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Freitag, November 27, 2015

Please Pray the Rosary!

Gesicherte Tafel irgendwo in Manila, durchs Autofenster fotografiert während wir im Stau stehen. Beispiel für den strengen Katholizismus im Land: Überall sind Jesus und Mutter Maria im Stadtbild zu finden als Standbilder oder ikonenartige Bilder.

"Bitte bete den Rosenkranz. Eine Familie die zusammen betet, bleibt auch zusammen"

Freitag, November 20, 2015

Queen's Head, Yehliu-Kap. 2005

Im Jahre 2005 war es noch nicht so überlaufen. Hat es damals schon Eintritt gekostet? Ich weiß es nicht. Aber es gab damals noch keine Flut von VR-China-Touristen, die den Platz heute sehr überlaufen machen. Eher spärlich die Besucher damals am "Königinnen-Kopf", dem Wahrzeichen Taiwans. 

Bilder ohne Worte mit einer Minolta Dynax 600si classic, einer analogen SLR-Kamera. Objektive: Ein Tamron 4-5.6/28-105 und ein Tokina 3.5-4.5/19-35mm. Beide könnten ich auch heute noch an der Sony DSLR verwenden, sie leben aber nicht mehr.



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... und ein Minolta 4.5-5.6/70-300mm, auch schon verstorben dank Pilzbefall.

Donnerstag, November 12, 2015

Wirre Geschichte: Security-Guard attackiert Ausländer in Metro (Update)

Da trägt ein Taiwaner die Uniform eines Security-Guards eines offenbar dänischen Unternehmens in Taipei und attackiert einen westlichen Ausländer in Taipeis Metro MRT mit offenbar rassistischen Sprüchen.

http://michaelturton.blogspot.com/2015/11/something-to-watch-out-for-racist-suit.html


Das Video will nicht richtig laden bei mir. Nach dem was ich sehen kann spielt vielleicht eine weibliche Begleitung des Ausländers eine Rolle und offenbar fällt irgendwo eine Formulierung, die in Richtung "Hure" geht. Von so einem Vorfall habe ich in Taiwan noch nie gehört, es handelt sich um einen Einzelfall würde ich sagen. Der Attackierer legt es offenbar darauf an geschlagen zu werden und fordert den Ausländer sogar dazu auf. Möglicherweise schielt er auf eine teure Klage, die er dann dem Ausländer anhängen könnte und hofft wohl nicht zu Unrecht - nach allen Erfahrungen - für diesen Fall auf Solidarität von Polizei und Gericht. Der Ausländer lässt sich von dem Herrn aber nicht provozieren.

Schon bizarr, für ein "Laowai"-Unternehmen in Taiwan zu arbeiten und dann einen Laowai in der Metro anzumachen. Hoffentlich verfährt der Securitymensch da großzügiger mit Geschäftsbesuchern des Unternehmens ;-)

Auf der Facebookseite des Unternehmens wird der Fall diskutiert. https://www.facebook.com/issworld/
Wer weiß was dahinter steckt. Es wäre das erste Mal, dass Aktionen wie irgendwelche Popmusik-Videos, die einheimische Damen dazu auffordern, sich nicht mit Ausländern einzulassen (das Taiwanblog hatte berichtet) Früchte tragen würden. Sehen wir es lieber als Einzelfall eines sehr gestressten Menschen.

Grundsätzlich würde ich sagen hat sich die "Willkommenskultur" der Taiwaner für uns Weißbrote von "extrem freundlich" im Jahre 2004 (als ich hier angekommen bin) über die Jahre hin zu "neutral" verschoben. Wobei wohl auch die häufigen Anti-Ausländerstories in der Taiwanpresse eine Rolle spielen.

EDIT: Wie man auf Forumosa.com sieht, bearbeitet die Polizei den Fall offenbar nicht. Hingegen wäre ein Ausländer, der einem Taiwaner gegenüber beispielsweise "Fuck you" sagt, sehr schnell zu einer Geldstrafe verurteilt. Das ist schon recht häufig vorgekommen. Man sollte sich nicht provozieren lassen, bereit stehende Smartphones vom Angreifer oder von Passanten warten nur drauf, ein "Fuck you" oder gar eine Handgreiflichkeit seitens eines westlichen Ausländers aufzuzeichnen***. Auch wenn dieser Fall hier vermutlich anders ausgehen wird.

UPDATE: http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=8&t=153510&start=30
Wieder mal ist das Video der Metro-Videoüberwachung schon gelöscht worden (nach 7 Tagen) bevor die überarbeitete Polizei dazu gekommen ist, es sicherzustellen. Das passiert in Taiwan grundsätzlich, wenn etwas für einen Ausländer entlastend sein könnte und ist schon fast ein Sprichwort in der Ausländergemeinde geworden. Und beim Transfer des Smartphonevideos von einer Police Unit zur nächsten ging das Video auch verloren. Nun gut, es ist ja im Internet zu finden.

UPDATE 2: Das dänische Unternehmen ISS stellt offenbar weltweit Dienstleistungen von Gebäudereinigung bis hin zu Security zur Verfügung. Allerdings war der Wachmann wohl nicht für die MRT tätig sondern reiste privat in der MRT.


*** Ein Beispiel für eine gelungene Shitstorm-Attacke auf eine US-Amerikanerin, die in der MRT wie viele Taiwaner auch einen Sitzplatz mit Einkaufstüten blockierte. Ein Seniorin verlangte von ihr die Freigabe des Sitzplatzes, obwohl ein benachbarter Seniorensitzplatz offenbar frei war. Die kecke Antwort, von einem Mitreisenden gefilmt, kostete der Amerikanerin ihre berufliche Existenz in Taiwan: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/06/die-schlimme-amerikanerin.html
Fast immer sind Taiwan neutral oder freundlich, aber wenn "die Kacke am Dampfen" ist, man also irgendwie in eine Situation mit einem aggressiven Taiwanerer geraten ist oder selbst merkt, dass man unbeherrscht wird, dann gilt: Das nächste Smartphone im Videomodus ist vermutlich nur ein paar Meter entfernt. Und im finalen Schnitt steht man dann in den Taiwan-Medien sehr ungünstig dar. Etwa hatte die Taiwanpresse damals den freien Sitzplatz herausgeschnitten...

Mittwoch, November 11, 2015

Malinesische Notizen Teil 2

Die Fortsetzung von hier (http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/11/jetzt-pr-der-philippinen.html), wird später bebildert.

Gegenstand des Berichts: Reise nach Manila/Philippinen

Essen in einem fast Schnellimbiss-mäßig wirkenden Lokal namens "Max's". An der Wand große Fotos von der Speisekarte um 1945, dem Gründungsjahr der Kette. Da kostete ein Komplettessen einen oder zwei Pesos statt heute ein paar Hundert. Das Essen ist etwas US-Fastfood-inspiriert denke ich, aber lecker. Es gibt kaum Gemüse und unsere Manilafamilie merkt an, dass die richtigen Philippinos sehr wenig Gemüse essen. Jedenfalls Zuhause denke ich. Die vielen schlanken Frauen nach Asia-Art in Hotpans oder Ultramini und mit orange gefärbten Haaren, entweder spanisch oder dunkler oder mit asiatischem Einschlag (das "oder" erlaubt hier eine Kombination) sprechen dafür, dass sich viele doch nicht so ungesund ernähren können. Das Essen besteht aus einer leckeren Schweinshaxe, die kross und etwas pikanter gewürzt ist als ihr bayrisches Pendant. Soll ursprünglich aus Spanien stammen. Dazu gibt es Pommes, die aber nur leicht anfrittierte Kartoffelspelten sind und daher viel leckerer sind als die üblichen Kartoffelpüree-Stäbchen a la Deutschland. Es gibt eine Variante der auch in Taiwan bekannten Kochnudeln mit gedünsteten Schweinefleischstreifen dran, allerdings nicht so labbrig-salzlos-Kochzwiebelig wie in Taiwan, sondern mit Salz gut abgeschmeckt. Spuren von Gemüse sind hier enthalten.
Eine Frühlingsrolle ist etwas anders als von Iglo, aber ausgesprochen lecker. Die Bedienung sieht aus wie eine Spanierin, mit im Nacken zusammengehaltenen Haaren und einem Signallippenstift in Mörder-Feuerwehrrot, der sich in Manila großer Beliebtheit erfreut. Sie hat dezent Parfum aufgelegt, dessen massierter Duft an das Aroma einer ausgebombten Moschusölfabrik im Morgennebel erinnert. Ihr Lächeln verwirrt mir die Sinne. Frau die taiwantemperamentiv wieder mal über irgendwas sauer ist erwähnt, ich möge vielleicht doch lieber nach Deutschland gehen anstatt mit nach Manila zu ziehen. Ich lächele sie benommen an und murmele geistesabwesend irgendwas von "Yes Darling". Eine Band spielt kostenlos in Tagalog auf. Jung und alt swingt beim Essen mit. Das lateinamerikanische Flair macht mich - auf ärztliche Weisung dem Swimmingpool-Infekt halber alkohollos - leicht trunken. Ich fange den vom Kind vom Nebentisch herüber fliegenden Luftballon auf und reiche ihn rüber und diskutiere mit Junior, ob ihm die Altersgenossinnen eher in Deutschland, Taiwan oder Manila zusagen. Er schwankt zwischen Manila und Deutschland, führt gelegentlich seine Kindergarten-Freundin ins Feld. Frau will dann doch wieder, dass ich hinterher ziehe.

 Endlosstau oder zähfließender Verkehr

Jedes der Häuser in den breiten Fußgängerzonen hat hinten eine Gratistoilette. Ich biete dem freundlichen Toilettenmann dort, der auf Englisch Smalltalk macht ein Trinkgeld an, aber er will es nicht. Nehmen die keins oder waren 20 Pesos zu wenig?

 Privater Jeep-Verschnitt. Diese Simpelautos oft ohne Tacho sind auch Basis für die Jeepneys, die privaten Busse und haben verblüffend wenig Bodenfreiheit gemessen am Namen

Anderer Tag. Junior (4) sitzt in der Kinderbahn, neben ihm ein kleines scheues Mädchen etwa gleichen Alters. Erst jetzt beim Durchsehen der Fotos bemerke ich, dass er auf einem seine Hand auf ihre gelegt hat. Oh dieser...

Bedingt durch den angestrebten Beruf latschen wir endlos durch Einkaufszentren

Ausflug ins Grüne, weil Schwager hier geschäftlich zu tun hat. Der Wachmann bei Starbucks ist freundlich und hält die Tür auf. Die ganze Ausflugsgegend wirkt auf mich wie ein deutsches Gewerbegebiet am Stadtrand, nur dass hier Bootsfahrten angeboten werden, die bunten asiatischen Karpfen zu sehen sind und Menschenmassen herein strömen. Es gibt wie immer ein nahegelegenes Einkaufszentrum und sonst sollen in dieser sehr westlichen Umgebung wieder Wohnungen verkauft werden. Ich streite mich mit Junior, ob ein wie ein Jeep aussehendes Kinderbett in einem Möbelhaus ein Auto oder ein Bett ist. "Auto zum fahren!" brüllt Junior und ich will das nicht länger ausdiskutieren und freue mich über eine verbesserte deutsche Ausdrucksweise.

 Gemäß der Familienpolitik erleben wir nur die Sicherheitszonen von Manila. "Draußen" sind wir nur im Auto. Was auch immer den Blick auf sich zieht, man sieht es nur die Fenster des unauffälligen Toyota-Kleinbusses. Zwar ist er auffällig Rot, aber das war auch die Hälfte der anderen Exemplare dieses Typs.

Junior hat Automarken entdeckt. "Toyota, Toyota, Toyota, kein Toyota, Toyota, Toyota, Toyota, Toyota, kein Toyota" zählt er aus dem Toyotafenster-guckend auf. "Was für ein Auto würdest du dir kaufen?", frage ich ihn. "einen Toyota!" antwortet er.



Im Supermarkt gibt es bei McDoof und KentuckySchreitStricken immer ein Billigessen. Pikant gewürztes Brathuhnteil mit Reisklos und einer labbrigen Würzsoße für einen Euro umgerechnet. "Wieder kein Gemüse" merkt die Schwester meiner Frau an. Ich bemerke verstört, dass sich an der nahe gelegenen Treppe exakt die selbe Szene abspielt wie einen Tag vorher. Drei mit Klamotten wie Mini-Ballkleidern und Ultra-Highheels aufgedonnerte stark geschminkte junge Damen im Alter von 16 oder dergleichen umkreisen einander künstlich lächelnd und machen Smartphone-Fotos voneinander. Genau das selbe haben sie gestern schon an der selben Stelle gemacht. Viele Altersgenossinnen hingegen texten auf altmodischen Handies. Werbepakete preisen SMS-Pakete als Gratiszugabe zu irgendwelchen Produkten an. Nur wenige junge Frauen tragen lange bunte Sommerkleider und Kopftuch, der Rest hat Hotpans und Ultramini an oder hautenge Jeans, ganz wie in Taiwan. Alle sind nichtsdestotrotz streng katholisch - bis auf die Kopftuchhupferl des Propheten natürlich. Jesus und Maria sieht man oft. Hinter Glas an Straßen oder als Bilder, etwa um das Heim zu schützen an der Gartenpforte. Auch bei uns am Printkiosk zu kaufen.



Angst vor dem Islam? Man sieht eher die 3-Kind-Familie mit jungen Eltern als die 1-Kind-Familie. Google verrät, dass die Frauen aus der untersten Bevölkerungsschicht im Schnitt 5 Kinder haben, während die aus der höchsten Schicht im Schnitt etwas über 2 haben. Erstaunlich was für eine große Menschenmenge eine katholische Familie sein kann, bei der 5 kleine Kinder an den Eltern hängen. Ich begucke mir die Mütter. Die sehen trotzdem in aller Regel gut genährt und attraktiv aus. Also nicht etwa ausgelaugt. Haben sie noch eine ältere Frau dabei, ist diese zwar erst in den 50ern oder 40ern, sieht aber oft im Gesicht sehr ausgelaugt aus. Manila hat ein starkes Wirtschaftswachstum. Es entstehen laufend teure Wohnungsviertel, die Security und je drei Einkaufszentren mit Arbeitsplätzen brauchen. Google verrät, trotz Wirtschaftswachstum würden die Armen nicht weniger auf den Philippinen. Ich mutmaße, dass bessere Versorgung eine eben höhere Überlebensrate der vielen Kinder bedeutet, was gut ist, aber eben die Armutsschicht nicht schrumpfen lässt. Hier in Manila gibt es eine moslemische Minderheit, aber der Katholizismus ist vital und kinderreich und dominiert im Straßenbild mit Anspielungen auf den Glauben selbst auf Firmenschildern und Jesus und Maria.

 Trad. Reiskuchen mit Käse drüber. Zu wenig Salz, schmeckt labbrig und das Ei schmeckt vor wie bei schlecht Gebackenem. Taiwaner finden es offenbar ganz lecker

Unser Gastgeber, selbst Sino-Philippino, erläutert, die islamischen Philippinos würden sich in "Krieger und Kaufleute" unterteilen. Er selbst räumt ein, keine Moslems einzustellen, weil er Angst vor Entführungen habe. Im TV läuft tagsdrauf eine Nachricht von westlichen Touristen, die aus einem malerischen Resort in der südlichen Sulu-See entführt worden sind. Solche südlichen Inselparadiese sind auf den Philippinen Jagdrevier islamischer Terrorgruppen. Schwesterherz erwähnt nette moslemische Kunden. Krieger und Kaufleute eben.
Wer auf den Philippinen Urlaub machen will, ergoogelt bitte vorher ganz genau wo er landet, nicht dass er gerade im Jagdrevier der "Religion des Friedens" landet.

Slums türmen sich hoch auf neben der Hochstraße

Fau sagt wieder, Manila sei heute da wo Shenzhen in China vor 20 Jahren war. Damals waren ihr dort Immobilien angeboten worden und sie hat abgelehnt. Heute will sie den Zug nicht wieder verpassen. Die Philippinen dampfen in die Zukunft. Streng katholisch und vital. Fanatischem Islam steht ein selbstbewusster Katholizismus gegenüber, der Jesus genauso liebt wie andernorten der Prophet geliebt wird. Man kann viel an den Philippinen aussetzen, aber vitaler als das in jüngster Zeit phlegmatisch und schwach wirkende Deutschland sind die Philippinos allemal.

Vorher/nachher ist immer eine Betrachtung wert. Neben unserem neuen Printkiosk im Vordergrund liegt ein Laden, der u.a. Diätprodukte anbietet, ein Vitaminkiosk, ein Anwerbestand für ein Callcenter, ein Elektro-Universalgeschäft a la Mediamarkt (gut für unseren Umsatz), ein Office-Irgendwas mit Mietcomputern und Mietdruckern, ein Comicladen und ein Waffenladen, wo auch Schwager seine Knarre her hat. Jau, ist das meine Welt, das Beine-in-de-Bauch-stehen im EKZ und das zwischenzeitliche Kaffeeschlürfen und Facebook-Schwachsinn-Posten zwischen den Kontrollgängen?

Dienstag, November 10, 2015

Jetzt PR der Philippinen (Update)

Die von meiner Frau veranlasste "Republikflucht" aus der Republik China aka Taiwan ist in eine entscheidende Phase getreten

Wie bereits mehrfach berichtet macht meine Frau seit einiger Zeit enormen Druck, zu ihrer mit einem chinesischstämmigen Philippino verheirateten Schwester nach Manila zu ziehen. Schwesterherz ist vor ein paar Jahren aus Taipei nach Manila gezogen und hatte dort eine Weile eine Taiwan-Bubbleteekette, bis diese größer als die Kontrollmöglichkeiten wurde und die Angestellten sich geweigert hatten, den nervigen Kunden noch Tee zu verkaufen und lieber auf den Getränkefässchen aus Plastik eingeschlafen sind. Arbeitsunfälle mit in die Augen gerammten Strohhalmen sollen an der Tagesordnung gewesen sein. Wie dem auch sei, aktuell betreute ihre Schwester das Einkaufszentrum-Outlet der (Aufkleber/Nummberschilder/Gewerbeschilder-) Druckerei ihres Mannes. Meine Frau wird von der Perspektive ins Business ihrer Schwester zu investieren und es zu expandieren angezogen wie eine Motte vom Licht - auch weil sie sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Taiwan-Marathon-Bürohölle zurückziehen will. Ein zweiter Kiosk hat bereits aufgemacht und läuft, ein dritter und mehr Business ist geplant. Unser Manilatrip in Stichworten, Bilder folgen später auch noch.





* Wir beantragen die PR-Karte lustigerweise basierend auf dem Altersruhestands-Programm der Philippinen. Gerade US-Bürger können sich hier schon mit über 40 zur Ruhe setzen. Nach eigentlich 3 Wochen kriegt man sie, wir kriegen sie in zwei Wochen. Oberwitzig sind die checkkartengroßen Ausweise eigentlich nicht. Doch der von Junior ist der Hammer, weil neben seinem Kinderfoto auch der Text steht: "Participant of the Old Age Retirement Program". Also: "Teilnehmer des Altersruhestands-Programms". Mit einem Kinderfoto daneben sieht das göttlich aus. Wohl auf Lebenszeit können wir alle drei dort bleiben und leben wenn wir wollen oder einfach kommen und gehen wie wir lustig sind. Solange wir nicht den Gegenwert eines Mittelklassewagens wieder vom philippinischen Staat zurückfordern, den man für diese Art der PR pro Familie überweisen muss.



* Die Kondoanlage mit Swimmingpool sieht ganz nett aus, doch überall sind Gott sei Dank nur kleine Ekelkäfer, wie man sie auch aus Taiwan kennt. Ich schwimme einmal im Pool und kriege sofort eine Niereninfektion. Auf das Antibiotikum reagiere ich mit Übergeben. Frau sagt, ich solle vielleicht doch lieber wieder nach Europa gehen...



* Die Toiletten auf dem Altersruhestands-Amt sind in einem Zustand, als sei die Putzfrau noch von den Spaniern eingestellt worden und läge irgendwo vermodernd unterm Rasen. Der schicke Mamorturm in Manilas Innenstadt steht dazu im krassen Gegensatz.



* Waffen, Waffen, Waffen. Unser Gastgeber zeigt seine Pistole. Ich überzeuge mich, dass er in der Tat auch die Kugel aus dem Lauf nimmt bevor er die Waffe meiner Frau gibt. Die zielt sofort damit auf mich. Ich fühle mich bestärkt, in meinem Haus nie eine Schusswaffe haben zu wollen, egal ob legal oder illegal. Die Supermarktwächter haben Schusswaffen. Die private Security in den Innenstadtzentren auch. Die Wächter an der leicht angeschmuddelten Gated Community von Schwesterherz auch. Als Junior dreimal die Starbucks-Toilette neben unserem Kiosk aufsucht, starrt mich der Wachmann hasserfüllt an. Er hat eine Kanone, ich komme nicht wieder.



* So funktioniert Manila. Draußen in den Slums und auch mal mitten zwischen den Nobelvierteln leben die armen Leute. Sie sind meist dunkelhäutiger als die öfter mal spanisch wirkenden Mittel- und Oberklässler. Sie sind der Grund für Zäune und weißgekleidete immer schelchtgelaunte und manchmal Ludigel und Sohn anpflaumende dunkelhäutige Wächter mit vielen Kanonen überall. Ein geniales System: Die Unterklasse ist einerseits der Grund für das Einsperren und Überwachen der Mittelschicht, andererseits stellt sie auch gleich das Personal dafür. Der Manilakapitalismus hat die Armut perfekt instrumentalisiert.



* Stau, Stau, Stau. Manila ist Stau und Stau ist Manila. Wir fahren morgens für 5 Kilometer eine Stunde. Kontrollieren ein paar Stunden die Kioske (eher Schwester als wir) und fahren dann in der Rushhour 2 Stunden wieder zurück. An öffentlichem Nahverkehr gibt es nur eine fast nirgends fahrende Stadtbahn (ein einziges Mal gesehen) und sonst die offenen Jeep-artigen Busse namens "Jeepneys", die ihre Fahrgäste fensterlos im Smog durchziehen lassen. Die Jeepneys halten überall, bevorzugt auf Kreuzungen, wo sie dann den Verkehr komplett lahmlegen. Einmal stehen wir vorm Supermarkt im Stau, den man in 5 Minuten hätte erreichen können zu Fuß. Der Wagen braucht 45 Minuten.



* Die Luft ist in der Gated Community und auf dem Gelände der benachbarten deutschen Schule klar und angenehm. Es ist heiß, aber nicht schwülheiß. Es stinkt nur nach Smog, wenn man an den Hauptstraßen steht. Aber da bin ich meist im klimatisierten Toyota. Vor der Altersruhestands-Behörde in der Innenstadt stinkt es zwischen den Wolkenkratzern recht übel nach Smog.



* Im TV laufen Nachrichten. Im Gefängnis gab es eine Razzia. Drogen und Waffen wurden gefunden. Der Tisch biegt sich fast vor lauter Schießeisen. Erstaunlich, dass sich so schwer bewaffnete Leute überhaupt einsperren lassen. In einer anderen Nachrichtensendung sieht man, dass in ländlicher Umgebung ein Kleinbus mit einem LKW zusammengestoßen ist. Der Fahrer ist eingeklemmt und sein Gesicht ist schmerzverzerrt, als Passanten (!) versuchen, den Mann mit einem Baumstamm (!) aus dem Auto zu hebeln. Der Polizist guckt zu, Feuerwehr mit Schneidwerkzeugen gibt es nicht offenbar.



* Im Stau läuft eine spärlich bekleidete Frau an der Autoschlange vorbei und bettelt. Ihr von der Sonne fast schwarz gebrannter Körper wirkt ausgetrocknet und dürr. Ihre Oberbekleidung ist spärlich, der Tiger-BH hinten nicht richtig zugemacht. Meine Manilafamilie lacht. Ich vergesse vor Entsetzen, dass ich eine Kamera in der Hand habe. Wie grausam doch die Entwürdigung des Menschen in Manila zelebriert wird. Doch alle lieben Jesus. Der ist überall. Schwesterherz hat es mal so formuliert:

Die Philippinos lieben Gott.
Hast du Geld, bist du Gott.
Hast du nichts, bist du nichts.


* Nichtsdestotrotz, die Philippinos wirken - von den Securityleuten abgesehen - freundlich. Eine hübsche weibliche Securitykraft, die ich nach einem Spielzeugladen frage, ist nicht grummelig. Na ja, bei meinem Gringo-Lächeln...



* Mein Spanisch versucht sich zu reaktivieren, obwohl es hier kaum jemand spricht. Selten hört man von sehr spanisch aussehenden gut gekleideten Leuten ein paar Brocken Spanisch. Wie es übrigens auch auf der philippinischen Vertretung in Taipei zu hören war brockenweise. Als ich zu Junior einmal "Vamos!" ("komm!") sage, starrt mich gleich jemand erstaunt an.



* Wir kommen um 12 im Supermarkt an. Die beiden jungen Verkäuferinnen im Schülerinnenalter haben eine Freundin mit im Printkiosk sitzen und geschlagene 95 Pesos Umsatz gemacht seit 3 Stunden, obwohl alles voll ist. Also weniger als 2 Euro. Schwesterherz steht 30 Minuten am Kiosk und schon sind 1800 Pesos in der Kasse. Mir fallen einige wartende Kunden auf, die teilweise ziemlich genervt sind. Wir gehen (nicht bei Starbucks sondern beim Konkurrenten Krispy Kreme) einen Kaffee trinken. Frau will einen komplizierten mit Sahnehaube. "Maschine broken, Ma'm" sagen die 4 Angestellten. "Chef nicht da, deswegen Maschine kaputt", erklärt Schwesterherz. Und bei uns am Kiosk war wohl den ganzen Morgen der Computer "kaputt".






UPDATE: Damit visarechtlich keine Missverständnisse aufkommen: Man darf mit der "Senioren-PR" zwar nicht arbeiten im klassischen Sinn, aber sehr wohl investieren. Und klar, dass man als Teilhaber dann beim Investitionsobjekt aufschlägt und nach dem rechten guckt. Mehr wird Gattin auch nicht tun, denn bei den geringen Lohnkosten wäre jeder Handschlag Verschwendung. Theoretisch ist die Gattin dann nicht der disziplinarische Vorgesetzte sondern nur Besucher, in Praxi weiß der Angestellte natürlich, dass Schlafen in Gegenwart des Investors wenig karrierefördernd ist ;-) Eine alternative Form der Senioren-PR erlaubt sogar ein Eigeninvest anstatt der Zahlung an die Staatskasse, wie wir sie geleistet haben. Invest ist also der Zweck dieser Senioren-PRs.

Montag, November 09, 2015

Taiwan-Schnellüberblick

Gerade zurück aus den Philippinen habe ich nur Muße für einen Schnellüberblick über die Dinge, die in Taiwan geschehen sind

Ein 44jähriger Schweizer sollte am Freitag um 23 Uhr einen Flug vom Internationalen Flughafen Toayuan nach Paris nehmen, ging jedoch nach dem Checkin verloren. Erst am Samstag wurde er gegen Mittag gefunden. Und zwar in der Nähe des Ganges, der zu den VIP-Lounges führt. Dort lag er eigenartigerweise in einem Bereich, den Reisende normalerweise nicht betreten sollen. Neben sich eine leere Flasche Wein* und leider verstorben aus noch unbekannter Ursache. Er soll auch eine Flasche Whisky im Duty-Free-Bereich erstanden haben, die offenbar nicht gefunden wurde. Am selben Tag verstarb auch ein 68jähriger US-Amerikaner, aber schon beim Touchdown seiner Maschine in Taipei.
http://focustaiwan.tw/news/afav/201511070026.aspx


Taiwans noch bis Januar amtierender Präsident Ma traf sich mit dem chinesischen Präsidenten Xi und in diesem Satz liegt schon ein Fehler. Formell ist ja Ma der Präsident der Republik China, die wir umgangssprachlich als Taiwan bezeichnen, während Xi natürlich Präsident der VR-China ist. Ich habe mir keine Details angesehen, liegt mein Blick aus privaten Gründen derzeit doch eher entweder auf Manila in den Philippinen oder auf Deutschland. Schließlich wird langsam klar, dass Frau, Junior und ich in der ersten Jahreshälfte 2016 Taiwan verlassen werden. Bestimmt hatten Ma und Xi ihren Spaß zusammen. Es gibt ja viel, was die zwei Buben zusammen anstellen können. Etwa ihre Namen hintereinander schreiben, die Köpfe zusammenkleben mit Uhu und sich dann Herr Xima nennen. Möglicherweise sind die beiden in der SM-Szene tätig, jedenfalls hat Herr Xi dem Herrn Ma wieder den Titel "Herr Präsident" verweigert und ihn wieder Hello oder wohl eher "Ni hao" genannt. Was man eben so macht bei den Humilation-Games. Mich interessiert das alles nicht mehr wirklich; der geneigte Leser mag es anderswo im Detail nachlesen.
http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/11/09/2003632021

Nach einer Halloween-Party in einem Spukhaus in Tainan klagten mehrere der Naturwissenschaftsstudenten darüber, von bösen Geistern besessen zu sein, so dass die ganze Truppe per Notfallverfahren in einen nahegelegenen Tempel zwecks Massenexorzismus gebracht wurde. Einige wenige der Studenten klagten über Fieber und dergleichen, sodass sie medizinische Behandlung in Anspruch genommen haben. Diese Meldung ist hinreichend blöd, dass es mit ihr Taiwan glatt mal wieder in die Spiegel.de-Nachrichten schaffen könnte: http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/11/02/2003631488

* Edit: Sprecher des Mandarinchinesischen auf Taiwan nennen jedweden Alkohol meist "Wein", deswegen kann es sich bei der leeren "Weinflasche" neben dem Toten durchaus um die Whiskyflasche handeln. "Schottischer Landwein" gewissermaßen.