Dieses Blog durchsuchen

Freitag, April 02, 2010

UPDATE: Zusammenfassung: Falsche und/oder korrupte Polizisten


Taiwanesische Polizeikadetten an der Polizeiakedemie (LINK),
die allerdings mit diesem Fall nichts zu tun haben

Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse, bei der falsche Polizisten, die möglicherweise mit echten Polizisten in NeiHu, Taipei zusammenarbeiten (beweisbar ist das leider nicht) die Ersparnisse einer älteren Dame bis auf den letzten Cent ergaunert haben.

Es ist kein Geheimnis, das es sich bei der Dame um meine Schwiegermutter handelt, ursprüngliche Story hier (http://osttellerrand.blogspot.com/2010/04/schwiegermama-under-der.html).

Die Vorkommnisse zeigen auf erschreckende Weise, wie gefährlich die "Gesetzeshüter" in Taiwan werden können, wenn wir mal ihre durchaus wahrscheinliche Verstrickung vermuten.


Quelle beider Fotos: Privatfotos von Kadetten, reproduziert hier

November 2009: Schwiegermutter (69) erhält einen Anruf, gleichzeitig auf Handy und Festnetz, sie habe "vor ein paar Jahren" eine schwere Straftat begangen (blanker Unsinn) und müsse deswegen sofort ins Gefängnis. Sie solle sich Wintersachen mitnehmen, es sei kalt im Gefängnis und sie müsse dort lange bleiben. Die Anrufer spielen auf die Untersuchungshaft des taiwanesischen Expräsidenten Shen Shui Bian an, der wegen Korruption verhaftet wurde und derzeit in Haft auf seinen Berufungsprozess wartet. Die Zitierung dieses in der Presse groß ausgeschlachteten Ereignisses sollte der Dame wohl die Schrecken der Untersuchungshaft verdeutlichen. Solche Betrugsanrufe sind üblich in Taiwan, man muss nur eben auflegen, anstatt zuzuhören.

Schwiegermutter allerdings lässt sich auf die Anrufer ein und willigt ein, dass die fiktive Haft gegen Zahlung einer großen Geldsumme fallen gelassen wird. In Taiwan ist es durchaus üblich, dass die Polizei bei realen Straftaten als Vermittler für Kompensationszahlungen "zwischen den Familien" agiert und wohl auch ihren Anteil dabei kassiert, aber natürlich geht das nicht über das Telefon.
Schwiegermutter lässt sich zu ihrer Bank dirigieren, wo sie ihre gesamten Ersparnisse in Höhe von einer Million Taiwandollar (etwa 25.000 Euro) abhebt und übergibt sie einem Jugendlichen, der als Geldbote auftritt.
Am selben Tag erscheint nachmittags ein weiterer (falscher? echter?) Polizist und fragt "ob alles in Ordnung" sei. Schwiegermutter bejaht eingeschüchtert.

30.März 2010: Schwiegermutter erzählt der Familie von dem Vorfall. Eine Nachfrage bei der Polizei ergibt, dass der jugendliche Geldbote verhaftet worden ist [Update: hat sich als falsche Person herausgestellt] und das Schwiegermutter als Zeugin am 06.04. vor Gericht als Zeugin (Staatsanwalt? Prozess?) vernommen werden soll. Auch das wirkt chaotisch weil ohne formelle Vorladung.

01.April 2010: Kurioserweise am 01. April erhält Schwiegermutter eine Vorladung zum Haftantritt (am 21.04.) in einer Jugendstrafanstalt (oder einem Erziehungsheim), die vom Gericht ausgestellt ist. Sie verfällt in Hysterie. Kein Begleitschreiben liegt der merkwürdigen Zustellung bei.
Nähere Analyse des Papiers ergibt, dass es sich um eine reale Haftantrittsaufforderung handelt, allerdings für einen Jugendlichen (der nicht mit dem o.g. Geldboten identisch ist) und "irrtürmlich zugestellt worden sei" (Erklärung von Seiten des Gerichts in Taipei). Sie müsse nur am Dienstag vor Gericht als Zeugin/Geschädigte erscheinen und könne die Haftantrittsforderung ignorieren, erklärt das Gericht telefonisch.

UPDATE: 06.April: Schwiegermutter hat Anzeige erstattet gegen Unbekannt und ein paar Jugendliche als ähnlich im Verbecheralbum identifiziert. Sie war als Zeugin zur einem der Prozesse gegen einen der Vedächtigen geladen, hat aber ausgesagt, er sei es nicht gewesen ("zu groß").

Da stellen sich Fragen. Ist es ein Zufall, dass das Opfer eine reale (wenn auch nicht für sie bestimmte) Haftantrittsaufforderung offiziell vom Gericht (vielleicht veranlasst durch die Ortspolizei?) erhält, die genau das wahr zumachen scheint, was ihr die falschen Polizisten angedroht haben? Findet hier eine Zusammenarbeit statt, die das Ziel hat, das Opfer noch weiter einzuschüchtern, vielleicht um noch mehr Geld zu erpressen?
Woher haben die Gangster die beiden Telefonnummern? Zusammenarbeit mit Telefongesellschaft ist für Gangster in Taiwan leider üblich.

Die Familie hat das Opfer nun angewiesen, keinen Fremden mehr die Tür zu öffnen, was uniformierte Polizisten einschließt, auch wenn sie einen hübschen Streifenwagen vor der Fensterfront parken. Für genug Donuts (in Taiwan ehr "Tea eggs") müsste das Geld ja nun erstmal reichen...

P.S.: Da kann einem der Humor schon vergehen. Taiwan ist manchmal einfach nur ... dämlich.

11 Kommentare:

Miriam hat gesagt…

Ich kenne da noch jmd., der sein Geld freiwillig an jmd. abgibt und diesbzgl. im Gegensatz zu deiner Schwiegermutter beratungsresistent ist und es immer wieder, Monat für Monat abgibt und bei dem man hofft, dass mal die echte Polizei als Freund und Helfer vorbeischauen würde. Das scheint irgendwie bei euch in der Familie zu liegen...

Miriam hat gesagt…

Das ist übrg. die selbe Person, die gewisse Geburtstage im März und April verpennt und nicht gratuliert... ;-P

"Ludigel" hat gesagt…

Wie, Geburtstag habt ihr jetzt auch noch? Dann gratuliere ich allen, auch nachträglich und vorträglich!

Und OK, ich komme jetzt im laufenden chin. Geschäftsjahr, also bis Feb. 2011 zurück, bis dahin soll hier die Kündigung vollzogen sein.

Sogar Sharon sieht jetzt ein, das wenn ihre 69jährige Mami all ihr Geld an Gauner los wird, meine etwa 80jährigen Eltern nicht beliebig lange allein gelassen werden sollten. Insofern muss ich den korrupten Polizisten resp. Gaunern sogar noch dankbar sein für ihre kostenpflichtige Belehrung meiner Frau. Mann, die Polizei hat aber auch Tarife hier...

Ne, mir vergeht langsam der Humor. Das die Polizei vermutlich mithilft, alte Damen zu erpressen, das verblüfft mich doch.

"Ludigel" hat gesagt…

Wobei mein Vater allerdings so gut beieinander ist, dass er solchen Figuren einen solchen A-Tritt verpassen wuerde, dass sie zwei Haeuser weiter fliegen.

Ekneos hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
"Ludigel" hat gesagt…

E... schreib es per Email.

"Ludigel" hat gesagt…

Ekonos, nicht aufregen, ich trinke jetzt erstmal einen Wein...

"Ludigel" hat gesagt…

Ekneos... meine ich

Anonym hat gesagt…

LU ER FU sagt:
noch 2 sachen:
es gibt polizisten die abends mit dem ablegen der uniform auf die gegenseite wechseln.
und es gibt eine unmenge an zivilpolisten denen man es wirklich NIE ansehen würde. (ok ok...deshalb sind sie ja....)
Alle Achtung!

"Ludigel" hat gesagt…

Hi Lu Er Fu,

Meine Frau schließt echte Polizisten hier als Komplizen aus, ich allerdings sehe das anders. Ich glaube nicht so sehr an Zufälle und das zustestellte Papier hat Schwiegermama so in Panik versetzt, dass sie bestimmt alles Geld, dass sie doch noch irgendwo hat ausgeliefert hätte. Haben jetzt vorgebäugt, sie hat ihr Restgeld von einer anderen Bank jetzt unter unserem Namen deponiert.

"Ludigel" hat gesagt…

Ups, Februar 2011 war schon mal der Weggang geplant. Na...