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Dienstag, März 27, 2012

Korea-Horror: The Host

Bilder nicht aus dem Film, sondern aus Pappmaschee Freizeitpark in Korea. Der Film ist besser...

Die große Überraschung für mich am Wochenende war der südkoreanische Horrorfilm "The Host" aus dem Jahre 2006 (http://en.wikipedia.org/wiki/The_Host_%282006_film%29). Allzu groß waren meine Hoffnungen ja nicht, man erwartet Pappmascheemonster a la Godzilla und krude Handlung, aber der Film war dann in jeder Beziehung eine positive Überraschung.


Nicht wie oben der Pappsauerier aus einem südkoreanischen Freizeitpark, sondern richtig lebensecht in allerfeinster Computergrafik, besser als in vielen Hollywoodschinken, schlängelte sich das Monster durch die Gegend und fraß Leute. Mich wunderte anfangs, dass ein junger blonder Amerikaner, Typ Englischlehrer, am Anfang bei der heldenhaft versuchten Monsterbekämpfung sterben durfte. Wo ich doch von mehreren Amerikanern, die in Korea Englischlehrer waren gehört hatte, dass die Koreaner Amerikaner hassen.

Tatsächlich hatte der Film zwei Monster, nicht wie hier im Bild die aus Pappmaschee, sondern einmal das aus dem Fluss gesprungene Monster und zum Zweiten die US-Amerikaner, oder besser gesagt ihre de-facto Herrschaft über Südkorea. Während der Film typisch asiatisch die traditionellen Familienwerte beschwor, indem eine Familie sich dem heldenhaften Monsterkampf hingab (der Film machte sich gleichzeitig aber auch über eben diese Familienwerte dann und wann lustig und zeigte so eine verblüffende Tiefe), wurden die koreanischen Polizei und Regierungskräfte als arrogant und unfähig gezeigt und immer wieder tauchte auf, wie sie sich von US-Militärs oder anderen Amerikanern führen lassen. Die US-Amerikaner wiederum wurden als kriegspsychotisch gezeigt, hatten nur Giftgas und Viren und Terrorismus im Kopf und führten die Koreaner senilkonfus und superarrogant nicht aus der Krise, sondern ins "Agent Yellow"-verseuchte Nirwana. Damit wurden die Amerikaner endgültig zur Hassfigur im Film und die Botschaft war, dass die Koreaner allein viel besser klar kämen, wenn nur die verdammten Amis da nicht rumdirigieren würden.

Schlecht machte das den Film nicht, denn wenn ein Horrorstreifen nicht nur ein perfektes Monsterchen hat, heldenhafte Duelle Marke Kleinbürger gegen Monster und obendrei noch eine soziale oder politische Botschaft überzeugend transportiert, dann ist das schon etwas Nichtalltägliches. Als Amerikaner hätte ich den Film gehasst, aber offensichtlich thematisiert er etwas, das die Koreaner belastet.

Die Dame schimpf nicht über Amerikaner sondern preist Honigwein (brrrr) an. Nur weil sie mich damals durch Charme gezwungen hat, habe ich ihn getrunken.

Wikipedia offenbart, dass der horrortypische Anfang des Films, dass Chemikalien in den Fluss gekippt werden, was natürlich unser Monsterchen enstehen lässt, auf einer realen Begebenheit basiert: Ein US-Amerikaner, der in einem Leichenschauhaus in Korea arbeitete (die sind auch überall!) hatte große Mengen Formaldehyd im Grundwasser entsorgt (also wohl in die Spüle gekippt), was damals einen Umweltskandal mit antiamerikanischen Dimensionen ausgelöst hat. Wunderschön haben die Filmemacher das in Form eines Horrorfilms transportiert. Erstklassige Arbeit und spannend auch noch.

Sind US-Amerikaner wirklich so unerträglich im Ausland? Längst nicht alle, aber den arroganten Typus, der "Eingeborene" mit arroganten Sprüchen durch die Gegend dirigiert gibt es wirklich. Mich hat mal ein Amerikaner aus dem Taifun-Frei zur Arbeit befohlen, was eine nicht ganz ungefährliche Autofahrt zur Arbeit zur Folge hatte, nur um mir dann zu erklären, es sei völliger Unsinn, wegen Unwetter arbeitsfrei zu haben. Lustigerweise versank am selben Tag New Orleans in den Fluten. Dumm und arrogant war er und herrlich amerikanisch selbstbewusst. Aber es gibt natürlich ebenso den weltgewandten (wohl immer die Demokraten wählenden) Globetrotter, der sich für die Kultur interessiert und im Schnitt höflicher und ruhiger auftritt als etwa sein deutsches Counterpart. Und alle möglichen anderen Leutchen, Leider verallgemeinert da der Film etwas, aber sei es drum.

Zusatz: Ich sollte noch anmerken, dass mir im Geschäftsleben Amerikaner sehr viel lieber als Deutsche sind. Amerikaner sind im Geschäftsleben höflicher, Deutsche tendieren zur Arroganz. Gacker, geht also auch andersrum. Individuen sind eben immer Individuen und der Film malt da sicher ein Zerrbild.
 

ACHTUNG: Leichter Spoiler:


P.S.: Intelligent ist der Titel "The Host", also "Der Wirtskörper". Denn im Film gibt es keinen parasitären Befall von Menschen, auch wenn das erst so scheint. Wer ist also dann der "Host"? Bleibt eigentlich nur Korea, das von den US-Amerikanern befallen ist. Keine Ahnung ob die Filmemacher das so meinten, aber es liegt irgendwie auf der Hand. Und ist natürlich letztlich übertrieben. Aaaaaber Hollywood übertreibt auch...

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