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Montag, Juni 15, 2015

Endzeitstimmung im Taiwanblog, dann doch nicht (Edit)

Von Taiwanern, Thermik und Temperament
oder
Republikflucht Teil 2 

Der hier vorgestern erschienende Artikel muss doch noch einmal umeditiert werden, auch damit wirklich drin steht, worum es eigentlich geht.

Wie schon vorher angesprochen, macht sich die taiwantypische Arbeitsüberlastung bei meiner Frau stark gesundheitlich bemerkbar und führt bei ihr zum Auswanderungswillen. Allerdings nicht in das bei ihr völlig ungeliebte Deutschland, nach Möglichkeit auch nicht nach Europa sondern wenn es irgend geht nach Manila auf den Philippinen, wo ihre Schwester Mann und Kind hat und diese "Manilafamilie" dabei ist ihr Unternehmen zu vergrößern, siehe auch hier: 
 http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/06/wohin-des-weges.html

Der Unterschied in der Herangehensweise zwischen Teutonen wie mir und meiner taiwanischen Gattin andererseits führt immer wieder zu plötzlich herauf ziehenden Tornados. So hat sie die Tendenz manchmal sofort die Sachen packen zu wollen und nach Manila ziehen zu wollen, obwohl da noch gar nichts vorbereitet ist. Dagegen will ich immer erst ein gemachtes Nest dort sehen oder genauer gesagt ein generiertes Einkommen durch das Unternehmen, das die beiden Schwesterherzen aufbauen wollen und bin ohnehin skeptischer, was die Gewinnerwartungen betrifft. Mein Vorschlag war ja, dass ich mir etwa einen Job in meiner Informatikbranche in Europa suche und meine Frau das arbeiten aufgibt und auch noch mal einen europäischen Augenarzt ihr nachlassendes Augenlicht untersuchen lässt. Die Taiwanärzte hier zucken einfach die Schultern wenn neue Symptome wie z.B. sekundenhafte Totalblindheit auftreten. Dr. med Google findet dann schnell etwas von Durchblutungsstörungen und Therapieansätzen aber der Taiwanaugenarzt sagt nur, das sei normal. Klar, alles "total normal". So haben wir was das Vertrauen zu taiwanischen und europäischen Ärzten angeht eben wieder mal diametral entgegengesetzte Standpunkte.

Ich denke, mit Manila wird definitiv etwas passieren, die erste der geplanten Verkaufsstellen soll im nächsten Monat aufmachen, dort gibt es dann Jesusaufkleber fürs Auto und auch auf Wunsch Industrie- oder Handelsschilder. Meine Lust in eine mir fremde Branche zu investieren in einem exotischen Land ist eigentlich too low for zero, aber auch hier haben Frau und ich mal wieder diametral entgegengesetzte Standpunkte. Aber da sie hofft, in Manila mit nachlassendem Augenlicht bald eine ständig verfügbare, dort sehr günstige Hausmagd zu haben, will ich da ihren Plänen nicht im Wege stehen.

Im Unternehmen hier in Taiwan derweil ist meine Frau im Mittelmanagement die einzige Frau. Die Herrenriege hier hat es sich so angewöhnt alle Arbeit ihr zuzuschieben, so dass meine Frau nicht nur ihr eigenes 40-Leute-Team leitet sondern auch noch große Teile von anderen Teams übernommen hat. Das ging nicht mehr gut und ihr Arbeitstag gipfelte an die 20h, wenn man die vielen Stunden Emails und Planungen daheim auf dem Sofa mit dem Notebook mit zählt. Die Kündigung war schon unterzeichnet, meine Frau war geistig schon in Manila und trug mir auf für die Übergangszeit vielleicht in Deutschland allein zu leben aus finanziellen Gründen bis ich nachkommen kann in die neue Heimat Manila so wie das Geschäft läuft. So trug ich schon den eigenen kleinen Bürokühlschrank ins Auto und da schallte es aus dem Zimmer des Abteilungsleiter, meine Frau möge noch mal zum Gespräch kommen. Jetzt wird eine Umbesetzung bei den Herren vorgenommen und künftig sollen auch die Y-Chromosomenträger im Mittelmanagement etwas arbeiten. Na schauen wir mal. Denn so wie es jetzt organisiert ist stellt es nicht nur eine gesundheitsgefährdende Überlastung für meine Frau dar, sondern auch die Qualität der Arbeit und der Produkte droht drunter zu leiden.

Ich sehe da patriarchalische Strukturen am Werke, denn noch vor Jahren hat die selbe Runde Herren von meiner (gleichgestellten!) Frau verlangt, dass sie ihnen bei Meetings Kaffee serviert. Na, da haben sie sich aber etwas anhören müssen. Und Kaffee gab es dann natürlich auch keinen.

Richtige Männer arbeiten aber eben auch und trinken nicht nur Kaffee. Schauen wir mal wie das jetzt wird. Eine kleine Verbesserung wäre ja auch schon mal was.

Nachwort:
Eigentlich viel zu viele Unternehmensinterna, aber die Zustände, die bei meiner Frau aufgeschlagen sind - nicht bei mir - haben mittlerweile zu gravierende Auswirkungen auf das Familienleben, als dass ich sie zukleistern möchte. Und sind eben auch kulturell bedingt, eben die patriarchalische Verhaltensweise, die sicher hier noch verbreiteter ist als in vielen Teilen Westeuropas denke ich. Außerdem die Tendenz Angestellten im Zweifelsfall wirklich alles zuzumuten. Deshalb gehört es hier doch ins Blog. 

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Schade das der Blog bald abgeschaltet werden soll!
Da kommt in mir Wehmut auf. Der Blog war mir immer ein schöner Begleiter im Alltag! Hoffe doch, dass das Buch dann bald herauskommen wird!
Ist ein Deutschland Blog geplant? So ungefähr wie man sich wieder einlebt in Deutschland und den umgekehrten Kulturschock, der ja oft heftiger sein soll als der Kulturschock im Ausland dokumentiert?
Falls das Geschäft funktioniert auf den Philippinen, ist hoffentlich dann ein Philippinblog geplant!
Ein Bekannter von mir möchte auch auswandern auf die Philippinen zusammen mit seiner philippinischen Frau, aber erst in 10 Jahren wenn er die Rente bekommt. Davor macht er einen 2 oder 3 Monate Test, ober das Klima überhaupt dort bekommt. Soll ja immer super heiß für uns Europäer dorten sein.
Andererseits wäre es doch für die Frau und vor allem für den Sohn auch besser nach Deutschland / Europa - fast ein und das selbe - nachzuziehen! Es gibt so viele schöne Orte hier, Rothenburg ob der Tauber, Wasserburg, Burghausen mit der längsten Burg der Welt, Annweiler, Elteville, Idstein usw. oder auch viele Barockstädte wie Bayereuth zum Beispiel usw. Märchenstädte und traumhaft schöne Orte. Da findet sich doch sicher ein Platz für die Ehefrau oder mag sie keine Schönheit?
Aber auch in der Großstadt gibt es viele schöne Stadtviertel die modern sind aber auch idyllisch. Oder auch Altstädte darin. Wie wärs mit Lübeck? Oder Hamburg oder Berlin, Berlin hat ja mehr Brücken als Venedig und Amsterdam zusammen, und genausoviele Kanäle für die Schiffe! Ist das nicht interessant für die Frau?
Ich bin selbst auch Informatiker, verheiratet mit einer Chinesin aus Shanghai aber sie haßt die kommunistische Regierung in China. Sie ist schon sehr lange hier und fühlt sich hier in der Kleinstadt sehr wohl. Vor allem in der Kleinstadt werden noch Traditionen geachtet und Altes gepflegt. Und man bekommt viel schneller Kontakt zu den Leuten als in der Großstadt! Wäre doch auch was!
Naja waren nur Vorschläge.

Auf jeden Fall Willkommen zurück in Deutschland!

Viele Grüße aus Bayern - Natur- und Nationalpark Bayerischer Wald,
Michael

Martin hat gesagt…

Deine Frau hat also richtig gekündigt, so mit Unterschrift drunter und allem drum und dran? Echt? Nicht mehr nur vage Pläne?

Viele Grüße
Martin

Anonym hat gesagt…

Lu Er Fu sagt:
Schade, dann verpasst Du die breiten Gürtel (=hot Pants), die zumindest, hier im Großraum Stuttgart, glücklicherweise sehr in Mode sind. Und bis jetzt habe ich nur diejenigen ausfindig machen können,, die sich das auch erlauben dürfen.
ist hier wie dort immer eine Augenweide.
Morgen fliege ich nach KHH....34°C, gefühlte 37°C......macht mir schon ein wenig Bedenken!!!!