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Freitag, September 30, 2011

Schwiegermuttergangster, Endlosgeschichte (Update)

 Wie schon öfter berichtet (http://bobhonest.blogspot.com/2011/04/schwiegermuttergangster-verurteilt.html) hatte meine Schwiegermutter taiwanischen Trickdieben vor längerer Zeit große Teile ihres Vermögens ausgehändigt, veritable 800.000 Taiwandollar, also etwa 20.000 Euro. Die näheren Umstände sollen hier nicht nochmal rezitiert werden, nur soviel sei wiederholt, die Gangster gaben sich als Polizisten aus und bedrohten meine Schwiegermutter mit Gefängnis, u.a. stellte später sogar ein Taiwangericht eine veritable Haftanstrittsaufforderung an ihre Adresse zu, wenn auch der Schrieb an eine andere Person gerichtet war. Schwiegermutter war natürlich gänzlich unbescholten, das sei hier hervorgehoben.

Nun hatten wir im April einen Termin vor Gericht, dachten es solle die Verurteilung der Gangstertruppe sein, aber nein, es wurde nur festgestellt, dass die Täter nichts an Entschädigung gezahlt hatten. Nur der Laufbursche der Truppe hatte umgerechnet 250 Euro Entschädigung angeboten, meine Frau als Sachwahrerin lehnte es ab, über die geringe Summe überhaupt in Verhandlung zu treten und ersuchte die "Familienbande" auch dringend, von dem angedrohten "Entschuldigungsbesuch" bei Schwiegermutter abzusehen, wollten sie sich nich eine neue Anzeige einhandeln.

Nun zogen die Monate ins Land, verurteilt ist noch immer nichts, scheinbar laufen die Verhandlungen zwischen den Anwälten weiter, wenn auch alles im Schneckentempo passiert. Die Verquickung von zivilrechtlichen Entschädigungen mit dem eigentlichen Strafprozess, die in Taiwan leider üblich ist, nervt hier ungemein und verzögert das Verfahren ungeheuer. Mittlerweile haben wir scheinbar weitere geringwertige Angebote der Täter vorliegen, die der Mühe nicht lohnen, Schwiegermutters Anwalt sagte, wenn die Verhandlungen ergebnislos verlaufen können wir Haus und Hof der Täterfamilien pfänden lassen. Ich frage mich nur, haben die in der Zwischenzeit nicht alles längst an Schwippschwager und Basen überschrieben? Auch kann man sich fragen wie viele Senioren in der Zwischenzeit von der seidenblusontragenden Truppe schon wieder um ihr letztes Gut gebracht worden sind.

So friedlich Taiwans Straßen in Sachen Überfälle sind (es gibt praktisch keine), so sehr wird man durch laufende Trickanrufe genervt, wenn die auch meist auf Chinesisch sind und man als Ausländer daher davor abgeschirmt ist. Auch berichteten die Taiwanmedien schon von Sexgangstern, die Taiwanerinnen dazu überzeugten, mit ihren Sex zu haben, um sie "von einem Fluch zu heilen". Alles möglich im Taiwahn ;-)


UPDATE: Die Familie eines der Täter hat in den Verhandlungen die Mitleidskarte ausgespielt und mitgeteilt, wir mögen doch bitte nur einen Teil Kompensation akzeptieren (will sagen irgendetwas wie 500 Euro umgerechnet), weil die alten Eltern des Täters soooooo mitgenommen von der Sache seien, dass man ihnen doch keinen weiteren Verdruss bereiten solle, den lieben, netten alten Leuten. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen, die Familie von Leuten, die Senioren erpressen und ausquetschen wie eine Zitrone wollen, dass man auf die EIGENEN Senioren in IHRER Familie Rücksicht nimmt.  
Das ist schon Realsatire. Frau und ich sind zu Tränen gerührt, werden es aber unter drei kranken und schreienden Wasserbüffeln und einer Oma mit anstehender Augenoperation (wegen der der Filius das Geld ergaunern musste, kapische?) nicht machen. Da müssen sie sich schon etwas mehr einfallen lassen. Oder Oma ist vom Moped angefahren, hat ihre Krankenkassekarte verlegt und deswegen musste ihr Großsohn auf Raubzug gehen. Ein bisschen mehr Kreativität darf man schon verlangen! 

Oder noch eine Geschichte, nur mal als Muster, was sie uns schon bieten müssten:  Opa ist damals im Gefangenlager in der KMT-Diktatur schwer verletzt worden (besoffen vom Wachturm gefallen), die Krankenkasse zahlt seine "Thai-Rose"-Spezialmassagen nicht mehr und daher....
So gefällt mir das schon viel besser.

Junior geimpft, Waiguorin beäugt

Junior, seines Zeichens noch keine zwei Wochen nach offiziellem "medizinischem Alter" alt, jedoch ein bisschen älter nach realem Geburtstermin, musste ein paar Impfungen bekommen, also ging es wieder in das "Tri Service General" Krankenhaus, "Tri Service" steht dabei für die drei Waffengattungen der Streitkräfte der Republik China alias Taiwan. Hier haben die Krankenschwestern manchmal Fotos von sich in Uniform an den ID-Karten am Revers und mich dorthin zu bewegen, ist nur logisch, wohne ich mit Familie doch jetzt in einer Veteranen-Wohnanlage. Hier hält man sich weniger für Taiwaner und eher für "Roc"-er, wie das ein neuer Slogan der regierenden KMT-Partei propagiert ("I am a ROCer"), abgeleitet vom offiziellen Staatsnamen "Republic of China" von dem Staatsgebilde, das man umgangssprachlich als Taiwan bezeichnet.
Wenn sie da in der VR-China mithalten wollen, müssen sie sich "I am a ViagRa" als Slogan zulegen oder etwas dergleichen.
Im Tri-Service (San Zhong, drei Sorten, ist der Anfang des Namens auf Chinesisch), einem riesigen Komplex mit langen und breiten leeren Gängen in den oberen Stockwerken (http://www.tsgh.ndmctsgh.edu.tw/en/eindex.asp), ging es in der ambulanten Kinderstation jedoch wieder asiatisch gedrängt zu. Wir mussten durch mehrere Behandlungszimmer und so begeistert auch manche der weiblichen Krankenschwestern und Ärztinnen von unserem Mischlingsbaby waren (also solches ist unser Filius immer eine Attraktion hier), so sehr nervte doch, mit jeweils einem anderen Eltern-Kind-Triplett gleichzeitig behandelt zu werden. Beim Setzen der Spritze fordert die Schwester oder Ärztin immer das jeweils andere Elternpaar auf, sich nicht zu bewegen, damit kein Hinterteil gegen ihren Spritzarm kommt.

Außer meiner Frau und mir war noch ein anderes gemischtes Paar da, einem fiel automatisch eine blonde junge Mutter auf, die auch ein Mischlingskind im Kinderwagen hatte. Die blonde junge Frau konnte mit jeder Xiaojie oder TaiTai im Raum konkurrieren, keine Frage. Paare wo die Frau westlich ist und der Mann Taiwaner gelten als sehr selten in Taiwan und ich gebe zu auch ein bisschen Marke Treppenhaus-Tratschbase interessiert daran gewesen zu sein, was sie denn nun für einen Mann hatte. Schließlich beklagen sich manchmal westliche Expatdamen im Ausländerforum, ihnen seinen die einheimischen Herren zu niedlich.

Sagen wir es so, würden alle Taiwaner so aussehen wie ihr Gatte, wir Ausländer würden uns hinter den Containern am Flughafen Taipei herumdrücken und schnell geduckt, um nicht gesehen zu werden, "unsere" Engischstunden geben (oder in meinem Fall Sourcecode auf CD rüberschieben) und würden von den einheimischen Damen nichts mit Keksen gefüttert, sondern mit Tomaten beworfen. Bestimmt 1.90 groß war ihr Gatte, breitschutrig und mit gut gewachsenem Oberlippenbart, so etwas findet man hier (noch) selten unter den Herren. Die neue Generation von Taiwanern wird aber eher in die Richtung gehen, mein Lieblingsneffe ist mit 15 Jahren schon größer als ich, gut gewachsen und gutaussehend*.

Einstweilen muss mein Junior noch kräftig wachsen, bis er achtzehn ist kann er im taiwanischen ROCerland bleiben, danach geht es in die Ferne, denn zum Militärdienst will ich ihn nicht lassen in Taiwan, egal wie nett es im Tri-Service auch ist. Was gehen mich oder uns chinesische Streitereien und ihre respektiven lustigen Armeen an...

*Natürlich bin ich objektiv!

Mittwoch, September 28, 2011

Hello Hitler! Hello Kitty!

In den 24 Stunden geöffneten Seven-Eleven - Märkten in Taiwan, im Prinzip Kioskgeschäfte, gibt es sonst manchmal Hello-Kitty - Sticker als Gratisbeigabe zum Kauf*. Jetzt haben sie einen kleinen "niedlichen" Hitler, für den man aber sogar Geld bezahlen soll....

Das Foto ist von einer Webseite aus Taiwan, die Hitler-Magneten mit vorgefertigten Sprechblasen für 199 NT, also etwa 5 Euro anbietet (http://www.pcstore.com.tw/immark/M07273286.htm). Ein verunglücktes Dollarzeichen dient bisweilen als Hakenkreuzersatz. Angeblich soll es für 499 NT bei Seven-Eleven auch eine USB-Stick-Version davon geben. Hitler mit 3.3 Gigabyte Speicherkapazität oder was auch immer. Gibt es auch eine Treibersoftware dazu wie bei manchen USB-Sticks mit Dateisynchronisierfunktion für Rechner und Stick? "Plug in your Hitler when hearing the Wacht-am-Rhein song on your speakers! All Reich's data will be backed up to your USB-Reichskornkammer. Heil!"

Gefunden dank unseres nimmer müden Forumosa.com Ausländerforums in Taiwan: http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=8&t=103151

Ach ja, "Adolf Nazi" (Copyright Helmut Schmidt) ist zum Vampir mutiert. Diese Aktion steht in der Tradition des 90er-Jahres "Hitler-bekämpft-die-Kaltfront"-Plakats der Taiwan-Dependance einer deutschen Heizkörperfirma, hier im Blog zu sehen und von mir etwas zensiert, um das damals unwissende deutsche Unternehmen nicht wieder und wieder damit zu belasten: http://bobhonest.blogspot.com/2007/11/cold-in-taiwan.html

Wieso dieses Rumhitlern? Taiwaner insbesondere in der Hauptstadt Taipei wissen oft noch, dass Hitler einst mit der KMT-Partei und Exdiktator Chiang Kai Shek zusammengearbeitet hat, die Deutsches mit ihrer schaftstiefelknallenden Effizienz wurden damals allgemein bewundert und man wollte wohl gerne etwas die militärische Stärke kopieren im Kampf gegen Warlords und Bürgerkriegschaos in der Zeit nach der Monarchie in China. Das alles war noch bevor die KMT nach Taiwan floh, spielte sich also in China ab. Taiwaner wissen nichts vom Holocaust oder halten ihn für ein kurzes Ereignis mit ein paar tausend Toten oder dergleichen und bewundern daher Hitler bisweilen als vermeintlich effizienten Führer, von wegen kleines Land dazu gebracht, die Großen in Angst und Schrecken zu versetzen. Manchmal wollen Taiwanmedien erfreulicherweise aufklären, einmal sah ich eine Zeitungstitelseite mit Leichenbergen aus einem KZ, die offensichtlich hier Aufklärung leisten sollte.

Was könnte man in die Sprechblase schreiben? Vorschläge bitte in den Kommentaren.



Die deutsche Vertretung in Taipei ist naturgemäß wenig begeistert von dem Unsinn (http://www.straitstimes.com/BreakingNews/Asia/Story/STIStory_716885.html).


* Sonst hat Hello-Kitty-Zeugs natürlich nichts mit diesem Hitlerkram zu tun.


Update: Man muss es vielleicht noch mal in den richtigen Kontext rücken: Es handelt sich hier um einen Billigartikel, der irgendwo tief unten im Regel im Kioskmarkt herum liegt. Eigentlich interessiert sich hier schon mangels Wissen oder Betroffenheit bezüglich europäischer Geschichte kein Mensch für diesen Billigkram. Nicht, dass das vom geneigten Leser überbewertet wird. Taiwaner haben es sowieso mit politischer Korrektheit nicht so...

Montag, September 26, 2011

Straßen-Haifisch

Nun ich bin ich ja Hundefreund. Aber als ich gestern fröhlich am Mietshaus vorbei gehe, in dem Schwiegermutter und mein Junior wohnen, rast plötzlich ein großer Schlittenhund auf mich zu. Denke schon der will schmusen wie die anderen zwei Huskies im Wohnblock. Allerdings kenne ich das Verhalten von Hunden sehr genau und so fällt mir auf, dass irgendetwas nicht stimmt. Zu schnell, zu gerade und mit zu stierem Blick kommt er auf mich zu, direkt aus dem Gebüsch. Ohne Bellen, mit anderen Worten er will angreifen. Kaum habe ich das begriffen in einem Sekundenbruchteil ist er auch schon an mir dran. Steht wie eingefroren fast wie ein Vorstehhund an meiner Hand und hat seine kalte Nase direkt an meine linke Hand gepresst, die an meiner Hosennaht ruht, denn ich bewege mich instinktiv nicht und rede jetzt dem Tier beruhigend zu. Allerdings zeigt er die Zähne etwas und kurrt. Seine Augen sind kalt wie die eines Haifisches und fixieren meine Hand wie ein Kaninchen, dessen Genick es jeden Augenblick durchzubeißen gilt. Jetzt fällt mir auf, dass der "Schlittenhund" gar kein Schlittenhund ist sondern braun-weiß. Zwar gibt es auch braune Schlittenhunde, aber diese typische braun-weiße Färbung spricht für einen ... Aktia Ainu, einen japanischen Kampfhund, der als furchtloser, niemals loslassender (wenn er einmal zugebissen hat) Kampfgefährte der Samurai einst die Landschaft unsicher gemacht hat. Wie nett, dass ich einen davon steifgefroren an meiner Hand habe. Das angenehme Gefühl einer kalten feuchten Hundenase steht im krassen Gegensatz zur Gefährlichkeit der Situation. Was mich irgendwie amüsiert. Angst darf man den Biestern sowieso nie zeigen.

Da kommt eine chinesische alte Vettel auf mich zu (eine Japanerin wird es ja kaum sein), lächelt und sagt irgendetwas. Meine zwanzig Meter entfernt stehende Frau übersetzt rufend:

"Nicht anfassen, sagt sie, sonst beißt er."

Seelenruhig erkläre ich "Das muss sie ihrem Hund sagen, er fasst mich an, nicht ich ihn!".

Die alte ruft ihren Hund und verschwindet mit ihm in der Parterre-Wohnung. Nicht mal die kleinste Entschuldigung, die hässliche Alte scheint das sogar genossen zu haben. Die Familie dort hatte bislang einen kleine weißen aggressiven Kläffer, offensichtlich haben sie den gegen einen großen psychotischen Kampfhund eingetauscht, den sie ebenfalls ohne Leine und Maulkorb herumlaufen lassen.

Später stellte sich heraus, dass er auch schon Schwiegermutter fast gebissen hätte, eine falsche Bewegung und man ist fällig, denke ich mal. Das Tierchen ist eine echte Gefahr, das ist offensichtlich und als Hundeerfahrener (bis vor kurzem mit eigener Hunderettung hier in Taiwan, die derzeit wegen Desertation des Eingeborenenpersonals brach liegt) erkennt man das dominante Territorialverhalten, das hier wenigstens dem leider auch menschlichen Gegner noch die Möglichkeit zur Unterwerfung lässt. Das Stillstehen interpretiert er vielleicht als eine Art Demutshaltung. Auf den Boden legen wie ein Hundchen sollte man sich nicht, es sei denn man braucht seine Kehle nicht mehr. Und die spannende Frage ist, was er bei einem Kind machen würde. Wirkt bei ihm das Kindchenschema oder sieht er ein Kind eher als leichte Beute? Ein Kind würde sicher auch falsch reagieren, entweder wegrennen (Jagdtrieb wird ausgelöst) oder abwehren (Kampfmodus wird ausgelöst) oder große Angst zeigen (macht das Opfer noch interessanter weil es schwach wirkt). Eigentlich sollte ein normaler Hund in dicht besiedelter Gegend und einem Grundstück ohne Zaun ein solches Verhalten nur auf Hunde beziehen, nicht auf Menschen.

Mit dem Begriff Kampfhund habe ich so meine Probleme, weil es sicher immer auf das Individuum ankommt. Aber der alten Vettel ist es sicher gelungen, die angezüchtete Anlage zur Aggressivität voll zur Entfaltung kommen zu lassen. Und die Japaner können neben anderen kulturellen Errungenschaften wie Unterhöschenautomaten darauf stolz ein, die freundlichen Schlittenhunde "böse" gemacht zu haben. Denn der Akita gehört tatsäschlich zu dieser Familie. Auch wenn die Japaner ihn zweckentfremdet haben.

Zwei Minuten später kam ein richtiger Schlittenhund aus dem Haus, grau-weiß und freundlich, strahlte mich im Vorbeigehen gleich an, grinste und wedelte. Genauso groß aber superlieb.

Wie wir jetzt damit umgehen, dass ein Straßenhaifisch den Eingang zum Wohnhaus zu seinem Jagdrevier erklärt hat, ist die nächste Frage. Mit Wurscht mit dem Ding anfreunden? Hübsch sieht er ja aus so braun-weiß und gesund ist er, da konnte ich mich durch Nasenkontrolle von überzeugen*.

Vielleicht sagt die Alte ja beim nächsten Mal. "Er will doch nur spielen". Jo, mit meinen Knochen....

* Kalt und feucht heißt i.d.R. gesund bei der Hundenase.

Freitag, September 23, 2011

China/Taiwan -Diskussion unter Deutschen (Update)

Im Spiegel-Online-Forum zum Spiegelartikel über die Waffenlieferungen der USA an Taiwan (http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,787707,00.html) diskutieren Deutsche über die "Taiwanfrage" und wie nicht anders zu erwarten, haben die Leute in der Regel eine ziemlich "reine Lehre" im Kopf, die sie dann enthusiastisch vertreten. Pro-Independence oder auch One-China-Linie. Allerdings konnte ich keine Pro-VR-China-Fraktion finden, scheinbar halten sich in Deutschland lebende Chinesen da heraus.

Hier in Taiwan habe ich mir längst abgewöhnt, eine "reine Lehre" zu vertreten, denn man merkt, wie unterschiedlich die Meinungen der Menschen hier in Taiwan sind, wie teilweise widersprüchlich und komplex die Einstellungen zu Thema, ob man als Bewohner der Insel Taiwan und der assoziierten kleinen Inseln nun Taiwaner oder Chinese ist - und wie unterschiedlich hier die Definitionen sein können.

Letztlich findet man hier die folgenden Strömungen, nachstehendes ist mir in pers. Gesprächen oder hier im Blog oder auf dem Ausländerforum Forumosa.com begegnet:

"I like China", Taiwan und China zusammen werden stärker als die Amerikaner sein!
Die USA wollen Taiwan und China nur auseinander halten, weil wir zusammen viel stärker als sie wären! Taiwanische Intelligenz und chinesische Masse ist unschlagbar!
Habe ich einmal von einer hübschen Marketingdame gehört. Lebt natürlich in Taipei, das ethnisch chinesisch dominiert ist. Solche fast schon pro-VR-China - Leute reden auch gern von der 5000jährigen Kultur Chinas und haben i.d.R. einen Papa, der 1949 vom "chin. Festland" nach Taiwan geflohen ist.

Business, Frieden und gute Beziehungen zu China: eine Abschwächung der obigen Position, geäußert von Leuten mit ähnlicher Biographie. Die VR-China wird deutlich kritischer gesehen, letztlich ist es aber wichtiger mit China (das der Taiwan-Independence-Bewegung mit Krieg droht!) in Frieden zu leben und von den guten Wirtschaftsbeziehungen zu China zu profitieren, die desto enger werden, desto mehr man sich mit China anfreundet. Auch die Leute reden gern von 5000 Jahren chinesischer Kultur. Die Kollegen auf dem "Festland" sind ein bisschen die unzivilisierten Halbbrüder. Demokratie und Eigenständigkeit Taiwans waren ja nett, aber letztlich wird man in der Zukunft durch Teilhabe an der Supermacht China entschädigt, die nur auf taiwanische Intelligenz wartet, um das Ganze zu vollenden. Typische Hauptstädtereinstellung ein Taiwan.
Hong-Kong als Vorbild? Irgendwie so...

Republic of China rulez!  Wohlgemerkt die Republik China ohne das Wörtchen "Volks-" davor. Was man umgangssprachlich als Taiwan bezeichnet (wenn man den Staat im Sinn hat), heißt mit formalem Staatsnamen ja "Republik China" und die Verfassung dieser Republik China will für ganz China gelten. Gegründet ist die Republik China ja 1911 in Nanking, China und erst 1949 ist die Regierung vor den Kommunisten auf die Insel Taiwan geflohen, wo sie den eigentlich untergegangenen Staat einfach weitergeführt hat. Ergo wollten die "Flüchtlinge" (KMT-Partei, die 1911 die Republik China gegründet hat) China zurück erobern.
Dieser Ansatz galt lange als anachronistisch, weil Taiwan viel kleiner als das große China ist. Doch unter dem gegenwärtigen Präsidenten Ma Ying-Jeou hat er eine Renaissance erfahren.
Ma spricht davon, dass es "ein China" gibt, das aus der Region des chinesischen Festlandes und "Taiwan" besteht. Er sagt nicht, dass dies China die VR-China ist, für ihn ist es wohl die R-China (Republic of China).
Allerdings wies die Taipei Times in einem Kommentar neulich darauf hin, dass dieser Kurs in der Praxis auf einen pro-VR-China - Kurs hinausläuft, da die VR-China eben sehr viel mächtiger als die R-China (Taiwan) ist. Und in der Tat wirkt die Zusammenarbeit von Ma mit der KP Chinas wie ein Heranschmeißen und Unterwerfen in meinen Augen. Wenn Ma von "one China" spricht, denkt die KP Chinas an "eine VR-China". Letztlich liefe diese Strömung in der Praxis wohl auf eine HongKong-Lösung für Taiwan heraus.

Status-Quo
Das schien der Mainstream der "taiwanischen" KMT-Partei vor der Regierungsübernahme von Präsident Ma zu sein. Taiwan war (irgendwie) auch China, von dem es nur eines gibt, zumindest als Idealbild, tolle Sache mit 5000 Jahren Kultur, aber in der Praxis gibt es einstweilen zwei Staaten, aber man vermeidet drüber zu reden und sagt gerne man sei China. So kann man in Ruhe leben.
Mit dieser praktischen Einstellung und der Ruhe scheint es aber vorbei zu sein, als der letzte pro-Independence Präsident Chen Shui-Bian kräftig von der formalen Eigenständigkeit Taiwans gekräht hat und China den Taiwanern daraufhin aggressiv mit Krieg drohte. Vielleicht ist das auch mehr ein Zustand als eine politische Linie.

Pro-Independence, aber vorsichtig!
Diese Leute leben oft südlich vom chinesisch-dominierten Taipei, haben Vorfahren, die vielleicht schon seit Jahrhunderten auf Taiwan leben und empfinden sich als Taiwaner, nicht als Chinesen. Die ehr prochinesischen Strömungen oben hingegen würden die Frage, ob sie Chinesen oder Taiwaner sind, ambivalenter beantworten, sich etwa als Chinese sehen aber "Taiwaner" als Praxisbegriff verwenden, evtl. diese Bezeichnung aber auch ablehnen (insbesondere die Hardcore-pro-Chinesen).
Die moderaten Pro-Independence - Leute, von denen hier die Rede ist, sehen sich also als Taiwaner und ehr nicht als Chinesen, erkennen aber an, dass sie der chinesischen Kultur entstammen (es sei denn sie sind Nachfahren der hiesigen Aboriginees), nehmen aber die heutige VR-China und damit "China" an sich als große Problemzone wahr, insbesondere weil sie Taiwan mit Sprengköpfen bedroht und schlucken will.    
Sie träumen i.d.R. von einem geänderten Staatsnamen "Republic of Taiwan" statt "Republic of China", einer neuen Flagge (es gibt eine oder mehrere teilweise grüne Gegenflaggen zur Republic-of-China - Flagge des heutigen "Taiwans") und einer Verfassung, in der nicht mehr die Rede von China ist. Sie mögen Demokratie, Freiheit und Selbstbestimmung. Sind aber in der Praxis bereit die Namensänderung und Flaggenänderung zurück zu stellen, weil China für diese Aktionen mit Krieg droht und wollen versuchen, einstweilen eine vernünftige Arbeitsbeziehung zur VR-China zu haben.
Man interpretiert diese Linie bisweilen in die als moderat geltende Präsidentschaftskandidatin Tsai Ing-Wen der pro-Independence - Partei DPP hinein.

Hardcore Pro-Independence
Obwohl die R-China alias Taiwan ja schon als faktisch unabhängiger Staat mit eigener Währung, Regierung und Armee etc. existiert, haben diese Leute immer das Bedürfnis einen Kraftakt zu veranstalten, der die formale Unabhängigkeit Taiwans zementiert und die alte verfassungsmäßige Bindung an (das alte) China durchtrennt. Der Staatsname soll ins "Republik Taiwan" geändert werden und die Verfassung und Flagge modifiziert werden. Eine Art Unabhängigkeitserklärung soll per Volksabstimmung herbeigeführt werden zu diesem Zweck. Die massiven Kriegsdrohungen Chinas für die Vollziehung dieser Pläne erzwingen jedoch bisweilen Zugeständnisse. Diese Linie wurde von der letzten DPP-Regierung unter Chen Shui-Bian 2000-2008 gefahren, im Fernsehen spielte Marschmusik, Kriegsschiffe feuerten zu diesen Bildern (übungshalber) Raketen ab und der Präsident tönte "Taiwan Yes! China No!", was die KP-Chinas zur Weißglut trieb. In der Praxis führten die massiven Kriegsdrohungen Chinas (vgl. Anti-Sezessionsgesetz) allerdings zum Nichtstattfinden dieser Maßnahmen. Unter solchen Leuten ist das Leben hier viel spannender, man fragt sich, ob nächtliche Sirenen nun einen Angriff Chinas bedeuten oder nicht.
Expräsident Chen sitzt mittlerweile in Taiwan im Gefängnis, allerdings wegen Korruption und Geldwäsche.


Sicherlich gibt es noch viel mehr Strömungen und Variationen davon. Mir ist das mittlerweile alles egal und wenn die KMT dran ist bin ich für die DPP und umgekehrt. Voila!

Update: Taiwaner? Chinese? Der amtierende Präsident Ma Ying-jeou lässt es auf die Form "I am a ROC-er" bringen, ROC ist dabei das Kürzel von "Taiwans" offiziellem Staatsnamen "Republic of China" (in der englischen Form). http://taipeitimes.com/News/taiwan/photo/2011/07/28/2008061188
 

Donnerstag, September 22, 2011

Toyotamania

Meine Frau hat ja die schlechte Federung unseres Nissan SUV schon mehrfach beanstandet und will in Zukunft ein Auto ohne Schlaglochsuchfunktion haben. Nun hat unser Nissan nach 185.000 km in der Tat hinten ziemlich verschlissene Dämpfer, er springt mehr oder mindert hart über Bodenwellen mit der Hinterachse und wenn meine Frau es sich dort überarbeitet und im Kinderaufziehstress auf der Rückbank bequem machen will und der Ludigel dann mit 90 über die Bodenwellen der alten Inner-Taipei-Schnellstraßen rattert, dann wird es nichts mit dem Schlafen. Um dem Schicksal einer deutschen Limusine zu entgehen (teuer zu warten in Taiwan und die eher günstigen Automechaniker kennen sich nicht damit aus, jammern das Warten sei schwer, Klimaprobleme können dazu kommen), gucke ich daher verstärkt nach Toyotas, wenn Bekannte und Kollegen hier mit so etwas herumfahren. Denn die allgegenwärtigen 'Yotas haben den besten Wiederverkaufswert. Gut, man könnte dem Nissan auch einfach neue Stoßdämpfer hinten spendieren, aber besonders komfortabel war er in der Tat nie, so dass meine Frau auch dann noch Grund zum klagen haben wird.

Richtige Kombis gibt es in Taiwan kaum, man hat SUVs, Minivans oder klassische Limusinen. Daher ging mein erster Blick zum neuen Toyota Wish, einer kompakten Großraumlimusine mti 7 Sitzen, die es in Deutschland wohl nicht gibt.

Toyota Wish, Foto: Toyota

Allerdings zeigte sich der Wish, als ich in einem mit 4 Personen besetztem Wagen dieser Sorte saß, auch als SUV-mäßig hart gefedert, jedes Schlagloch wurde präzise an die Rückenwirbel gemeldet. 

 Toyota Wish, Foto Toyota

Und die Mittelkonsole mit dem klobigen Schalthebel nervt irgendwie beim Drinsitzen, am Fahrerplatz habe ich ständig das Gefühl damit zu kollidieren, auch wenn es wohl nur ein Gefühl ist. Beim alten war es noch schlimmer, da ragte sie noch mehr links in den Kniebereich hinein. Minivan-typisch muss man sehr gerade sitzen und die Beine krachen gegen Plastik, wenn man sie wie in einer Limusine oder wie im SUV nach vorne schieben will. Also nein danke, xie xie.

Toyota Camry, Foto Toyota

Richtig schön hingegen die Fahrt im Camry, einer klassischen Limusine in einer Klasse, in der man in Deutschland nur Audi, BMW oder Mercedes fährt. Sanft schwebte das Ding über Bodenwellen und die Klimaanlage verströmte Veilchenduft. Die Frage ist aber, ob die Einstiegsversion auch so gut gefedert ist, denn ich bin wohl in einer Topversion (3.5 oder 3.0 Liter?) mitgefahren und nicht in der 2.0-Liter-Basisversion, die mir im Auge wäre. Gerade wegen Tempolimit 100/110 und auch dem Kleingeld und Verbrauch scheue ich doch vor den immer überteuerten großen Motorisierungen zurück.

 
Toyota Camry, Foto Toyota

In Deutschland würde ich heimlich einen Dacia Logan MPV kaufen und mich über das viele gesparte Geld freuen. Und meine Frau würde einen spitzen Entsetzensschrei ausstoßen. Denn in Sachen Blech sind die Taiwaner sensibel...

Dienstag, September 20, 2011

Sei dein eigener Burgermeister

Jeden Sonntag ist Familienabend bei Schwiegermama. Schwiegermutter ist mir nun wirklich ans Herz gewachsen, schließlich zieht sie Montag bis Freitag zu den üblichen Bürozeiten meinen Sohn bei sich zu Hause groß. Nur ihr Essen bereitete mir anfangs psychosomatische Beschwerden - weil ich bei jedem Bissen an unsere etwas wilde Anfangszeit denken musste, als die Familie dachte ein "Westler" müsse reich sein und ich daher finanzielle Unterstützung Richtung Schwiegermutter schicken musste und jeder Bissen in meinem verwirrten Geiste schon mit einer Abrechnung schwanger zu sein schien - die allerdings nie erfolgte.

Ab auf den Parkplatz vom "Tri-Service"-Militärkrankenhaus (ist für jeden zugänglich), rein in die Notaufnahme am Sonntagabend und hinten am Counter durch getaucht zur Einkaufspassage.

Schwiegermutter hat mich aber seither mit reichlich teurem Obst eingedeckt, zieht jetzt meinen Junior groß und wird von daher längst im Minus sein, da habe ich also nichts mehr zu meckern. Mittlerweile habe ich auch mehrere ernsthafte Versuche unternommen ihr Essen zu mir zu nehmen am Familiensonntag, aber so mitten drin am Tisch mit X Taiwanern, die alle durcheinander reden und .... und irgendwie schmeckt alles nach Fisch, der Fisch, das Rindfleisch, das Schwein und auch das Gemüse.
Es hatte sich also eingebürgert, dass ich mir meine Tüte mit Burger und Pommes hole und bei Tisch esse, mein Schwager zum dreißigsten Mal sagt "wiedel Bulgel?" und alle lachen. Gut. Von mir aus. Irgendwie wurde die Burgergeschichte immer aufregender für die Familie, meine Krümel fielen nicht im rechten Winkel auf den Boden, das Ketschup auf meinen Pommes war ein Unding, weil es so die Neffen nicht mögen, ganze Schlangen von Neffen und Neffenschulfreunden standen hinter mir und guckten auf den kleinen Pappburger und Papppommes. Frau will schon zur Verteilung schreiten, als ich unwillkürlich die zwei unscheinbaren Hähnchenburger näher an mich ran schiebe. "Hier nehmt euch die Pommes", sage ich. Die Neffen kriegen schon Stilaugen und wollen zugreifen. Da sagt meine Frau ich sei Fischverkäufer ("you sell-fish"), dreht sich beleidigt um und sagt "jetzt wollen sie deine Pommes nicht mehr". Die Neffen haben jetzt Tränen in den Augen, folgen aber brav meiner Frau und freuen sich auf die Fischspezialitäten auf dem Tisch.

Und wie ich da rumkrümele mit meinen Nusskrümel-Donuts. Ihr solltet es erleben. Wozu ist eigentlich das Loch in der Mitte?


Mir "leicht" es jetzt, ich fahre jetzt immer heimlich ins Militärkrankenhaus, esse unten in Ruhe bei Burgerking, werfe noch ein paar Dunkin Donuts hinterher und kehre dann mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck zur Familie zurück. "No bulgel today?", fragt mein Schwager. "No burger, Magen verdorben." Alle bedauern mich kauend, armer kranker Ausländer und ich freue mich auf den Obstteller als Nachtisch.

Letztendlich ist das alles ein klassisches Beispiel für die deutsche Individualkultur versus asiatische Gruppenkultur. Mann, was ich für einen Ärger kriege wenn meine Frau die Kassenbons findet.***


***(muss man ja sammeln wegen der Kassenbonlotterie hier in Taiwan)

Montag, September 19, 2011

Kurioses: "Fratze" auf Marsphotos

Okay, heute mal nicht Taiwan als Thema. Ganz kurios, wenn man in der Mittagspause auf einer völlig hirnverbrannten "die NASA versteckt Leben auf dem Mars vor uns"-Seite herumsurft und dann ein ziemlich idiotisches Bild von einer "Dämonenfratze" findet, die auf dem Mars zu sehen sein soll. Siehe Bild.

Mittelklick mit Firefox und dann mehrfach CTRL und "+" gleichzeitig drücken vergrößert)

Offensichtlich mit Photoshop hinein gepinselt? Das lustige ist nur, ich habe den Screenshot soeben selbst angefertigt, von original ESA Fotomaterial (siehe hier: http://esamultimedia.esa.int/images/marsexpress/062-160604_0360-6.3d-01-MelasChasma.jpg).

Die angesprochene Website (http://www.marsanomalyresearch.com/evidence-directories/5-strange/strange-directory.htm) kommt zu der Schlussfolgerung, irgendeine politische Agenda habe dazu geführt, dass hier eine Dämonenfratze von Regierungsmitarbeitern in das Bild hinein praktiziert wurde.

Hier nur mal als kleines Kuriosum wiedergegeben. Ich würde es einfach so erklären: Das Hirn des Menschen versucht immer eine Mustererkennung, die wohl evolutionär daher kommt, dass wir schnell eine Bedrohung, wie eine im Gebüsch lauernde Raubkatze erkennen können. So sehen wir auch Muster in Badezimmerfliesen mit Strudelmuster ... oder eben in Farbverläufen verschiedener Sedimente auf einem Foto. Trotzdem eine nette Geschichte als Kuriosum am Montag;-)

Natürlich gibt es Leben auf dem Mars ;-)

Freitag, September 16, 2011

Alltag in Südostasien

Die Fotos, die sich auf meinem Handy ansammeln, geben eigentlich immer den besten Überblick über den Alltag hier in Taiwan, jedenfalls die, auf denen man etwas erkennen kann.

Dachidylle auf der Dachterrasse der Firma. Viel mehr raus als dahin komme ich nie. Im Hintergrund sieht man irgendwo sogar linker Hand "Taipei 101", ehemals das höchste Haus der Welt. Meine Frau sagte heute morgen, irgend jemand habe einen Drohbrief geschrieben es sprengen zu wollen. Na ja gut, im Bild würde das kaum auffallen und wir könnten uns dann alle die Flagge der ROC (Taiwan) als Emalliedings ans Revers heften und partriotische Lieder singen. Wer auch nicht schlecht.

Donuts in die Firma geliefert. Dazu stelle man sich jetzt das Klacken der hochen Absätze von x Kolleginnen vor, die mit Miniröcken oder Hotpans am Eingang meines Cubicals vorbeidefilieren, teils so stark parfümiert, dass es eine leicht betäubende Wirkung hat. Oder ist der Donut etwa parfürmiert.... hmmm.... vielleicht sollte ich weniger Earl-Grey-Tee trinken.

Und das Leben pulsiert bei uns im Viertel in Taipei. Leider kann man kaum die vielen Fressbuden bewundern, weil man in den bürgersteiglosen Straßen ständig aufpassen muss, nicht von einem Moped angefahren zu werden. Man achte auch auf den Herrn, korrekt mit Helm, der ein kleines Mädchen auf dem Schoß hat, natürlich ohne Helm. Oft sieht man Mama und Papa beide mit Helm auf so einem Ding, dann noch ein Kleinkind und einen Säugling, selbstverfreilich unbehelmt und Fido der Haushund sitzt auch noch mit drauf. Scheinbar gilt die Helmpflicht nur für Erwachsene. Aber mittlerweile bin ich solange hier, dass ich das laute und nach Mopedabgasen duftende Viertel auch anheimelnd finde....

 Und Frau und unsere damalige Putzfrau räumen die neue Wohnung in Taipei ein, während ich faul auf dem Sofa hocke. Und Befehl bekommen habe, mich bloß nicht zu rühren und im Wege zu sein. Ohne die übrigens sonst in der Computerbranche arbeitende Putzfrau links (meine Frau habe ich mit einem komischen Hut getarnt) wäre der Umzug nie so glatt verlaufen, alles hat sie wieder in der neuen Wohnung da eingeräumt wo sie es in der alten ausgeräumt hatte. Super!


Mittelklick im Firefox vergrößert wie immer....

Mittwoch, September 14, 2011

Ausflug ins Bierreich

Am Wochenende kam ich beim Anblick der grünen Bergflanken, die von meiner Wohnung aus sichtbar sind, so auf den Gedanken, mal wieder einen Ausflug zu machen. Schalte also voller Tatendrang den Ventilator aus und will meine Kamera schnappen, da ....  da verließ mich auch der Tatendrang sofort wieder, denn heiße schwüle Luft schwappte wie ein fauliger Teppich, der einem auf dem Dachboden vom Schrank auf den Kopf fällt, über mein Antlitz und mir blieb nur die sofortige Flucht vor die Klimaanlage. Und erstmal geduscht, weil ich nass wie ein nasser Hund war. Oder nasser Expat, je nach dem.
Also schnell meine Frau angerufen und ihr gesagt, sie würde mich doch als Notfall-Standby für unseren neugeborenen Junior brauchen, falls ihm bei Schwiegermutter irgendwas pressiert. "Natürlich" sagte sie und ich atmete erleichtert auf, ich konnte also nicht weg. Dann zog ich noch einen Ausflug auf die Dachterrasse in Erwägung, entschied mich dann aber doch tapfer für einen Gang nach China. Oder genau gesagt zum chinesischen "Wellcome" (sic) - Supermarkt bei uns in der Nähe. Waschechte Chinakette, sieht man schon am Schreibfehler im Namen. Dort war mir unlängst ein "Breda Pils" aufgefallen, das in der Dose angeblich aus Braunschweig kommen sollte und so strebte ich durchnässt und ein munteres Liedchen ("Oh Carolina, for you I'd even take an Ocean liner, to China....")  summend den Wellcome-Legastenikermarkt an.

Dort gab es zwar kein Breda mehr, dafür aber ein "Belgian Beer" namens Martens 1758. Na wenn das nicht authentisch klang. Trotz widerwärtiger Plastikflasche. Und chinesischen Schriftzeichen auf dem Etikett. Nichtsdestotrotz erwarb ich mutig zwei der Biere und machte mich wieder auf den langen Weg in meine Wohnung, um mir dann abends genüsslich ein "Belgian Beer" des Typus "Martens 1758" einzuschenken.

Bier mit Chinaschriftzeichen aus Plastikflasche? Ich entschloss mich also dazu passend den "Hello-Kitty-Tweety"-Bierstiefel meiner Frau zu verwenden, siehe Bild. Das Martens schmeckte irgendwie wie ein Tsingtao-Bier, aso gar nicht mal schlecht, so schön kalt im Glas etwas süßlich und ein bisschen herb, also ganz passend zu einem heißen Sommerabend am südostasiatischen Rand der Weltscheibe.

Nur als das Bier im Stiefel langsam warm wurde war Schluss mit Köstlich, jetzt war es mir zu sehr Gummibärenwasser. Aber warmes Bier schmeckt sowieso grauenhaft, letztlich muss man ein Martens also kühl genießen, dann fließt es locker und leicht die Kehle herunter. Schnell ergoogelt, was es denn mit dem Plastikmartens auf sich hätte. Prompt bezeichnet es irgend jemand im Internet als Shanghai-Fälschung eines belgischen Bieres - sofort verspüre ich Magengrummeln. Dann wieder lese ich die sonst primär im Private-Label-Geschäft tätige Martens-Brauerei aus Belgien (Private Label heißt ihr Bier steht sonst im Supermarkt als Hausmarke-Bier) habe mit dem taiwanischen "Far Eastern" oder "Far East" oder was auch immer Konzern eine Brauerei in Shanghai aufgemacht und "Martens 1758", das Jahr der Brauereigründung in Belgien benennend, eine eigene auf den chinesischen Geschmack zugeschnittene Marke entwickelt. Also doch keine Fälschung, Magengrummeln prompt wieder weg.

Ein echtes taiwanisch-chinesisch-belgisches Bier von deutschem Gaumen aus dem Hello-Kitty-Glas in Pseudochina (Taiwan) genossen, alles in bester Ordnung. Das zweite habe ich erst einen Tag später getrunken, bei so viel China im Bier bin ich vorsichtig. Keine Nebenwirkungen verspürt, alles paletti hello kitty.

Dienstag, September 13, 2011

Nachts, wenn der Opel schreit

Als meine Frau und ich 2005 oder so noch in verschiedenen Firmen gearbeitet haben, wollte sie einen Zweitwagen kaufen für sich und stöberte munter nach einem Nissan March. Wenn man in Taiwan einen Neuwagen kauft, ist ein Toyota immer besser, weil diese mit Abstand höhere Gebrauchtwagenpreise erzielen als andere Marken (wusste ich nicht, als ich meine neuen Nissan gekauft habe, hust), als Gebrauchtwagen sind aber oft auch andere Japaner interessant, schließlich werden alle Japanmarken hier en masse gefahren. Und ein Nissan March galt jedenfalls damals (und wohl immer noch) als billig und zuverlässig. In Deutschland gab es den Kleinwagen auch, allerdings unter anderem Namen. Meine Frau suchte und suchte und zeigte mir schließlich in dunkler Nacht ihren "neuen" Wagen.


Obig bei Lichte zu sehen. Ich dachte: "Na nu, der Nissan March sieht aber wirklich wie ein Corsa aus! So eine Ähnlicheit!". Dann fuhr mir der Schreck in die Glieder. Es war ein Corsa - der Generation B. Und das mir als Corsahasser, seit ich mit einer gewissen Blogleserin und einigen anderen Leuten einst mit einem durch ein marsähnliches Eiland gedüst bin und die kleinen Räder des Corsa A immer am Bordstein Funken sprühten.

Dabei hatte doch meine Frau einst schon einen Opel Astra in Taiwan gefahren, vor unserer Ehe und mir lang und breit erzählt, wie der immer gekocht hätte, sofort als Neuwagen! Der Opelmechaniker sagte ihr damals, die Opelz-Thermostate kämen mit dem tropischen Klima nicht zurecht.

Unser damals frisch lackierter Corsa (auch Farbe über die schwarzen Stoßfänger, wo sie dann später wieder abblätterte) sollte eine Überraschung für mich sein, schließlich dachte sie, ein deutscher Gatte müsse sich auch über ein deutsches Auto in der Familie freuen.

50.000 NT hatte damals das 10 Jahre alte Auto gekostet, also 1250 Euro, 115.000 km auf dem Tacho und sie hatte ihn wenigstens von einem KFZ-Menschen untersuchen lassen, der ihn für ganz in Ordnung erklärt hatte und ihn gegen 20.000 NT in einen ordentlichen Fahrzustand versetzt hatte. Die 115.000km waren aber ein Witz, die Innenverkleidung war schmutziggrau, die Sitze durchgesessen, der Fußraum durchgescheuert, der hatte wohl ehr 180.000km auf dem Gewissen.

In der Tat fuhr er aber zwei Jahre bis Kilometerstand 135.000 nach Tacho brav auf dem Highway zwischen Heim und Büro und blieb nur einmal liegen. Danach nahmen wir ihn als Zweitwagen für unsere Hunderettung (die heute wegen Fortrennens der einheimischen Aktivsten weitestgehend brach liegt) und als er nur noch Kurzstrecke fuhr kam der Niedergang. Kochen, kochen und nochmal kochen und .... KREISCHEN. Neben x anderen Wehwehchen ging er schwer an und kreischte dabei so hoch und furchtbar, dass es wie eine verrückt gewordene irische Moorhexe auf Drogen klang. Ängstlich sprangen Passanten zu Seite, sich manchmal buchstäblich in die Arme, während ich wieder und wieder, in zweiter Reihe verkehrswidrig parkend, mein Opelchen anlassen wollte. Geschlagene 10 Minuten dauerte es dann manchmal und wie Frau dann sauer war, wenn die Nudelsuppe kalt angekommen ward kann man sich auch denken.

Ach ... und die Taiwaner haben das Auto auch gehasst. Weil er Grün war, wurde er von den Anhängern der prochinesischen KMT-Partei regelmässig mit Schlüsseln im Vorbeigehen verziert. Grün und Blau, die beiden politischen Farben in Taiwan, soll man deshalb auch bei Autos meiden, im Wahlkampf sind die Taiwa(h)ner sonst nicht zu halten und es knirscht und raspelt.

Letztes Jahr kaufte ihn ein Nachbar für 10.000 Taiwandollar, Mann waren wir froh das Ding los zu sein. Manchmal wurde ich des Nachts aus dem Schlaf gerissen, wenn der Schrei einer verrückten Banshee um die Häuser halte. Ach so, Nachbar geht noch ein Bier holen vom Seven-Eleven. Irgendwo da draußen lauert er noch, der Corsa - und eines Tages, wenn ich vielleicht in einigen Jahrzehnten vorbei gehe, an einer dunklen Straße, wird er mir mit seinem Kreischen den frühen Herztot einleuten....

Aber bis dahin fahre ich noch bisschen Nissan im Taiwahn. In Braun.

Sonntag, September 11, 2011

Bananensprache

Was ich liebe ist, wenn ich von meiner Frau einen Text bekomme von Verwandten, die eine Firma haben, die dann einen angeblich Englischen Werbetext geschrieben haben und diesen korrigiert und aufgehübscht haben wollen. Nur das der "englische" Text gar kein Englisch ist, sondern eine völlig sinnlose Aneinanderreihung halbwegs englischer Worte, die irgendein Übersetzungtool programmiert von einem 18jährigen Festlandchinesen mit einem Wortschaftz aus dem Englischkursheft "Hello I am Brain, part 1", Brian dabei ausversehen als Brain geschrieben auf dem Cover, ausgespuckt hat. Dann kriegt man einen Text der irgendie "Frivol Banane hervorragend die Strahlung Zahnbürste Lampe, einfach!" heißt und aber von etwas völlig anderem handelt als die sinnentleerte Aneinanderreihung vermuten ließe. Dann ist Frau sauer, wenn ich ihr sage, dass ich kein Wort verstehe, die Schwippschwager sind beleidigt und ich kriege die nächsten 2 Wochen diesen vorwurfsvollen Blick wenn ich höre, dass die genannten Verwandten mich so gerne mögen und mir drei Banankuchen aus PingTong Province mitgebracht haben. Ich mag sie ja auch. Ich liebe euch alle.
Und ich lösche wohl nachher diesen Artikel wieder.

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Freitag, September 09, 2011

Sturmklingler

Gestern Abend fahre ich also im Fahrstuhl nach oben in den siebten Stock, da steigt im Vierten ein Herr in schwarzer Hose und weißem Hemd zu und drückt auf den Knopf mit der Vier. Der geneigte Leser ahnt jetzt schon, was schief gegangen ist. Die Vier leuchtet kurz auf und wird dann wieder dunkel. Der Fahrstuhl bleibt im Vierten stehen. Türen schließen sich, wir warten. Ich denke "Da ist mal ein veritabler Einstein, der mich da mit seiner Gegenwart beehrt." Ich gucke ihn an, er runzelt die Stirn, drückt wieder auf die Vier, wieder das selbe, der Fahrstuhl bleibt wo er ist. Die große rote Vier (Stockswerksanzeige über der Tür) schimmert über seinem Kopf. Sehr geduldig programmiert die Software. Fahrstuhl wartet. Er drückt noch mal. Wieder nix. Und noch mal. Auch wieder nix.
"This is fourth floor", sage ich zu ihm. "Dies ist der vierte Stock." Mir nicht die Mühe machend Madarinen-Chinesisch mit ihm zu reden, keine Lust dazu. Das würde dann wie "Zhe sh(i) s(i) loh" klingen und wer will solche Laufe schon nach Feierabend produzieren ohne dafür bezahlt zu werden.
Also drückt er auf die Fünf und wir können weiterfahren. Geht im fünften raus und murmelt irgendwas beim rausgehen, ich sage höflich "bye bye" und fahre weiter in den Siebten. Ahne aber schon, dass er mich später auch noch belästigen wird, denn diese Verhaltensweise passte eigentlich nur zu einem orientierungslosen Vertreter.


Wichtig: Immer höflich bleiben im Taiwahn.


Kaum habe ich mich zum Duschen vorbereitet, klingelt es also prompt bei mir an der Tür. Ich ignoriere es, da klingelt es wieder und wieder und schließlich kommt Sturmklingeln. Typisch in Taiwan, hier ist man dreist und rücksichtslos, solange bis man Gegenwind kriegt. Also Bademantel suchen und ich mache die innere Tür auf, nicht aber die äußere Gittertür.

Ludigel: What can I do for you?  (Was kann ich für Sie tun?)
"Vertreter" [Räuspert sich und nimmt mit gewichtger Miene einen Zettel zur Hand]. "So you are...?" (Und Sie sind...?)"

Was soll das für ein Satzanfang sein, dachte ich. Wie soll der Satz jetzt weitergehen?
"....the love of my life" oder "my long-lost step cousin?"
Man stellt sich gefälligst erstmal vor wenn man irgendwo klingelt und verlangt nicht frecherweise vom Anwohner eine Identifikation.

Also sage ich "Fourth floor is downstairs" (Vierte Etage ist unten) und füge noch ein höfliches "Bye bye" an während ich die Tür schließe. Aus seinem offen stehenden Mund kam so ein hilfloser "oooops"-Ton heraus, mehr habe ich nicht von ihm gesehen.

Vermutlich war er im Auftrag irgendwelcher Betrügerfirmen unterwegs, die erst mal Daten über die Leute sammeln wollen, denn in Taiwan steht an den Wohnungen und der Haustürklingel nirgends ein Name. Neulich erst war jemand an der Tür, der meine Frau fragte, wie die Nachbarn heißen. Irgendwann kriegt man dann Anrufe mit persönlichen Daten und die Leute geben sich als Polizei oder sonstiges aus. Solche Betrugsmaschen sind Standard in Taiwan, meine Schwiegermutter hat so tatsächlich einmal fast ihre gesamte Barschaft an solche Betrüger übergeben, wie im Blog früher berichtet.

Oder es war der Blockwart, hier in der Soldatensiedlung gibt es tatsächlich noch einen. Aber der kann ja auch ohne mich auf seinen Block warten. Läuft ja nicht weg, das Ding.

Also immer höflich bleiben und lächeln. Schönes Wochenende wünscht schon mal....

Ludigel

Donnerstag, September 08, 2011

Hochbahnsteig mit Autoumdreher

Wenn man in Taipei auf den Parkplatz eines modernen Hochbahnsteigs der MRT-Stadtbahn von Taipei fährt, wird man von einem freundlichen Herrn, der irgendwie sehr stolz auf die komplexe Technik zu sein scheint, in eine Art Garage eingewiesen. Nur eine! Extra für mich! Ist ja nett, dass die extra ihren einzigen Parkplatz für mich reservieren....


Und welch Wunder, holt man das Auto zurück (vorher eine Papiermagnetkarte in den Automaten schieben), geht das Garagentor wieder auf und mein Auto steht andersherum da. Sogar das Kennzeichen zeigen sie oben an. Nett!

Das ganze ist wohl eine Art Schrank, wo das Auto unten gestapelt wird. Verwegen, ein unterirdischer automatischer Autoparkplatz. Weil Deutsche schon wegen eines unterirdischen Bahnhofs bis zur Raserei demonstrieren, wage ich zu ahnen, wie Bürgerkrieg 90/GrünInnen und die Sozialpädagogen Deutschland (SPD) auf so ein Ding in Berlin reagieren würden. "Dafür sollte man Radwege bauen", würde es heißen. Wäre doch auch mal was, unterirdische Radwege, wo die Leute dann verkehrt herum auf dem Rad sitzen, wenn sie wieder raus kommen.

Mittwoch, September 07, 2011

Softwareentwickler im Blog?

Wer ist Softwareentwickler und würde gerne in Taipei arbeiten, hat Erfahrung mit Softwareentwicklung unter Linux und idealerweise schon eine ARC. Chinesischkenntnisse nicht erforderlich, bei fehlender ARC (Aufenthaltsgenehmigung) und Arbeitserlaubnis kann ggf. geholfen werden (was allerdings Neuland für meine Firma wäre).

Auf nach Taiwan!

kontakt -at- teichert-online.de

Frau belästigt, Geist schlägt "Angreifer" in die Flucht

Unsere Wohnung und die von Schwiegermutter, wo auch unser Junior großgezogen wird, liegen ja nur 5 Minuten zu Fuß auseinander, entsprechend dachte meine Frau auch um 23 Uhr dort alleine zwischen den Wohnungen pendeln zu können.

Mittelklick mit Firefox vergrößert.


Eben hier wo ich neulich mit meiner dicken Digitalkamera stand ohne mir als Mann um Überfälle in unserer ruhigen Gegend Gedanken machen zu müssen, wurde meine Frau dann prompt unter dem Blütenbaum belästigt. Einer der einheimischen Stupsnasenträger stakelte debil grinsend in der dunklen Gasse schnurstraks auf sie zu. Gut, das tun sie bei mir auch manchmal, aber wenn Frau allein in dunkler Gasse ist und eben eine Einheimische, dann ist es schon etwas anderes als das übliche "where you from?"-Gefrage, das man als Ausländer hier kriegt. Und selbst das machen sie nie in dunkler Gasse zur Nachtzeit, da hält man schon Abstand zueinander. Schnurstraks kam unser kleiner Mann aber auf meine Frau zugestakelt, so dass ihr doch mulmig wurde. Da hatte sie dann die folgende Idee, den "Angreifer" in die Flucht zu schlagen. Sie sprach ihn mit "Hallo" an und sah bewusst hinter ihn. Dann sagte sie "Ich sehe aber nicht Sie an, sondern den, der da hinter ihnen steht."
 Da hielt unser Kavalier unter dem Blütenbusch inne und sah sich suchend um, nur um zu erklären "ich sehe aber niemanden". "Ach ja", sagte da meine Frau, "ich habe vergessen, dass Sie ihn nicht sehen können." Was also einen Geist als Verfolger angedeutet hat. Hier muss man wissen, dass die meisten Taiwaner an Geister glauben und diese ja auch regelmäßig im Tempel "füttern", um nicht von ihnen belästigt zu werden (mit Opferspeisen). Unser kleiner Mann war dermaßen verwirrt und auch verängstigt, laut meiner Frau, dass er das Weite suchte.

Ich kriege von der dieser ganzen Handlung innewohnen Logik zwar Kopfschmerzen, werde aber natürlich in Zukunft meine Frau auf den paar Metern begleiten. Erst einen Tag vorher war sie im Supermarkt angetatscht worden. Und beide male keinesfalls aufreizend bekleidet! Sie konnte mir gegenüber den Supermarkttatscher aber nur mit "weißes Hemd und kleines Mädchen an der Hand" beschreiben, was auf drei oder vier Leute neben uns gepasst hätte. Und zwei Wochen vorher im Lift im Krankenhaus zuppelt mir meine Frau plötzlich an der Hand rum, ich frage mich noch was das bedeuten soll, da zieht sie mich auch schon aus dem Fahrstuhl und erklärt mir hinterher, ein Kerlchen habe sie auch wieder angegrabbelt. Da ist der Lift aber schon mehrere Stockwerke weiter.

Scheint der reinste Volkssport zu sein, diese Tatscherei....

Nachtrag: Selbst bemerkt hatte ich es einmal im Carrefour-Supermarkt in Jhongli, als meine Frau hochschwanger war. Während sie zwischen den Seifenregalen hin und her schwebte schob sich ein älterer, etwas ungepflegt wirkender Mann immer näher an sie ran, starrte mich und meine Frau mit aufgeregt wirkendem Blick an und näherte und näherte sich meiner Frau mehr und mehr. Auch direkter Blickkontakt brachte den Mann nicht von seinem tun ab. Ich musste ihn förmlich zur Seite schieben und mich dazwischen stellen und ihn mit einem "hau ab oder du kriegst deine niedliche Knubbelnase verbogen"-Blick ansehen, damit er (dann recht flott) das Weite suchte. Meine Frau hatte von all dem, was hinter ihrem Rücken vor ging gar nichts mitbekommen.

Taiwan hat sehr sichere Straßen in Sachen Überfälle, für Frauen muss man das etwas einschränken, weil sexuelle Übergriffe hier scheinbar weniger tabuisiert sind als in D-Land.

Inder nett, Wanzen im Bett

Inder nett, kennt man ja, aber trotzdem tue ich mich schwer, meinem vergangenen Indientripp irgendetwas positives in Retrospektive abzugewinnen. Außer, dass mir seither Taiwan dreimal besser gefällt, von wegen sauberer, Verkehr vernünftiger und es riecht zwar nach vielem, aber wenigstens nicht nach.... Kot.

Hier erwähne ich Indien noch einmal, um mich selbst von meiner Taiwanverkehrsmeckerei aus dem letzten Artikel zu kurieren. Edit: Beim Lesen fällt mir auf: Irgendwie habe ich das alle schon mal beschrieben, aber immerhin sind diesmal die Bilder neu.

Schön an Indien war der Tee, der ohne Teebeutel schmeckt so gut, dass man glatt einen Whisky dafür stehen lassen kann, der im Teebeutel schlägt immer noch alles andere im zweiten Aufguss, was einem sonst so unterkommt. Und dabei ist es billiges Zeug aus dem Supermarkt! Manchmal liebäugele ich damit wieder hin zu fliegen, schnell rein, Teepackung greifen und wieder raus.

Nett sind auch die Inder, ich gebe es ja zu, immer lachen sie und sind kompetent bei der Arbeit, kann man also bestimmt nicht meckern, die meisten mit sehr gutem Englisch. Interessant auch die Vielfalt dort, muss ein unheimliches Völkergemisch sein, wie man an den Gesichtern sieht. Etwa war eine uns zugeteilte junge Dame zwar 1.55 groß oder so und sehr dunkel, aber von den Gesichtszügen wirkte sie völlig norddeutsch. Wie war das mit "indogermanisch-indoiranische Völkerfamilie?". Sehen auch nett aus die Mädels da im Sari, das kann man nicht anders sagen. Wie lange das dauern muss, bis sie sich des morgens in die vielen Schleier gewickelt haben.

Wir waren in Hyderabad stationiert, da gibt es auch ein Lied über die Stadt, das geht so: "Hyder Hyder Hyderabad! Bumm Bumm Bumm!" und das bitte 98mal wiederholen. Angeblich nach dem Neffen vom Propheten Mohammed benannt und ergo gab es auch viele Moslems, die Frauen in elegante schwarze Burkas verpackt - geht sicher einfacher über zu streifen. Die Herren sahen dann aus wie die Taliban in der Tagesschau, auch nett. Problem war das billige Hotel, das in einer Gegend lag, die man vielleicht als "untere Mittelschicht" in Indien bezeichnen könnte. Das heißt Bettler auf den Straßen, überall Kotgestank, Radau und Bettwanzen. Von den Bettwanzen hatte ich insgesamt mehrere Monate hinterher anhaltenden Juckreiz und vor Ort sogar entzündete Augen, seither hat meine Sehschärfe etwas nachgelassen und meine Frau weist mich manchmal kichernd auf meine grauen Haarsträhnen hin, die mir die Kopfentzündung auch beschert hat. Mein nächster Indienbesuch wird also so schnell nicht wieder stattfinden.

Das Einkaufserlebnis ist wirklich ungewöhnlich im lokalen Supermarkt, man wird leibesvisitiert und die hirnlosen Securityleute (werden die eigentlich auf dem ganzen Globus von den Hilfsschulen hinterste Bankreihe angeworben?) bestehen drauf, dass meine Frau den Geldgürtel abnimmt und in die Handtasche steckt, damit man ihn besser klauen kann.

Meistens haben wir in dem Supermarkt gegessen, denn wenn man in Indien in ein Lokal geht zu Mittagszeit findet man in der Regel eine dunkle ungastliche Stätte vor, in der ein ungastlicher Herr in dunkler Stimmung und selbiger Ecke einen unfreundlich mustert und jede Kommunikation vermeidet. Im Supermarkt gab es dann Mittagessen irgendwann zwischen 13.30 Uhr und 14:30, je nach Lust und Laune und mit welchem Arm sich Vishnu gerade am Hintern kratzt.

Das Essen war recht günstig, so etwa Taiwangarküchenpreise x 2 und schmeckte superköstlich, besseres habe ich selten gegessen. Allerdings musste man immer scharf gewürztes nehmen, sonst musste man auf der ungastlichen Hotelzimmertoilette viel Zeit verbringen unter Magenschmerzen. Nie die Pizza bestellen oder den Burger.

Auf der Straße viele Bettler manche verkrüppelt und kaum in der Lage sich zu bewegen, die auf dem Dreck hin und her rutschen während Autos neben ihnen einparken. Irgendwelche Maruti-Suzukis, manchmal ein Dacia Logan oder dergleichen und wer es geschafft hat fährt einen großen Skoda, da gab es erstaunlich viele von. Im Bild hält aber nur eine Familie Siesta. Die Taxi-Dreiräder im Bild zogen oft die Wut der Polizisten auf sich. Polizisten in Indien sind Schläger im Maruti Jeep***, die schnell ranbrausen und gleich aus dem Jeep mit langen Holzknüppeln auf unbotmäßige Dreiradfahrer einprügeln. So ein paar Stockschläge gegen den Oberkörper wecken doch glatt jeden dösenden Taxifahrer auf, erstaunlich. Ganz elegante Sherrifs gibt es auch, große bärtige Herren mit diesem Wickelding auf dem Kopf, sieht ja schick aus und einem alten indischen PKW in Schwarz mit Topf oben drauf. Diese schwarzen Indienautos alter Produktion sehen aus wie aus den 50ern, sind aber noch bis vor kuzrem gebaut worden oder werden immer noch. Diese Turbansherrifs haben immer eine unsichtbare Dreimeterzone um sich herum, die machen ganz große Haufen, das merkt man sofort. 


In der Stadt stinkt es sonst nach Industrie, Chemie, Abgasen und Kot, die Leute fahren nie auch nur einen einzigen Meter in gerade Linie sondern immer hupenderweise Schlangenlinien; seither erscheint mir Taiwan so klinisch rein und vernünftig organisiert wie Guido Westerwelles Schminkkoffer.

Aber der Tee und das herumglucksen der weiblichen Angestellten fehlt mir schon. Und wenn sie so einen eleganten Abgang machen, auf dem Absatz kehrt und einem weht der Schleier an die Nasenspitze. Das hat schon was. 

*** Sehr nett hingegen die Ausländersherrifs auf der Wache. Man ist sowieso froh wenn man an dem schwitzenden Kerl im Unterhemd im Eingang erst mal vorbei ist und die Maschinengewehrstellungen passiert hat. 

Dienstag, September 06, 2011

Blecheritis

Den Taiwanern liebstes Kind ist das Auto. Meist in der Version "silberner Toyota", von dem auch mein Parkplatznachbar im Parkhaus einen fährt, in der XL-Version (Camry). Das Problem ist, dass die Parkbuchten bei uns in der Gegend so klein sind, das die Autos bis zu einen Meter (manchmal auch mehr) überhängen. Wenn jetzt im Foto auf der anderen Seite abends auch noch ein PKW mir gegenüber parkt, komme ich kaum noch in den Parkplatz rein, auch weil der Camry gewaltig vorne heraus hängt. Alles ist in den 70er Jahren für Stinky-Tofu-Verkaufswagen oder Mopeds oder einen 60er-Jahres-Nissan gebaut worden, aber heute fährt man das big Blech. Auch in den Gassen um meine Wohnung herum kommt man kaum noch um die Kurve, weil sogar in den Kurven Parkbuchten ausgewiesen und vermietet werden, so klein, dass nur ein Smart drauf passen würde. Aber natürlich ein dicker Nissan oder Honda drauf steht. Und diese Lexi (Plural von Lexus), die hängen immer bis sonstwo über.



Mir ist natürlich klar, dass meine Beschwerde komisch wirkt, wenn mein eigener Nissan auch nicht gerade ein Kompaktwagen ist. Obwohl er immerhin unter "Kompakt-SUV" geführt wird. Na also. 

Insbesondere Fußgänger und Kinder, die kaum über die Motorhauben gucken können (Bild), werden immer wieder von überhängenden Fahrzeugen (wie der Wagen rechts am Bildrand) auf die Fahrbahn gezwungen. Klar, dass man als Taiwaner hier eher mit 60 als mit 40 durch braust - in so engen Gassen ist das deutlich schneller, als es klingt. Gerade in den Kurven, die von geparkten Autos zugestellt sind, muss man aufpassen nicht von um die Kurve rasenden unbeleuchteten Mopeds angefahren zu werden. Und gibt es mal einen kleinen Bürgersteig, so lädt dieser als Extrarennstrecke für Mopeds oder auch Fahrräder ein. Fussgänger sind in Taiwan das Hinterletzte, eine widerwärtige Perversion der Natur, so ein weiches Fleischding ohne elegant schimmernde Blechhülle, dass viele Autofahrer ihr Missfallen durch spontanes Hupen zum Ausdruck bringen, wann immer so ein zweifüßiges Ding da auf IHRER Fahrbahn herum schleicht. Sollen sich gefälligst auch einen Toyota kaufen anstatt die Fahrbahn zu blockieren.
Das mit Abstand blödeste ist mir auf dem Lande in Jhongli/Zhongli passiert, wo wir bis vor kurzem gewohnt haben. Ich gehe mit den Hunde spazieren, ein Toyota (wieder silbern, man will ja nicht auffallen) kommt angefahren, ich gehe auf den Randstreifen um ihn vorbei zu lassen und er hält neben mir an und blufft mich auf Taiwanisch (a tokko takka a gwacki a longo wokko wokko) mit besoffenem Kopf an! Als Frau und ich später das Haus belagerten vor dem sein Yota parkte und der feige kleine Kerl nicht rauskommen wollte, übersetze der Eigentümer des Hauses das besoffene Gegröle, das aus dem Innern kam ins Mandarinchinesisch (und meine Frau mir ins Englische), sein Gast sei der Meinung gewesen, ich wolle dort (ein Müllgrundstück auf dem die Anwohner ihre Ökotonnen haben!) meine Hunde Gemüse ausgraben lassen. Im Laufe der Diskussion (okay, ich habe das schon mal erzählt) wurde sein Geschrei immer schriller und der Gastgeber entschuldigte sich für seinen vom Weingeist beseelten geistig minderbemittelten Gast vielmals.

Oder der vernarbte Affe, der (meine Frau war gefahren) unseren Wagen vom Highway abgedrängt hatte, weil er und meine Frau gleichzeitg auf die Mittelspur einscheren wollten. Parkte seinen Honda (ein Individualist) quer vor unserem Nissan, damit wir nicht wegfahren konnten und wollte mit fliegenden Händchen auf meine Frau los. Als ich ihn schließlich weg scheuchte hätte ihm ein LKW-Spiegel fast die Stirn frisiert, denn er hatte da die Augen nicht auf dem rechten Fahrstreifen der Autobahn, auf dem er stand. Da sah ich auch, dass er genau da eine Narbe hatte, wo der Spiegel in fast erwischt hatte. Macht das wohl öfter.

He.... ich wollte doch nur über das enge Parkhaus meckern, wie bin ich jetzt wieder zu dieser Meckertriade gekommen. Andererseits verwandeln sich die sonst meist so netten Taiwaner in unausstehliche kleine Lenkrad-Pestbeulen, so wie sie in ihren Bleckkarossen sitzen.

Kann man nicht mal ein paar der deutschen Studenten aus Berlin mieten, die dort immer die Autos abfackeln? Parkbuchten zu Bürgersteigen! Ich habe ja meinen Parkhausplatz...

[Wie man ahnen kann, gehe ich momentan mehr zu Fuß. Es sind nur 5 Minuten zwischen meiner Wohnung und der von Schwiegermama, wo unser Junior logiert, aber die kann man nur unter Lebensgefahr zurücklegen.]

Montag, September 05, 2011

Mehr Taiwan Straßen-Horror

Quelle z.T. wieder: http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=75&t=102048&start=70

Die Kunst in Taiwan Auto zu fahren besteht im wesentlichen darin, dass völlig anarchistische Fahren der Mopeds vorher zu sehen, die am rechten Fahrbahnrand fahren sollen nach den Regeln, aber sich etwa zum Linksabbiegen immer wieder sans Gucken in den Verkehr einfädeln. Vor PKWs, LKWs etc. Vielleicht sehen sie es auch und verlangen, dass die Fahrzeuge Vollbremsungen machen. Früher mal hatten wir hier ein Video von einen 38tonner, der so eine Mopedfahrerin überrollte. Hier nicht ganz so schlimm:
http://www.liveleak.com/view?i=2b5_1314968698

Oder ist der Autofahrer schuld?

Da wird einem schlecht: Mit dem Moped durch Taiwan, mit installierter Kamera. Nichts dramatisches passiert, aber man kriegt einen Eindruck: http://www.youtube.com/watch?v=i4sFGaIrK9I&feature=related

Selbst habe ich mal gesehen, wie nach einer Mopedkollision, die garnicht so schlimm war, ein behelmter Mopedfahrer seinen regungslosen behelmten Kontrahenten mit dem Kopf immer wieder auf den Bordstein schlug. Mit ganzer Kraft, es knallte ordentlich. Ein Pulk von 50 im Stau stehenden Einheimischen drum herum, ich ging ungerührt direkt dran vorbei (war ja auf dem rudimentären Bürgersteig) und hätte fast noch freundlich gegrüßt. Ja ja, ich habe nicht eingegriffen. Mann, mein letztes Seidenhemd angehabt. War nur schnell vom Frimenessen ausgebüchst, um mir einen Burger zu holen (verdammter Seefood, sollen sie doch allein essen), da würde es sich schlecht machen, wenn man anschließend vom Polizeirevier abgeholt werden muss (und anschließend von beiden Unfallbeteiligten als "wahrer Verursacher des Unfalls" verklagt wird, wie das bei Einmischung landestypisch wäre). 

Taiwaner beherrschen die Kunst, mit dem Moped auf der Seite liegend zu fahren. Nur mit dem Lenken wird es schwierig: http://www.youtube.com/watch?v=t2untkBgC0g&NR=1

Wieder Taiwan, diesmal Moped richtig rum, aber Kurve geschnitten: http://www.youtube.com/watch?v=n0GyjTnhjEg&feature=related Sie schneiden immer und überall, kommen von überall und nirgends.




In den Schlaf gesungen

Viele Dinge macht man zum ersten Mal, auch den Junior in den Schlaf singen. Bin ganz neidisch auf sein Bett mit Mosquitonetz, der hat es jut. "Sleep, sleep, sleep Xiao Ding-Dang, sleep", sang ich, Xiao Ding-Dang (auf Deutsch: kleiner Bim-Bam) ist sein Spitzname und aus der ursprünglichen taiwanischen Fassung der japanischen Doraemon-Cartoons entnommen, die den Kater in der Serie eben Xiao Ding-Dang und nicht Doraemon genannt hatten. Gnadenlos ist er, sowie ich das Xiao Ding-Dang weggelassen hatte, gingen die Augen wieder auf. Und wehe ich verändere die Melodie. Frau hielt sich die Ohren zu und rief "Leise singen, Mensch, wie soll er sonst schalfen". Ohne "Mensch" im Satz allerdings. Also sang ich leiser und bald schlief er tief und fest. Dachte ich, bis ich aufhörte zu singen. Also wieder "Sleep.....". Auch einen Wechsel auf Sinatras "Dream Your Troubles away" lies er nicht durchgehen. Nur "Sleep, sleep, sleep Xiao Ding-Dang, sleep".
Schließlich buchsierte mich meine Frau aus dem Schlafzimmer, in Sorge ich könne mit Möbeln kollidieren und eine neue Schreirunde auslösen. Obwohl er nur schreit, wenn ihm etwas nicht passt, aber Langeweile des Abends im Bett gehört scheinbar dazu.
Selbst von meiner eigenen Singerei ganz schlaftrunken musste ich mir dann noch anhören, wieso ich beim Familienabend ausgebüchst war. Dachte, vor lauter Kinderbewunderung hätte das keiner bemerkt. Mit einem Drink saß ich zu Hause vorm Fernseher und guckte wieder Glee. Nur weil es die Weihnachtsfolge mit dem Grinch war, der sich von der Fröhlichkeit der anderen fern hielt, ging ich doch wieder zurück. Rechtzeitig zu Kuchen und Obst. Aß aber nur meinen eigenen Kuchen, den wir in der Konditorei Yannick (liegt in Taipei und nicht in Prag) gekauft hatten. Und stahl, ganz Grinch, vom nicht so gut schmeckenden übrig gebliebenen Geburtstagskuchen der Neffen ein paar Ferrero Rocher herunter, die schon heruntergerollt waren. Jedenfalls wenn man den Kuchen schräg hielt.

Sonntag, September 04, 2011

Deutschland auf dem Selbstzerstörungstripp

SPD-Bündnis 90/GrünInnen planen massive Steuererhöhungen im Falle einer Regierungsübernahme (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,784177,00.html), gleichzeitig soll sicherlich die Immigration nach Deutschland weiter angekurbelt und mit finanziellen Anreizen ausgestattet werden, wie das schon immer der Fall war, auch unter CDU/CSU/FDP. Natürlich ungesteuerte Immigration, was dann zur Direkteinwanderung in die Sozialsysteme führt. Angesichts Kita-Immigrantenquoten von bis zu 70% kann man da klar erkennen, wie das künftige Deutschland aussieht, ein paar verzweifelte Restdeutsche haben im Jahre 2025 unter Kanzlerin Aische Dönbakonjur einen Steuersatz von 80% und ich bräuchte eine Sondergenehmigung der türkischen Botschaft, wenn ich noch mal die Stätten meines Wirkens als junger Juso-Redakteur in Hannover-Linden besuchen wollte. Gescheiterter Jusoredakteur; ich war den Mädels und Jungs nicht links genug, da bin ich beleidigt in meinen 5er-BMW gestiegen und verschwunden.

... okay.. okay ... stehe nur unter Schock, weil ich aus familiären Gründen derzeit erwäge, wieder heim nach Deutischstan zu emigrieren. Hmmmm.... vielleicht mit meinem chinesischen Namen, das bringt vielleicht Vorteile.

He, alles nur ein Scherz beim Morgenkaffee. Und jetzt weitergehen, weitergehen...

Freitag, September 02, 2011

Erinnert mich an...


Erinnert mich irgendwie an "Die ??? und der Piratenschatz" oder wie die Bücher hießen. "... und der schwule Papagei" war auch so ein Ding, oder?  Ich bereite ja schon seit Jahren ein Re-Post von "Ludigel und das Drogencamp" vor, weil ich vor einigen Jahren von einer taiwanischen Reiseleiterin mit Frau und verblüffenderweise einem hochrangigen Verteter eines Kunden in ein selbiges geschleppt wurde. Macht sich ganz gut in der Reihe der Titel, grins.

Alptraum: Dicker glatzköpfinger Chinese mit Fleischmesser

... verfolgt Sie in engen Gassen, nirgends geht es raus und dann kommt noch sein Kumpel mit dem Baseballschläger. Der Dicke sieht aus wie aus einem James-Bond Film ausgebrochen. So geht es hier dem Fahrer eines grünen Toyota, der von zwei Passanten angegriffen wird. Der Toyota kommt und kommt nicht weg, weil ihn das interessiert (über seine in Taiwan populäre Bordvideomitschnittanlage) filmende andere Auto blockiert. Am Ende fliegen Leute durch die Luft und es rummst. Das Video gibt als Ursprungsport "China" an, allerdings sehen die Autokennzeichen und die Umgebung sehr nach Taiwan aus, aber gut, Taiwan ist ja "die Republic of C." mit formellem Staatsnamen. Taiwaner sind meist nett und freundlich, sind jedoch bekannt dafür im Straßenverkehr auszurasten und Unfälle mit dem Wagenheber oder Baseballschläger zu "regeln".
Der Text dazu gibt in schwer zu lesendem gebrochenen Englisch an, der Fahrer des attackierten Fahrzeugs habe ein Kind angefahren, aber das ist schwer zu verstehen.
http://www.liveleak.com/view?i=1f6_1314869293


Gefunden im Ausländerforum Forumosa.com (http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=75&t=102048&start=60)

Krankenhausrechnung: umgerechnet 15.000 Euro

Gestern kam unser Junior endlich aus dem Krankenhaus nach Hause, er war ja wie kurz erwähnt etwas zu früh geboren. Beim Auschecken im Militärkrankenhaus bekamen wir dann auch die Rechnung. Geschlagene 611.000 NTD, New Taiwan Dollar, kostete die Behandlung mit Brutkasten und anderem, durch 40 in Euro, also mehr als 15.000 Euro. Wie soll man das bezahlen, wer hat so viel Geld? Nun, man zahlt es gar nicht, jedenfalls nicht alles, sondern zückt die grüne Chipkarte, mit der mein Sohn sofort nach seiner Geburt bei Taiwans staatlicher Krankenversicherung NHI* angemeldet worden war - und schwupps mussten wir nur noch 12.000 NTD/300 Euro für irgendwelche von uns gewünschten oder auch nicht von der Kasse gedeckten Leistungen zahlen.

 Taiwan: bisweilen gaga (hier ein mittlerweile geschlossenes "Opel-Motel" im Landkreis Taoyuan (erkennt man nur, wenn man mit Firefox-Mittelklick vergrößert). Aber eben ganz ungaga mit gesetzlicher Krankenversicherung. Staatliche "Gesundheitskasse" (health insurance) mitten in Südostasien. Und die Amerikaner brechen sich immer noch einen ab damit...


Meine Frau erwähnte an dieser Stelle, dass man früher, also bevor die gesetzliche Krankenversicherung in Taiwan (im Jahre 1995) eingeführt worden ist, Frühgeburten meist hat sterben lassen - denn kaum einer konnte sich solche Rechnungen leisten.
Hört man auf "große Staatsmänner" wie den früher oft neoliberal tönenden Guido "yellow Strampelhose" Westerwelle, die immer wieder ein Leben ohne Sozialsystem als spannend, eigenverantwortlich und erstrebenswert darstellen, dann müsste man an dieser Stelle dem eigenen Sprössling beim Sterben zusehen. Nicht nur in Asien gab es solche Dramen, es gibt sie auch im Westen noch immer, man denke an die USA, wo viele keine Krankenversicherung haben. Wie läuft es wohl da? Ohne teuren Brutkasten und Intensivmedizin und mit wenig Geld in der Tasche kommt man da auch nicht weit.
Hier ist als Beispiel die NHI-Karte des früheren taiwanischen Präsidenten Chen Shui-Bian zu sehen: http://www.cardsnowasia.com/articlePrint.cfm?id=237, ich habe auch so eine und die vom Junior ist zur Zeit noch ohne Bild.
Da ist Taiwan auf dem richtigen Weg, dynamisch und in die Zukunft gerichtet, aber eben mit Krankenversicherung. Findet sicher auch diese sympathische Polizistin (http://www.chinapost.com.tw/news_images/20091120/p1a.jpg), die natürlich mit dem Artikel hier gar nichts zu tun hat.

* Anmerkungen:
Ich zahle im Monat etwa 1000 NTD Beitrag, als umgerechnet 25 Euro. Andere Hälfte zahlt der Arbeitgeber. die NHI-KV ist für alle Taiwaner verpflichtend, in der Praxis drücken sich immer mal wieder nicht offiziell angestellte um die Beiträge und müssen dann bei Arztbesuch alles nachzahlen. Die NHI wird noch aus dem Steuersäckel nachgefüllt, die Regierung nimmt zusätzlich Kredite zur Finanzierung auf.

Donnerstag, September 01, 2011

Wohnungen hier und da

Klaus Bardenhagen, deutscher Journalist in Taipei, hat einen zu meiner Umzieherei passenden sehr guten Artikel über Unterscheide im äußeren Erscheinungsbild der Mietshäuser (http://www.intaiwan.de/2011/08/31/hauptsache-vergittert-wie-taiwaner-wohnen/#more-2082).

 Feuerzentrale sucht Fahrrad (EG in unserem Haus)

Aus meinen persönlichen Erfahrungen kann ich noch erwähnen, dass 75qm-Wohnungen oder so (man zählt hier allerdings in Ping, ein Ping ist die Grüße einer japanische Schlafmatte für 2 Personen) in meiner Ecke in Taipei (siehe hier: http://bobhonest.blogspot.com/2011/08/mir-aufs-dach-gestiegen.html) viele Hunderttausend Euro umgerechnet kosten, mit 400.000 Euro kommt man wohl hin in im Soldatenviertel hier. Mieten liegen bei besseren Wohnungen (wie etwa meiner, räusper) bei 700-750 Euro umgerechnet im Monat. Dafür gibt es dann auch eine Badewanne, die aber, wie Klaus auch hervorhebt, kein Standard in Taiwan ist.

Angrenzende Gassen mit kleineren Häusern. Niemand überfällt einen hier, keine Sorge


Kurios noch: Bei uns im Viertel jedenfalls haben die Mietshäuser so viele Hausnummern wie Wohnungen auf einer Etage sind, bei uns also vier. Die Klingeln sind dann eine Matrix aus Etage und Hausnummer, ohne Namen dran. Wer also die Chens in der "3F, No.17, Alley 123, Lane 66, Chung Ho North Road Section 3" besuchen will, hätte auch ohne Namen schon alles was er wissen muss, denn er muss am Haus die Klingelspalte für Nummer 17 suchen und dann die dritte Reihe von unten nehmen (da steht auch das chinesische Symbol für "3" dran, drei parallele liegende Striche).

Schwierig wird es nur, das Haus zu finden. In unserer Wohnanlage hat das Haus vielleicht die Nummern 13, 15, 17 und 19, aber groß über der Haustür steht immer eine andere Nummer (vielleicht 22a), weil so die Häuser im Militärveteranenviertel durchnummeriert werden. Und streng genommen liegt das Haus vielleicht garnicht an der Lane 66, sondern in einer unbenannten Nebengasse der Selben, und die Lane 66 liegt irgendwo an der großen Chung Ho Road in der Section 3, aber zwischen der Lane 147 und der Lane 34 möglicherweise, und vielleicht gehört die Lane 34 schon zur Lung Feng Road.

Theoretisch ist aber alles gut sortiert, nachgeordnet den Roads (Lu heißt Road) und Streets sind die Lanes, und die Lane Nr. X definiert ein eigenes verstreutes Stadtviertelchen und die Alley Y dann ein Unterviertel.

Findet sich kaum einer zurecht, auch Taxifahrer oft nicht. Äh.... muss mir noch mal meine neue Adresse merken, wieder komplett vergessen...