Dieses Blog durchsuchen

Montag, Januar 09, 2012

So eine Art Kommunion...

Mein Junior hatte die Tage so eine Art Kommunion zu erdulden, die ihm allerdings durchaus Spaß gemacht hat. Als wenige Monate altes Baby steht er ja noch allen Religionen gegenüber offen und so hatten Schwiegermutter und Frau beschlossen, ihn in ihre Vielgötterei (chin. trad. Götterhimmel mit Jadekaiser an der Spitze) einzuweihen. Konkret ließen die beiden "Priesterinnen", die meine Schwiegermutter immer in ihrem Garagentempel besucht uns wissen, dass unser Sohnemann dringend eine Götterpatin bräuchte, um den Fortbestand seiner Gesundheit, die als Frühchen natürlich noch nicht so ganz stabil ist, zu gewährleisten. Klar, solche Dienstleistungen sind immer kostenpflichtig und schnell wechselt da der ein oder andere Tausender (Wert je 25 Euro etwa) die Hände. Aber andererseits zahlt man hier auch keine Garage... äh... Kirchensteuer.

In dieser dunklen Gasse liegt der Eingang zu dem kleinen Privattempel. Die zwei älteren Damen darin reiten nicht auf dem Besen, sondern auf dem Moped. Ich gebe zu, das Kennzeichen habe ich verfälscht. BZ für Bezelbub. Sympathisch sind mir die zwei selbsternannten Priesterinnen darin nicht. Schon allein deswegen, weil sie grundsätzlich einen jungen Hund an einer Kette halten und dann aber eine frei herumlaufende (immer trächtige) Hündin mit Streicheleinheiten und Leckereien verwöhnen, während der junge Hund sich an seiner Kette vor Eifersucht fast weg macht. Fernöstliche Weisheit halt.

Aber die große Weisheit der Eingeborenen findet man eben auch in den versifftesten Gegenden. Mit dem Dalai Lama hat das alles hier nix zu tun, den kann man hier in Taiwan nicht leiden, weil er kein Chinese ist.

Hier ist der Eingang zum Allerheiligsten, dem Tempel/Wohnzimmer der beiden älteren Damen zu sehen.

Den heiligen Tisch mit den bemalten und bärtigen Götterstatuen darf ich nicht fotografieren, man erkennt ihn hier aber im Hintergrund. Nun, meinem Junior gefiel der goldene Glanz, meine Frau fuhr seinen Kinderwagen vor den Tisch und er besah sich interessiert das Funkeln. Nur als sie seine kleinen Hände zum korrekten Anbeten der Holzfiguren formte, habe ich wieder Sodbrennen bekommen. Kleine Kinder schon auf die Religion vorzuprägen, damit sie ihr ganzes Leben lang dieses "Opium für das Volk" herunterbeten, empfinde ich als Gehirnwäsche. Aber gut, ich werde versuchen meinem Sohn McJesus und JesusKing (oder wie die beiden Franchises da heißen) und die wissenschaftliche Sichtweise neben der Großen Urmutter* als weitere Alternativen zu präsentieren, damit er frei auswählen kann.

Hier der heilige Ofen im Hintergrund und das heilige Räucherstäbchenbecken. Ich musste hier ein paar heilige Kieselsteine suchen, die dann mit irgendwas behext wurden und die ich dann wieder wegwerfen musste. Hoffentlich hat das im Toyota keine Beule gegeben.

Auch wenn es nett wäre, aber in diesen Briefkasten werden keine Wünsche an die Götter gesteckt, sondern es ist einfach nur der Briefkasten.

Wieso mein Bericht so negativ ausfällt liegt a) an der wiederholten Tierquälerei und b) an der Tatsache, dass die Oberh...äh...priesterin von sich gab, nach tiefem Einatmen und vorgetäuschter Trance, unser Sohn würde eigentlich gar nicht wissen, warum er bei uns (auf der Erde) bleiben soll. Frau sah meinen roten Kopf und meinen aufkeimenden Wutanfall, denn ich bin dieses abergläubische Gerede und die böswillige Wahrsagerei langsam leid - und ließ mich schnell den Tempel verlassen, bevor ich Gelegenheit hatte, der Oberh... priesterin den Trinknapf des armen Hundes auf den Kopf zu setzen. In meiner Fantasie jedenfalls.

Ich entspannte mich im Park, denn buchstäblich nur 10 Meter weiter hat man ein komplett neues Viertel gebaut mir sehr teuren Wohnungen und das Dach des unterirdischen Parkhauses in eine Parkanlage verwandelt. Das moderne und das alte Taiwan liegen direkt nebeneinander in Taipei. Ich kann leider nicht sagen, dass mir das alte lieber ist. Da habe ich zu viel vom Geist meines (nicht vorhandenen) toten Bruders gehört und dererlei Wahrsagerei. Wieso die Damen im Tempel soetwas von sich geben ist klar oder?
Sie geben eine negative Prognose für das Kind. Sollte das Kind wirklich sehr krank werden, dann abrakadabra haben die Tempeldamen große Weisheit bewiesen das vorher zu sehen, gell. Und wenn nicht, dann haben eben die kostenpflichtigen Beschwörungen geholfen, das Unheil abzuwenden.

Für politisch korrekte Blogeinträge wie schön der Buddhismus ist bitte andere Blogs konsultieren. Danke.

Jaja, im Vergleich zu Katholizismus und Islam-Dingsbums schneidet er garnicht mal schlecht ab. Gebe ich ja zu.

* Nichts geht über das Original. Braucht man die ganzen neumodischen Firlefanzreligionen nicht ;-)

1 Kommentar:

Matze hat gesagt…

Hallo Rudigel,

biste auf Forumoza?

Atze