Korrigiert: "Miaoli" schreibt sich das Nest richtig. Wie in "Miao" für Katze.
Bereite schon den nächsten Blogartikel vor, "Ludigel und das Drogencamp", ein recycelter Artikel aus dem Vorgänger dieses Blogs über eine lustige Fahrt mit einer verrückten Reiseleiterin, die uns irgendwo in den Dschungel ins Goldene Dreieck entführte oder wohin auch immer. Jedoch auch heute noch passieren hier mysteriöse Dinge, daher die heutige Folge.
Hintergrund ist, dass Frau und ich potentiell Interesse am Erwerb eines freistehendes Hauses auf dem Lande mit Garten drumherum haben - während wir die Woche über im stickigen Taipei hausen und arbeiten und bei unserem kürzlich geboren Junior sind, den Schwiegermutter dankenswerterweise aufziehen soll. Sie soll wissen, wie man mit Säuglingen umgeht und diese unschätzbare Ressource wollen Frau und ich uns nicht entgehen lassen.
In "Miaoli", irgendwo in der Mitte Taiwans sollte es große Grundstücke geben, auf die man sich selbst ein Häuschen setzen könne und das alles auch noch zu einem sehr zivilen Preis, also machten Frau und ich uns im Ludigelmobil gen Süden auf. Obwohl Schwiegermutter und schon düster gewarnt hatte: "In Miaoli kümmert sich die Verwaltung um rein gar nichts", sagte sie. Wir zuckten nur mit den Achseln und setzen Kurs Süden, immer runter auf dem Highway One, um uns ein Demo-Landhaus in der Anlage anzusehen.
Runter vom Highway, rein nach Miaoli und meine Frau beklagt sich, wie wenig Restaurants und Kioskgeschäfte (Seven-Eleven-Läden, die den ganzen Tag geöffnet haben) es gibt. "Hier gibt es nicht mal Frühstücksrestaurants!", rief sie erschreckt aus. "Sollen wir denn auch noch das Frühstück selber machen, wenn wir hier wohnen?". Das war für sie der Inbegriff des Horrors. Schließlich war Mittagszeit und Frau wollte, dass ich ein Restaurant suche, was in der Gegend eine Schnitzeljagd im wahrsten Sinne des Wortes ist. Na ja, streng genommen ohne Schnitzel am Ende. Ich schlug einen schnellen Happen bei einem prompt gefundenen Seven-Eleven vor, Pappburger in Plastik oder Reisrolle mit Irgendwas drin, aber nein, das reichte meiner Gattin nicht. Erst nach Seven-Eleven jammern und wenn man dann endlich einen gefunden hat, will sie nicht. Versteh einer die Frauen. Jedenfalls rollte das Ludigelmobil so durch die Gegend, als plötzlich die Straße verschwand. Siehe oben.
Hier entschwindet die Straße um die Kurve und meine Frau meckerte: "Siehst du, hier gibt es nicht mal richtige Straßen!". Mir wurde auch mulmig der Piste zu folgen...
...denn das Ludigelmobil sieht zwar aus wie ein Geländewagen, hat aber nur Frontantrieb. Reflexartik habe ich hier mitten in der Pampa auch noch so geparkt, als wäre es ein Großstandparkplatz, man achte auf meine reflexartige Ausrichtung an den Bodenlinien. Wenn wir hier ein Haus kaufen, könnten wir wirklich Allradantrieb gebrauchen beim nächsten Auto, schwante mir.
Ich erklärte meiner Frau mittlerweile, dass wir hier als Großstädter aus Taipei andere Maßstäbe bräuchten, schließlich bedeute der Name "Miaoli" laut Wikipedia "Katze-(und)-Racoon-Hund", wobei ein "Racoon-dog" oder eben Racoon Hund etwa so aussieht wie ein Waschbär. "Wo sich Katze und Hund gute Nacht sagen, comprendre?", sagte ich meiner Frau. Die sich prompt beschwerte ich würde zu viel reden und ihr Magen würde knurren.
Schließlich fand sich das einzige Ristorante weit und breit hinter einer sogar gepflasterten Kurve und wir mussten insgesamt 1000 Taiwandollar für zwei Personen für Besichtigung des Restaurantparks und eine Mahlzeit zahlen. Sind nur etwa 25 Euro umgerechnet, aber für Taiwan ist das recht teuer - und gut war das Essen auch nicht.
"Sieht hier aus wie mein letzter Arbeitsplatz in Deutschland", bemerkte ich, an die DotCom-Bude in Darmstadt denkend. Doch wirklich, nur weniger Blumen hatten wir damals. Wieder kam der Hinweis auf das viele Reden und den knurrenden Magen.
Und so wie hier der Restaurantpark sahen die Parks von den Kurhotels aus, wo wir unsere Softwarevorführungen gemacht hatten. Hmmm... komisch, dass die DotCom-Blase geplatzt ist damals.... Ja ja, schon gut, ich komme schon, komme schon.....
Der Ausblick aus der Küche in der DotCom-Bude in Darmstadt war fast so schön wie hier beim Essen in Maoli. Nur fehlte mir der Rotwein, den wir in der DotCom-Bude immer hatten. Oder das Weißbier. Na ja, gut, man kann nicht alles haben.
Weiter ging es auf der Piste und zu guter Letzt standen wir vor einem Berg, auf den eine Straße hinauf führte, die allerdings geschlossen und eine reine Baustelle war. Wir fragten einen der behelmten Leute dort und er erklärte uns "die Straße ist weg", was eine sehr erhellende Antwort war, gegeben den Umstand, dass wir direkt davor standen. "Diese Großständer", hat er bestimmt noch kopfschüttelnd im Weggehen gesagt. Wir fanden dann noch ein handgeschriebenes Schild auf dem frei übersetzt stand:
DIE STRASSE IST NACH REGEN WEG GESPÜLT.
HABEN DARAUFHIN PROVISORISCHE ZWEITE STRASSE GEBAUT.
DIE HAT DER REGEN AUCH WEG GESPÜLT.
JETZT GIBT ES KEINE STRASSE MEHR DEN BERG RAUF.
Frau und mir schwante, dass es noch viel unangenehmer wäre, jetzt oben auf dem Berg zu sitzen, wenn es keine Straße mehr RUNTER gäbe. Oder noch viel unangenehmer, wenn man gerade auf der Straße drauf ist, wenn sie weg gespült wird und daher flohen wir, so schnell uns die kleinen Gummiräder trugen wieder Richtung Hauptstadt. Andere Straßen den Berg hoch gab es nämlich wirklich nicht laut Online-Straßenkarte (meine Frau hat sogar Wireless Internet gefunden da auf dem Lande, Wahnsinn!).
Da waren noch mehr Schilder daneben. Bestimmt stand auf dem einen:
UND ÜBERHAUPT KÜMMERN WIR UNS UM NIX HIER.
IHRE STADTVERWALTUNG VON MIAOLI
Schwiegermutter hat eben immer Recht. Und die Hausbesichtigung entfiel mangels Hubschraubers.