminsaft veritable schwarze Höhlenmenschen als Laowai bezeichnete und die Kinder dazu aufforderte nicht bei Laowai zu essen und in dem Spot so getanzt wurde. Irgendwann fing ich an die Leute zu ignorieren und habe es bis heute so belassen.
2011-heute:
Wohl die endlose Medienberichterstattung um den vmtl. englisch/pakistanischen Todesfahrer Zain D. (einer der Berichte hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/04/endlosgeschichte-um-fluchtigen-briten.html) hat nicht nur meiner Meinung nach ein Umschwenken in der öffentlichen Wahrnehmung von westlichen Ausländern gebracht. Mir ist bewusst, dass man Zain D. nicht unbedingt als westlichen Ausländer sehen muss, aber im smarten Businessanzug und unter Erwähnung seiner britischen Staatsbürgerschaft kam er in den Medien so rüber. Seither war die oft alberne Freundlichkeit weg und ich habe seither stattdessen eher einen gelegentlichen bösen Blick irgendeines Passanten und manchmal etwas Anpöbeln festgestellt. Aber das gab es vorher eigentlich auch schon. So dass im Ergebnis die Zain D. - Berichterstattung vielleicht einfach nur die alberne Überfreundlichkeit der Taiwan "weggehoben" hat. Im Ergebnis werde ich heute mehr in Ruhe gelassen als früher, in so fern ist es eigentlich angenehmer.
Meine These vor 2011 war immer, dass die oft überbordene Berichterstattung über Fehltritte oder Schlimmeres (oder Nichtigeres) von Ausländern in der oft übertriebenen Beliebtheit des ausländischen "Gastes" fußten und die Taiwanpresse eben Einschaltquote und Auflage damit machte, die eigentlich beliebten Ausländer "vom Sockel zu stoßen", auf den die Taiwaner sie gestellt hatten. Ähnlich wie wir alle ja auch Spaß daran haben Nachrichten von Filmstars oder bekannten Sängern zu lesen, die auf öffentlichen Toiletten oder mit Prostituierten oder mit Alkohol und Drogen in Schwierigkeiten geraten. Was man auf den Sockel hebt, lässt man auch mal gern wieder herunter krachen. Da die negativen Ausländerstories zumindest zeitweise das positive Bild des Ausländers ins negative kehrten war immer meine Theorie, dass sie die Zustände in Taiwan damit normalisieren. Sprich ist der Ausländer hinreichend und permanent vom positiven Sockel geholt, wird er damit mehr zum Normalo und die Pressehetzstories gegen einzelne Ausländer (als unverschämte Vertreter ihrer Gattung) würden sich auch nicht mehr so sehr verkaufen.
Ist das nun eingetreten oder geht es weiter Richtung Südkorea? Wie Expats von dort berichten, ist es üblich, das in der Öffentlichkeit Kampagnen gegen Weiße pauschal gefahren wurden, etwa Busse mit den englischen Hinweisen, privat Englischunterricht zu geben sei illegal oder eine TV-Show, die die Leute dazu aufforderte weißen Männern auf der Straße zu sagen sie sollten die Hände von einheimischen Frauen lassen - was dann auch geschah.
Das obige Musikvideo geht sicher in die Richtung. Taiwan, willst du nun südkoreanisch werden? Und lieber Mitsteuerzahler in Taiwan, wenn ihr mich an der Hand von meiner Frau anquasseln wollt in dieser Hinsicht mit eurem Buxibanenglisch, dann erwischt nicht gerade einen Tag, an dem ich wegen Smog, Verkehr und 14-Stunden - Arbeitstag schlechte Laune habe. Und überlegt euch vorher, was euch das eigentlich anginge. Aber solche Geschichten werdet ihr mit eurer fernöstlichen Weisheit doch nicht machen wollen, oder? Würde ja auch schwierig meiner Frau etwa beim Tragen der Tasche zu helfen, wenn ich sie nicht anfassen dürfte, gell?
P.S: In dem Musikvideo selbst hat sich einer der Sänger die Haare blond gefärbt und tritt im Porsche als missionierender Englischlehrer auf, der offenbar von den einheimischen Damen nur das eine will. Alles recht niedlich und naiv - eben wie Taiwaner oft mit Ausländern umgehen. Es wird sich viel über die schlechte Aussprache und Grammatikfehler von chinesischsprechenden Ausländern lustig gemacht. Ich erinnere mich noch gut, dass mir mein Anfangselan zum Chinesischsprechen durch das ständige offene Auslachen genommen wurde. Aber so ist es nun mal hier. Mir fehlt die Lust mich wirklich damit zu beschäftigen. Dieser Artikel soll keine Beschwerde sein, drückt nur ein bisschen Sorge aus ob der Anti-Ausländerwirbel von Presse und bisweilen Facebook nun noch weiter geht...
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Freitag, Juni 12, 2015
Korenlei/Braslei, Gent, Belgien
Seit ich 1990 oder so da mal zum schnellen Pralinenkaufen auf dem Weg nach England angehalten hatte, wollte ich immer schon mal wieder kommen. Um Weihnachten 2014 rum war es jetzt soweit, sogar mit Frau und Junior. Hier ein unkommentierter Schuss mit dem Soligor 3.5-4.5/19-35mm an der Sony A850. Mittlerweile ist das Soligor durch ein baugleiches Cosina ersetzt. Die alle auf einem Tokina basierenden Objektive halten alle den schnelleren AF der Sonys nicht aus, weil noch für Minolta gebaut. Aber was plappere ich hier nun doch schon wieder...
Da ganz in der Nähe (anderes Bild)
Donnerstag, Juni 11, 2015
Wohin des Weges? (Republikflucht Teil 1)
Spannende Diskussionen bei Ludigel daheim. Frau will raus. Ludigel auch. Wie geht es weiter?
Im Hause Ludigel zeichnet sich immer mehr ab, dass es so als Kleinfamilie in Taiwan wohl nicht weiter gehen wird. Meine Frau mit ihren 20h-Arbeitstagen, wenn man die stundenlange Arbeit "nach Feierabend" daheim mitrechnet am Notebook ist gesundheitlich angeschlagen, die nachlassenden Augen und andere gesundheitliche Probleme lassen nun den Wechselwillen in ihr erwachen.
Im Hause Ludigel zeichnet sich immer mehr ab, dass es so als Kleinfamilie in Taiwan wohl nicht weiter gehen wird. Meine Frau mit ihren 20h-Arbeitstagen, wenn man die stundenlange Arbeit "nach Feierabend" daheim mitrechnet am Notebook ist gesundheitlich angeschlagen, die nachlassenden Augen und andere gesundheitliche Probleme lassen nun den Wechselwillen in ihr erwachen.
Suche nach dem richtigen Kurs: Frau dirigiert und Junior macht die Feinplanung - jedenfalls beim Ausparken in Bali bei Taipei
In Taiwan versteht man unter "hart arbeiten", dass man Blut im Urin hat, schrieb neulich jemand im Ausländerforum Forumosa.com in plastischer Art und Weise. Auch meine Frau merkt jetzt die Härte des taiwanischen Arbeitslebens. Mit Ende 40 steckt man die taiwanische langsam aber stetige Vernichtung des Arbeitnehmers durch schwer zumutbares vielleicht auch nicht mehr so leicht weg. Für meine Frau war Taiwan immer das Gelobte Land. Nur hier wollte und konnte sie leben und mit Taiwan waren genau gesagt die engen grauen Gassen der 70er-Jahres-Schlichtwohnviertel gemeint, in denen sie aufgewachsen ist. Wann immer wir im Grünen waren, insbesondere in der Weite, etwa in der Bergwelt Taiwans, im Taoyuan County auf dem platten Land bei unserem damaligen Reihenhaus dort oder eben auch in der niedersächsischen Marsch - trat und tritt bei meiner Frau eine nervöse Unruhe ein, die sich erst durch Beton und Mauern heilen lässt. Gent in Belgien hat sie geliebt, mit seinen starken mittelalterlichen Mauern. So habe ich die letzten 11 Jahre oft in genau dem verbracht was ich hasse, nämlich engen grauen Gassen in der Taipeivariante und dachte schon, da käme ich so einfach nicht wieder raus. Wegen Frau und Junior jedenfalls nicht.
Doch jetzt stellt meine Frau massiv die Zeichen auf Auswanderung. Die von meiner Frau wegen der preiswerten Verfügbarkeit von 24h-Hausmädchen forcierte Auswanderung nach Manila (bei nachlassendem Augenlicht wäre eine Haushaltshilfe praktisch) nimmt offenbar doch Gestalt an, auch wenn die Prognosen über den möglichen Geschäftserfolg dort zwischen ihr und mir weit auseinander liegen.
Wo also sind wir in einem Jahr? Immer noch hier? Sind Frau und Junior schon in Manila und ich in Deutschland der Finanzen halber? So noch mal in die Softwareentwicklung einzutauchen außerhalb Taiwans würde mir ja schon Spaß machen. Oder sind wir alle bald wohlhabend und zufrieden in Manila?
Das wenn I wüßt'
So ist es seit ich am 07.02.2004 in den Flieger nach Taipei gestiegen bin. Viel Spannung und fernöstliche Weisheit, wenig Stetigkeit und gesunder Menschenverstand. Hat jemand gerade Kaffeesatz zur Hand vielleicht? Mein Nescafe made in Taiwan kann da nicht mit dienen...
Montag, Juni 08, 2015
Neuer Name für den belasteten Teashop?
Die sog. "Stowaway" - Teekette hatte in Taiwan leckeren kalten oder warmen Tee im taiwanüblichen Plastikfässchen zum mitnehmen. Jetzt hat sie offenbar um-firmiert nach einem Skandal.
Auch in meiner Nachbarschaft war ein "Stowaway"-Outlet und Ludigel und Frau haben dort oft kalten Tee im Plastikkübel mitgenommen. Nie getrunken haben wir einen angeblichen deutschen Blütentee, der sich dann in Wirklichkeit als ein Aufguss aus einem für Dekozwecke o.ä. vorgesehenem Blütengemisch aus dem Iran entpuppte und sehr stark mit Pestiziden (genau gesagt wohl DDT) versehen war. Das Taiwanblog berichtete damals: http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/04/stornaway-teekette-hat-gefalschten.html
Auch zwischendurch wurden wieder Pestizide in Getränken anderswo gefunden (http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/06/pestizide-wieder-in-teashop-getranken.html). Statt dem STOWAWAY-Laden, der seine Filiale mit einem Plan der Londoner U-Bahn und einem veritablen landesneutralen U-Bahn-Stationsschild dekoriert hatte (ist bestimmt mancher Tourist rein gelaufen und wunderte sich dann, dass er hinter der Registrierkasse stand) findet sich jetzt dort ein neues himmelblaues Teegeschäft, das ein identisches Layout im Laden hat. Ladenkasse und Teekanister stehen also am selben Platz. Der neue Laden nennt sich "BRIT. TEA", obwohl sicher auch Platz wäre das auszuschreiben. Nun muss BRIT. TEA ja nicht notwendigerweise BRITISH TEA heißen, ist ja sicher auch keiner, genauso wie der GERMAN TEA eben kein GERMAN TEA war sondern beim Vorgängerlokal eben IRANIAN-ABSOLUTELY NO-TEA gewesen ist. Vielleicht steht BRIT. ja auch für den Frauennamen Brittany, der als englischer Businessname von Taiwanerinnen durchaus gewählt wird. Dann hat natürlich alles seine Ordnung und der Kunde kann vertrauensvoll zugreifen in dem neuen schicken himmelblauen Geschäft. Ludigel wünscht guten Durst!
Auch in meiner Nachbarschaft war ein "Stowaway"-Outlet und Ludigel und Frau haben dort oft kalten Tee im Plastikkübel mitgenommen. Nie getrunken haben wir einen angeblichen deutschen Blütentee, der sich dann in Wirklichkeit als ein Aufguss aus einem für Dekozwecke o.ä. vorgesehenem Blütengemisch aus dem Iran entpuppte und sehr stark mit Pestiziden (genau gesagt wohl DDT) versehen war. Das Taiwanblog berichtete damals: http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/04/stornaway-teekette-hat-gefalschten.html
Auch zwischendurch wurden wieder Pestizide in Getränken anderswo gefunden (http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/06/pestizide-wieder-in-teashop-getranken.html). Statt dem STOWAWAY-Laden, der seine Filiale mit einem Plan der Londoner U-Bahn und einem veritablen landesneutralen U-Bahn-Stationsschild dekoriert hatte (ist bestimmt mancher Tourist rein gelaufen und wunderte sich dann, dass er hinter der Registrierkasse stand) findet sich jetzt dort ein neues himmelblaues Teegeschäft, das ein identisches Layout im Laden hat. Ladenkasse und Teekanister stehen also am selben Platz. Der neue Laden nennt sich "BRIT. TEA", obwohl sicher auch Platz wäre das auszuschreiben. Nun muss BRIT. TEA ja nicht notwendigerweise BRITISH TEA heißen, ist ja sicher auch keiner, genauso wie der GERMAN TEA eben kein GERMAN TEA war sondern beim Vorgängerlokal eben IRANIAN-ABSOLUTELY NO-TEA gewesen ist. Vielleicht steht BRIT. ja auch für den Frauennamen Brittany, der als englischer Businessname von Taiwanerinnen durchaus gewählt wird. Dann hat natürlich alles seine Ordnung und der Kunde kann vertrauensvoll zugreifen in dem neuen schicken himmelblauen Geschäft. Ludigel wünscht guten Durst!
Taiwan vollstreckt 6 Todesstrafen
Emotionen kochten verständlicherweise hoch nach dem grausamen Mord an einer Schülerin durch einen offenbar Geisteskranken. Die Regierung liefert und lässt (andere*) hinrichten - man darf spekulieren, ob politische Pluspunkte passend zur Stimmung der Bevölkerung gesammelt werden sollten.
Hinrichtungen werden in Taiwan ohne Vorankündigung vollstreckt und entweder durch Schüsse ins Herz oder im Falle von Organspendern durch Kopfschuss vollstreckt. Sich da freiwillig zu melden kann wohl keinem Todeskandidaten geraten werden, schließlich sind in Taiwan Fälle vorgekommen in denen den exekutierten Organspendern die Organe noch lebendig entnommen werden sollten oder gar entnommen worden sind (http://en.wikipedia.org/wiki/Capital_punishment_in_Taiwan#Human_vivisection). In der momentanen Serie findet sich ein Mörder/Vergewaltiger eines (anderen) Schulmädchens und auch ein Gangster, der einen Rivalen lebendig begraben hat (http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2015/06/07/2003620127). Der am harmlosesten klingende Fall ist der eines Fahrgastes oder Taxifahrers (das wird nicht so ganz klar bei der ungenauen Berichterstattung), der einen (anderen) Taxifahrer beim Streit um einen Fahrpreis getötet haben soll. Taxifahrer sind Leute, die schon mal schnell handgreiflich werden in Taiwan. Auch ich habe schon einmal schnell ein Taxi verlassen und Frau und Junior dabei Deckung gegeben. Man könnte sich fragen ob so ein eskalierter Streit überhaupt in die Kategorie Mord fallen müsste, wenn man die Hintergründe kennen würde.
Wie dem auch sei, ein "schwerer Junge", den die Berichterstattung mit Mord und Folter in Zusammenhang bringt, hat eine Stunde gebraucht zum Sterben und ein weiterer Todeskandidaten musste zweimal zur Zielscheibe werden. Lebendentnahme von Organen, doppeltes Herumballern und stundenlanges Sterben, das alles ist meiner Meinung nach ein zu tiefst unwürdiges Spektakel, das sich eine parlamentarische Demokratie wie Taiwan nicht leisten sollte, allen Populismus hin oder her. Leider hat die gegenwärtige prochinesische Regierung unter Präsident Ma (KMT) die vorher von der DPP unter Präsident Chen ausgesetzte Todesstrafe wieder aufgenommen - und poliert sich so die teilweise bis auf 9% gefallenen Popularitätswerte wieder auf. Ein schmutziger und irgendwie nach der hofierten VR-China riechender Job. Moderne zivilisierte Länder sollten ihn nicht machen, trotz aller Trauer für die Opfer der Verbrechen, die die Täter begangen haben.
* Der aktuelle Täter ist ja noch nicht einmal verurteilt
Hinrichtungen werden in Taiwan ohne Vorankündigung vollstreckt und entweder durch Schüsse ins Herz oder im Falle von Organspendern durch Kopfschuss vollstreckt. Sich da freiwillig zu melden kann wohl keinem Todeskandidaten geraten werden, schließlich sind in Taiwan Fälle vorgekommen in denen den exekutierten Organspendern die Organe noch lebendig entnommen werden sollten oder gar entnommen worden sind (http://en.wikipedia.org/wiki/Capital_punishment_in_Taiwan#Human_vivisection). In der momentanen Serie findet sich ein Mörder/Vergewaltiger eines (anderen) Schulmädchens und auch ein Gangster, der einen Rivalen lebendig begraben hat (http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2015/06/07/2003620127). Der am harmlosesten klingende Fall ist der eines Fahrgastes oder Taxifahrers (das wird nicht so ganz klar bei der ungenauen Berichterstattung), der einen (anderen) Taxifahrer beim Streit um einen Fahrpreis getötet haben soll. Taxifahrer sind Leute, die schon mal schnell handgreiflich werden in Taiwan. Auch ich habe schon einmal schnell ein Taxi verlassen und Frau und Junior dabei Deckung gegeben. Man könnte sich fragen ob so ein eskalierter Streit überhaupt in die Kategorie Mord fallen müsste, wenn man die Hintergründe kennen würde.
Wie dem auch sei, ein "schwerer Junge", den die Berichterstattung mit Mord und Folter in Zusammenhang bringt, hat eine Stunde gebraucht zum Sterben und ein weiterer Todeskandidaten musste zweimal zur Zielscheibe werden. Lebendentnahme von Organen, doppeltes Herumballern und stundenlanges Sterben, das alles ist meiner Meinung nach ein zu tiefst unwürdiges Spektakel, das sich eine parlamentarische Demokratie wie Taiwan nicht leisten sollte, allen Populismus hin oder her. Leider hat die gegenwärtige prochinesische Regierung unter Präsident Ma (KMT) die vorher von der DPP unter Präsident Chen ausgesetzte Todesstrafe wieder aufgenommen - und poliert sich so die teilweise bis auf 9% gefallenen Popularitätswerte wieder auf. Ein schmutziger und irgendwie nach der hofierten VR-China riechender Job. Moderne zivilisierte Länder sollten ihn nicht machen, trotz aller Trauer für die Opfer der Verbrechen, die die Täter begangen haben.
* Der aktuelle Täter ist ja noch nicht einmal verurteilt
Mittwoch, Juni 03, 2015
Wieder Windows (-Entwicklung!)
Eine Rückkehr zu meiner Dot-Com-Entwicklungszeit: Softwareentwicklung unter Windows 7 / 2008 Server
Wie hier im Blog berichtet war ich ja bis vor kurzem Linux-Entwicklungsleiter im Server-Geschäftsfeld meines Arbeitgebers, einem der größten taiwanischen Computerhersteller. Das Team war ursprünglich das Linux- (und auch Unix-) Entwicklungsteam des Testteams des Serverbereichs, wurde dann aber organisatorisch heraus gelöst. Nun bin ich mittlerweile Leiter des Entwicklungsteams, also ohne vorgesetztes "Linux" und daher auch für Windows zuständig.
Dieser Tage schreibe ich ein Programm, gerade in erster Version fertig, das in C# mit dem Visual Studio und der WPF-Klassenbibliothek geschrieben ist. Es läuft auf Win7 und auch noch WinXP SP3. Über Linq wird ein MS-SQL - Server angesprochen, der auf einer Windows 2008 Enterprise Server Maschine läuft in einem lokalen Netzwerk.
Für mich eine Rückkehr zu der Zeit, als ich damals noch für deutsche Softwareunternehmen in den frühen 2000ern unter DAO und ODBC als SQL-Anbindung unter Windows NT/2000 gearbeitet habe und an einem Programm zur Userverwaltung einer Kryptosoftware mitgearbeitet habe. Damals war es noch MFC, gewissermaßen der Vorgänger von WPF. Das hatte ich gleich gemacht, nachdem ich beim vorherigen Unternehmen einen Parser zum Verstehen von programmcodeartigen Sicherheitspolitiken implementiert hatte.
Viel Faschchinesisch heute im Blog. Für mich alles ein großes Vergnügen wieder unter Windows zu entwickeln - auch wenn ich mich als Linuxer da ein bisschen schuldig fühle. WPF ist einfach eine x-mal bessere Version des alten, etwas schwerfälligen MFC - toll.
Ach so, was macht das Programm? Es hilft beim "Schedulen", also beim Planen welcher Mitarbeiter welchen Testschritt eines Testprojekts (also etwa Prototypentest) durchführt. Das war immer nicht ganz unkomplex zu machen, da man gucken muss, wer für einen Testtask wie "Linuxtest" oder "BIOS-Test" qualifiziert ist, wer nicht gerade Urlaub hat (gut, den gibt es in Taiwan kaum, aber immerhin manchmal doch) und wer nicht schon anderweitig verplant ist. Das Progamm erlaubt es die einzelnen Projekte aus definierten Einzeltasks zusammen zu setzen, ein Datum auszuwählen und zeigt dann die verfügbaren und qualifizierten Mitarbeiter automatisch an. Meine MS-Project - artige Ausgabe in zwei Varianten ist selbst gebaut. Da verwende ich noch Textsymbole statt graphische Balken. Kann man aber sehr gut ablesen. Mehr aus ästhetischen Gründen ändere ich das vielleicht noch ab.
Edit: Sehe gerade, bei ein paar Buttons hat die Schrift nicht ganz herein gepasst auf Win7. Während es unter XP gepasst hat :-)
Blog-Tipp: Was "Keuschheitsbögen" in Taiwan sind liest man hier: https://taiwandiscovery.wordpress.com/2015/05/31/taiwans-fascinating-memorial-arches-historic-tombs-and-ancestral-shrines/ (Englisch)
Wie hier im Blog berichtet war ich ja bis vor kurzem Linux-Entwicklungsleiter im Server-Geschäftsfeld meines Arbeitgebers, einem der größten taiwanischen Computerhersteller. Das Team war ursprünglich das Linux- (und auch Unix-) Entwicklungsteam des Testteams des Serverbereichs, wurde dann aber organisatorisch heraus gelöst. Nun bin ich mittlerweile Leiter des Entwicklungsteams, also ohne vorgesetztes "Linux" und daher auch für Windows zuständig.
Dieser Tage schreibe ich ein Programm, gerade in erster Version fertig, das in C# mit dem Visual Studio und der WPF-Klassenbibliothek geschrieben ist. Es läuft auf Win7 und auch noch WinXP SP3. Über Linq wird ein MS-SQL - Server angesprochen, der auf einer Windows 2008 Enterprise Server Maschine läuft in einem lokalen Netzwerk.
Für mich eine Rückkehr zu der Zeit, als ich damals noch für deutsche Softwareunternehmen in den frühen 2000ern unter DAO und ODBC als SQL-Anbindung unter Windows NT/2000 gearbeitet habe und an einem Programm zur Userverwaltung einer Kryptosoftware mitgearbeitet habe. Damals war es noch MFC, gewissermaßen der Vorgänger von WPF. Das hatte ich gleich gemacht, nachdem ich beim vorherigen Unternehmen einen Parser zum Verstehen von programmcodeartigen Sicherheitspolitiken implementiert hatte.
Viel Faschchinesisch heute im Blog. Für mich alles ein großes Vergnügen wieder unter Windows zu entwickeln - auch wenn ich mich als Linuxer da ein bisschen schuldig fühle. WPF ist einfach eine x-mal bessere Version des alten, etwas schwerfälligen MFC - toll.
Ach so, was macht das Programm? Es hilft beim "Schedulen", also beim Planen welcher Mitarbeiter welchen Testschritt eines Testprojekts (also etwa Prototypentest) durchführt. Das war immer nicht ganz unkomplex zu machen, da man gucken muss, wer für einen Testtask wie "Linuxtest" oder "BIOS-Test" qualifiziert ist, wer nicht gerade Urlaub hat (gut, den gibt es in Taiwan kaum, aber immerhin manchmal doch) und wer nicht schon anderweitig verplant ist. Das Progamm erlaubt es die einzelnen Projekte aus definierten Einzeltasks zusammen zu setzen, ein Datum auszuwählen und zeigt dann die verfügbaren und qualifizierten Mitarbeiter automatisch an. Meine MS-Project - artige Ausgabe in zwei Varianten ist selbst gebaut. Da verwende ich noch Textsymbole statt graphische Balken. Kann man aber sehr gut ablesen. Mehr aus ästhetischen Gründen ändere ich das vielleicht noch ab.
Edit: Sehe gerade, bei ein paar Buttons hat die Schrift nicht ganz herein gepasst auf Win7. Während es unter XP gepasst hat :-)
Blog-Tipp: Was "Keuschheitsbögen" in Taiwan sind liest man hier: https://taiwandiscovery.wordpress.com/2015/05/31/taiwans-fascinating-memorial-arches-historic-tombs-and-ancestral-shrines/ (Englisch)
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Dienstag, Juni 02, 2015
Pestizide wieder in Teashop-Getränken, auch im Schulessen
Eine von zahlreichen Meldungen über chemisch verseuchte Lebensmittel in Taiwan
Erst kürzlich gab es gefälschten "deutschen" Tee in der Stowaway - Teehauskette in Taiwan, der so hohe Pestizidkonzentrationen enthielt, dass eine Kundin Lähmungserscheinungen hatte (http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/04/stornaway-teekette-hat-gefalschten.html).
Neulich dann wieder eine chinesischsprachige Meldung über taiwanische Ananas, die hohe Pestizidkonzentrationen hätte. Jetzt wieder Pestizide im Teashop-Tee und sogar im Salat im Schulessen:
http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2015/06/02/2003619745
FAQ zur Lebensmittel"sicherheit" in Taiwan: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/11/info-taiwan-schlechte.html
Erst kürzlich gab es gefälschten "deutschen" Tee in der Stowaway - Teehauskette in Taiwan, der so hohe Pestizidkonzentrationen enthielt, dass eine Kundin Lähmungserscheinungen hatte (http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/04/stornaway-teekette-hat-gefalschten.html).
Neulich dann wieder eine chinesischsprachige Meldung über taiwanische Ananas, die hohe Pestizidkonzentrationen hätte. Jetzt wieder Pestizide im Teashop-Tee und sogar im Salat im Schulessen:
http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2015/06/02/2003619745
FAQ zur Lebensmittel"sicherheit" in Taiwan: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/11/info-taiwan-schlechte.html
Im Technikland Taiwan Technik aus Deutschland bestellen
Keine Blurays in Taiwan? Und ein Fake-Brenner aus China
Immer wieder bestelle ich Technik aus Deutschland und lasse sie nach Taiwan schicken. Ist das verrückt? Ein Beispiel: Meine Frau bestellt mir auf meinen Wunsch einen Bluray-Brenner. Leider einen aus China. Der ist angeblich ein Sony, identifiziert sich aber im Gegensatz zu einem echten Sony-Brenner in der Firma nicht als Sony, sondern als "Matshita". Er brennt mit den mitgelieferten 4 Rohlingen (die ungleichmäßige Ränder haben) mit 75% Ausschuss, brennt aber DVD-R einwandfrei, kann aber wiederum fremde DVDs kaum lesen. Auf der Verpackung keine Spur von Sony. Und wie man auf dem Foto sieht hat der DVD-Brenner auch kein Bluray-Logo, sondern nur CD und DVD-R Logos.
Ungute Gefühle weckte dann das VAIO - Gehäuse des Brenners. Das ist ja ein Sony-Markenzeichen. Wir hatten schon mal zwei 640 GB-USB-Festplatten aus der Quelle (also nicht aus Taiwan, wie ich damals geschrieben habe), die gingen beide nach ein paar Wochen jeweils bei Frau und mir kaputt.
Der aus der selben Quelle bestellte Sony-Kopfhörer MDR-V55/BR, der in der durchtriebenen Volksrepublik umgerechnet etwa 25 Euro kostet, käme bei Amazon.de 46 Euro. Er scheint ein Original zu sein, wirkt gut verarbeitet und klingt gut.
Etwas billig wirkt die Verkleidung der Ohrmuschel, aber die scheint tatsächlich so auszusehen. Jedenfalls scheint es dann reine Routine zu sein um zum lokalen "3C"-Elektronikmarkt zu gehen und BD-Rs zu kaufen für den Bluray-Brenner, damit ich meine Speicherkarten aus der Digitialkamera in Zukunft schneller auf optische Datenträger gesichert kriege. Haben aber nur DVD+R, -R und CD-R, keine Blurays, auch auf mühsame Nachrage nicht. "You Bluray ma?" Verkäufer ignoriert mich. "YOU BLURAY MA?" Verkäufer rennt weg. YOU BLURAY MA?????" Er guckt nach und findet keine. Und ich habe natürlich das chin. "Haben/you3" gesprochen, nicht etwa ein englisches You ;-)
Der Elektronikmarkt hatte ursprünglich zwei Etagen, jedoch wird er laufend kleiner und hat mittlerweile x Fressbuden das Erdgeschoss überlassen. Viel haben die nicht mehr. Hello-Kitty-Handyhüllen und Kopfhörer, bei denen die 250 NT-Variante 2 Wochen gehalten hat und die 500 NT-Variante 5 Wochen. Und sonst nur so teure, dass sich das mit taiwanischer Drachengattin und ihrer Elektroniklebenszeitverkürzungstendenz nicht lohnt, wenn sie verstehen was ich meine trotz des kurzen Wortes.
Also ins Auto gesetzt und rüber gedüst zum größeren 3C-Markt im Einkaufsviertel, da wo auch Costco und RT-Mart gleich zweimal sind (kann ich nicht rein, weil Frau mit ihrer Schwester losgezogen ist und die Mitgliedskarten hat). Das ist ein riesiges gelbes Gebäude mit 5 Etagen. Allerdings wusste ich schon, dass nur das Ergeschoss Verkaufsfläche hat und im Topgeschoss die Verwaltung sitzt. Frau und ich haben da schon mal mit dem Fahrstuhl nach Verkaufsfläche gesucht und nur düstere Etagen und zwischen riesigen Pappwerbeschildern sitzende Angestellte gefunden im Obersten. Aber immerhin ergibt das Erdgeschoss auch noch einen großen Elektronikmarkt. "Welcome" sagt der Sicherheitsmensch am Eingang und ich murmele ein höfliches "Du mich auch". Natürlich gibt es wieder keine Blurays, dafür aber ein leidliches Kopfhörersortiment. Wenn ich das nächste mal da einen kaufen will, haben sie aber sicher gerade keine Kopfhörer, so wie ich mein Glück mit taiwanischen Geschäften kenne. "Ni you Bluray ma?" frage ich die hübsche Verkäuferin, die sofort wegläuft. Aber einen Kollegen holt, dem sie auf Chinesisch erklärt, er würde Englisch sprechen. "That was supposed to be fucking Chinese", erkläre ich ihr auf Englisch. Die arme Frau ist froh flüchten zu können. Immerhin versuche ich der ganzen Sache einen gewissen Unterhaltungswert abzugewinnen und weide mich am Verkäufer-Verschrecken. Verzweifelt suchen zwei Verkäufer dann Blurays, finden aber keine. "Big shop, nothing there", erkläre ich ihm zum Abschied, bricht doch jetzt die zweite Stunde des Bluray-"Kaufs" an und ich ahne, dass das mal wieder nichts werden wird. Weiteres Geschäft. Sony steht dran und derlei Zeug. Drinnen nur Plasmafernseher und Waschmaschinen und Verkäufer, die vor den Plasmafernsehern infantile Taiwanshows gucken. Also hin zum Carrefour, einem großen (kanadischen?) Supermarkt mit allem Zeug außer Aufschnitt. Keine Blurays. Klar. Ich kaufe wenigstens ein paar Baguettebrötchen und eine weitere Variante mit französchischem Namen. Draußen überlege ich dann, ob ich das nach Fischtran schmeckende "französische" Ding nun esse oder nicht. Der Hunger treibt es rein, aber ich ertappe mich dabei "Shithole Taipei" zumr Melodie von "Sweet Home Chicago" zu singen und unterlasse das.
Taiwaner würden entweder in so eine Speziladen unter einer völlig überfüllten Innenstadtbrücke ohne atembare Luft fahren und das Zeug da wohl finden oder würden es von PCHOME oder Yahoo-Auction bestellen. Aber dafür braucht man selbst mit Chrome-Übersetzer einen taiwanischen Personalausweis und seine ID. Die Ausländerkarten-ID funktioniert nicht. Wer traut uns Langnasen schon beim Bezahlen.
Per Ebay aus China zu bestellen macht einen auch wahnsinnig. Die Ware kommt immer nach 8 Wochen und ist von Abfallqualität. Bitte ich meine überarbeitete Frau mit ihrem bis zu 20h-Arbeitstag zu bestellen, dauert es ... 8 Wochen und sie bestellt Zeug aus China ;-)
Also habe ich veritabel wieder Blurays aus Deutschland von Ebay bestellt und wenn dann der falsche Sony erwartungsgemäß dabei versagt, bestelle ich da wohl auch noch einen Bluray-Brenner. Denn die gab es auch nirgends.
Es ist eben die Republic of Nothing. "Republic of China" eigentlich, aber China ist es auch nicht. Was bleibt also? Jedenfalls keine Blurays.
Ach so... Frau hat mittlerweile bestellt, aber Blurays sind gerade in Taiwan nicht lieferbar, hat der Verkäufer gesagt. Das bestätigt auch ein technisch versierter Kollege. Beim nächsten Mal bestelle ich gleich von Ebay - Deutschland. Ich kichere dann immer, wenn auf der Ware "Made in Taiwan" steht.
Techupdate: Offenbar gibt es Matshita - Laufwerke für alle möglichen Hersteller, auch Sony (daher das S im Namen). Es gibt sogar Sony-Firmware für das Ding. Nur das fehlende Bluray-Logo ist merkwürdig (Ausschussware?)
Immer wieder bestelle ich Technik aus Deutschland und lasse sie nach Taiwan schicken. Ist das verrückt? Ein Beispiel: Meine Frau bestellt mir auf meinen Wunsch einen Bluray-Brenner. Leider einen aus China. Der ist angeblich ein Sony, identifiziert sich aber im Gegensatz zu einem echten Sony-Brenner in der Firma nicht als Sony, sondern als "Matshita". Er brennt mit den mitgelieferten 4 Rohlingen (die ungleichmäßige Ränder haben) mit 75% Ausschuss, brennt aber DVD-R einwandfrei, kann aber wiederum fremde DVDs kaum lesen. Auf der Verpackung keine Spur von Sony. Und wie man auf dem Foto sieht hat der DVD-Brenner auch kein Bluray-Logo, sondern nur CD und DVD-R Logos.
Ungute Gefühle weckte dann das VAIO - Gehäuse des Brenners. Das ist ja ein Sony-Markenzeichen. Wir hatten schon mal zwei 640 GB-USB-Festplatten aus der Quelle (also nicht aus Taiwan, wie ich damals geschrieben habe), die gingen beide nach ein paar Wochen jeweils bei Frau und mir kaputt.
Der aus der selben Quelle bestellte Sony-Kopfhörer MDR-V55/BR, der in der durchtriebenen Volksrepublik umgerechnet etwa 25 Euro kostet, käme bei Amazon.de 46 Euro. Er scheint ein Original zu sein, wirkt gut verarbeitet und klingt gut.
Der Sony ist ein recht neuer DVD-Brenner hier im Büro, der chinesische angebliche Sony "Vaio" outet sich freilich als MATSHITA. Watt für'n Shiet?
Etwas billig wirkt die Verkleidung der Ohrmuschel, aber die scheint tatsächlich so auszusehen. Jedenfalls scheint es dann reine Routine zu sein um zum lokalen "3C"-Elektronikmarkt zu gehen und BD-Rs zu kaufen für den Bluray-Brenner, damit ich meine Speicherkarten aus der Digitialkamera in Zukunft schneller auf optische Datenträger gesichert kriege. Haben aber nur DVD+R, -R und CD-R, keine Blurays, auch auf mühsame Nachrage nicht. "You Bluray ma?" Verkäufer ignoriert mich. "YOU BLURAY MA?" Verkäufer rennt weg. YOU BLURAY MA?????" Er guckt nach und findet keine. Und ich habe natürlich das chin. "Haben/you3" gesprochen, nicht etwa ein englisches You ;-)
Der Elektronikmarkt hatte ursprünglich zwei Etagen, jedoch wird er laufend kleiner und hat mittlerweile x Fressbuden das Erdgeschoss überlassen. Viel haben die nicht mehr. Hello-Kitty-Handyhüllen und Kopfhörer, bei denen die 250 NT-Variante 2 Wochen gehalten hat und die 500 NT-Variante 5 Wochen. Und sonst nur so teure, dass sich das mit taiwanischer Drachengattin und ihrer Elektroniklebenszeitverkürzungstendenz nicht lohnt, wenn sie verstehen was ich meine trotz des kurzen Wortes.
Also ins Auto gesetzt und rüber gedüst zum größeren 3C-Markt im Einkaufsviertel, da wo auch Costco und RT-Mart gleich zweimal sind (kann ich nicht rein, weil Frau mit ihrer Schwester losgezogen ist und die Mitgliedskarten hat). Das ist ein riesiges gelbes Gebäude mit 5 Etagen. Allerdings wusste ich schon, dass nur das Ergeschoss Verkaufsfläche hat und im Topgeschoss die Verwaltung sitzt. Frau und ich haben da schon mal mit dem Fahrstuhl nach Verkaufsfläche gesucht und nur düstere Etagen und zwischen riesigen Pappwerbeschildern sitzende Angestellte gefunden im Obersten. Aber immerhin ergibt das Erdgeschoss auch noch einen großen Elektronikmarkt. "Welcome" sagt der Sicherheitsmensch am Eingang und ich murmele ein höfliches "Du mich auch". Natürlich gibt es wieder keine Blurays, dafür aber ein leidliches Kopfhörersortiment. Wenn ich das nächste mal da einen kaufen will, haben sie aber sicher gerade keine Kopfhörer, so wie ich mein Glück mit taiwanischen Geschäften kenne. "Ni you Bluray ma?" frage ich die hübsche Verkäuferin, die sofort wegläuft. Aber einen Kollegen holt, dem sie auf Chinesisch erklärt, er würde Englisch sprechen. "That was supposed to be fucking Chinese", erkläre ich ihr auf Englisch. Die arme Frau ist froh flüchten zu können. Immerhin versuche ich der ganzen Sache einen gewissen Unterhaltungswert abzugewinnen und weide mich am Verkäufer-Verschrecken. Verzweifelt suchen zwei Verkäufer dann Blurays, finden aber keine. "Big shop, nothing there", erkläre ich ihm zum Abschied, bricht doch jetzt die zweite Stunde des Bluray-"Kaufs" an und ich ahne, dass das mal wieder nichts werden wird. Weiteres Geschäft. Sony steht dran und derlei Zeug. Drinnen nur Plasmafernseher und Waschmaschinen und Verkäufer, die vor den Plasmafernsehern infantile Taiwanshows gucken. Also hin zum Carrefour, einem großen (kanadischen?) Supermarkt mit allem Zeug außer Aufschnitt. Keine Blurays. Klar. Ich kaufe wenigstens ein paar Baguettebrötchen und eine weitere Variante mit französchischem Namen. Draußen überlege ich dann, ob ich das nach Fischtran schmeckende "französische" Ding nun esse oder nicht. Der Hunger treibt es rein, aber ich ertappe mich dabei "Shithole Taipei" zumr Melodie von "Sweet Home Chicago" zu singen und unterlasse das.
Taiwaner würden entweder in so eine Speziladen unter einer völlig überfüllten Innenstadtbrücke ohne atembare Luft fahren und das Zeug da wohl finden oder würden es von PCHOME oder Yahoo-Auction bestellen. Aber dafür braucht man selbst mit Chrome-Übersetzer einen taiwanischen Personalausweis und seine ID. Die Ausländerkarten-ID funktioniert nicht. Wer traut uns Langnasen schon beim Bezahlen.
Per Ebay aus China zu bestellen macht einen auch wahnsinnig. Die Ware kommt immer nach 8 Wochen und ist von Abfallqualität. Bitte ich meine überarbeitete Frau mit ihrem bis zu 20h-Arbeitstag zu bestellen, dauert es ... 8 Wochen und sie bestellt Zeug aus China ;-)
Also habe ich veritabel wieder Blurays aus Deutschland von Ebay bestellt und wenn dann der falsche Sony erwartungsgemäß dabei versagt, bestelle ich da wohl auch noch einen Bluray-Brenner. Denn die gab es auch nirgends.
Es ist eben die Republic of Nothing. "Republic of China" eigentlich, aber China ist es auch nicht. Was bleibt also? Jedenfalls keine Blurays.
Ach so... Frau hat mittlerweile bestellt, aber Blurays sind gerade in Taiwan nicht lieferbar, hat der Verkäufer gesagt. Das bestätigt auch ein technisch versierter Kollege. Beim nächsten Mal bestelle ich gleich von Ebay - Deutschland. Ich kichere dann immer, wenn auf der Ware "Made in Taiwan" steht.
Techupdate: Offenbar gibt es Matshita - Laufwerke für alle möglichen Hersteller, auch Sony (daher das S im Namen). Es gibt sogar Sony-Firmware für das Ding. Nur das fehlende Bluray-Logo ist merkwürdig (Ausschussware?)
Edit: Oder werden die Taiwaner mit BD-R - Entzug bestraft, weil das Bluray-Konsortium zu viele Raubkopien vermutet?
Edit2: Mit Markenrohlingen funktioniert das Gerät ganz hervorragend. Die nächste Lieferung kommt dann aus Japan, nicht aus Deutschland wie diesmal ;-)
Montag, Juni 01, 2015
Achtjährige auf Schultoilette von Geisteskrankem ermordet / Dreijähriger überfahren (Update)
Ein sinnloser Mord an einem Schulkind erschüttert Taiwan dies Wochenende
Zur Berichterstattung aus einem Land gehört meiner Ansicht nach auch zu schreiben, was denn die Leute in diesem Land gerade bewegt. Dieses Wochenende ist es sicherlich der schreckliche Mord an einem 8jährigen Schulmädchen gewesen. Ein offenbar geistesgestörter Mann, 29 Jahre (http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/05/31/2003619557) ist in der Unterrichtszeit in die Wenhua Elementary School in Taipei-Beitou eingedrungen und sich offensichtlich nach einem einsamen Kind umgesehen. Er traf auf der Toilette auf eine Achtjährige, die gerade das WC aufgesuchte und ermordete diese durch einen Schnitt in ihrem Halsbereich. Das sterbende Kind wurde später gefunden und konnte nicht mehr gerettet werden, der Täter ist im Gewahrsam und hat gestanden.
Es sei daran erinnert, dass es Kindermorde in jedem Land gibt und daher sind auch Reflexreaktionen, die man als Ausländer hat, in diesem Zusammenhang ziemlich sinnlos. Schnell will man die nervöse Enge Taipeis, die langen Arbeitstage und merkwürdige Verhaltensweisen der Leute um einen herum zitieren. Auch im Team auf der Arbeit hatten wir wieder einen wirr auftretenden Menschen, der bei seiner Kündigung durch meine Frau anfing herum zu schimpfen, zu weinen und dann dramatisch vor ihr auf die Knie fiel, als sei er in einem dieser TV-Dramen, die den ganzen Tag im Taiwan-TV laufen. Andererseits haben solche Dinge eigentlich keine Aussagekraft und es bleibt dabei, dass solche Dinge, die einem als Vater das Blut gefrieren lassen, eben in jedem Land vorkommen.
Mich schockierte ein weiterer Fall, in dem am 30. Mai ein 3-jähriger Junge zu Tode kam. Nach der grafischen Rekonstruktion, die im TV zu sehen war, war ein Auto am Linksabbiegen und wartete korrekt darauf, dass der Geradeausverkehr vorbei fahren kann. Leider nahm der Linksabbieger dabei dem geradeaus fahrenden Fahrzeug die Sicht und hinter dem Linksabbieger wartete eine Familie (offenbar Mutter mit Kinderwagen, einem weiteren etwas älteren Sohn und dem Dreijährigen) darauf, an einem der in Taipei gänzlich bedeutungslosen Fußgängerüberwege die Straße überqueren zu können. Leider tastete sich der Dreijährige dabei offenbar langsam vor, so dass er am Ende vor dem Linksabbieger auf der Fahrbahn stand und vom schnell vorbei fahrenden Geradeausfahrzeug tödlich erfasst wurde. Schon mit nur meinem Sohn (3) an der Hand steht mir in Taipeis aggressivem Straßenverkehr (ich weiß nicht wo der Unfall war), in dem Fußgänger die totalen Underdogs sind, oft der Schweiß auf der Stirn. Mit einem Dreijährigen, einem etwa Achtjährigen und einem Kinderwagen unterwegs zu sein, erscheint mit auf den schmalen bürgersteiglosen Straßen mit "Gaspedal-König Toyota", den "Blue-Truck"-Henkern und Taxi-Wahnsinningen erhrlich gesagt als unauflösbarer Horror.
UPDATE: Als Reaktion auf den Mord an dem Schulmädchen wird die Europäische Schule Taipei ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärken.
Zur Berichterstattung aus einem Land gehört meiner Ansicht nach auch zu schreiben, was denn die Leute in diesem Land gerade bewegt. Dieses Wochenende ist es sicherlich der schreckliche Mord an einem 8jährigen Schulmädchen gewesen. Ein offenbar geistesgestörter Mann, 29 Jahre (http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/05/31/2003619557) ist in der Unterrichtszeit in die Wenhua Elementary School in Taipei-Beitou eingedrungen und sich offensichtlich nach einem einsamen Kind umgesehen. Er traf auf der Toilette auf eine Achtjährige, die gerade das WC aufgesuchte und ermordete diese durch einen Schnitt in ihrem Halsbereich. Das sterbende Kind wurde später gefunden und konnte nicht mehr gerettet werden, der Täter ist im Gewahrsam und hat gestanden.
Es sei daran erinnert, dass es Kindermorde in jedem Land gibt und daher sind auch Reflexreaktionen, die man als Ausländer hat, in diesem Zusammenhang ziemlich sinnlos. Schnell will man die nervöse Enge Taipeis, die langen Arbeitstage und merkwürdige Verhaltensweisen der Leute um einen herum zitieren. Auch im Team auf der Arbeit hatten wir wieder einen wirr auftretenden Menschen, der bei seiner Kündigung durch meine Frau anfing herum zu schimpfen, zu weinen und dann dramatisch vor ihr auf die Knie fiel, als sei er in einem dieser TV-Dramen, die den ganzen Tag im Taiwan-TV laufen. Andererseits haben solche Dinge eigentlich keine Aussagekraft und es bleibt dabei, dass solche Dinge, die einem als Vater das Blut gefrieren lassen, eben in jedem Land vorkommen.
Mich schockierte ein weiterer Fall, in dem am 30. Mai ein 3-jähriger Junge zu Tode kam. Nach der grafischen Rekonstruktion, die im TV zu sehen war, war ein Auto am Linksabbiegen und wartete korrekt darauf, dass der Geradeausverkehr vorbei fahren kann. Leider nahm der Linksabbieger dabei dem geradeaus fahrenden Fahrzeug die Sicht und hinter dem Linksabbieger wartete eine Familie (offenbar Mutter mit Kinderwagen, einem weiteren etwas älteren Sohn und dem Dreijährigen) darauf, an einem der in Taipei gänzlich bedeutungslosen Fußgängerüberwege die Straße überqueren zu können. Leider tastete sich der Dreijährige dabei offenbar langsam vor, so dass er am Ende vor dem Linksabbieger auf der Fahrbahn stand und vom schnell vorbei fahrenden Geradeausfahrzeug tödlich erfasst wurde. Schon mit nur meinem Sohn (3) an der Hand steht mir in Taipeis aggressivem Straßenverkehr (ich weiß nicht wo der Unfall war), in dem Fußgänger die totalen Underdogs sind, oft der Schweiß auf der Stirn. Mit einem Dreijährigen, einem etwa Achtjährigen und einem Kinderwagen unterwegs zu sein, erscheint mit auf den schmalen bürgersteiglosen Straßen mit "Gaspedal-König Toyota", den "Blue-Truck"-Henkern und Taxi-Wahnsinningen erhrlich gesagt als unauflösbarer Horror.
UPDATE: Als Reaktion auf den Mord an dem Schulmädchen wird die Europäische Schule Taipei ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärken.
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