Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, März 29, 2012

Abstauben bei Costco

Wer sich über die Abstauberqualitäten gewisser deutscher Ex-Bundespräsidenten muckiert hat, die einst in der Anwaltskanzlei "vanAndern und Schnoretti" gearbeitet haben, der hätte auch seine helle Freunde am Verhalten der Konsumenten in Taiwan. Im Ausländerforum wird gerade diskutiert, was mir auch schon unzählige Male bei COSTCO, einem Pseudogroßhandel in Taiwan in der NeiHu-Filliale in Taipei aufgefallen ist: Die Leute stauben hemmungslos ab: http://www.forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=21&t=108140

Ferenginar.

Obwohl Taiwan ein wohlhabendes Industrieland ist, haben die Leute eine extreme Schnäppchenmentalität. Sie sind wie die Ferengies in der TV-Serie Star Trek, immer hinter Geld und Profit her und auch im Kleinen wird mitgenommen was nicht niet- und nagelfest ist und irgendwie legal oder halblegal verfügbar ist.

Bei COSTCO gibt es einen Schnellimbiss, wo man etwa leckere Hot-Dogs kaufen kann, die man sich selber mit Zwiebeln und Ketchup und einer Gurken-Würzpaste dekorieren kann. Wer Getränke kauft, kriegt nur den leeren Pappbecher füllt ihn selbst am Getränkespender.

Konkret sieht man Leute, die den Serviettenautomaten leeren und die Papierservietten mit nach Hause nehmen. Alte Frauen (nicht unbedingt arm aussehende, schließlich braucht man hier eine Mitgliedskarte zum Hereinkommen) bringen leere Papp-Nudelsuppennäpfe mit (1-Liter Fassungsvermögen oder so) und füllen diese komplett mit den Zwiebeln aus dem Spender. Einen Deckel habe sie dabei für den Topf. Immer wieder sieht man Leute, die die Zwiebeln auf einen leeren Pappteller füllen bis er voll ist und dann die salzige Gurkenpaste und das Ketchup obendrauf, was offensichtlich ein appetitliches Essen ergibt, das an Ort und Stelle ohne irgendwas zu bezahlen verzehrt wird. Die leeren Getränkebecher kann man mit nach Hause nehmen, waschen und wieder bringen um wieder und wieder den Nestle Eistee zu genießen. Oder man füllt gleich in irgendwelche anderen Becher ab (habe ich noch nicht gesehen, wird aber im Forum berichtet).

Und die Probeverkostungen bei COSTCO dienen dazu, sich den Bauch vollzuschlagen, so viele Verkostungen gibt es.

Man muss Verständnis dafür haben, wenn die Blutzwiebelwerte auf ein kritisches Tief gefallen sind...

Dienstag, März 27, 2012

Korea-Horror: The Host

Bilder nicht aus dem Film, sondern aus Pappmaschee Freizeitpark in Korea. Der Film ist besser...

Die große Überraschung für mich am Wochenende war der südkoreanische Horrorfilm "The Host" aus dem Jahre 2006 (http://en.wikipedia.org/wiki/The_Host_%282006_film%29). Allzu groß waren meine Hoffnungen ja nicht, man erwartet Pappmascheemonster a la Godzilla und krude Handlung, aber der Film war dann in jeder Beziehung eine positive Überraschung.


Nicht wie oben der Pappsauerier aus einem südkoreanischen Freizeitpark, sondern richtig lebensecht in allerfeinster Computergrafik, besser als in vielen Hollywoodschinken, schlängelte sich das Monster durch die Gegend und fraß Leute. Mich wunderte anfangs, dass ein junger blonder Amerikaner, Typ Englischlehrer, am Anfang bei der heldenhaft versuchten Monsterbekämpfung sterben durfte. Wo ich doch von mehreren Amerikanern, die in Korea Englischlehrer waren gehört hatte, dass die Koreaner Amerikaner hassen.

Tatsächlich hatte der Film zwei Monster, nicht wie hier im Bild die aus Pappmaschee, sondern einmal das aus dem Fluss gesprungene Monster und zum Zweiten die US-Amerikaner, oder besser gesagt ihre de-facto Herrschaft über Südkorea. Während der Film typisch asiatisch die traditionellen Familienwerte beschwor, indem eine Familie sich dem heldenhaften Monsterkampf hingab (der Film machte sich gleichzeitig aber auch über eben diese Familienwerte dann und wann lustig und zeigte so eine verblüffende Tiefe), wurden die koreanischen Polizei und Regierungskräfte als arrogant und unfähig gezeigt und immer wieder tauchte auf, wie sie sich von US-Militärs oder anderen Amerikanern führen lassen. Die US-Amerikaner wiederum wurden als kriegspsychotisch gezeigt, hatten nur Giftgas und Viren und Terrorismus im Kopf und führten die Koreaner senilkonfus und superarrogant nicht aus der Krise, sondern ins "Agent Yellow"-verseuchte Nirwana. Damit wurden die Amerikaner endgültig zur Hassfigur im Film und die Botschaft war, dass die Koreaner allein viel besser klar kämen, wenn nur die verdammten Amis da nicht rumdirigieren würden.

Schlecht machte das den Film nicht, denn wenn ein Horrorstreifen nicht nur ein perfektes Monsterchen hat, heldenhafte Duelle Marke Kleinbürger gegen Monster und obendrei noch eine soziale oder politische Botschaft überzeugend transportiert, dann ist das schon etwas Nichtalltägliches. Als Amerikaner hätte ich den Film gehasst, aber offensichtlich thematisiert er etwas, das die Koreaner belastet.

Die Dame schimpf nicht über Amerikaner sondern preist Honigwein (brrrr) an. Nur weil sie mich damals durch Charme gezwungen hat, habe ich ihn getrunken.

Wikipedia offenbart, dass der horrortypische Anfang des Films, dass Chemikalien in den Fluss gekippt werden, was natürlich unser Monsterchen enstehen lässt, auf einer realen Begebenheit basiert: Ein US-Amerikaner, der in einem Leichenschauhaus in Korea arbeitete (die sind auch überall!) hatte große Mengen Formaldehyd im Grundwasser entsorgt (also wohl in die Spüle gekippt), was damals einen Umweltskandal mit antiamerikanischen Dimensionen ausgelöst hat. Wunderschön haben die Filmemacher das in Form eines Horrorfilms transportiert. Erstklassige Arbeit und spannend auch noch.

Sind US-Amerikaner wirklich so unerträglich im Ausland? Längst nicht alle, aber den arroganten Typus, der "Eingeborene" mit arroganten Sprüchen durch die Gegend dirigiert gibt es wirklich. Mich hat mal ein Amerikaner aus dem Taifun-Frei zur Arbeit befohlen, was eine nicht ganz ungefährliche Autofahrt zur Arbeit zur Folge hatte, nur um mir dann zu erklären, es sei völliger Unsinn, wegen Unwetter arbeitsfrei zu haben. Lustigerweise versank am selben Tag New Orleans in den Fluten. Dumm und arrogant war er und herrlich amerikanisch selbstbewusst. Aber es gibt natürlich ebenso den weltgewandten (wohl immer die Demokraten wählenden) Globetrotter, der sich für die Kultur interessiert und im Schnitt höflicher und ruhiger auftritt als etwa sein deutsches Counterpart. Und alle möglichen anderen Leutchen, Leider verallgemeinert da der Film etwas, aber sei es drum.

Zusatz: Ich sollte noch anmerken, dass mir im Geschäftsleben Amerikaner sehr viel lieber als Deutsche sind. Amerikaner sind im Geschäftsleben höflicher, Deutsche tendieren zur Arroganz. Gacker, geht also auch andersrum. Individuen sind eben immer Individuen und der Film malt da sicher ein Zerrbild.
 

ACHTUNG: Leichter Spoiler:


P.S.: Intelligent ist der Titel "The Host", also "Der Wirtskörper". Denn im Film gibt es keinen parasitären Befall von Menschen, auch wenn das erst so scheint. Wer ist also dann der "Host"? Bleibt eigentlich nur Korea, das von den US-Amerikanern befallen ist. Keine Ahnung ob die Filmemacher das so meinten, aber es liegt irgendwie auf der Hand. Und ist natürlich letztlich übertrieben. Aaaaaber Hollywood übertreibt auch...

Freitag, März 23, 2012

Mr. Linux-Man, don't windoze your Apple, Du Deppel

Was man hier alles sieht im Taiwahn. Ein Repräsentant einer Firma für Linux-Embedded-zentrierte Hardware (Win Embedded kann man aber auch drauf knallen wenn man will), hat nicht etwa ein Linux-Notebook dabei im Meeting, sondern ein Apple-Notebook. Dachte, ist ja elegant, schließlich sitzt ja unter dem Apple OS heute auch Linux drunter. Bis er es an den Beamer anschließt und ich auf einen Windows XP-Desktop gucke. Da musste ich mich schütteln.

Det is als ob sie einen Vertreter von Mercedes da haben, der mit einem koreanischen SsanYong vorfährt (die teilweise Mercedestechnik drin haben), sie aber dann sehen, dass er einen Toyota unter einer dünnen SsanYong Latexverkleidung stecken hat.

Brrrrrrrrrrrrrrrrr.

OK, nur Nerds regt sowas auf. OK OK...

Anti-Terror-Übung auf Taiwanisch

Gestern beim Abendessen in der Firma. Im Fernsehen sieht man, wie ein paar Leute aus einem Bürogebäude o.ä. rennen. Sehen aus wie Taiwaner, einer hat eigenartigerweise ein muslimisches Käppi auf, dieses randlose weiße Ding, das wie handgestrickt aussieht. Sehr ungewöhnlich, denn sowas trägt man im buddhistischen Taiwan nicht. Er und sein Kumpel springen wie wild in der Gegend rum und der Käppiträger hat eigenartigerweise einen großen Pappkarton in der Hand, aus dem es dampft oder qualmt. Genau gesagt kamen schon vorher zwei Leute rausgerannt und schmissen sich auf den Boden und griffen sich an den Hals, als ob sie keine Luft kriegen.

Dann erscheinen Polizisten mit Schlagstöcken, der Käppiträger und sein Begleiter rennen ihnen brav und ohne zu zögern entgegen. Die Polizisten (ohne Gasmasken) scheinen genau wie die Attentäter auch immun gegen das "Kampfgas" aus dem Pappkarton zu sein und legen die beiden Attentäter brav in Handschellen.

Alles wirkte so TV-verbrämt, dass es unmöglich echt sein könnte. Bringt mich zu der Frage: Was soll das? Hat die Taiwaner das Attentat eines islamischen Franzosen in Toulouse so erschreckt, dass sie auch eine Antiterrorübung machen wollten? Nur hat ein qualmender Pappkarton und ein käppitragender Taiwaner mit einem islamistischen Attentat sicher nichts zu tun. Schon eine wirre Idee, einem Kerl einfach eine Mütze aufzusetzen, um (vermutlich) einen Islamisten zu simulieren. Haben die ausgelost wer dran war? Heul, wein, "Ich will auch mal Polizisten spielen, nicht immer den Terroristen!"

Hatten aber alle ihren Spaß wie es aussah - und das war scheinbar die Hauptsache.

P.S.: Vielleicht üben sie als nächstes mal, wie man einen mit einer Milchtüte Bewaffneten überwältigt ;-)

Lesetipp: Strandleben (oder das Gegenteil davon) in Taiwan

Hier ein Lesetipp aus Luo2 You1s Blog, das Strandleben in Taiwan, das sich auch meiner Erfahrung nach durch die Abwesenheit des selbigen auszeichnet: http://luo2you1.blogspot.com/2012/03/massimo-vitali.html

Donnerstag, März 22, 2012

Ludigel sagt ja zur Frauenquote

Gebannt verfolge ich derzeit die Diskussion zur Frauenquote. Hatte mich nach kurzer Überlegung entschlossen, in meinem Team ab sofort eine Frauenquote von 100% einzurichten, mich damit zur Speerspitze der Bewegung zu machen, zur Vorhut des neuen Managements, getreu meinem Motto "Wo ich bin ist vorn!".

Mein Chef, selbst Frau (ich muss es wissen, bin schließlich mit ihr verheiratet), hat mich allerdings zurückgepfiffen. Einstweilen haben wir 50% Frauenquote, mich nicht mitgezählt.. Einstweilen bleibt es ein hehres Ziel, aber noch geben wir nicht auf.

P.S:: Warum reicht mir immer die Mitarbeiterin den Soyapudding mit bunten Böllern (siehe Napf im Bild) herein und warum nicht der Mitarbeiter? Oder warum hole ich ihn mir nicht selbst? Wer hat ihn überhaupt bestellt den Pudding und wieviel kostet er? Fragen über Fragen, die der taiwanische Feminismus beantworten wird.

Not enugh memory..... und das bei Embedded!

Wer diesen Blogtitel sofort nachvollziehen kann, ist wohl ein Nerd. Andere können sich wieder hinlegen, weich oder hart gebedded, je nachdem. 

"Oh f*** you"... ist mir da möglicherweise rausgerutscht. Da habe ich einen Linuxserver mit 1GB Hauptspeicher, der mir als Entwicklungssystem und Gateway für das Schreibtischnetz dient, muss aber mal eben zur Probe Windows 7 Embedded installieren, also das Windows für kleine eingebaute Computer wie sie in Videokameras, Autos und Klimaanlagen etc. vorkommen. Also Festplatte ausgetauscht und Windows Embedded installiert.

 Sing mir den Windows-Blues, tell us like it is! 
Ist aber nur dieser bekannte Taiwanbarde, der immer vom Taiwanbeer singt. Wer halt in der Schule nicht aufpasst wird Biersänger, so geht es im Leben.

Und dann sofort nach Start und dann jede Minute die Warnung, ich hätte wenig Hauptspeicher und solle Applikationen schließen. Es liefen gar keine Programme! Windows Embedded nimmt schon im Leerlauf 670 MB von meinen 1 GB für nix und wieder nix. Und das für so ein Mini-OS für Kleinstcomputer! Wenn ich da daran denke, dass ich zu Hause ein Linux superschlank installiert habe, um auf einem 128MB-Notebook mit 600 MHz - CPU zu laufen.

Windows 7 ist der selbe Unsinn wie Windows Vista, ressourcenfressend  bis zum Abwinken. Nur leicht aufpoliert das Ganze. Aber das sogar die Embedded-Version so fett ist, hätte ich nicht gedacht.

Sonst starte ich Server oft mit Mini-Linux von der 4GB-Flashdisk* (die billigen Wabbeldinger starten besser als die dicken USB-Stifte). Windows. Pah.

* von der Vertriebsabteilung geschnorrt mit Firmennamen und Windowslogo drauf, grins.

Mittwoch, März 21, 2012

Expat von Welt hat Einstecktuch!

Wie ich neulich gelesen hab, mag der Bundesverteidigungsminister keine Einstecktücher, er sagte in irgendeinem Interview, die Jugendlichen, die ihm zuklatschen, hätten Einstecktücher in den Jacketts, aber nicht gedient. Natürlich muss ein richtig tougher junger Mann gedient haben, das war klar.

Und wir stecken uns jetzt alle ein Monokel ins Auge und fragen schnarrend...

"HABEN SIE AUCH GEDIENT, JUNGER MANN?"

Kritisch blickte ich an mir herunter. Weil wir in Taiwan keine Heizung haben, trug ich am Küchentisch ein Jackett, so ein praktisches aus Wolle und verblüfft blieb mein Blick am Einstecktuch hängen...

Typisch, keine Lust fürs Vaterland zu sterben, aber Einstecktuch am Küchentisch in Südostasien (oder wo auch immer Taiwan liegt)!

Wenn man allerdings genauer hinsieht merkt man...

... dass es kein Eintecktuch, sondern eine Atemmaske ist. Denn hier in Taipei stinkt es auf den Straßen so nach Abgasen, dass es einfach praktisch ist, so ein Ding dabei zu haben. Nie ohne Schutz!

Ob ich gedient habe und bei welcher Spezialeinheit, soll hier gnädig verschwiegen werden, wir wollen niemanden in Angst und Schrecken versetzen. Nicht im Terrornetzwerk "Al Ludigela", nein nein.

Asia-Scifi: Space Battleship Yamato

Müssen Science-Fiction-Filme, für die ich zugegebenermaßen eine Schwäche habe, aus den USA kommen? Das Problem mit US-Filmen ist sicherlich, dass man oft eine Lobotomie benötigen würde, bevor man zwanglos ihrer inneren Logik folgen könnte. Trinken hilft allerdings auch. So schön die Star Trek-Neuverfilmung etwa auch war, dass ein Fähnrich gleich zum Captain befördert wird, wenn der ganze Kahn voller Leutnants ist, ist so ein Schwachsinn, dass es schwer erträglich ist. Auch die zwanghafte Tendenz, den Schluss immer in eine Actionklamotte mit sinnfreiem Knallbumm verwandeln zu müssen, nervt extrem.

Habe mir daher gestern mal einen japanischen Science Fiction angesehen, "Space Battleship Yamato" (http://en.wikipedia.org/wiki/Space_Battleship_Yamato_%28live_action_film%29) mit englischen Untertiteln. Hohe Erwartungen hatte ich nicht, aber es gefiel mir besser als der ganze US-Mist, den ich in der letzten Zeit gesehen habe. Lustig: Wie auch oft bei US-Streifen agiert die Besatzung unseres Raumschiffs Yamato, offensichtlich nach dem Weltkrieg-II-Kriegsschiff der Japaner benannt, zwar im Namen der gesamten Menschheit (die natürlich wieder mal zu retten ist), besteht aber nur aus Japanern. Na ja, die Amerikaner haben heute oft in den Filmen ein paar Alibileute dran, etwa jemanden mit chinesischem Namen der Koreaner sein soll, aber sei es drum.

Vertraut: Der Chefingenieur ist ein knorrig wirkender Kerl mit Bärtchen. Irgendwie Scotty auf japanisch, nur muss er selten was reparieren. Der Captain war wie eine Kopie von Lorne Green im alten "Kampstern Galactica", grauhaarig und ruhig auf seinem Sitz und so steif inklusive Mütze, dass man sich fragte, ob er nicht mitten im Film schon gestorben war. Aber gut, hölzerne Schauspieler gibt es bei den Amerikanern auch.

Als in Asien lebender vertraut: Unsere Raumhelden haben teilweise kleine rote Plastikumschläge am Band und den Hals hängen (in Taiwan wären sie gelb und ohne Band), die vor Bösem schützen sollen. In US-Filmen reden die Helden oft und Lang von Jesus und Amerika, da sind mir die Amulette lieber.

Lustig: Fast alle sterben in langsam gefiltem Sequenzen den Heldentod, zum Schluss waren glaube ich nicht mal zehn Leute übrig. Die Crew scheint den Opfertod zum Wohle des Kollektivs geradezu zu suchen und nichts scheint sie glücklicher zu machen als mit der Hand an der Mütze mit dem Star-Wars-mäßigem Raumjäger oder gleich dem ganzen Kahn irgendwo reinzuknallen. Aber heldenfaft geben sich die Amerikaner ja auch gerne in den Filmen, auch wenn die Japaner da noch dicker auftragen.

Entspannend: Ein herrlich langsam gefilter Opftertod mit entspannender Musik am Schluss statt der hektischen Actionklamotte a la Hollywood. Befremdlicher Moment: Als der Skipper den Opfertod mit einer Rede einläutet und sagt man werde dem Vorbild der ursprünglichen Yamato folgen, die 1945 in hoffnungsloser Situation noch einmal ausgelaufen ist auf Opfermission, "um dem japanischen Volk Hoffnung zu geben." Da weint die Crew fast und die Musik gebietet nationales Pathos. Und als westlicher Zuschauer rümpft man die Nase, denn wieder mal tut den Japanern am Zweiten Weltkrieg nur Leid, dass sie ihn verloren haben.

Sonst wird sich viel zackig verbeugt und rumgeballert, aber im Gegensatz zu Hollywood hat der Streifen tatsächlich eine mittelprächtig plausible Scifi-Story zu bieten, die sogar Sinn macht. Die Story ist wesentlich besser als die der Hollywood-Gegenstücke und somit macht der Film tatsächlich Spaß und ist im Endeffekt besser als US-Streifen aus dem Genre, auch wenn man der merkwürdigen Anhimmelei eines japanischen Weltkriegs-II-Schiffs nicht ganz folgen kann als Nichtjapaner.

Am Schluss gibt es ein Happy-Peppy-End, kann man nicht meckern. Als nächstes gucke ich einen koreanischen Monsterfilm, mal sehen was das ist. Da kriecht so eine Riesen-Molluske aus dem Meer und verschlingt alles. Dabei ist das völlig unrealistisch. Wer Asiaten kennt weiß, dass das Ding längst zerteilt und aufgefuttert worden wäre, kaum dass es zehn Meter aus dem Meer kröche...

Dienstag, März 20, 2012

Anfang in Taiwan

Neulich beim Spazierengehen in unserer Gegend, was ich selten tue, weil ich erstmal vor lauter Autoabgasen einen Mundschutz tragen muss, bis ich im Parkviertel (Bild) bin, kam ich an diesem merkwürdig aussenden Gebäude vorbei.

Wer genau hinsieht kann erkennen, dass das Gebäude in der Mitte einen Elefanten darstellen soll. Ich gebe zu, ich habe es erst gemerkt, als ich über ein Jahr in dem Gebäude gearbeitet habe - weil ich es fast nie aus dieser Perspektive gesehen habe. Es beherbergt die Taiwanzentrale von "Les Enphants", zu Deutsch "Die Kinder" und hat einen Elefanten als Firmenlogo. Gearbeitet habe ich aber nicht bei den Elefantenkindern (ist wohl ein kanadischer Kinderkleidungshersteller), sondern weiter oben bei einer kleinen IT-Firma, was mir einen tiefen Einblick in einen Teil der taiwanischen IT-Wirtschaft gegeben hat. Meist sind es große US oder Japankonzerne, die irgendwas neues auf den Markt bringen, wie USB-Festplatten etwa vor Jahren. Kleine IT-Firmen wie diese hier bauen das dann auch und etwas billiger und haben manchmal kreative Ideen dazu, wie etwa eine Modellvariante mit Verschlüsselung anzubieten. Erst ein Hardwareschlüssel macht dann die komplett verschlüsselte Festplatte erkennungsfähig und die Lösung in diesem Unternehmen (ich war Produktmanager dort) hat wirklich funktioniert und war sicher, im Gegensatz zu Lösungen anderer Firmen (die oft nur simple Zahlenaufaddiererei von einer sich immer wiederholenden Zahlenkette betreiben). Sagen wir, dass Dienste aus den U.S.A. mit Trenchcoat und Sonnenbrille die verschlüsselten Festplatten erwerben wollten - sie könnten es nicht direkt und müssten von einem U.S.-Hersteller kaufen, an den dann aber Taiwanfirmen die Produkte liefern können, die wohl in den U.S.A: zusammengesetzt oder wenigstens verpackt werden.

 Wohnblock direkt am Park, der endlich mal wie eine richtige Mietwohnanlage aussieht und nicht wie eine Mischung aus Alcatraz und Zombiefilm-Kulisse, wie sonst Mietwohnungen in Taipei. Sind nur Einzimmerwohnungen, aber wir überlegen einfach zwei davon zu mieten...


Solche kleinen Unternehmen haben Chefs die immer nur im Büro sitzen, fast alles selbst machen und es gewohnt sind, dass die Angestellten mit gesenktem Kopf im Laufschritt (aber bitte kleine Schrittchen auf der Stelle machen, nicht mit großen Schritten, das wäre unchinesisch!) angelaufen kommen, wenn der Chef ruft. Sehr fähige Leute, die ihr Unternehmen mit Einsatz auch durch schwerstes ökonomisches Fahrwasser steuern können. Aber nicht ganz einfach, wenn man aus dem Westen kommt und in so einer fremden Welt arbeiten muss.
Alles ist anders dort in der Arbeitswelt. Erinnere mich noch, als ein Nachbarunternehmen auf der selben Etage mit Außenholzfarbe gestrichen hat (die im Inneren von Gebäuden nicht angewendet werden sollte der giftigen Schwaden halber) und betäubende Farbschwaden durch das Büro waberten. Fast alle schliefen auch morgens schon mit dem Kopf auf der Tischplatte, darunter eine hochschwangere Kollegin. Ich hatte Kopfschmerzen und fühlte mich benommen. Als ich die Kollegen auf die Gefahren hinwies, erntete ich nur Spott und Kopfschütteln. Wir Westler mit unseren Übertreibungen.

Oder der Kollege, der einem der zahlreichen Telefonbetrüger wirklich umgerechnet 20.000 Euro gegeben hatte und nach tagelanger Telefoniererei tatsächlich einen Teil zurück bekommen hatte (wundert mich bis heute). Spannende Zeiten der Anfang in Taiwan, mit 1000 Euro umgerechnet in der Tasche und ohne bezahltem Urlaub (nach Taiwanarbeitsrecht gibt es keinen im 1. Jahr), war mal ganz was neues.

P.S:: Da wo links daneben heute ein Bürogebäude steht, war damals ein Trümmergrundstück, auf dem eine alte Frau Gemüse anbaute. Eine Straßenhündin zog ihre drei überlebenden Welpen dort groß, bis eines morgens der dritte liegen blieb. Mutter und die Geschwister verharrten noch eine Stunde bei dem regungslosen Genossen und verzogen sich dann auf eine andere Ecke des Platzes und kehrten nie wieder zum toten Gefährten zurück. Gegenüber liegt eine Kabelfabrik, der Wachhund dort war der Papa und kam manchmal zum Spielen rüber zu seinen Welpen. Dann der aufregende Tag, als ein großes Rudel Straßenhunde plötzlich aufkreuzte. Ich habe fast einen Herzinfarkt bekommen, als die Welpen schrien. Mutter sah zu, wie die großen Hunde ihre zwei Kleinen herumstupsten und anknurrten. Papa kam aus der Fabrik rüber gelaufen, ums seinen Welpen zu helfen, wurde aber vom Rudel weggebissen und lief in wilder Flucht zurück in die Fabrik.

Nach ein paar Stunden war alles gut, die kleinen waren ins Rudel aufgenommen und Mutter und Kinder verzogen sich in den gegenüberliegenden Park zur Rudelsiesta. Damals war der Park noch ein Wildgrundstück, aber auch heute sieht man manchmal das Rudel noch dort. Ob die zwei noch leben und gesund sind? 2004 war das und das Hundeleben auf der Straße ist hart...

Ach ja, als Muttern hochschwanger auf dem Trümmergrunstück lag und sich kaum bewegen konnte, habe ich ihr einst mein Kotelett spendiert. Ein netter Taiwaner kam vom Parkplatz daneben angerannt, schrie mich an und schüttelte die Faust, verzichtete dann aber doch auf einen Boxkampf, das stupsnasige Froschgesicht.

Montag, März 19, 2012

Verschwundene Kommentare

Zweimal schon habe ich Beschwerden über verschwundene Kommentare bekommen und habe mir deshalb gerade alle 2300 als Spam deklarierte Kommentare angesehen (das Blog klassifiziert automatisch) und leider von den beiden betroffenen Leserinnen keine Kommentare gefunden, dafür aber etwa 10 gute Kommentare, von einem Leser mehrfach, die immer fälschlich als Spam eingestuft worden sind. Diese Kommentare müssten jetzt erschienen sein, teilweise sind das schon sehr alte Blogeinträge.

Ich bitte die betroffenen Kommentatoren um Entschuldigung, in Zukunft werde ich jeden Tag die "Spamliste" nach Falscherkennung durchgehen.

Scheinbar können aber Kommentare auch noch anderweitig verschwinden, denn von den beiden Betroffenen war wie gesagt nichts dabei, es sei denn ich habe es in den Wust von Spam übersehen.

2300 mal Penisverlängerung, Viagra, Porn, Chatsites, Warnungen vor Fensterfirma XY, Backlinks ohne Sinn, Mama Mia was ich da eben alles lesen musste. Die geschädigten Kommentatoren mögen sich entspannt zurück lehnen, ich bin gestraft worden ;-)

P.S: Was hat es mit den Fenstern auf sich? Fallen das die Glasscheiben raus oder was?

Besuch im VW-Salon

Habe also mit Frau den VW-Vertragshändler in NeiHu, Taipei besucht. Riesiger Salon mit glänzenden VWs, ein schamhaftes SKODA-Schild in der Seitengasse, aber keine Skodas im Verkaufsraum, es sei denn vielleicht irgendwo in der Ecke. Skoda hat neulich sein Taiwan-Engagement mit einem neuen Partner neu gestartet und hat in Taipei (Jonghe) eine eigene kleine Vertretung. Audi hat in NeiHu auch einen eigenen Showroom, noch mehr auf Nobel getrimmt, denn Audi ist in Taiwan deutlich höher positioniert als VW. Ein A4 mit 122PS (rechnet euch die kw selber aus) hätte damals 27.000 oder so in Deutschland gekostet, wenn ich mich recht erinnere, in Taiwan gab es den A4 erst mit 170PS und um die 50.000 Euro. Vorsprung durch Preis.

 Webseite von VW-Taiwan, Touran-Seite

Die Überraschung: VWs kosten hier das Selbe wie in Deutschland, allerdings bekommt man erst die nächsthöhere Motorversion. Den Touran, der meine Frau im Auge war (kompakter Minivan mit 7 Sitzen) gibt es hier erst ab der 140PS-Maschine (1.4 TSI), die Grundversion mit 105PS gibt es hier nicht. Preis hier wie in Deutschland 1 Million Taiwandollar aka 25.000 Euro. Verblüfft war ich, dass der Touran mit serienmäßigen Stoffpolstern im Showroom stand, wo doch Taiwaner in kein Auto einsteigen, das nicht Lederpolster hat. "Die brauchen wir aber auch nicht", stellte ich fest, denn die Polster im Touran fühlten sich angenehm und wertig an. Überhaupt sah alles ein bisschen schicker und seriöser als in meinem Nissan aus: keine Spitzenhäubchen (Arsen auch nicht), kein falsches Alu am Armaturenbrett (oder jedenfalls fällt es nicht so ins Auge), kein Kunstholz, aber eben auch keine Lederpolster.

"Keine Lederpolster ordern? Du bist ja verrückt" sagte meine Frau lachend. Ohne Leder geht hier nix. Positiv bei dem Auto sicher der klassenbeste Crashtest und der Dreipunktgurt auch für die Mittelsitze, großer praktischer Laderaum. Tolles Auto, Frau war kaum davon zu trennen, schließlich verkörpert hier in Taiwan ein deutsches Auto den Traum vom Aufstieg. Autos sind noch mehr als in Deutschland Statussymbole hier, schließlich fahren auch Mittelklassefamilien silberne immer frisch polierte Mittelklassewagen von Toyota. Zwischen den barackenartigen schmutziggrauen Wohnblocks in NeiHu sehen die silbernen futuristischen Toyota-Familienvans manchmal so aus, als seien Aliens mit ihrem Shuttle gelandet. Wieso man seinen Unrat auf dem Balkon sammelt, den Hund ins Treppenhaus pinkeln lässt, oft mit Schwarzschimmel in der Wohnung lebt (die aussieht wie ein Gefangenenlager in Kasachstan von Außen), aber beim Auto auf Blitzblank, neu und schön wert legt, ist mir irgendwie eine unbekannte Denkweise. Aber so ist das hier eben.

Kaufen will ich aber nix, Statusymbole sind für Junggesellen und unser alter Nissan läuft und läuft und brächte ja mit 190.000 auf der Uhr nix mehr im Verkauf. Schöner VW nichtsdestotrotz.

P.S: Unser Nissan wird nicht mehr gewaschen, so passt er viel besser ins graue Viertel.

2.P.S. China-VWs gibt es in Taiwan nicht.Obwohl China nur 100 km oder so weg ist, werden hier keine made in China-Autos verkauft.

3.P.S.: Benziner kann man gleich mitnehmen, Diesel haben 6-8 Monate Lieferzeit wg. sehr hoher Nachfrage, sagte der Händler. Noch vor kurzem haben die Taiwaner keine Diesel-PKWs gekannt, es scheint sich aber durchzusetzen, jedenfalls bei VW, Mercedes und Hyundai.

Freitag, März 16, 2012

China Life

Geschäftsreise nach Shenzen, China. Dort steht die Fabrik des taiwanischen Unternehmens, bei dem ich arbeite. Designed in Taipei, Taiwan, made in China, wie das heute aus Kostengründen (und damit die Kunden in Deutschland und anderswo die Geräte möglichst günstig erwerben können) gemacht wird.

Der Deutsche stellt sich wohl chinesische Fabrikarbeiter als eine Art hohlwanginge Bande vor, die kurz vorm Hungertod stehend, einen 18-Stunden-Arbeitstag bestreiten, nur um dann und wann (vielleicht am Sonntagabend um 22 Uhr?) bewusstlos an der Werkbank zusammen zu sacken. Dazu präsentierte auch der SPIEGEL in der Onlineausgabe neulich Bilder von Chinesen mit dem Kopf auf der Werkbank. Wer allerdings in Taiwan oder China die Verdunklung-zum-Mittagsschlaf-Politik hier kennt, der lacht sich dabei kaputt. Aber immerhin hungernd, viel arbeitend und von maschinengewehrtragenden Wachposten bedrängt müssen sie doch sein, die Chinesen, oder?

Eigentlich ist das Plakat kräftig grün und rot, aber der ständig vorhandene Nebel, der auch bisweilen kräftig nach den Dieselabgasen der zahllosen LKWs roch, täuschte oft den Fotosensor der Digitalkamera. Und diffuses (will sagen nebliges) Licht ist sowieso zum Fotografieren nicht ideal.


Shenzen in der Provinz Guandong ist eine der am schnellsten wachsenden Städte der Erde, verrät Google, 1979 war es noch ein Dorf mit drei Hütten und sechs Leuten nebst drei Ziegen, heute ist es eine Millionenstadt. Ich war allerdings nur in der Fabrikvorstadt irgendwo, war ja auch zum Arbeiten da. Positiv zu Taiwan fällt auf: Mehr Platz und die Garküchen lassen keinen Wassersud über den Bürgersteig in die Kanalisation laufen, was für die Abwesenheit von Fäulnisgestank sorgt. In Taiwan hingegen stinkt es oft faul daher, wenn leckere Garküchen da sind. Dafür kann man in Taiwan auch als Weißer in ihnen essen, in China kann man das nicht, jedenfalls nicht ohne das Essen Marke "Rache Mao Tsetungs" wieder los zu werden.

Viele Toyotas fahren auf den Straßen, da war ich verblüfft. Und viele für unsereinen unbekannte einheimische Automarken wie hier im Bild. Und es gibt eine kleine Limusine, die sieht genau wie ein Toyota aus, ist aber keiner. Aber die sind seltener als die echten. Oder  jedenfalls seltener als mit Toyota-Badge versehen Autos.

Fast schön. Aber Schönheit ist relativ. Hässlicher als der Japan- und Koreamist derzeit ist die Kiste auch nicht.

Wer es geschafft hat, fährt einen BMW oder einen Porsche Cayenne. Vor dem BMW steht entweder ein echter oder gefälschter Toyota, so ein Unterschied wird es eh nicht sein.
Wir wurden in einem Wagen chauffiert, der bei uns ein Mitsubishi Space Gear gewesen wäre, hier allerdings ein anderes Markensymbol hatte (Lizenzproduktion?), auch Buicks erfreuen sich großer Beliebtheit und natürlich VWs, sowohl Santanas wie auch andere, Audis und Skodas sieht man auch.

Die Fabriken haben immer diese Wohnblöcke auf dem Gelände, die manchmal auch wie hier bis an die Straße reichen. Mir ist unklar ob das schon richtige Wohnungen sind oder nur aus kleinen Zimmern bestehen wie "bei uns" auf dem Fabrikgelände für die unverheirateten (oder fern der Familie arbeitenden) Arbeiterinnen und Arbeiter (die Damen übrigens bei weitem in der Überzahl bei uns).
"Unsere Fabrik": Viel Grün, Sportplätze (gleich rechts, als Mr. "No Sports" habe ich sie nicht fotografiert), Billardsäle, Geschäfte und Restaurants. Ab 17.30 Uhr füllten sich schlagartig die Alleen, denn die Arbeitszeit ist von 8.30 bis 17.30 pünktlich. Mein Unternehmen hat auch in China das Wohl der Angestellten im Sinn. Da bin ich ganz neidisch geworden bei den Arbeitszeiten ;-) Am Wochenende ist arbeitsfrei.
Dies hier ist der Wohnbereich, so ein Zimmer mit Bad und Balkon ist von 4 Leuten bewohnt. Verheiratete mit Kind können zwei der wesentlich größeren Zimmer im Gästehaus mieten (wo Frau und ich untergebracht war), jedes mit Bad und Balkon. Überall im Erdgeschoss standen "Kindertrecker", Go-Karts und dergleichen um. Sehr gut!

 
Abends flanieren hier viele Paare Hand in Hand. Meist junge Leute in der Fabrik und die meisten Frauen. Wer keine Partnerin hat, spielt am Smartphone rum oder verabredet sich mit Kumpels draußen in den Cafes. Was man eben so macht.

Die große Firmenkantine. Schmackhaftes bekömmliches Essen. Alle Angestellten haben so viel elektronische Kredits auf ihrer Karte, dass sie drei reichliche Mahlzeiten plus Pepsi oder was auch immer zum Lunch kostenlos bekommen.

Frau und ich haben in einem kleinen privaten Restaurant auf dem Gelände gegessen, meine Frau ist immer noch magenkrank und auch ich war drei bis vier Tage lahmgelegt. Na sagen wir, wir sind die Zentrale, da wird sich was ändern ;-)

Übrigens ware die Produktionshallen voller schicker Maschinen von SIEMENS, die wie Plotter die Komponenten auf die Mainboards stecken. Da steckte einiges an Geld drin.

Und sonst sei die Moral von der Geschicht, die Chinesen sind vielleicht gar nicht so anders wie wir auch. Haben blitzende modische Uhren am Handgelenk, klobige Smartphones am Ohr und träumen von schöner Wohnung und Auto...

Komisch nur, dass den Menschen in dieser entwickelten Umgebung alle demokratischen Grundrechte verwehrt werden. Aber noch freuen sie sich über den Konsum, nach der Maslov-Bedürfnispyramide kommt das Interesse an Politik und sozialem Gestalten erst danach...

Donnerstag, März 15, 2012

Gesundheit 300, Liebe 500 (Taiwandollar)

Wenn wir nach Hause fahren von der Firma liegt linker Hand einer der kleinen privaten Tempel, mit denen die Leute hier gutes Geld verdienen. Ein Tempel fiel daher meiner Frau unlängst ins Auge, hob er sich doch gleich in zweifacher Hinsicht von anderen Garagentempeln oder ladenähnlichen Tempeln unterschied. Erstens, es war ein thailändischer Tempel. Genau lesen muss man da, wir sind ja in TaiWAN, wo chinesische Kultur vorherrscht, aber es war eben ein thaiLÄNDischer Tempel. Zwar gehörte Thailand auch irgendwann mal zu China, hat aber im Gegensatz zu z.B. Korea keine chinesischen Göttertempel sondern eigene. Blitzblank aufgeräumt ist der Thaitempel obendrein und unterscheidet sich damit sehr von vielen taiwanischen Schmuddeltempeln (mir am meisten verhasst: Schwiegermutters Lieblings-Garagentempel, wo der Hund gequält wird und alte Frauen böse Dinge weissagen: http://bobhonest.blogspot.com/2012/01/so-eine-art-kommunion.html). Auch ein Ladengeschäft vom Zuschnitt her und nicht etwa ein richtiger Tempel, aber mit blankem Steinboden und goldenen Statuen. Rechts ein Regal mit kleinen lila Blüten a 100 NT (2,50 Euro), die man dem thailändischen Gott zu jeder Bitte kredenzen muss, dann noch große Blumengebinde für 300 NT und ganz große für 500 NT.

 Junge Tempellaienpriesterinnenersatzfoto

Frau und ich waren schon mal hier gewesen und Frau hatte für die Gesundheit unseres Juniors gebetet (er war ja eine Frühgeburt) und weil nun alles gut gegangen ist, mussten wir Danke sagen beim Thaigott. Frau wollte gleich zum großen teuren Gebinde greifen, aber eine hübsche junge Dame, die neben dem Securitymenschen als Tempelpersonal fungierte, erklärte uns, die großen Gebinde seinen nur für Liebesangelegenheiten, wer um Gesundheit zum Gott spräche, brauche nur das kleinere für 300 NT. Wäre ich nicht verheiratet, hätte ich bei dem hübschen mandeläugigen Gesicht und der ernsthaften Erklärung sicher automatisch zum 500 NT-Gebinde gegriffen und noch einen Wunsch nachgeschoben, aber verheiratetermaßen war das natürlich unnötig.
Das Liebe etwas teurer ist als Gesundheit, versteht jeder, der sich in der Sache schon einmal betätigt hat, so einfach ist das natürlich alles nicht. Und kann manchmal noch viel teurer werden in Asien.

Der Gott hat einen Kopf mit vier Gesichtern, er hat entsprechend vier Altäre um sich herum, einer ist für Gesundheit, einer für Glück im Spiel und einer für beruflichen Erfolg glaube ich. Bei dem für die Liebe haben wir nur kurz ein Räucherstäbchen und ein paar kleine Blüten kredenzt, da ist bei uns zwei beiden ja alles in Ordnung.

Update: Kaum rege ich mich über Schwiegermutters Garagentempel auf, darf ich gestern abend um 22 Uhr, statt zu Hause die Füße hoch zu legen, Schwiegermutter in den selbigen fahren. Sie muss dringend Geld im Tempel abliefern. Ein spiritueller Notfall? Batterien alle oder Flachmann leer bei den verhärmten alten Tempelbetreiberinnen? "Nur schnell Geld reingeben", sagte Schwiegermutter. Das dauerte dann 20 Minuten, drinnen auf dem Tisch ein dickes Bündel aus Tausernden, bestimmt über 50.000 NT würde ich mal schätzen und Schwiegermutter wühlt nach Geld in ihrem Bündel. Also wird wohl eine heilige Waschmaschine oder ein heiliger neuer Flachbildfernseher gebraucht oder etwas in der Art. Mich aufzuregen bringt gar nichts, Frau und Schwiegermutter hängen den alten nur Unsinn redenden Frauen an den Lippen und versorgen sie reichlich mit frischem Bargeld. Was weiß denn der Waiguoren in der Familie schon über solche Sachen. 

Mittwoch, März 14, 2012

Frau will einen VauWeh

Wieder mal ist bei meiner Frau das Deutsche-Auto-Fieber (D.A.F.) ausgebrochen. Schuld ist ein Kollege, der sich einen neuen glänzenden VW Tiguan gekauft hat. Sieht ja schmuck aus das Ding. Jetzt will meine Frau einen familiengerechten Touran, also den kompakten Minivan von VW. Nur unser Nissan X-Trail ist ebenso familiengerecht und läuft und läuft störungsfrei, jetzt im siebten Jahr und mit 190.000km auf der Uhr. Bei den niedrigen Gebrauchtwagenpreisen hier und der Tatsache das Nissan und andere Japanermarken weit weniger beliebt sind als Toyota, bringt das Ding im Verkauf so gut wie nichts mehr. Und seit ein paar Monaten hat er neue Stoßdämpfer und Stabilisatoren drin und fährt sich wie ein Neuwagen. Gut, 12 Liter schluckt der Nissan SUV hier in der Stadt, aber für das gesparte Benzin mit einem TSI-Sparmotor im Falle eines neuen VWs hat man immerhin den horrenden Neupreis zu zahlen. Da kann man viel Benzin für kaufen.
Meine Idealvorstellung ist so einen Neuwagen, der 20.000 Euro oder so umgerechnet gekostet hat, 10 Jahre zu fahren, bis die Reparaturen losgehen. Dann hat man weniger an "Neuwagengebühr" bezahlt als die meisten Gebrauchtwagenfahrer - und hat praktisch keine Reparaturen.
Gerne würde ich ja einen VW aus China nehmen, wenn es schon sein muss, so einen silbernen Jetta wie aus den 90ern, nur leicht aufgemöbelt von VW China. So einen heißen Ofen (unaufgemöbelt) hatte damals die Ex-Sekretärin meines Großvaters, da kommen Erinnerungen auf. Sie mit dicken Brillengläsern am Steuer des Abends, Kurs Freizeitpark mit Ludigel und Konsorten, Fuß aufs Gas, auf 40 beschleunigt, dann ein bisschen in den Gegenverkehr gelenkt, auf 30 abgrebremst und wieder zurück auf die Spur. Gut, dass Großmutter das nicht mehr erlebt hat.
Oder ein chinesischer Santana (alias Passat Stufenheck), aufgemodelt, Modell 3000 Vista. Wenn der Preis stimmt...
Aber die chinesischen Modelle gibt es in Taiwan nicht.

 Glückliche VR-Chinesen, die dürfen Santanas kaufen.

Sonntag zum Vertragshändler sagt Frau. Super, dann haben wir einen teutonischen Neuwagen, liegen im schwülheißen Sommer mit kochendem Motor am Straßenrand weil die Werkstätten sich nur mit Japanern auskennen und ich gucke sehnsüchtig den alten Nissans hinterher...

... oder schicke Jettas wie Anno Dazumal. Aber nur in China zu haben, nicht in Taiwan. Das die Fotos so düster sind liegt am Smog in der Industriestadt Shenzhen, wo die Fotos gemacht sind.
 

Dienstag, März 13, 2012

"Are you French?" fragt die errötende Grenzerin

Bei der Ausreise aus China auf dem Rückweg nach Taiwan: Was sagt man, wenn eine blutjunge chinesische Polizistin errötend neben einem steht am Tisch und "Sind sie Franzose?" fragt? Schon mal drüber nachgedacht? Aller möglicher Unsinn kommt einem da sicher in den Kopf. Auch, wie wenig Zeit man hat, weil die Ehegattin sicher jeden Augenblick von der Toilette zurück kommen wird.
Mir zog sofort durch den Kopf, mit schwerem französischen Dialekt

Nein Cherie, aber das muss unserer Liebe nicht im Wege stehen!

zu sagen, aber man fragt sich natürlich auch, wie viel Gulag es dafür geben mag. Aber auf Deutsch hätte sie es sicherlich nicht verstanden und auf Englisch habe ich einen falschen französischen Akzent nie geübt.

Mais oui, ma cher....

Die Lautzeichen haben ich jetzt nicht zur Verfügung das "cher" müsste sicher den "abfallenden Ton" haben, wie man im Chinesischen sagt. Ich verneinte dann doch nur und sagte, dass ich Deutscher sei und sie wollte meinen Pass sehen. Und da rannte auch schon meine Frau von der Toilette in das Flughafenrestaurant (wir waren bei der Ausreise) und die chinesische Polizistin beruhigte sie sogleich, es sei alles in Ordnung.

Es war eine ganz niedliche Polizistin, das muss ich hier sagen. So jung, das sie noch voller Pickelchen war und so unsicher und sich x-Mal entschuldigend, dass sie bei mir mit Mitte 40 schon den Beschützerinstinkt ansprach. Etwa 1.90m groß übrigens, ungewöhnlich (und sicher Anfang 20). Sie war mir schon bei der Passkontrolle aufgefallen, weil sie so merkwürdig fahrig meine Daten in das Terminal kloppte. Offensichtlich (auch) ein Berufsanfänger, wie der nervige Taiwaner bei der Ausreise in Taipei, aber hier in der reizend liebenswürdigen Variante. Sie erklärte uns dann noch viele Male sie hätte meine drei Vornamen (grins) falsch in das Terminal gehackt und wir müssten die Passkontrolle noch einmal machen - die ich vor zehn Minuten oder so schon passiert hatte. Und irgendwie hatte sie mich als Franzose in Erinnerung behalten. Wahrscheinlich meines charmanten Lächelns wegen. Sie entschuldigte sich bei mir dann so oft mit rotem Kopf, das ich ihr immer wieder ruhig versicherte, es sei alles kein Problem. Lustig ist, wie einen die anderen Reisenden ansehen auf dem Flughafen, wenn man einer Polizistin in verkehrter Richtung hinterher dackelt.

Ziemlich nervös dirigierte sie mich wieder zur Passkontrolle, während ihre Kollegen das ganze etwas amüsiert verfolgten. Wieder hackte sie nervös auf der Tastatur herum, ganz rot angelaufen, von ihren Kollegen beobachtet und ich bemühte mich Ruhe auszustrahlen, damit die junge Frau nicht vollends nervös wurde. Auch ein Grinsen unterdrückte ich, schließlich sollte meine große Polizeischülerin vor ihren Kollegen mir gegenüber ja Autorität ausstrahlen, gell.

Am Ende brachte sie mich sichtlich erleichtert zurück, nur durch die nervige Sicherheitskontrolle musste ich noch einmal, jetzt mit Brieftasche, Handy und sonstwas in den Klamotten.
Reizende Polizistin, wenn die alle so wären, würde sich Dissident "Ai Wai Wai" sicher jeden Tag freiwillig verhaften lassen ;-)

Mon amour, für Dich bin ich auch ein Peugeot....

LINK: Chinesische Polizistinnen ganz oben auf dieser Webseite: http://www.picturesandjokes.com/usa-lady-police-officers-vs-asian-lady-police-officers/

Montag, März 12, 2012

Passkontrolle in Taiwan... wie mit versteckter Kamera

Achtung: Die Überschrift bezieht sich auf das merkwürdige Gerede des Grenzers, nicht auf sein Aussehen!

Man hat schon so seine Erlebnisse beim Reisen. Montag Nachmittag Ausreise aus Taiwan nach China. An der Passkontrolle zur Ausreise in Taipei/Taiwan sitzt ein junger Mann, gerade mal 20 oder so. Mir fällt zwar sofort ein extremes "Habsburger-Kinn" auf, will sagen das Kinn ist extrem vorspringend und er hat u.a. drei Zahnreihen im Unterkiefer. Dabei denke ich nur, dass das wieder mal ein gutes Beispiel ist, dass die Taiwaner auch Leute mit Behinderungen o.ä. an einen "Frontdesk" setzen und nicht, wie das eher in Deutschland der Fall wäre, irgendwo im Büro verstecken. Der völlig normale Umgang mit körperlicher Andersartigkeit ist mir schon mehrfach sehr positiv (!) aufgefallen in Taiwan. Ich starre natürlich nicht, behandle ihn völlig normal, sagte "Nihao" und schiebe ihm meinen Pass rüber.
Da sagt er "You look nervous!". Ich würde nervös aussehen. Denke, hat der Kerl jetzt ein Seminar gemacht, dass Ausländer alle tonnenweise Drogen dabei haben und diese sofort schreiend fallen lassen, wenn man "you look nervous" sagt? Ich verneine das lediglich ("I do not look nervous") und lächele freundlich. Und denke mir "wenn wir jetzt weiter über unser reziprokes Aussehen reden, dann müssen wir uns den Rest des Tages freinehmen." In der letzten Zeit habe ich nur noch "Labersäcke" an der Taiwangrenze, die unfreundlich sind und dummes Zeug reden. Irgendwelche neuen Seminare "How to ärger the Ausländers" müssen die wohl gemacht haben. Oder ich hatte dreimal hintereinander Pech, kann auch sein.

Dann geht es weiter, ob ich Chinesisch spreche. "Ein bisschen", sage ich. "Better use English". Dann hat er nur noch Fragen. Wann ich wann wohin gereist sei. Als ob das nicht in seinem Computerdings stehen müsste. Und was geht das ihn an? Ich winke meine Frau heran von der hinteren gelben Linie und sage "Ask my wife."

Mann, wurde das eine Endlosdiskussion. Wo ich nach Indien gewesen wäre? Ich war zwar in Kanada, aber was soll ich ihm das erzählen? Er diskutiert mit Frau, beschwert sich bei ihr, dass ich kein Chinesisch spreche. Und meine Reisen nicht im Computer seien. Frau wird unwirsch und sagt ihm, er solle bitte nur die Passkontrolle durchführen und keine Interviews veranstalten. Mittlerweile sitzt ein älterer Kollege neben ihm - und der Kollege sieht Mr. Habsburg mit stierem Blick an, nicht mich. Der junge Passkontrolleur wird jetzt zusehends fahriger, redet und redet und wirkt nervös, der arme Mann. Gibt uns schließlich die Pässe und, als wir schon hinten raus sind, beugt er sich aus seinem Kontrolleurscubical heraus und fängt an, mit meiner Frau ihr deutsches Visum zu diskutieren. Frau erklärt ihm, es sei nun genug, er solle nur einfach seinen Job machen und nicht so viel herum erzählen. Er entschuldigt sich und wir entschwinden entnervt zwischen den Duty-Free - Shops. Ich hatte auch langsam einen Krampf gekriegt in der hochgezogenen linken Augenbraue.

 "Ihre Flugreisen sind nicht im Computer!" 
Zu viel RedBull, Herr Oberforstmeister...

Ich dachte ich muss sterben (Essen in China) - Update

Von meiner Dienstreise nach China (Shenzhen): In den Restaurants außerhalb der von mir besuchten Fabrik (siehe Fotos aus einem Restaurant) war es lecker und bekömmlich, wenn auch teilweise ultrascharf, wie indisch. Nur Ludigel nahm sich immer wieder vom Extrascharfen, vergnügt winkte dazu Massenmörder Mao von der Wand. Properes rotwangiges Kerlchen, der Onkel Mao auf dem Bilde. Immer wenig Fleisch, viel Gemüse dort in Shenzhen. Auf dem Gelände "unserer" Fabrik in Shenzhen in der großen (ultrasauberen) Kantine gegessen: kein Problem. Zig Gemüse, Nudeln mit Fleischsoße, ultralecker. Nur Frau und Kollega aus Taiwan stocherten lustlos im Essen herum. Sie erwarteten offensichtlich den besonderen Kick vom Chinaessen.
Am nächsten Mittag wurden sie fündig. Hurra! Es gab noch eine kleine, private, versiffte Kantine auf dem Gelände. Da leuchteten gleich die Augen. Alt wirkendes Essen war auf dem Tresen aufgestellt, unzählige Kollegen beugten sich riechend über die angetrockneten Auslagen und wählten schließlich ihre bevorzugte und schon hundertmal angeschnüffelte Speise aus. Frau wählte begeistert altbackenes Essen und auch Kollega B. hatte schon Wasser in den Mundwinkeln, da eröffnete uns der Koch für uns würde er extra was frisches kochen.

 Sehr gutes Restaurant draußen am Ende des Industriegebiets: Dass der Bauernrevoluzer Mao hier an der Wand hängt, wird mitten im chinesischen Kapitalismus offenbar nicht als Gegensatz empfunden

Das Lokal war übervoll, "famous Restaurant" zog mir durch den Kopf, der Boden ein Glitschschmier aus Essen, Soße und alten Taschentüchern. Die Suppe im Riesentopf sah aus wie so ein Becken im Horrorfilm wo ein grüngraues Monster rausgeschossen kommt jeden Augenblick.
Frau und B. orderten nicht richtig gare Ente auf Chinakohl, erdig riechenden Tofu und ultrasaures Rindfleisch auf Chinakohl, welches ich größenteils allein aß. Von der Ente wählte ich nur ein paar Stücken aus, die durchgebraten waren und vom Tofu aß ich meiner drängenden Frau zu liebe ein paar Bissen, es schmeckte nach Erde und Würmern.

 Irrsinniger roter Diktator an der Wand und irrsinnig scharfes rotes Essen. Passt auch wieder!

Erst wollte ich garnicht Essen, aber meine Frau schmollte so lange und grolle beleidigt, B. und sie wollten mir doch die ganzen Variationen der festländischen Küche vorführen, da griff ich doch zu. Schmeckte essigsauer, aber ganz gut, das Lindfleisch. Obwohl mir noch die alte Hausfrauenregel durch den Kopf ging: "Was im Restaurant pikant oder sauer gewürzt ist, ist oft alt!"

Ich dachte ich muss sterben. Gerettet hat mich wohl nur ein Singapur/HongKong-Magenaufräumer (mit gefälschtem japanischem Etikett, sagte meine Frau), der sich gleich als Brechmittel betätigte. Nach Endloserbrechen und sonstigem war ich nach Stunden so geschwächt, dass ich kaum noch reden konnte. Meine Frau kicherte anfangs hemmungslos, wenn ich auf der Toilette würgte, später wurde ihr allerdings selber mulmig. Nach ihrem ersten Erbrechen erklärte sie mir noch, das Essen sei doch aber gut gewesen. Ich erklärte ihr nur mit letzter Kraft "Gottseidank, jetzt hasse ich China wieder", denn zwischenzeitlich waren mir Land und Leute richtig sympathisch geworden. Erst meine Lebensmittelvergiftung stellte meine weltanschauliche Ordnung wieder her.
Meine Frau musste Lachen. Und musste sofort auf die Toilette flüchten. Als sie dort zu Gange war, stellte ich im Fieberwahn eine Regel auf.

Essen in China gilt als gut, wenn man sich höchstens zweimal übergibt. Erst ab dem dritten Mal ist es mäßig oder schlecht.

Vielleicht sollte der Guide Michelin kleine Toilettenschüsseln anstatt Sterne an die Restaurants vergeben -  weniger ist mehr. Toilettenschüsseln haben sie natürlich auch kaum, und hat man endlich eine in der Fabrik gefunden, muss man erst die Putzfrau mit wildem waiguorischem Augenrollen bedrohen, die einen nicht in die Damentoilette lassen will.

Ach, China.... Klar, dass Du uns schlucken willst hier in Taiwan, liebes China. Aber dann gingen wir in der schmuddeligen Masse einfach unter, schon mal dran gedacht?

Update:
Das sehr scharfe, aber auch sehr bekömmliche Essen in Maos Restaurant soll nicht vorenthalten werden (siehe Bild). Unheimlich finde ich, wie da der Dampf über den Glasnudeln als ektoplasmische Entladung im Raum schwebt. Kolleginnen und Kollegen sortierten sich nach Geschlechtern, das fand ich auch interessant.

Superscharfes Essen, man achte auf das Ektoplasma rechts über den Händen

Samstag, März 03, 2012

Auf nach China

Nächste Woche in unserer Fabrik in China. In der Fabrik gibt es Gästezimmer extra für "uns Taiwaner". Na dann kann ja nix schiefgehen. Bis auf das meine Frau letzten dort Astmaanfälle vom Napalm-Waschmittel hatte, nach dem die Bettwäsche roch. Jetzt müssen die armen Leute extra für uns empfindliche Insulaner und verweichlichte Wessies dort schon mal mit Wasser vorspülen. Und vom gefälschten Kentucky Fried Chicken hatte meine Frau eine Lebensmittelvergiftung. Wir haben Kekse und taiwanische Instantnudeln dabei, aber eine Firmenkantine gibt es dort auch Gott sei Dank.

Mein Reisepass musste extra nach HongKong zur VR-China-Botschaft geschickt werden, weil die VR-China da ein bisschen Show machen will, von wegen "wir akzeptieren Taiwan nicht weil es ja uns gehören sollte".
Und gleich vorne drauf auf den lilanen Einband haben sie irgendein Schriftzeichen gepinselt. Als ob innen nicht genug Platz wäre.

+++++++++++++++++++++++++++++++++
Ach ja, das Blog hat ein neues Layout. Wer damit Schwierigkeiten hat, gibt bitte in den Kommentaren Laut. Etwa so: "Mein Mosaik-Browser in Version 0.8 zeigt bei Bildschirmauflösung 200*400 nur noch lila Streifen an."
+++++++++++++++++++++++++++++++++

Aber neuerdings lieben wir hier in Taiwan ja China, mei wenti.

Freitag, März 02, 2012

Chaotsch!

"Chaotsch!" sagte einst mein ungarischer Vermieter, als ich dort im Reitervolkreich mal zwei Wochen mit einem Kumpel eine Plattenbauwohnung als Urlaubsdomizil gemietet hatte. Immer wenn er uneingeladen die Wohnung besichtigte. "Schmidt" lautete sein exotischer Name, er sprach aber sonst kein Wort Deutsch. Englisch auch nicht.
Jedenfalls erinnert mich neuerdings meine Frau an Herrn Schmidt, denn sie lebt ja zur Zeit mit unserem Sohenmann bei Schwiegermutter drübern. Der Einfachheit halber, weil wir ja die Woche über beide im Büro sind am Tage und daher Junior von Schwiegermutter großgezogen wird.

Doch manchmal macht sie Besuche in userer (also jetzt nur noch meiner) Wohnung. Dann inspiziert sie hoch erhobenen Hauptes jede Ecke ... und regt sich immer so auf. Verstehen Sie das, lieber Leser? Siehe Foto. Da ist doch nun wirklich alles in Ordnung.



Nein.... so schlimm bin ich jetzt doch nicht. Das war während des Einzugs, als die Umzugskisten von der Putzfrau ausgepackt worden waren.... ;-)

P.S.: Wahrscheinlich bin ich Schuld, dass der Rechtsradikalismus in Ungarn neuerdings ausgebrochen ist. Herr Schmidt ist wahrscheinlich "Chaotsch, Chaotsch" rufend durch die Gassen gezogen...
 So wie damals in der Dominikanischen Republico, als ich leichtsinnig über die Straße ging, ein Auto bremste, ein Straßenhund bellend wegpreschte, in einem Mann reinrannte, der nach dem Hund trat und ihn daraufhin ein anderer Passant anschnautze. Keine drei Wochen später brach ein Bürgerkrieg im benachbarten Haiti aus.

Hit in der Mittagspause: Kind fällt aus Auto

Den Fernsehbeitrag, der eben in der Mittagspause die Kollegen ihren Reis mit Schnittlauchmett und Chinakohl (heißt auf Chinesisch übrigens Bo-li-zei, wohl irgendwie als Bolicai oder dergleichen zu schreiben in der Romanisierung) vergessen ließ, soll auch der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten werden:

http://www.youtube.com/watch?v=cJDmNJRdYJI&feature=g-all&context=G2dba9faFAAAAAAAAAAA

Im Ausländerforum Forumosa.com hatte schon wieder jemand das Video gefunden. Es handelt sich um einen der zahlreichen gelborangenen Kleinbusse, die hier mit einem Dutzend oder mehr Sitzen ohne Gurte ausgestattet sind, in denen dann taiwanische Vorschüler zur morgendlichen privaten Englischschule transportiert werden - oder auch taiwanische Schüler zur selbigen am Wochenende oder nach der Schule.

In dem Video sieht man, wie der Kleinbus um die Kurve fährt, sich die Heckklappe öffnet und ein Kind auf die Fahrbahn fällt, sich allerdings sofort wieder aufrappelt und dem Kleinbus hinterher läuft. Das gab recht viel Gekichere eben in der Mittagspause.

In den Jahren seit 2004, in denen ich hier bin, sind zwei Kinder in diesen Kleinbussen erstickt, weil sie sich unter den Sitzen versteckt hatten anstatt zum Unterricht zu gehen und schlichtweg dort vergessen worden sind. Dann stand der Bus mehrere Stunden in der prallen Sonne. Sicherheitsvorkehrungen wie ein Alarmknopf im Inneren oder eine von innen entriegelbare Nottür gibt es natürlich nicht.

Und wenn ich mir vorstelle, dass da ein x-beliebiger Unterschichtler mit blauen Strandschlappen an den Füßen betelnusskauenderweise am Steuer sitzt und einen Personenbeförderungsschein für einen Coupon für die Achterbahn halten würde, dann ist mir klar, dass mein Junior da niemals mitfährt. "Englishy", wie mein Lieblingsneffe sagt, kann er sowieso zu Hause lernen.

Donnerstag, März 01, 2012

Love Taiwan with your feet!

Das klingt fast wie eine Aufforderung zum Schuhfetischismus: "Love Taiwan with your feet", zu deutsch: "Liebe Taiwan mit deinen Füßen!" Tatsächlich ist es aber eine jener Aktionen mit denen lokale und nationale Behörden in Taiwan einerseits einheimische Produkte fördern und zum anderen auch Qualitätsprodukte "MIT", als Made In Taiwan fördern wollen (hier Stadt oder Kreis Kaoshiung, aber eine bessere URL sollten sie sich mal zulegen, der Domain Name Service ist schließlich eine Weile schon erfunden:  http://163.32.94.2/~puhu/mi4.html).

Na, nicht so wörtlich nehmen bitte

Konkret fiel mir gestern mein vergangener "Schuh-Fetisch-Tag" im Blog wieder ein, den wir schon einmal hatten (lassen wir den Link jetzt sein), als ich mir ein neues paar der taiwanischen ASO-Schuhe aus dem Karton nahm. Veritabel 10 Paar nagelneue Schuhe der Marke ASO hatte ich dort stehen neben der Wohnungstür, denn die taiwanischen Nobeltreter, die sonst 100 Euro umgerechnet pro Paar kosten, kann man bei Aktionen immer wieder en masse für nur 10 bis 30 Euro das Paar umgerechnet kaufen. Und noch nie natte ich so gute Schuhe wie taiwanischen ASO. Luftgepolstert, was ideal für meinen "Senk-Spreitz und Wippfuß" oder was auch immer ist. Sind günstig reparierbar, halten lange und sind für mich das Nonplusultra. 
Von wegen taiwanische Billigprdukte. "Made very well in Taiwan" sagt man hier.

 "ASO" made in Taiwan. Das sind Schuhe wie maßgeschneidert für weit laufende Expats

 Nicht nur Computerzeug wird sehr gut in Taiwan gefertigt, sondern auch...

... Schuhe und Stiefel. So nun ist es aber genug mit dem Thema.