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Donnerstag, Februar 27, 2014

Tieffliegeralarm, Ducken !!!

Manchmal nervt es schon, in einem Militärveteranenviertel zu leben.


Manchmal kann man sich gerade noch ducken wegen der Tiefflieger, unmöglich!


Und auf den Kreuzungen muss man aufpassen wie ein Schießhund...



Und sogar im Park steht Kriegsgerät herum, nervig!

Muss man aufpassen, dass man beim Joggen nicht gegenläuft, unmöglich!





OK, OK, nicht dass das noch einer Ernst nimmt, insbesondere in Verbindung mit dem letzten Artikel, der die friedlichen Straßen Taiwans ausdrücklich lobt. Es handelt sich um altes Kriegsgerät in einem schicken Viertel hinter dem Tri-Service-Hospital in Taipei-NeiHu, das wirklich ein Militärhospital ist, aber allen Leuten offen steht. Bei meinem Spaziergang dort war ich doch verblüfft, was da so plötzlich herum steht ;-)Als Dekoration natürlich nur.
EDIT: Tiefflieger gibt es keine, nicht dass das jemand falsch versteht ;-)




 

P.S.: Ab sofort habe ich "absolute Lieblingssoldaten!"

Und zwar die hier: http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/photo/2012/04/20/2008071441 und auch hier (zweites Bild von oben): http://blogs.voanews.com/albanian/photos/2012/04/19/april-19-2012-2/ 

 Ähnlichkeiten mit Leuten wie hier (http://en.memory-alpha.org/wiki/Orion_slave_girl) sind sicherlich rein zufällig.

Deutschland, Taiwan, Gewalt auf der Straße

Manchmal bin ich nicht unfroh, dass unser Junior in Taiwan aufwächst

Wenn man Deutschland und Taiwan vergleicht, kommt man jedenfalls als Deutscher oft zu wenig Schmeichelhaftem für Taiwan. Straßen zu voll, Verkehr zu chaotisch, man meckert vielleicht über zu legeren Arbeitsstil den eigenen Maßstäben nach und schüttelt den Kopf über Tierquälerei oder dergleichen. In anderen Fällen schneidet allerdings Taiwan deutlich besser oder gar besser als Deutschland ab, sogar gemäß meinen sicher deutsch geprägten Kriterien. Die sicheren Straßen Taiwans sind da ein ganz großer Punkt. Zwar schneidet Taiwan in Sachen Mordrate (Mord und Totschlag war wohl in der letzten Statistik gezählt, die ich gesehen hatte) üblicherweise schlechter ab als Deutschland, aber den höheren taiwanischen Wert erklärt man sich im Allgemeinen mit Gangsterbanden-Auseinandersetzungen, von denen normale Bürger wenig mitbekommen. Offenbar hat hier öfter mal ein die Rotlichtbars (die wenige sind und sich an einheimisches Publikum richten!) kontrollierender Angestellter aus dem Mittelmanagement einer Runde "ehrenwerter Herren" eine Auseinandersetzung mit einem anderen Teamleiter oder der Konkurrenz, die dann manchmal zum Gebell der Straßenhunde unter fahlem Mondlicht auf einem Wellblechfabrik-Hinterhof ausgetragen wird, mit Pistolen und Messern.
Taiwans Straßen sind jedenfalls friedlich, auch in Barackenvierteln (deren Anwohner oft neue silberne Toyotas fahren) herrscht nächtlicher Friede, niemand überfällt einen oder dergleichen.

Ludigels Nachbarschaft, über allen Dächern ist Ruh

Was müsste Taiwan passieren um das zu ändern? Etwa könnte sich Taiwan um weniger Steuerung der Einwanderung bemühen oder etwa eingeladenen Fabrikarbeitern aus fremden Kulturen wie Indonesien oder den Philippinen, die Langzeitperspektive eines Langzeitaufenthaltes in Taiwan bieten. Das würde dann sicher die eben beschriebene Situation ändern. Denn Menschen aus ärmeren Ländern, die vielleicht auch strenger religiös sind - und eine andere Religion haben - haben oft eine größere Anzahl von Hühnchen, die sie mit irgendjemanden rupfen wollen. Aus Frust oder weil die Einheimischen sowieso Fremde sind, die mehr haben oder weil man das daheim auch so regelt. Schon wären dunkle Ecken oder gar Bahnhöfe und Discobesuche nicht mehr so friedlich, wie sie sind.
Tut Taiwan aber nicht, Taiwan kaserniert seine "fremden" Fabrikarbeiter, worüber sich eben dieses Blog auch schon aufgeregt hat, schau her wie widersprüchlich ich bin.

In Deutschland ist das alles anders, Deutschland hat sich längst entschieden ein relativ offenes Einwanderungsland zu sein. Bei jedem Besuch erlebe ich die Bevölkerung meiner Heimatstadt diversifizierter, warum auch nicht. Nein halt, Deutschland ist kein Einwanderungsland, sagt immer die CDU und lehnt mit diesem Argument die Steuerung der Einwanderung ab.
Die aufgenommenen Einwanderer stimmen freilich mit den in Richtung Deutschland gehenden Füßen ab und es kommen nicht nur Facharbeiter, gesuchte Pflegekräfte, Ärzte oder Ingenieure, sondern natürlich auch viele Glücksritter, die ja eh immer leichter ihre Umhängetasche packen. Und die haben Kinder, die in der Fremde großwerden und nach den elterlichen Maßstäben erzogen werden.

So ist Taiwan eher eine Monokultur, Deutschland hingegen ein Einwanderungsland, was besser ist weiß ich auch nicht. Während ich darüber nachdenke genieße ich die Sicherheit von Taiwan. Und klar, ein Herr Cihan A, der im Bus mit offen bekannter Tötungsabsicht seine bewaffneten Freunde zusammenruft irgendwo in Deutschland, dann einen Schlichter (der also Streit schlichten will) von hinten angreift, bewusstlos tritt und dann weiter auf ihn eintritt und seine Freunde den Bewusstlosen dann töten, der ist in Deutschland nicht richtig verantwortlich für seine Tat. Wie sollte er auch? Man weiß ja nicht, wer von seiner bewaffneten Truppe das Opfer (der deutsche Vorname des Opfers ist sicher reiner Zufall) letztendlich getötet hat.

Ich weiß es auch nicht. Und schüttele hier beim Frühstück den Kopf und mir zieht mal wieder das Wort "Blödland" durch den Kopf, das in meinen Gedanken immer öfter das alte Wort "Taiwahn" ersetzt hat, sich aber auf die alte und nicht die neue Heimat bezieht. Die üblichen Kommentare die man zu solchen Gedanken aus Deutschland bekommt, würden einen als Rechtsradikalen verleumden. Worüber ich wieder nur den Kopf schütteln könnte.
Ist aber nur nachrichtenlesendes Kopfschütteln meinerseits, das macht ja eigentlich jeder Mal beim Frühstück und der Zug zum Ändern wäre sowieso längst abgefahren.
  

Dienstag, Februar 25, 2014

Kampf der Titanen

Achtung: Anekdote. 

Dieser Tage hat Junior, 2 Jahre alt und mit Mandarin, Englisch und Deutsch aufwachsend, einen Zweikampf mit seiner Großmutter am laufen. Er spricht sie nämlich immer öfter mit seinen noch relativ wenigen Brocken Deutsch an, die er schon beherrscht, was diese ein bisschen frustriert, schließlich redet sie ja sonst mit ihm auf Mandarin-Chinesisch. Bislang hat er ihr auf Mandarin geantwortet, aber seit einiger Zeit wirft er seiner Oma mehr und mehr Deutsch an den Kopf. "Mit Absicht", sagt meine Frau, die gemerkt hat, dass er dabei grinst, wenn er es wieder und wieder macht.

"Trinken" sagt er etwa der Oma wenn er Durst hat und zeigt ihr die leere Trinkflasche. Oder mit "daputt" (Junior-Speak für "kaputt") hat er gestern Oma gegenüber mehrfach seine Hausschuhe bemängelt, die ein Loch hatten. Außerdem fällt er durch ständiges "genau"-sagen auf, was ihm meine Frau beigebracht hat, weil sie es schon immer lustig fand, wie oft Deutsche dieses Wort sagen (meint sie).

Ein paar Tage lang war seine Oma, die ja wochentags insbesondere tagsüber seine Betreuung leistet, darüber ziemlich genervt. Jetzt schlägt sie zurück ... und antwortet ihm auf Japanisch. Sie beherrscht nämlich noch ein paar Brocken Japanisch aus ihrer Jugend, von damals, als Taiwan noch japanische Kolonie war*.




* Taiwaner haben damals (die Kolonialzeit war 1895-1945) Japanisch und nicht Mandarin gesprochen neben ihrer lokalen Zweitsprache (wie Taiwanisch/Hoklo oder Hakka).

Montag, Februar 24, 2014

Smartphonistisches

Wie habe ich als langjähriger Smartphoneverächter mich mit dem Ding arrangiert?
Und wie die Taiwaner? Warum erstarren sie immer öfter bewegungslos auf Straßen und Plätzen?

In zwei taiwanaffinen Blogs begegnete mir die Tage die Rolle des Smartphones in "unser aller Leben", einmal thematisiert Klaus (deutscher Journalist, der in Taipei lebt) die enorme Rolle des Smartphones im Leben der Taiwaner:  http://www.intaiwan.de/2014/02/04/smartphones-taiwan/
Subjektiv erscheint es mir jedenfalls so, als wenn das Smartphone die Taiwaner regelrecht "versklavt". Um eine hübsche junge Frau kennenzulernen, so habe ich es einmal formuliert, muss man sich in Taipei einfach irgendwo an eine Straßenecke stellen. Dann kommt eine Traumfrau um die 20 mit rotgefärbten Haaren um die Ecke, die Augen auf das Smartphone gerichtet und man hat so Gelegenheit auf ein ersten TREFFEN im Sinne einer Kollision. Kommt sie gerade von Starbucks, gibt es sicherlich noch mehr Gesprächsstoff - und ein gemeinsames Date bei der Reinigung oder dergleichen. Mir fallen auch immer wieder junge Damen auf, die wie Statuen mitten in der Kantine oder auf einem Treppenabsatz stehen und sich minutenlang nicht bewegen, perfekt in Trance mit Facebook oder was auch immer. Moderne Kunst könnte es sein, so irr kommt es mir vor, wie sie da zur Salzsäule erstarrt stehen und sich das Meer der hungrigen Kollegen um sie teilt. Oder Gruppen junger Leute, im im Restaurant mit gesenktem Kopf auf die Smartphones gucken und Teller und Tischgenossen keines Blickes würdigen.

Manchmal denke ich, in noch mal 5 Jahren haben alle die Datenbrillen auf und stehen dann glotzäugig auf den Straßen und Plätzen. Lange kann es nicht mehr dauern, schließlich sind auch die Smartphones erst ein paar Jahre alt - 2006 hatte ich mein Motorola Klapphandy bekommen - und da war es noch "in" und Smartphones kannte man nur als Blackberry, die aber nur Geschäftsleute hatten (und der Hersteller hatte offenbar keine Ahnung, was er da eigentlich gebaut hatte).



Die Datenbrillen sind dann sicher nur die Vorstufe zum Hirninplantat. Meine persönliche Technologiegrenze ist ja da, wo die User anfangen zu speicheln beim Benutzen der Technik. Wenn ich so manchen Smartphonisten sehe denke ich, wir sind da bald angelangt. Mir war das gegenwärtige Smartphone lange etwas unheimlich, das gebe ich zu, wohl auch des abschreckenden Beispiels halber, dass die Taiwaner im Umgang damit darstellen. Auch meine Frau ist dem teilweise erlegen, als sie ihr Samsung neu hatte, war es wochenlang nicht von ihrer Hand zu bekommen, was letztlich sogar zu Terminen beim Augenarzt führte. Heute nutzt sie es oft, aber nicht so extrem wie die hier beschriebenen Extremfälle - und unser Augenarzt warnt vor dem blauen Licht des Schirms, das die Retina zerstören würde.

Was mache ich nun selbst mit dem Ding? Ganz trennen vom Mobilfunk will ich mich nicht, auch wenn ich den Schritt vom Blogger Dunkelangst mit Respekt zur Kenntnis nehme (http://dunkelangst.org/2014/02/renaissance-der-armbanduhr/) und mein Android-Phone von Sony hat sich sicher seine Nische bei mir erobert. Es wartet auf den Tag, wo mein Klapphadyvertrag ausläuft, nervt mich oft mit leeren Akkus (alle 2 Tage muss ich es laden) und stellt sich immer wieder leise, wenn die Batterie nicht mehr viel Strom hat, so dass ich es selten klingeln höre. Aber das kann ja auch ein Vorteil sein. Aber zwei definitive Vorteile hat es. Es bringt mir deutsche Nachrichten per "Schöner Fernsehen"-App auf den Schirm und ....

Es eignet sich glatt als Textterminal zum Fernzugriff auf eines meiner Linuxsysteme auf dem Schreibtisch in der Firma! Das konnte mein altes Klapphandy nicht. Oder um mal eben den Router in Schwiegermutters Wohnung neu konfigurieren per Chrome-Browser.

Ein Leben ohne Smartphone? Von mir aus gerne, aber praktisch ist es schon, wenn man es, wie alles im Leben, in Maßen anwendet.

EDIT: Und es diente beim meinem Heimaturlaub in Deutschland als Bildtelefon heim zu Junior, der mit Frau in Taipei saß. Das fanden auch meine Eltern toll, die zwar Technikverächter sind aber nächstes Jahr ein Android-Tablett bekommen, um ihr Enkelkind mal sehen zu können.

EDIT2: Und macht den ganzen Tag "poing-poing-ping" wenn die Schwestern meiner Frau an einen Familienverteiler Textmessages und Toyota- und Seven-Eleven-Icons schicken. Dann wedelt das Werbemännchen der 24-Stunden-Kiosklädenkette "Seven-Eleven" mit einem "Okay"-Schild wie eben gerade. An das Dauerping muss ich mich auch erst noch gewöhnen....


Dienstag, Februar 18, 2014

Zuckerschock, Tiramisuwan

Kulinarische Kurznotiz

Im niedersächsischen Supermarkt (während meines Heimaturlaubs neulich) gekauftes Tiramisu freudig erregt aufgerissen, gelöffelt, anfangs genossen, doch dann über das stark ansteigende Zuckergefühl in meinem Munde gewundert. Mit jedem Löffel hatte ich den Eindruck, blanken Zucker zu essen! Am Ende fand ich das angeblich aus Italien stammende Tiramisu ungenießbar. Tiramisu ist auch in Taiwan recht populär (jedenfalls bei Ludigels Familie), aber VIEL weniger süß. Die deutsche Lebensmittelmafia will die Bevölkerung mit Gewalt in die Diabetes treiben, habe ich immer mehr den Eindruck. Wenn es süß schmeckt, kann man sich natürlich auch bessere Zutaten sparen, denn man schmeckt dann sowieso nur noch Zucker. Ohne dem Unternehmen hier etwas unterstellen zu wollen - eher allgemein bemerkt.


  Für mich persönlich eher "Zuckermisu" von Mamma, die ja vielleicht zeitlebens chronisch unterzuckert war

Rein persönliche Notiz, jeder kann sich ja seine eigene geschmackliche Meinung bilden.

Montag, Februar 17, 2014

Staatsbürgerschaft: Kinder von Taiwanern und Deutschen (Update)

Ein paar Notizen, weil man hier viel Falsches liest

Kinder von Deutschen Staatsbürgern sind automatisch Deutsche, ein einfacher Antrag bei der deutschen Botschaft respektive Vertretung (im Falle von Taiwan das Deutsche Institut) genügt. Das ist unabhängig davon, ob das Kind noch eine andere Staatsbürgerschaft von Geburt an hat, etwa die der Republik China alias Taiwan. Die Republik China (Taiwan) handhabt es genauso. Folglich ist das Kind eines deutschen und eines taiwanischen Staatsbürgers also automatisch Deutscher - und auch Bürger der Republik China/Taiwan.
Geburtsanzeige und Passbeantragung macht man am Besten in einem Schritt beim Deutschen Institut Taipei.
Es gibt KEIN Verbot einer doppelten Staatsbürgerschaft in diesem Fall und das Kind muss sich NICHT irgendwann entscheiden, welche Staatsangehörigkeit es haben will, es hat BEIDE.

Lediglich wenn die Eltern für das Kind eine nicht automatisch von Geburt an zustehende Staatsangehörigkeit beantragen würden, etwa gleich nach der Geburt die Kanadische, weil die Eltern nach Kanada umsiedeln wollen, könnte die deutsche Staatsangehörigkeit verloren gehen. So hat es uns jemand auf dem Deutschen Institut mal erklärt - hier bin ich aber kein Experte und Betroffene sollten sich genauer erkundigen.

Achtung:
Deutsche, die*** selbst nicht in Deutschland geboren sind (also etwa das Kind eines Deutschen und einer Taiwanerin mit Geburtsort Taipei) haben (seit einer Gesetzesnovelle vom 01.01.2000 - Edit) maximal ein Jahr Zeit, ihre Kinder als Deutsche anzumelden (damit sie die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten), sonst ist der Anspruch auf die deutsche Staatsangehörigkeit erloschen!
Beispiel: Otto Meier (Deutscher, in Deutschland geboren) und Fanny Low (Taiwanerin) bekommen ein Kind - und zwar in Taiwan. Das Kind Elvira Low-Meier ist ohne Frist bei der Geburtsbeurkundung Deutsche und lebt nun wiederum in Taiwan, heiratet den Taiwaner Adam Chen. Ihr gemeinsames Kind, John Chen, hat nun nur dann Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft, wenn Elvira Low-Meier binnen eines Jahres den entsprechenden Antrag bei der deutschen Vertretung stellt.

Altes Recht der Republik China:
Vor einer Gesetzesnovelle der Republik China / Taiwan (Edit: auch im Jahre 2000, siehe Link unten für Details der Regelung!) wurden nur Kinder von männlichen Taiwanern automatisch Taiwaner. Hatte eine Taiwanerin einen Ausländer geheiratet war das (wohl) nicht der Fall. Heute können auch Taiwanerinnen genau wie Taiwaner die Staatsbürgerschaft vererben! Da taiwanische Beamte manchmal noch ältere Regelungen anwenden, besteht eine gewisse theoretische Gefahr, dass dem Kind einer Taiwanerin und eines Ausländers die Staatsbürgerschaft der Republik China / Taiwan nicht zugestanden wird, wenn das Paar etwa außerhalb Taiwans lebt oder eine geringe Bindung zu Taiwan angenommen wird. Meine Frau hatte mir jedenfalls eingeschärft im Zweifelsfall meine Verbundenheit zu Taiwan zu betonen, sollten mich Beamte danach fragen - was allerdings nie geschehen ist.


Formularkrieg
Immer mal wieder liest man, dass Deutsche den Sinn der vom Deutschen Institut Taipei verlangten beizubringenden Bescheinigungen oder Amtsvorgänge in Zweifel ziehen und über Friktionen mit dem Vertretungspersonal bei dieser Diskussion berichten. Mein Tipp: Vorgeschriebene Prozeduren zu hinterfragen bringt gar nichts, man muss einfach genau das tun, was das freundliche Personal der Vertretung verlangt, dann geht alles reibungslos über die Bühne. Es ist zu beachten, dass die Bundesrepublik Deutschland die Republik China / Taiwan diplomatisch nicht anerkennt und deshalb der Antragsweg mit zusätzlichen Bescheinigungen gespickt ist. Dies betrifft aber eher die Heirat, nicht die Geburtsanzeige und Passbeantragung.

Deutsche Geburtsurkunde
Bei Geburtsanzeige und Passbeantragung haben wir auch gleich eine deutsche Geburtsurkunde für Junior beantragt. Für diese ist dann das Standesamt Berlin I zuständig und leider ist die Bearbeitungszeit episch lang. Im Jahre 2011 haben wir diese beantragt und heute im Februar 2014 immer noch nicht erhalten.

Wehrdienst
Leistet ein Deutscher mit doppelter Staatsbürgerschaft Wehrdienst für einen fremden Staat, dessen Staatsbürgerschaft er auch besitzt, verliert er automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit - es gibt nur wenige Ausnahmeländer wo das nicht passiert (http://www.auswaertiges-amt.de/DE/EinreiseUndAufenthalt/Staatsangehoerigkeitsrecht_node.html). Gemeinsame Kinder von Deutschen und Taiwanern mit beiden Pässen müssen also den taiwanischen Militärdienst vermeiden (der Wehrdienst wird ohnehin abgeschafft in Taiwan nach derzeitiger Lage).


*** Wer vor dem Stichtag der Gesetzesnovelle,  01.01.2000 geboren ist, ist nicht betroffen, selbst wenn er im Ausland geboren wurde.


Nähere Info Deutschland:
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/EinreiseUndAufenthalt/Staatsangehoerigkeitsrecht_node.html

Nähere Info Taiwan: http://en.wikipedia.org/wiki/Nationality_Law_of_the_Republic_of_China

Freitag, Februar 14, 2014

Wieso eigentlich "Taiwahn" mit H?


Rechtfertigungsmodus an ;-)

Ich wollte es schon immer mal erklären, weil es immer wieder zu Missverständnissen führt. Wieso habe ich Taiwan manchmal als "TaiwaHn" bezeichnet und damit irgendwie impliziert es sei möglicherweise ein Land, in dem wahnsinnige Dinge geschehen oder gar schlimmeres? Wörtlich genommen wirkt diese meine Wortwahl in der Tat oberflächlich, unfair und herabwürdigend. Tatsächlich ist aber gemeint:

1) Jedes Land hat das, was ich eine eigene Kulturmatrix nenne. Beispielsweise bewerten Taiwaner (Fürsorge für die) Familie und das Recht auf Entfaltung im Individualverkehr als sehr viel wichtiger als Deutsche. Taiwaner opfern sich für Eltern etc. manchmal regelrecht auf, während Deutsche eher die Abnabelung vom Elternhaus vollziehen und das im Gegensatz zu Taiwanern meines Erachtens nach schon recht früh. Deutsche rasen auch gerne mit dem Auto über die Autobahn (viele jedenfalls), bewerten aber Sicherheit und Ökologie in Sachen Straßenverkehr sehr viel höher als Taiwaner. Mein Wohnviertel hier in Taipei mit seinen engen Gassen und fehlenden Bürgersteigen wäre in Deutschland etwa eine Spielstraße mit Bodenschwellen. Hier in Taipei jedoch rasen Autos mit 60 durch, dass man manchmal zur Seite springen muss.


Die Verhaltensweise der Deutschen ist an die deutsche Kulturmatrix angepasst, die der Taiwaner natürlich an ihre taiwanische. Mit Matrix ist hier übrigens nur eine mathematische Schreibweise von Werten gemeint (die man in Klammern zusammenfasst und das Ding dann Matrix nennt), ausdrücklich NICHT der Kinofilm "The Matrix". Nur zur Klarstellung.
Das Verhalten von einem anderen Deutschen, der einer innerlichen eigenen Wertematrix folgt, die gravierend von der allgemeinen deutschen Kulturmatrix abweicht (Matrix ist hier also mit "Wertesystem" zu übersetzen) wird man in Deutschland i.A. als "verschroben" wahrnehmen, eventuell sogar als wahnsinnig. Beispiel: In meiner Deutschlandzeit ist ein Nachbar immer mit 80 durch unsere heimatliche recht enge Tempo-30-Zone gerast und ich habe den Verkehrsrowdy als "Wahnsinnigen" o.ä. bezichnet wenn er mir in den Wohnstraßen mit Lichthupe auf der Stoßstange klemmte***. Hier in Taipei würde er mit der Fahrweise kaum auffallen.

Fotos im Longshan-Tempel Taipei aufgenommen

Sind also die Taiwaner "wahnsinnig" und wir Deutschen vernünftig? Antwort: Natürlich nicht, wir folgen nur anderen Wertesystemen mit unserem Verhalten. Aber deshalb empfindet man einen Taiwaner nach den eigenen deutschen Maßstäben insbesondere in der Anfangszeit einer Umsiedlung hierher oft als unlogisch handelnd. Man hat also den Eindruck, die Dinge im kulturell fremden Gastland seinen "verrückt" organisiert, während sie in Wirklichkeit nur anders organisiert sind. Manches ist besser (Familienzusammenhalt), manches schlechter (Herumrasen in bürgersteiglosen Wohnvierteln). Das Scherzwort "Taiwahn" weist etwas augenzwinkernd auf diesen Umstand hin.

2.) Der Mensch wird durch soziale Rückkoppelungen im Verhalten korrigiert. Beispiel: Fahre ich oft mit pfeifenden Reifen los, sagt mir meine Familie oder Nachbar vielleicht anfangs im halben Scherz, ich solle mal weniger hektisch aufs Gas treten. Hier in einer fremden "Matrix" erhalte ich weniger Rückkopplungen, weil mich die Leute eh als Fremden ansehen und vielleicht einfach tolerant sein wollen. Und ich selbst empfinde die hiesigen Normen als so fremd, dass ich mich ihnen nicht ganz und gar unterwerfen will.. Die Gefahr ist, dass sich dann merkwürdige Verhaltensweisen einschleichen oder einfach die Konfrontation mit einem ungewohnten Kontext bisweilen merkwürdiges Verhalten auslöst. Beispiel: Ein Expat, der mal im Ausländerforum angegeben hat, den Gastgeber bei einem Firmenfestessen dahingehend beleidigt zu haben, dass er das Essen als "Zuhause bei mir wäre das Schweinefutter, hier ist es eine Delikatesse" tituliert hat. Auch wenn das stimmen mag zeigt der Umstand, dass er sich so verhalten hat natürlich seine Distanz zum Wertesystem des Gastlandes auf, die in schrulligem Verhalten gemündet ist.

Auch sich in bestimmten Situationen merkwürdig verhaltende Ausländer sind mit dem "Taiwahn" gemeint, denn manchmal trifft man oder hört hier von Expats, die sicher gerade mal in ihrem persönlichen Taiwahn gefangen sind. Der Autor nimmt sich hier nicht aus (wehe irgendjemand postet Beispiele in den Kommentaren ;-)

Womit wir nachgewiesen haben, dass sich hinter meiner vordergründig flapsigen Bemerkung also nichts anderes als multikulturelle Weisheit verbirgt (hust).


*** Er hatte übrigens später einen tödlichen Unfall mit Trunkenheit verursacht

Donnerstag, Februar 13, 2014

John Rabe

Am Abend vor dem Abflug von Deutschland nach Taiwan verschaffte mir mein spätabendliches Auftachen im elterlichen Wohnzimmer einen ungewöhnlichen Filmabend

Als es unlängst aus Niedersachsen wieder zurück nach Taipei ging, schlenderte ich noch mal im Hause meiner Eltern ins Wohnzimmer. Und war ganz verblüfft, welchen Film mein Vater da sah: "John Rabe", ein wohl deutsch-französisch-chinesischer Spielfilm aus dem Jahre 2009 eines deutschen Regisseurs (http://de.wikipedia.org/wiki/John_Rabe_%28Film%29). Der Film handelt vom Deutschen John Rabe, der 1937 die Siemensfabrik in Nanjing, China leitete und in die grausame Chinainvasion der Japaner und insbesondere ihre Einnahme von Nanjing verwickelt wurde. Deutschen ist das Massaker von Nanjing kaum ein Begriff, ich selbst war vor meiner Taiwanzeit keine Ausnahme. John Rabe jedenfalls war zusammen mit anderen westlichen Ausländern maßgeblich an der Errichtung einer internationalen Schutzzone auf dem Siemensgelände und anderswo verstrickt, die offenbar bis zu 200.000 Menschen beherbergt hatte und ihnen Schutz vor den Gräueltaten der japanischen Invasoren bot. Der Film schildert, wie japanische Offiziere Menschen zum Spaß köpfen, in einem Wettstreit zweier Offiziere, wer mit seinem Schwert mehr Menschen enthaupten kann. Gefangene chinesische Soldaten werden sofort von den Japanern exekutiert und Frauen nur als Vergewaltigungsopfer gesehen. Historische Zeugnisse von verstümmelten und lebendig begrabenen Menschen in Nanjing sind per Google leicht zu finden.
Mehr zu John Rabe selbst ist hier zu finden: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Rabe
Um es kurz zu machen, Nazideutschland hat Herrn Rabe sein Engagement bei seiner Rückkehr nicht gedankt und dieser Beitrag, den ich kurz vor einer anstehenden Japanreise verfasse, soll auch nicht die deutschen Gräueltaten relativieren, die wir alle kennen.

Ein für mich aufwühlender Film, denn der Staat, der da verzweifelt gegen die Japaner kämpft und dessen Menschen so mitleidlos gemetzelt werden ist nichts anderes gewesen als die Republik China, sprich die Urform des Staates, dem ich heute auf Taiwan meine Steuern zahle (was wir umgangssprachlich Taiwan nennen ist ja nichts anderes als die Fortführung der Republik China).

Demnächst ins Disneyland nach Japan und nach Tokyo. Japan erkennt bis heute das Massaker von Nanjing nicht an, sagte der Film im Abspann.

Verstörende Artikel/Postings über Taiwan

Ein Hollywoodschinken über eine Drogenkurierin in Taiwan und was alles auf Hochzeitsfeiern passieren kann

Ob dieser Film dem Taiwanbild in der Welt förderlich ist weiß ich nicht, jedenfalls wird laut FOCUS derzeit ein Hollywoodstreifen gedreht (teilweise im Oktober in Taiwan geschossen), bei dem Scarlett Johansson eine unfreiwillige Dorgenkurierin spielt, der die geschluckten Drogen in den Körperkreislauf gelangen und die darauf hin nicht etwa krank wird oder tot umfällt, sondern übersinnliche Fähigkeiten entwickelt (http://www.focus.de/kultur/vermischtes/scarlett-johansson-scarlett-johansson-paparazzi-stoeren-dreharbeiten_aid_1137887.html). Was die Dame dann mit den neu gewonnen übersinnlichen Fähigkeiten anstellt, verrät der Artikel nicht. Vielleicht Englischlehrerin werden? Wir wissen es nicht. In der Praxis erhalten Drogenkuriere in Taiwan i.d.R. Lebenslänglich wegen strenger Kontrollen, statt übersinnlicher Fähigkeiten gibt es dann überfüllte Zellen, siehe etwa hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2010/09/deutsche-in-uberfullten-zellen-im.html
Noch verstörender der Bericht eines Deutschen (?) der angibt auf einer taiwanischen Hochzeitsfeier*** seine eigene Familie und Gäste und Passanten angegriffen und teilweise gebissen zu haben - mutmaßlich unter Drogeneinwirkung (http://forum.suchtmittel.de/viewtopic.php?t=11115). Dabei seien die Drogen ihm möglicherweise von einem psychisch kranken Englischlehrer appliziert worden. Ich habe trotz aller Versuchung keine Lust, beide Artikel/Postings zu einem rhetorischen Ganzen zu vermengen, manchmal will man einfach nichts genaueres mehr wissen.

UPDATE: Der Film hießt "Lucy" und wird dieses Jahr erscheinen: http://en.wikipedia.org/wiki/Lucy_%282014_film%29.
Die Drogenkurierin im Film lebt in Taipei (also schon eine Englischlehrerin!) und kann dank Drogen Wissen sofort aufnehmen (statt wie sonst eher üblich den Mageninhalt sofort ausleeren), Objekte bewegen (nicht durch desorientiertes Gegenlaufen sondern per Telekinese) und empfindet weder Schmerz noch Unwohlsein (anders als eventuelle taiwankundige Zuschauer des Films denke ich mal).

UPDATE2: Frau Johansson trägt dabei knappe Klamotten mit hervorlukendem BH und wird von Morgan Freeman gejagt (kling wie ein Argument für Pfefferspray): http://www.fansshare.com/news/scarlett-johansson-plays-drug-mule-in-new-role/ 
http://www.dailymail.co.uk/tvshowbiz/article-2472331/Scarlett-Johansson-plays-drug-mule-superpowers-Lucy.html 



Verwandte Artikel

2013 Update zu Gefangenen aus Deutschland in Taiwan in Sachen Drogen, bitte auch die Kommentare beachten!
http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/05/deutsche-im-gefangnis-in-taiwan-2013.html

***Meine Methode: Zu Hochzeitsfeiern einfach einen Burger mitbringen.

Dienstag, Februar 11, 2014

Taiwanischer Gott besucht Japan

Ein Einwohner Taipeis geht auf Reisen: Der "Mondalte"

Ich finde es immer wieder verwirrend, wenn meine Frau von in Taiwan verehrten Göttern so redet, als ob diese physisch in der Nachbarschaft leben. Etwa: "Der Gott im Tempel bei den beiden alten Frauen da hat meiner Mutter gesagt, dass...". Oder gar "Da hinten im Tempel wohnt ein Gott, der .... (folgendes tut)...". Auch die Taipeitimes schreibt im selben Stil und schildert, ein Gott Taipeis würde eine Reise nach Japan antreten und habe zu der Reise auch sein Einverständnis gegeben. Weil letztlich natürlich seine Statue bewegt wird, obwohl das aus dem Artikel kaum herauszulesen ist - man sieht ihn eher den Reisepass schnappen und übergroße Stiefel anziehen in dem Artikel: http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2014/02/11/2003583256

Hier der Longshan-Tempel, ohne Zusammenhang zum Artikel
 
Will sagen, ein westlicher Autor hätte wohl gleich geschrieben, dass die Statue eines Gottes hier auf Reisen geht und nicht einfach ein Gott. Aber der vermeintliche Stilfehler im Artikel offenbart vielmehr die unterschiedliche Denkweise hier. Was ich wiederum höchst interessant finde - und auch ein bisschen amüsant. Lustig machen würde ich mich darüber nie, habe ich doch neulich im Longshan-Tempel höchstselbst einen Rauchdrachen fotografiert: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/07/ein-drache-im-foto.html.


Montag, Februar 10, 2014

Das Alpha-Experiment

Ein bizarres Experiment über und unter den Wolken. Nur für starke Nerven, nicht für Jedermann.

Manchmal werden Experimente veranstaltet, bei denen einen die Haare zu Berge stehen. Schlimm war das jedenfalls, was ich die Tage als Experiment durchgeführt habe: Ziel war festzustellen, ob eine 90 US-Dollar Chinauhr Automatik mit zweiter Zeitzone, alles mechanisch, sich als Reisebegleiterin auf meinem 9-Tages-Trip in den kühlen deutschen Norden eignen würde zur Winterszeit. Würde die drehbare Lünette mit 24-h-Skala abfallen beim Einstellen der dritten Zeitzone bei der Zwischenlandung? Würde ich irritiert wegen Falschanzeige den Flieger verpassen? Würde das Glas beschlagen wegen Klimawechsels? Ich war bereit das große Experiment mit meiner "Alpha GMT" aus Hongkong zu wagen, auch wenn mir die Uhr im Vorfeld nicht gerade durch gute Verarbeitung aufgefallen war. Genau gesagt war ich erst geneigt, eine solidere Auswahl beim Griff in meine Uhrenkiste für die Reise zu treffen, etwa ...

... meine Invicta 5053 "Pepsi" (85 US-Dollar, rechts) statt der chinesischen Alpha GMT (links) oder auch die sehr solide...

Orient "Pepsi" für um die 100 Euro. Allerdings hatte nur die Alpha die zweite Zeitzone über den kleinen zusätzlichen 24-Stunden-Modus-Zeiger (den man frei einstellen kann auf welche Zeitzone auch immer), so dass die Wahl auf die Kantonesin fiel statt auf die US-Uhr mit japanischem Werk (Invicta, mit schweizer Kreuz im Logo) oder rein japanischer Uhr (Orient).

Randnotiz: Wieso sehen sich eigentlich alle meine Uhren so ähnlich? Never mind. Andererseits merkt meine Frau dann nicht, dass ich schon wieder eine neue Uhr gekauft habe. Im Uhrforum, wo ich Mitglied bin, wurde mal diskutiert, die Alpha GMT als Hommage an eine alte Rolex mit ins Fluigzeug oder die Airline-Lounge zu nehmen könne peinlich werden, könnte man doch etwa in der Business-Class am Ende einen das Original tragenden Uhrenfreund neben sich sitzen haben, der dann empört auf die billige Replik starren würde und unter Whisky und Snacks nach Luft schnappt. So hatte ich mich auch schon geistig für peinliche Begegnungen mit empörten reichen Leuten gewappnet, die einem übel nehmen, dass man statt 14.500 Euro für die aktuelle Rolex GMT (hat mir mal jemand gesagt, dass sie soviel kosten würde) nur 90 Dollar für eine im übrigen völlig legale Design-Hommage ausgegeben hätte. Da das Geschmacksmuster dieser ursprünglichen 60er-Jahres-Uhr längst abgelaufen ist, wäre die Empörung auch recht grundlos.

So trug ich tapfer meine Hongkong-GMT erst auf dem Beifahrersitz eines Porsche Panamera (gehört einem reichten Bekannten und zumindest das Auto hat auch eine hübsche Uhr, siehe Bild), dann in der Airline-Lounge von Thai...

 .... und auch sonst überall während meiner Reise ins kurzzeitig noch winterliche Deutschland im Jahre 2014.

Natürlich hat die Uhr nie irgendjemand beachtet, nicht über schweizer Bergen nach dem  Umsteigen in Zürich...

...

... und auch nicht beim Lesen des WATCH-Magazins in der Airline-Lounge...

... hier über dem Bild einer GMT vom "Namenspaten" Omega liegend, dessen Firmennamen das chinesische Unternehmen zu Verkehrung des Omegas in ein Alpha karikiert hat (Alpha baut auch Omega-Hommagen: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/11/das-alpha-tier-der-uhrenwelt.html).   
Ich vermute, ich wäre in der thrombosegefährdeten Economyklasse sehr viel gefährdeter gewesen, von einem dauergewellten deutschen Bangkokbesucher die Vorzüge einer Festina Sonderedition Tour de France 200X erklärt zu bekommen, als dass man in der (wegen meiner zurückliegenden und auf zu kleine Schreibtische und Taiwanschuhe zurückführbaren ehemaligen Mini-Thrombose gebuchten) Businessklasse auf seinen Handgelenkticker angesprochen würde.

"Lolex"-Kehrseite im Vergleich zur Rolex-Kehrseite, nur der Uhrenfreund kann hier einen wohligen Schauder empfinden, von wegen Tabubruch.

Um es kurz zu machen, wie hat es also geklappt? Nun, die Uhr lief automatiktypisch mittelgenau (13 Sekunden Vorlauf pro Tag, durchaus üblich bei Automatiken unter 500 Euro), mit guter Gangreserve (jedenfalls mehr als 24 Stunden) und der kleine rote 24-Stundenzeiger zeigte mir die jeweils andere Zeitzone zuverlässig an, wenn man sich erst mal dran gewöhnt hatte, dass er der Zeit immer etwa 20 Minuten hinterher hinkte - was man durch Anpassen der 24-Stunden-Skala durch leichte Drehung nach Links kompensieren konnte. Edit: Dies "2. Zeitzone hinkt hinterher" soll auch eine bekannte Krankheit bei leicht gealterten ETA-Original-GMT-Werken wie dem 2893-1 sein und ist bei der Alpha gleich fabrikseitig der Fall. Die Uhr nervte freilich beim Umstellen der Hauptzeitanzeige auf die andere Zeitzone durch Mitverstellen des 2.-Zeitzone-Zeigers, was den Sinn der Uhr dann doch ziemlich einschränkt und den Rückgriff auf die Uhr an der Wand oder eben eine von mir mitgeführte Quarzuhr erforderlich machte. Wenn man sowie eine Zweituhr mitnimmt kann man eigentlich gleich auf die GMT verzichten, ich gebe es zu. EDIT: Das Mitverstellen der 2. Zeitzone bei verstellen der Normalanzeige ist auch bei ETA-Originalwerken wie beispielsweise dem 2893-1 (...-3) der Fall, wie ich seit Inbesitznahme meiner Hamilton Khaki Navy GMT weiß.

Vor der Rückreise ging die zweite Zeitzone dann soweit nach, dass sie die falsche Stunde anzeigte und musste nachgestellt werden, was aber nicht so dramatisch ist meiner Ansicht nach. Dramatischer war....

.... dass die Uhr auf den Wechsel von kalter Außenluft und deutscher Heizungsluft allergisch auf das Drehen am Tauchring reagierte und ich veritabel nach kurzem versehentlichen Drehen in der falschen Richtung den ganzen geriffelten Ring in der Hand hielt. Der ließ sich zwar sofort wieder drauf setzen und rastete auch brav ein, dabei hatte ich dann aber schließlich den farbigen Blechring mit der 24h-Skala in der Hand, weil der offensichtlich mit viel zu wenig und mittlerweile honigweichem Klebstoff angeklebt war. Auch wenn Uhrmacher eher mit etwas anderem kleben, ließ sich das jedoch mit einem vorsichtig aufgetragenen Pattexfaden lösen - seither hält die Farbskala bombig fest. Trotzdem hatte ich danach immer ein ungutes Gefühl, wann immer ich auf die Alpha blickte - ob eben noch alles dran saß an dem Ding, was in Hongkong einst angebaut worden war. Und die für die Uhr irgendwie zu große und sehr scharfkantige Krone, die sich mit während der Reise beim Kofferschleppen öfter mal in den Handrücken grub und eine schmerzhafte rote Stelle hinterließ trug auch nicht gerade zu angenehmen Tragegefühl bei. Ebensowenig wie die scharfen Unterseiten der Hörner der Uhr (das sind die Fortsätze rechts und links neben dem Armband am Uhrenkörper). Das scharfe Metallarmband, das einen Schleifpapiereffekt hatte, war ja schon vor der Reise gegen ein neutrales Lederband ersetzt worden.

Am Ende war ich froh die Alpha am Ende des Urlaubs wieder in der Uhrenschublade verschwinden lassen zu können, wo sie jetzt wohl auch lange Zeit liegen bleiben wird. Und habe mit großen Vergnügen eine schlichte blaue Orient umgeschnallt - ohne Rot am Drehring, damit ich möglichst wenig an die doch oft unangenehme Zeit mit der Alpha erinnert wurde. Das Fazit fällt daher auch wenig verblüffend aus: Eine genau gehende Automatik mit mechanischer zweiter Zeitzone für nur 90 US-Dollar ist eigentlich zu schön um wahr zu sein. Auch wenn sie schon funktioniert, ..... die Alpha ist eben in der Tat ... genau das. Zu schön um wahr zu sein.

Ich liebäugele jetzt mit der deutsch-schweizerischen Steinhart GMT (http://www.steinhartwatches.de/de/GMT-OCEAN-1-BLUE-RED,9.html), auch dem großen Vorbild sehr ähnlich sehend, aber grundsolide. Mein Probelauf mit der Alpha war eigentlich auch nur ein preiswerter Probelauf für die Steinhart. Oder nächstes Jahr doch wieder die Alpha? Wir werden sehen...

Nachtrag: Als ich in Zürich war, hatte ich von der Einwanderungsvolksabstimmung der SVP gar nichts mitbekommen...


 In ein paar Jahren fragen einem am Ende strenge SVP-Herren mit Tag-Heuer-Armbanduhren, was man in der "Schwiez" will und warum man nicht in Amsterdam oder Brüssel umgestiegen ist. Schröcklich würde es aber erst, wenn die Lindtschokolade und die Tissot-Uhren teurer würden, da würde ich auch gerne noch mal eine.... Never mind.

Mittwoch, Februar 05, 2014

In Deutschland

Die Stille im Blog erklärt sich auch durch meine derzeitige Anwesenheit im niedersächsischen Flachland. Obwohl mir Spiegel.de immer das Gefühl gibt, die Deutschen seien alles ökobewegte 3-Zylinder-Smart - Fahrer, die vor jedem Fahrtanstritt die Feinstaubdichte mit der sorgenvoll geriffelten Nase prüfen, ist hier in Wirklichkeit alles voller dicker Autos. Meinen eigenen bescheidenen Volvo SUV sehe ich fast an jeder Straßenecke. Spiegel.de rät zum Hybridkombi, weil der 0.001 Liter im Schnitt weniger verbraucht als der Hybrid-SUV, doch die Leser bestellen sich eher den dicken SUV mit Breitreifen, so sieht es also aus.

Meine Eltern klagen über andauernde Betrugsanrufe am Telefon, wie ich sie aus aus Taiwan kenne. Weil sie über 80 sind hat die deutsche Drückermafia sie scheinbar auf der Opferliste. Einen Englisch sprechenden Inder aus London konnte ich nur durch teutonische Unflätigkeiten in englischer Zunge wieder loswerden.

Und die Hochtechnologie hat auch in der niedersäsischen Provinz Einzug gehalten: Frierend stehe ich an der Straßenbahn-Haltestelle, an der mir ein wunderschöner Touchscreen-Bildschirm jedes einzelne Zahlungsmittel (einzelne Münzen und Geldscheine) fein säuberlich als Grafik anzeigt - aber einzeln durchgestrichen hat. Am Ende bin ich frierend wieder zurück zum Haus meiner Eltern gelaufen und mit dem Auto gefahren. Mag sein, dass mir dabei das erste mal das Wort "Blödland" über die Lippen kam, so wie ich früher Taiwan mit einem H im Worte verunstaltet habe.