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Donnerstag, Juni 13, 2013

Mutter sucht nach ihrem Sohn in Taiwan

Fred Frontier ist leider eine der tragischen Ausländergestalten Taiwans. Als ich 2004 nach Taiwan kam, war er gerade verschwunden auf einem Ausflug in die Tarroko-Schlucht und ist seither nie wieder gesehen worden. Seine Mutter kommt immer mal wieder nach Taiwan und sucht wohl in Taipei nach ihm. Auch jetzt ist sie gerade wieder da, das Fernsehen zeigte sie gerade mit einem Schild irgendwo in einer Straße stehen. Vergleichsweise unangemessen erscheint mir jetzt ein Blogartikel zu dem Thema, wegen seines heiteren Tones, allerdings hebe ich da auf die Bizarrheit der Ausländerszene in Taiwan ab, die sich damals unter anderem mittels einer fiktiven Auslandsamerikaner-Vertretung (Mitglieder: 1) um Aufklärung bemühte und sich in merkwürdigen Verschwörungstheorien erging (http://osttellerrand.blogspot.com/2013/03/verschwunden-in-taiwan.html).



Sorge um Junior

Sorgen konnte ich mir um Junior beim gestrigen Familiendinner machen. Ich bewunderte gerade den Nebentisch, wo ein junger Waiguoren (also westlicher Ausländer) auch wie ich mitten in einer Taiwanfamilie saß. "Die werden immer jünger, die ausländischen Herren, die sich die Taiwanfamilien hier wegfangen", dachte ich noch. Denn der junge Mann sah eher wie 18 aus gerade mal als älter. Allzu sehr zu leiden schien er nicht, saß er doch mitten in einer Damenriege. Auch wurde er für ein Familienfoto heftig geknuddelt von den Leuten am Tisch - sowas machen sie wohl nur wenn man noch jung und hübsch ist, nicht mit uns alten zynischen Expats, die auf die 50 zugehen (schauder).
Ich war gerade so in Gedanken versunken, auch als ein schon angegrauter Waiguoren am Tisch vorbei lief, da verspürte ich einen heftigen Schmerz an der linken Augenbraue. Nicht etwa ein Mosquitostich, nein, Junior hatte mir sein mit Hasenmuster bedrucktes Kinderteller-Tablett vor den Kopf gehauen und die Augenbraue getroffen mit der Ecke. Er ist ja erst 1-1/2 Jahre, kann aber manchmal ganz schön zuhauen. Ich vertrieb die Sterne und Bimmeln, die comicartig um mich herum schwebten und sah so eben wieder klar, da blickte ich in die Zinken einer Gabel (die richtige, nicht seine stumpfe Kindertellergabel), die er in der Hand und mir vor das Auge hielt. Gott sei Dank hatte Mutter das nicht mitbekommen, die hätte mir sonst wieder eine Standpauke von wegen Aufsicht über Junior gehalten.
Nun mache ich mir wegen seines vermehrt rabiaten Verhaltens Sorgen. Was, wenn er mal zur Spezialeinheit will? Die Navy Seals, die GSG-9? In Taiwan sehen die Jungs von der Spezialeinheit jedenfalls so merkwürdig aus, dass ich immer an den St.Christopher-Street-Day denke. Oder an eine andere fröhliche Parade......    Siehe Links:

Erst dachte ich, der trägt einen Ohrring: LINK
Ob sich Junior dann den Oberkörper rasieren müsste? LINK

Wenn er schon mal üben will, könnte ich ihm meine neue Tissot Seastar - Armbanduhr leihen, die ist ähnlich dick wie die im Bild.

Hier noch ein paar Bilder: LINK

Bedenkliche Zeiten im Taiwanblog, wo doch eigentlich gerade die COMUTEX läuft und jetzt eigentlich Latex-Xiaojies hier zu sehen sein müssten...

P.S.: Wenn ich noch mehr so Bilder zeige, ziehen auch endlich mal mehr Frauen nach Taiwan, statt immer nur Männer. Äh.... oder noch mehr Männer. Räusper.


Neuestes bzgl. Philippinen/Taiwan-Krise

Im taiwanischen TV ist nun etwas Ruhe eingekehrt, die Krise zwischen den Philippinen und Taiwan nach den tödlichen Schüssen eines Bootes der philippinischen Küstenwache auf ein taiwanisches Fischerboot (das Taiwanblog berichtete mehrfach) scheint sich entschärft zu haben. Es gibt eine Entschuldigung des philippinischen Präsidenten an die Familie des Hinterbliebenen und immerhin "an das Volk von Taiwan", was einer faktischen Anerkennung der Staatlichkeit von Taiwan alias der Republik China zumindest nahe kommt. Bedeutsam, weil die Philippinen anfangs jede Zusammenarbeit mit Taiwan/der Republik China abgelehnt hatten mit Hinweis auf die Ein-China-Politik der Philippinen (die daher die Staatlichkeit Taiwans nicht anerkennen sondern dieses offenbar als Teil der VR-China ansehen*).

Eine philippinische Webseite hatte gemeldet, dass nach dem Durchsehen des Videos, welches das philippinische Boot bei seinem Angriff auf das taiwanische Boot gedreht hatte, zu sehen wäre, wie ausgelassene Besatzungsmitglieder der philippinischen Küstenwache "lachend" auf das unbewaffnete Fischerboot feuern (http://globalnation.inquirer.net/76231/ph-coast-guards-laughed-while-firing). Und jetzt sieht es so aus, als ob das philippinische NBI (eine Art FBI Manilas) eine Anklage der philippinischen Besatzung wegen übertriebener Gewaltanwendung empfehlen würde. Auch gab es wohl keine Bestätigung dafür, dass das Taiwanboot das Phili-Boot hätte rammen wollen, wie die Phili-Behörden anfangs behauptet hatten: http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2013/06/13/2003564665

Wikipedia redet in Zusammenhang mit dem Schusswechsel von überlappenden Gewässern, die sowohl zur ökonomischen Zone Taiwans wie auch der Philippinen gehören. Sicher wären beide Seiten gut beraten, auf die jeweils andere Seite nicht zu feuern. Bislang sind offenbar nur die Philippinen durch wiederholte Gewaltanwendung gegen die Taiwaner in dieser Region aufgefallen.





* Auch Deutschland hat eine Ein-China-Politik im Umgang mit Taiwan, vermeidet aber Aussagen, Taiwan würde zur VR-China gehören was mehrere Interpretationen erlaubt. Es arbeitet wenn auch eingeschränkt mit Taiwan zusammen, erkennt dieses jedoch diplomatisch nicht an und akzeptiert nur Peking als Vertreter von diesem "China" in der Praxis.

Dienstag, Juni 11, 2013

Der normale Alltag

 Ruh' in NeiHu

Für Blogleser sieht Taiwan mal wieder zu schlecht aus hier im Blog die Tage. Weil man eben nur besonderes aufschreibt, nichts Alltägliches. Der Alltag eines Expats ist ganz normal. Man fährt ins Büro, gut ausgeschlafen, denn meine Schlichtwohnung im Militärveteranenviertel ist  tatsächlich sehr leise des nachts. Man arbeitet am Rechner, wird von Kollegen freundlich angesprochen, isst in der Kantine. Fährt zurück nach Haus, spielt ein Stündchen oder zwei mit Junior. Macht einen Scherz mit der netten Schwester meiner Frau oder umgekehrt, sieht noch ein bisschen fern. Grüßt vorher noch auf der Straße den behinderten älteren Mann, der mit seinem tollen Schäferhund immer abends ums Viertel läuft und mir gern Hallo sagt. Holt sich vielleicht eine Coke Zero gut gekühlt vom Family-Kioskmarkt, dessen Verkäfuer manchmal mit mir ein Schwätzchen hält. Eben Alltag. Nette Leute, normale Leute. Nichts besonderes ;-) Und daher hier im Blog auch immer wieder nicht erwähnt.
 

Die schlimme Amerikanerin

Ein Mediengewitter zieht (mal wieder) über jemanden aus dem Westen danieder

Taiwan wird schon seit ewigen Zeit als ein extrem gastfreundliches Land beschrieben. Ist es sicherlich auch noch, auch wenn sich bei mir seit einiger Zeit so das Gefühl einschleicht, als ob die ständigen Stürme in der Medienlandschaft, die gegen einzelne Ausländer gerichtet sind,  das Klima langsam drehen. Oder jedenfalls die Freundlichkeit deutlich abmildern. Aber so etwas ist immer subjektiv und ich will hier nicht jede unfreundliche Begegnung in der letzten Zeit wiederkäuen. Die Ausländer, die im Zentrum eines solchen "Shitstorms" stehen, sind sicher nicht immer Engel. Manche haben vielleicht etwas ungehöriges oder gar Kriminelles getan, andere gar nichts Außergewöhnliches. Die Gemeinsamkeit aller Fälle ist immer wieder, dass die Story erst dadurch in die Presse kommt (oder die außergewöhnliche Breite ihrer Berichterstattung erfährt), weil der Protagonist dem Typus "Weißer" entspricht.
Hier das jüngste Beispiel: Eine Frau, die vermutlich eine (weiße) Amerikanerin ist, hat in Taipeis MRT (die U-Bahn/Schwebebahn) einen normalen Sitzplatz für sich und einen für ihre Einkäufe belegt. Vor ihr scheint sogar ein freier (!!!???) "Priority"-Sitz zu sein, also einer, der speziell für ältere Leute, Eltern mit Kindern oder Bedürftige gedacht ist und den man frei machen soll, wenn eine solche Person darum bittet. Aber der hat hier mit der Frau nichts zu tun, sie sitzt da nur in der Nähe. In diesem Fall, der es bis in die Taiwanpresse schaffte (LINK zur "Chinatimes") und eine Facebookcampagne auslöste (durch die Person, die ein Handyvideo drehte: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=997207805663&set=a.530677406323.2055102.26206451&type=1&theater), hat angeblich eine ältere Frau die Amerikanerin gebeten, einen Sitzplatz für sie frei zu machen, was die Amerikanerin ablehnt und in dem entstehenden Streit angibt, für die US-Vertretung in Taiwan (das AIT, American Institute in Taiwan) zu arbeiten, was wohl den filmenden Taiwaner oder die anfragende Seniorin abschrecken soll. Sicher ist das ein ungeschicktes Verhalten. Unfreundlich und egoistisch wäre die Amerikanerin, wenn denn keine anderen Sitzplätze frei wären. Ist der vor ihr frei? Sind noch mehr Sitze frei? Man weiß es nicht.

UPDATE: Wenn man das Facebook-Foto mit dem Chinatimes-Foto vergleicht sieht man, dass der frei aussehende Sitz im Vordergrund auf dem Chinatimes-Foto weggeschnitten wurde! So passt die Story von der bösen Ausländerin besser.

 Vorsicht wo man gerade herumsteht oder sitzt in den Straßen Taipeis.

Ich selbst habe mal gesehen, wie jemand in der MRT einen Sitzplatz mit Tüten belegte, obwohl die Bahn recht voll war. Gut, da hat kein Senior angefragt, niemand hat gefilmt, der Vorfall hat es nicht in die Medien geschafft. War ja auch kein Ausländer involviert. Mehrfach habe ich bereits Senioren in der MRT Platz gemacht, aber zweimal hat sich dann sofort ein junger Mann auf meinen gerade frei gemachten Platz gesetzt (und hier ist keiner der wenigen Ausländer gemeint) und den Senior einfach ignoriert. Mit 20 bewegt man sich halt schneller als mit 70. Ich habe dann mein Bedauern gegenüber dem Senior zum Ausdruck gebracht, aber sonst nichts gemacht. Sprachbarriere und die Tendenz zum Ausländer-Shitstorm in Medien haben mit da vorsichtig sein lassen. Schnell könnte sich ein Streit entwickeln, ein anderer Taiwaner filmt und dann heißt es vielleicht: "Unverschämte Bignose will Sitzplatz in MRT haben, Senior steht daneben!" Oder auch nicht. Der Punkt ist, es ist sehr leicht aus einer der kleinen Widrigkeiten des Alltags in Taiwan ein nationales Medienspektakel zu machen, sowie ein Ausländer involviert ist. Ein Taiwan-Senior mit Handykamera anbei könnte in der Tat von einem Westler verlangen, ihm genau den Sitzplatz X frei zu machen, auch wenn ein anderer noch frei ist. Wehe, er spurt nicht. Dann schickt man das Video an die Presse.

Wer sich jetzt über die vielleicht ja tatsächlich unverschämte Amerikanerin aufregt, der möge sich fragen: Hätte es der Fall auch in die Inselpresse geschafft, wenn hier nur eine von unzähligen Taiwanerinnen säße, die wieder mal einen Sitzplatz mit Einkäufen voll gestellt hat? Sicher nicht.

Das AIT untersucht den Fall intern, hat es in einer Presseerklärung verlauten lassen, die jemand im Ausländerforum zitiert hat. Und die Frau wird sicher aus Taiwan weg versetzt werden, wenn sie am AIT gearbeitet hat, vermute ich. Unabhängig davon, ob nun ein Platz frei war oder nicht.

Westler sehen anders aus, daher verfolgt die taiwanische Öffentlichkeit sie mit zunehmender Tendenz kritischer. Wer anders aussieht, ist immer ein guter Sündenbock. Das ist auch in anderen Ländern so, nur in Taiwan ist man da hemmungsloser, der ungezügelten Boulevardmedien (das ist hier praktisch die gesamte Medienlandschaft) wegen, die die ehemals so populären Weißen als auflagengarantierenden Prügelknaben entdeckt haben.

Bedenklich finde ich, dass vielleicht auch bald Leute auf die Idee kommen, eine Ausländerstory für die Presse zu fabrizieren. Denn dann kriegen sie das Video mit Sicherheit auf Webseiten und viele Hits auf Youtube. Eine Seniorin stand in einem kleinen Nudelrestaurant einmal wütend vor mir und wollte wohl, dass ich ihr Platz mache, obwohl ich gerade am Essen war und das Lokal voller Taiwaner aller Altersgruppen war. Habe ich nicht, ich kann ja schlecht die Nudeln im Stehen essen. Es kann also durchaus sein, das hier eine Ausländerin herausgepickt wurde. Oder auch nicht und sie war wirklich unverschämt. Aber die Wahrheit prüft hier niemand, es geht nur um die Medienaufmerksamkeit.


Update: Diese Internet-Shitstorms gegen Ausländer ähneln der chinesischen "Flesh Search Engine", wo chinesische Netznutzer einzelne (allerdings i.d.R. chinesische) Übeltäter im Netz anklagen und aburteilen. Einfach mal ergoogeln, ich will mich hier nicht in chinesischen Seiten verlieren...

Montag, Juni 10, 2013

Der deutsche Ober

Samstag in Taipei in einem guten Restaurant, das auf französisch macht, aber eigentlich japanisch ist. Tapernyaki-Style, wo der Koch vor einem am heißen Blech das Essen brät. www.chamonix.com.tw. Na, das klingt französisch. Kleine Leckerli aus Fisch und Fleisch, mundgerechter geeister Pfirsich mit anderem Kleinobst auf dem Löffel. Haps, ist es weg. Der Ober, der exklusiv für uns und den Nachbartisch zuständig war wie es schien, stand ständig bei der eigentlich auf die Philippinen ausgewanderten Schwester meiner Frau, die gerade zu Besuch und mit am Tresen (Tische haben die dort eigentlich nicht) saß. Hier schwadronierte er so lang und ausgiebig mit der Ausgabe 2 (mit Varianz) meiner Frau, dass mir sofort klar war, dass er sich die angenehmste Gesellschaft am Tisch ausgesucht hatte - gleich nach meiner Frau natürlich. Er hatte ihr wohl erzählt, er sei in Deutschland aufgewachsen. So berichtete mir die Schwester immer zwischendrin, wenn er gerade mal kurz am anderen Tisch war. Bis zum 16. Lebensjahr sei er da zur Schule gegangen, dann sei er in die USA immigriert. "Du kannst mit ihm Deutsch reden", rief die Schwester. Ich nickte nur, aß das leckere klein geschnittene Steak mit Soße und sagte "Thank you", als der Ober mir die Gratisbrause nachschenkte ins Weinglas. Niemals Taiwaner zum Ausländertalk ermutigen. Niemals. Im zehnten Jahr habe ich da so viel erzwungenen Smalltalk erlebt, dass ich mich niemals freiwillig für diese "where you from?" - Konversation melden würde. "Er redet doch so komfortabel mit Dir", erwiderte ich neckend. Und das entsprach auch der Wahrheit. Mich würdigte er bei all dem langen Gespräch über Deutschland keines Blickes, erzählte dann aber der Schwester, er würde kein Wort Deutsch sprechen, weil er es nie richtig gelernt hatte. Was ja auch logisch ist bei 16 Jahren Kindheit in Deutschland. Pisa und so. Handzeichen gehen ja auch.
Meine Frau erwähnte, einer der Nudelverkäufer in Jhongli bei Taoyuan habe uns mal erzählt, er sei Spanier. Dabei sah er eben wie ein taiwanischer Nudelverkäufer aus. Und ich hätte ihn daraufhin auf Spanisch (damals konnte ich in der Tat noch etwas Spanisch aus meiner Lateinamerika-Trip-Zeit) angesprochen und er habe nicht mal "Hola" (Hallo) verstanden. Gut, bis zum Hallo ist er vielleicht nie gekommen, kann ja alles sein. Handzeichen eben. Ich widerstand der Versuchung dem flirtenden Ober ein schwieriges "Danke" entgegen zu schleudern, bin ich doch wirklich immer um das Gesicht meiner Inselgenossen hier besorgt.
Das Essen ist gut im Chamonix und Schwesterherz ist seit ihrer Expat-Genesis wirklich eine beeindruckende und sehr attraktive und charmante die Welt kennende Frau, was will man da dem Obristen übel nehmen, dass er sich auch in einen weltenbummlerischen Charmonix verwandeln will. Charmeur meine ich. Wahrscheinlich dachte er erst, ich sei Amerikaner, wie üblich.

Deutschlandreise

Noch diese Woche, dann geht es mit Frau und Junior nach Deutschland, damit meine Eltern ihren Großsohn sehen können. Meine Frau ist entsprechend in einer nervös-aggressiven Stimmung. Sie hasst in Deutschland zu sein so sehr, das sie es oft mit dem Irak und Afrika vergleicht. Der Grund dafür ist, das es keinen Seven-Eleven in Deutschland gibt. Außerdem ist alles weit und tot und leer, steril und still. Es ist interessant mein eigenes Land durch ihre Augen zu sehen. Nun werden wir also zusammen die 14 Tage durchstehen müssen, die wir aus dem mythischen Paradies Taipei vertrieben sind, werden ohne seine würzige, klare, gesunde Luft, die anheimelnden Passagen zwischen den Prachtwohnungen und ihr Dekors auskommen müssen. Werden vor allem die Mopeds und die netten Autofahrer vermissen. Mich erstaunt immer wieder ihr verzückter Gesichtsausdruck, wenn die letzten 2 Tage des Deutschlandurlaubs gekommen sind und sie jubelt "Bald bin ich wieder in Taipei". Und mir wird immer klar, dass alle Pläne, dass sie jemals nach Deutschland zieht, reine SciFi sind. Sie hält es die 14 Tage weniger aus als ich fünf Jahre Taipei ohne Unterbrechung aushalten würde. Geschätzt. Was natürlich klar beweist, wie viel besser die Lebensqualität in Taipei ist. Und ich werde mich erst wieder entspannen können, wenn die Reisevorbereitungswoche und zwei Wochen Gattinnen-Tortur in Deutschland vorbei sind und wir wieder entpannt im heimischen Taipei sitzen.

EDIT: Ich bin immer noch am grübeln, wie ich dieses Blog künftig gestalte. Vielleicht nehme ich solch persönliche Dinge in Zukunft raus. Mal gucken, ob dies Posting die turnusmäßige Überarbeitung überlebt ;-)


Freitag, Juni 07, 2013

Besorgt um Mitarbeiter

Arbeitsplatzbelastung in Lustifus Stinky Tofu Generator - Fabrik

Wie bereits mehrfach berichtet stellt unser im Aufbau befindlicher Familienbetrieb ja benzingetriebene Stinky-Tofu-Generatoren her, die die Art revolutioniren soll, in der die Taiwaner ihren Stinky-Tofu (Taiwankenner wissen den an Fäkalien erinnernden Geruch dieser taiwanischen Spezialität zu schätzen) zubereiten. Doch die Eröffnung so einer Fabrik ist nicht ohne Hindernisse. Insbesondere die Probeläufe der neuen Generatoren sind mit Abgasen verbunden, da kann unser Chefingenieur Scotty Chen auch noch so sehr den Antimaterie/Materiemix einstellen und die Deuterionenkonzentration in dem handlichen kleinen Generator nachregulieren, es stinkt eben einfach.

Manchmal ist die Stinky-Tofu-Wolke so schlimm, dass man nicht mehr sieht, wo man hin geht. Übrigens hält die Mitarbeiterin rechts innen eines unserer neuen "Stinky-Tofu-Eis in der Eistüte" in der Hand. Mit leckerer Waffel dazu. Einfach eisgekühlt und in Kugelform spuckt unser neuster Automat PINGUIN-1000 XTraStink das leckere eigekühlte Stinky-Tofu aus. Genau das Richtige für den heißen Sommer.
Die Mitarbeiter links leiden leider gerade an Atemproblemen in der Wolke und werfen verzweifelt die Arme hoch.

Auch der tapfere Versuch der Kolleginnen die Luft zur Seite zu fächern (Bild) funktioniert längst nicht immer. Alltag in der Fabrik.

Hier ist Seven of Seven von unserem Ingenieursteam dabei fluchtartig die Wolke zu verlassen. Deutlich sieht man das gefährliche blaue Leuchten des Warp... äh... Tofu-Kerns vom Tischgenerator im Hintergrund.

Einige Mitarbeiter haben sich aber schon einen schnellen Ausfallschritt antrainiert, wenn die Wolke kommt. Luft zur Seite fächeln und dann blitzschnell zur Seite wegtauchen. Die Sache mit der Vergrößerungsmöglichkeit der Bilder erwähne ich jetzt nicht, ist ja auch so klar erkennbar die Wolke.


Wo sind denn nun wieder alle? Äh... never mind. Wir haben nächste Woche eine Betriebsratsversammlung, da gucken wir mal wie wir das mindern können.

Ich wünsche ein schönes Wochenende. Und wenn Sie in Taiwan sind: tauchen Sie rechtzeitig vor den Tofu-Schwaden ab.




Der Fluch des Soligor

Superweitwinkel zum 5. Mal gekauft

Im Jahre 1998 erstand ich mein erstes Superweitwinkel, damals noch für die analogen Minolta Dynax Kameras. Ein Soligor 3.5-4.5/19-35mm. Soligor war damals ein US-Unternehmen mit deutschem Ableger, das von anderen Herstellern Objektive und anderes fertigen ließ und diese unter eigenem Namen verkaufte. Das Soligor hatte ein billig wirkendes Gummigehäuse und gehört zu den Online geschmähten Billiglinsen. Es wird daher von Laien oft schlecht bewertet, während sein in der Optik baugleicher Tokina-Zwilling gut bewertet wird. Das Soligor fühlt sich gummiartig labbrig an, macht aber gute Fotos. Geschlagene 320 DM hat es damals gekostet, wenn ich mich recht erinnere. Die Freude währte nur kurz, schon 1999 wurde mir das Objektiv zusammen mit der Kamera und einem lichtstarken Normalobjektiv, dem Videorekorder und dem PC aus meiner damals unversicherten Einzimmerwohnung in Darmstadt-Griesheim gestohlen.

Verkäufer-Foto: Der Fluch geht weiter

Der Soligor-Fluch nahm seinen Anfang. Ich kaufte es noch einmal, diesmal stand allerdings "Voigtländer Ultragon" an dem Objektiv dran, das sonst völlig identisch war. Voigländer war ja ein deutscher Traditionshersteller, der im Zuge der japanischen SLR-Offensive vom Markt gefegt worden war in den 80ern denke ich und dann zu Rollei gehörte, die nun ebenfalls vor der Konkurrenz von Canon und Nikon und sogar Minolta die Segel streichen mussten. Soligor kaufte flugs die Marke Voigtländer auf und konnte sich so mit seinen Objektiven im Glanz eines alten (wenn auch wenig zugkräftigen) Markennamens sonnen. Mein Ultragon war so gut wie das Soligor vorher, allerdings wäre ein Fluch nicht ein Fluch, wenn es so einfach weiter ginge. Bei einem Urlaub in der Dominikanischen Republik (wenn ich sagen würde: auf der Insel Hispaniola klänge es besser, gell?) wurde es mir gestohlen im Jahre 2000 schon oder dergleichen.

Doch so leicht bin ich nicht unterzukriegen. Flugs ging es wieder ins Fotogeschäft (die kannten mich da schon) und ich erwarb das in einer Annonce angepriesene Tokina mit gleichen Eckdaten. Glücklich war ich über meinen Kauf, hatte das Original doch ein stabiles Metallgehäuse und kostete nur noch 180 DM. Mittlerweile wollte man es nämlich als Standardzoom für die neuen APS-C Digitalkameras vermarkten, bei denen sich die Brennweite ja entsprechend verlängert. Der Fluch schien vorbei, denn geschlagene 11 Jahre leistete mir das Tokina treue Dienste, zehn davon an Minolta-Kameras. Doch ab 2010 tat es Dienst an meiner Sony Digitalkamera und ging 2011 nach nur einem Jahr kaputt. Der AF hakte und stotterte plötzlich und auch manuell ging der Fokus nur noch schwer einzustellen.

Was tut man wenn man einem richtig langen Fluch zum Opfer gefallen ist? Man kauft das nächste. Für nur 47 Euro erwarb ich ein gebrauchtes Soligor, völlig identisch. Sah aus wie mein altes - von Ebay. Der Besitzer war auf eine digitale Kamera umgestiegen von der alten Minolta. Sicher auf eine Canon, da konnte er das DIng nicht mehr gebrauchen. An meiner Sony funktioniert aber das alte Minolta-Zeug großartig, also erwarb ich es. Doch dieses Jahr fängt der AF an zu haken, wenn auch nur bei 35mm, die ich so gut wie nie nehme an der Linse. Möglicherweise verträgt die alte AF-Mechanik im Objektiv nicht den harten und schellen Sonymotor, denn das Soligor klingt beim Scharfstellen laut und knarzig. Ich nahm mir vor diesmal, wenn es endgültig aufgibt, ein tolles Minolta 2.8-4.5/17-35mm zu kaufen. Doch einem Fluch entkommt man nicht so leicht. Eben sah ich eine angebotene alte Minolta bei Ebay und huch... ein Objektiv ist ja auch noch dran. Etwas unscharfes Foto, aber sofort erkannte ich mein altes Soligor/Voigtländer-"Schätzchen". Diesmal heißt es Cosina, ist aber wieder genau das Soligor (Cosina war kurzzeitig auch pleite und auch Soligor zum Opfer gefallen denke ich). Für 21.50 Euro plus Versand konnte ich nicht widerstehen. Der Fluch geht weiter. Und weiter. Unter dem Namen Vivitar sieht man die Linse auch manchmal bei Ebay...

Das war nerdischer Fototalk, denn ich bin ein viel größerer Fotonarr als Computernerd und könnte Sie über das Thema bis zum Herzstillstand langweilen. Aber wer immer noch hier ist, ist selbst schuld. Habe schließlich neulich die URL gewechselt ;-)

P.S.: Wenn meine Frau die ganzen alten Minoltaschätzchen sieht, die in Deutschland schon auf mich warten (bin bald auf Heimaturlaub), dann fängt sie an zu schreien. Hoffentlich wirft sie nicht mit dem Soligor. Äh... Cosina.

Donnerstag, Juni 06, 2013

Life and Marriage


"Leben und Ehe", ein Bild bei dem jedes weitere Wort zu viel wäre.


Das Bild vergrößert sich mit Firefox Mittelklick oder Linksklick, ggf. mehrmals. Es wirkt erst in der Größe. Und bitte nicht auf mich beziehen, es ist einfach eine Geschichte, die mir die Umgebung erzählt hat. Aufgenommen ist das Bild hinter dem CSK-Memorial, das bereits hier (LINK) zu sehen war. Das oberste Bild in dem anderen Beitrag ist auch (ich nach links gerückt) der Standort dieses Bildes. Das Tele fängt dabei den Ausblick auf die "Marriage Street" ein. Eine Straße, in der viele Brautkleidläden und Fotostudios und spezielle Hochzeitsbäckereien versammelt sind, damit sich Paare hier effizient dem Heiratsritus unterziehen können. Hier bestellt man die teuren Hochzeitskekse, die an diverse Verwandten geliefert werden, leiht sich die weißen Klamotten für das Foto und geht zum Hochzeitsfotografen etc. Verlobungsbilder sind das, die auch meist gleich in der Straße aufgenommen werden.
Ups... jetzt sind es doch wieder der Worte zu viel. Denn ob dann die Ehe auch so nett wird wie die Fotos oder sich im grauen Einerlei des Alltags in Schlichtwohnungen verliert - wer weiß.



Die inneren Bezirke der Seele suchen

Ludigel liest im STERN. Er sollte es lassen.

Immer wenn ich in deutschen Printmedien (natürlich meist elektronisch) lese, kriege ich einen Rappel. Den SPIEGEL lese ich nicht mehr, dieses linksautoritäre meinungsdiktierende Gutmenschenblatt kann ich nicht mehr verdauen. Derzeit versuche ich es mit dem STERN, den es ja neuerdings wieder per PDF gibt. Aber ich bin wohl schon zu weit von Deutschland entfremdet, um mit diesem Zeug noch was anfangen zu können. Beispielsweise steht da ein Ratgeber für Leute über 40 und, so liest man, die erste Hälfte habe dem Lebensaufbau gegolten, während die zweite nun "der Suche nach den inneren Bezirken der Seele" (STERN 23/2013, S.98) dienen solle. Da dachte ich: Keine Ahnung wo die inneren Bezirke meiner Seele sind. Junior hat sie wahrscheinlich irgendwo unter sein Spielzeug gewühlt.
Und es geht weiter. Man solle eine "Flucht nach Vorn" in Erwägung ziehen (hä?) und eine "Chancenanalyse der Sehnsüchte" betreiben. Solcherlei Tipps, u.a. von einer Psychologin namens Pasqualina Perrig-Chiello gibt es da.
Nun sitze ich hier mit kleinem Sohn und taiwanisch-aufgedrehter Frau am Rand der Weltscheibe, baue gerade ein Unternehmen mit auf, ziehe den erwähnten Junior groß und dann ... dann soll ich mir solchen Schwachsinn durchlesen? Ich sage es mal so, wenn ich irgendwann eine "Pasqualina Perrig-Chiello" oder eine "Soraya Hüttenkötter-Palmschmiegler" brauche, um zu wissen, wie ich mein Leben bestreite, dann suche ich mir am besten eine hohe Klippe und springe runter.

Mein Gott (welcher auch immer), es wundert mich langsam, dass die Deutschen noch lebensfähig sind vor lauter linksintellektueller Bräsigkeit. Was natürlich nur heißt, dass ich mich von meiner alten Heimat doch schon sehr entfremdet habe, so dass ich dieser Tage überlege, ob ich überhaupt noch an der nächsten Briefwahl zum Bundestag teilnehmen werde. Merkel oder Steinbrück? Die Frage ist so unernsthaft, dass sie sich einfach von selbst lösen wird.

Ich klicke den STERN jetzt zu, sonst kriege ich noch Magengeschwüre.

"Die Phase ab 40 ist vergleichbar mit der Pubertät" führt Frau Ch. weiter aus, ich konnte es nicht lassen. Da frage ich noch mal "hä?". "Häufige Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und Unruhe machen die Jahre nach dem 40. nicht angenehm."

Ludigel hier schläft wie ein Baby. Habe ja auch eins. Und schlechte Laune habe ich nur beim STERN-Lesen.  Jetzt ist Schluss, beim Lesen jedes Satzes merke ich, wie sich mein IQ um 1 vermindert....



Keiner will Lustifus* Stinky Tofu - Generatoren

Ludigels Familienbetrieb läuft. Aber...

Tatsächlich läuft unser Familienbetrieb gut. Mysteriös nur: Trotz 700 Flyer auf der Computermesse COMPUTEX, die ich wegen der eigenartigen Bekleidung der Messehostessen meist LATEX nenne, hat niemand auch nur einen einzigen "benzingetriebenen Stinky Tofu-Generator" bestellt. Es ist zum Auswachsen. Dabei hatten wir extra einen Lieferservice auf das Messegelände geplant.

Das Problem ist natürlich offenkundig. Wer auf der COMPUTEX ist, hat für Stinky Tofu kein Auge, sondern achtet nur auf die zahlreichen... äh... "Motherboards", wie die Leute immer sagen. Ich finde das klingt irgendwie chauvinistisch, aber die meisten Leute meinen wohl wirklich die Platinen.

Mann kann so einen kiloschweren benzingetriebenen Stinky-Tofu-Generator natürlich auch nicht so elegant am Finger balancieren wie dies Gadget oben im Bild (ja, da ist ein Gadget!). Sonst könnten wir uns ja vielleicht auch schon mal eine Messehostess zulegen. Mein Lieblingsneffe, der dünn wie ein Laternenpfahl nach dem Sandstrahlen ist, hat freilich meine Idee mit der Perücke abgelehnt. Taiwanische Angestellte die Ansprüche stellen, unglaublich. Am Ende wollen sie noch geregelte Arbeitszeiten und bezahlten Urlaub im ersten Jahr, pah.

Schlimm natürlich auch, wenn einem so ein Generator auf den Fuß fällt...

 Nicht einfach ist es natürlich auch sich mit den jungen Frauen zu unterhalten. Meine Frage, ob sie denn mal meinen Stinky-Tofu-Generator für ein paar Minuten probeweise halten würde, hat diese junge Frau etwa mit einem erschreckten Abtauchen in der Menge beantwortet. 

Auch entsprechen die jungen Damen nicht unbedingt der typischen Stinky-Tofu-Kundschaft. Ich meine, die links hat schon im Prinzip die richtige Frisur, allerdings müsste sie noch Lockenwickler reindrehen und man muss sich ein paar Jahrzehnte dazu denken, dann kommt es hin. Zielgerichtetes Marketing ist halt eine Kunst.

Noch vor Jahren hatte ich Marketing für USB-Festplatten gemacht, die erst funktionierten, wenn man einen kleinen orangenen Schlüssel reinsteckte. Mein Slogan "PLUG-IN AND ENJOY" fand dann aber doch wenig Gegenliebe. Merkwürdig. 

So.... keiner wollte meine Generatoren haben... mal gucken, wo ich das Vorführmodell jetzt abstelle am Besten.


Hmmm... den rethorischen Bogen von Stinky Tofu zum Dritten Reich zu schaffen, würde wohl sogar mich überfordern.


Ups... ich dachte erst das wäre mein Neffe... never mind.

Soweit für heute die Berichterstattung aus meiner Unternehmertätigkeit hier am Rande der Weltscheibe. Unbezahlbare Einblicke in die unternehmerische Tätigkeit von Expats im Fernen Osten. Männer ohne Nerven am Rande des Tellerrands. Nur im Taiwanblog. Wer immer noch hier ist, ist selber schuld. Habe ja schließlich schon die URL gewechselt.
 

* Namensvorschlag aus den Kommentaren angenommen

Mittwoch, Juni 05, 2013

Tscheche mit Floß auf dem Weg nach Japan

Mutiger Ausländer ohne Geld mit selbst gebautem Floß unterwegs

Was soll man machen, wenn man in Taiwan alles Geld ausgegeben hat (so berichtet jedenfalls die Zeitung in diesem Fall) und man sich kein Flugticket mehr leisten kann, um nach Hause oder sonst wo hin zu reisen? Ganz einfach, man baut sich ein Floß aus Treibgut, schließlich ist man auf einer Insel. Und dann ab zu nächsten großen Insel - Japan. Oder genauer gesagt Okinawa.

http://iservice.libertytimes.com.tw/liveNews/news.php?no=817032&type=%E7%A4%BE%E6%9C%83

Das jedenfalls spuckt der Google-Übersetzer aus. http://translate.google.com/
Er wurde allerdings von Fischern gesehen, die sich um ihn sorgten und die Küstenwache Taiwans verständigten, die ihn aufgriffen. Er gab gegenüber der Küstenwache an, den Film "The Life of Pi" als Vorbild genommen zu haben. Sie erinnern sich vielleicht, dies Ding wo ein Inder auf einem Rettungsboot im einem Tiger herum rennt - von einem taiwanischen Regisseur gedreht.

Dienstag, Juni 04, 2013

Junior tanzt

Ein ferngesteuertes Spielzeugauto made in China, eine etwas merkwürdige Konstruktion, die Räder an endlosen spreizbaren Stelzen. Es gibt auf Knopfdruck Technobeats von sich und kann sich so schnell im Kreise drehen, dass es vor den Augen verschwimmt, genau wie hier im Bild.


Der Spaß dauert freilich nur 10 Minuten, dann sind die Batterien alle.

Junior empfindet es allerdings eher als störend, wenn ich mit dem Ding rumsause. Er holt das Auto dann immer zurück, nimmt mir die Fernbedienung ab, drückt auf den Musikknopf und tanzt zu dem blinkenden Ding, das dabei leicht auf und ab wippt. Spart auch Batterien.

Schon erstaunlich, wie das Ding Pirouetten dreht. Besser als das naturgetreu aussehende Sturmgewehr neulich, das bei Betätigen des Abzugs kommunistisch-patriotische Lieder sang. Auch aus der VR-China natürlich. Weil sich der ultralaute Gesang nicht regulieren ließ, wanderte es gleich in den Müll. Meine Taiwanfamilie freilich kicherte über die von strenger weiblicher Stimme vorgetragenen Revolutionsgeänge. Schon kurios, ein kapitalistisches China baut kommunistische Gesänge in Plastikgewehre ein...

Montag, Juni 03, 2013

Star Trek into the books

Habe am Wochenende den neuesten Star Trek Flick gesehen: "Star Trek into Darkness". Ach so, wenn irgend jemand in diesem Posting einen Bezug zu Taiwan entdeckt (außer diesem Satz), kriegt er einen Euro überwiesen.

ACHTUNG: Spoilerwarnung. Nur lesen, wer den Film schon kennt oder nicht sehen will.

Im Wesentlichen wird der neue Star Trek - Film ja gelobt von der Kritik. Aber was mich extrem störte und was niemand sonst zu wissen scheint: Der Film ist zu großen Teilen von diesem Star-Trek-Roman ("Dreadnaught") geklaut. Da hat man große Teile der Handlung. Dann fehlt nur noch ein zweiter Bösewicht und es wirkt in dem Film in der Tat manchmal merkwürdig, dass es zwei von der Sorte gibt. Gut ein Drittel des Films ist nämlich ein Remake aus dem originalen Star Trek II: Der Zorn des Khan. Ich finde es schon ziemlich arm, dass Abrams nichts anderes fand, als den originalen Star Trek II zu parodieren (bis hin zur direkten Übernahme von einzelnen emotionslastigen Filmszenen: "Kaaaaaaaaaaaaaahn!"). Allerdings ist die Kombination mit dem erwähnten Roman, der sozusagen das Grundgerüst darstellt, handwerklich gut gemacht. Und mit ein bisschen 9/11-Terror dazu ergibt sich gutes Actionkino. Kein richtiger Trek, aber eben Abrams Popcorn-Trek. Für einen netten Filmabend reicht es freilich. Und ich werde es sicher im Heimkino noch mal gucken und kräftig "Kaaaaaaaaaahn!" mitbrüllen.

Was macht Abrams nun beim Reboot-Film Star Trek III? Spock oder Kirk wiederbeleben braucht er nicht, das hat er effizienterweise im II gleich mit gemacht. Also kommt als nächstes die Sachen mit den Walen und der Zeitreise nach San Francisco, Trekker wissen wovon ich rede. Oder irgendwie so.

So, musste mal raus die Info mit dem Klau aus dem Roman, denn selbst die dicksten Fans in den Foren scheinen es nicht gemerkt zu haben...

Wieder Massenverseuchung von taiwanischen Lebensmitteln

Offensichtlich liegt wieder eine breite Massenverpanschung von taiwanischen Lebensmitteln vor, wie auch beim letzten Lebensmittelskandal. Damals ging es um Flüssigkunststoff, einem illegalen Palmölersatz - das Taiwanblog hat mehrfacht berichtet. Diesmal geht es um Stärke mit industriellen Additiven, die gesundheitsgefährdet sind und bei mir recht starke allergische Beschwerden auslösen. Wobei das Wort "allergisch" hier eigentlich falsch ist, schließlich sind die vom Körper beanstandeten Stoffe ja in der Tat gesundheitsschädlich und haben in Nahrung eigentlich nichts zu suchen.

Wieder mal sind die Bubbleteekugeln* betroffen, außerdem Instantnudeln, Eis, Milichprodukte und wahrscheinlich so gut wie alles in Taiwan. Milchprodukte sind wohl besonders betroffen, wie ich persönlich gemerkt habe.

http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2013/06/03/2003563860

Nach wiederholten Erfahrungen dieser Art kann ich von Milchprodukten in Taiwan nur dringend abraten. Man muss sich ein hiesiges Trinkjoghurt wohl als eine Art flüssiger Toilettenstein vorstellen, von der chemischen Zusammensetzung her. Was auch meine Hustenanfälle erklärt, die ich neuerdings immer beim Joghurtgenuss hier habe. Aber bald bin ich auf Heimaturlaub. Da esse ich Eis und Joghurt bis zum Abwinken. Es leben die deutschen Landwirte! Und ihre taiwanischen Berufskollegen, die Chemiewerker, lassen wir hier unerwähnt.


* Die in Deutschland verkauften gummibärenartigen Bubbleteekugeln haben damit nichts zu tun. Die in Taiwan sind völlig anders.

Stinky-Tofu-Generatorfabrik hat Arbeit aufgenommen

Start der großen Zukunft. Wo ich bin ist vorn. Vorwärts zum Tofu. 
Wenn der Tofu stinkt, ist auch der Kapitalismus stark. 

Nun ging es also los mit dem neuen Projekt im Familienkreis, dem ich als eine Art Consultant oder sagen wir mal Schrimherr meine Hilfe angedeihen lasse. Das Projekt hat sich ja als eine Art Nemisis dieses Blogs erwiesen*, habe ich doch durch Änderung der URL große Teile der Blogleser abgehängt, um endlich unentdeckt irgendwo in einer Seitenstraße in Taipei mit der Werktätigkeit loslegen zu können. Doch in der erst gemieteten kleinen Fabrik (oberes Bild) bin ich nicht so richtig glücklich geworden.


 Wir Laowai haben ja immer etwas zu meckern, Riesenkäfer zu schnell, zu braun, zu schwarz, können in der Mittagspause nicht in Ruhe schlafen wegen dem vielen Beinchengetripple etc. Also fanden sich schnell representativere Geschäftsräume, gleich gegenüber irgendeinem Bürogebäude oder einem Sanatorium für altgediente KMT-Kader oder was immer das ist. Im Bild unten hebe ich höchstselbst die Produktionsmaschinen vom Blue-Truck und wunderte mich noch über den Wirbel, den die Einheimischen dabei machten.


 Was die da alle rumstehen möchte ich mal wissen, hätten ja mit anfassen können. Und wass ist das für eine neuer Modetrend hier momentan?

Wie auch immer, schnell waren die Geschäftsräume gegenüber eingerichtet und auch ein Quasiverwandter hier fand mit seinen jungen 17 Jahren schnell eine Beschäftigung im neuen Familienunternehmen. Dünn wie er ist, schied er für die schwersten Arbeiten aus, wir beauftragen ihn schließlich damit die Stühle in der Kantine von den Tischen zu nehmen. Es krachte und knallte als der erste Stuhl in die Scheibe einschlug - das müssen wir noch üben. Auf typisch taiwanische Art ignorierte er völlig die Folgen seines Tuns (die völlig in den Seilen hängende Metalljalousie) und wurde dann sogleich zum Teekochen für das Werktätigenkollektiv abgestellt. Hier zeigte er besten Arbeitseifer und packte sogleich ... den Tee komplett aus. Also auch den Tee, der im Teebeutel war. Aber gut, das ließ sich mit ein bisschen Filtern wieder ausgleichen. Wer noch nie etwas außer Schularbeiten im Leben gemacht hat tut sich mit einem realwirtschaftlichen Arbeitskollektiv sicher schwer am Anfang, aber das wird noch werden. Bald schon liefen die ersten Benzingetriebenen Stinky-Tofu-Generatoren vom Band und warten jetzt verpackt auf taiwansische Abnehmer. Ob die gegenüber einen kaufen werden? Mal gucken.
So... jetzt muss ich aber Schluss machen. Mal gu cken, ob die Erstbefüllung der Benzintanks der Generatoren auch wirklich geklappt hat. Wer ist damit beauftragt? Der Quasi... ? Und warum hat er eben Zündhölzer verlangt "weil es da so dunkel ist im Tank"? Aaaaarrrrrrggg....

 * Seit Ankündigung des Stinky-Tofu-Projekts verlassen die Blogleser fluchtartig das Blog (ganz rechts die Absenkung), haben aber vorher noch mal alles durchgelesen was nicht niet-und nagelfest ist.