Dieser Tage wird viel die chinesische Aufrüstung diskutiert (http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,782440,00.html), da sich die Chinesen einen nie fertiggestellten Flugzeugträger aus Russland gekauft und selbst fertiggestellt haben. Unangenehmerweise haben sie das Ding jetzt "Shi Lang" genannt, nach dem Admiral, der im 17. Jahrhundert den Holländern Taiwan abgejagt hat - die Holländer saßen ja hier in Keelung im Norden und haben ihre Festung da "Zeeland" genannt. Heute sind sie längst weg, nur ihr verdammtes Heineken gibt es überall zu kaufen.
Gut ist die alte niederländische Besetzung für Taiwanerinnen, die plötzlich europäisch aussehende Kinder gebären, obwohl ihr Gatte gar nicht europäisch aussieht - dann waren es alte holländische Vorfahren, die wieder durchgeschlagen sind, sagen sie dann. Und nicht etwa der kiffende Englischlehrer Hank Wankman aus Iowa. Auch gut.
Flugzeugträger wie die Shi Lang, verwirrenderweise auch Varyang oder Warjang or wie auch immer genannt, könnten wohl bei der Eroberung Taiwans keine große Rolle spielen, denn wann immer moderne Raketen im Spiel sind, macht so eine schwimmende Metallstatt im Meer recht wenig Sinn, sie ist leicht zu treffen und zu versenken. Hier sieht man, wie Chinesen ein Planspiel machen, bei dem sie bei einem hypothetischen Krieg um Taiwan die Versenkung eines US-Flugzeugträgers durch unbemannte Flugobjekte demonstrieren: http://blogs.wsj.com/chinarealtime/2010/11/18/chinas-military-might-on-display/
Auch Taiwan hat einen hübschen Kommentar zu dem neuen chinesischen Träger: http://blogs.wsj.com/chinarealtime/2011/08/10/as-china-launches-aircraft-carrier-taiwan-touts-aircraft-carrier-killer/?mod=wsj_share_facebook zeigt die taiwanische Rakete "Wütender Landwind" (wenn ich mich recht an die Übersetzung erinnere), der einen verdächtig nach dem chinesischen Träger aussehenden Flugzeugträger unbekannter Nationalität vernichtet.
Allerdings: In einer hypothetischen Schlacht um Taiwan ginge es wohl nicht mehr so sehr um Flugzeugträger, auch wenn die USA bislang immer in Taiwankrisen einen Flugzeugträger vor Taiwan geparkt haben; dazu haben die Chinesen langsam zu viele Raketen - wie man aus dem obigen SPIEGEL-Artikel lernen kann.
Nun lebe ich ja hier mit drei pensionierten Generälen auf dem Flur, also in dem, was man hier eine "tiefblaue" politische Umgebung nennt, von der taiwanischen (de-facto) Staatsgründungspartei KMT her, die einst eine chinesische Partei war und über China geherrscht hatte (Kuomintang-Dikatatur 1911-1949) und die seit 1949 eben Taiwan beherrscht (mit freien Wahlen seit 1992/96 und einer Unterbrechungszeit von 2000-2008, als die Opposition den Präsidenten stellte). Und wie sagte ein pensionierter taiwanischer General neulich anlässlich einer Reise in seine alte Heimat* China:
"Die Volksbefreiungsarmee [der VR-China] und die Armee der Republik China [alias Taiwan] sind beide die Armee Chinas."
Da sieht man, würden die VR-Chinesen heute kommen, die Führung in Taiwan würde wohl keine Raketen abfeuern, sondern eher mit Blumengebinden am Strand stehen... grell geschminkt.
* alter KMT-Adel, Generäle und dergleichen sind meist noch in China geboren
4 Kommentare:
Taiwan, China und der Spiegel oder auch Heise. Bei beiden Verlagen kann man online bestellen und wenn man Taiwan eingeben möchte steht da immer "Provice of China". Ich habe mich mal beschwert und bekam die Antwort das wäre vom Softwarehersteller so eingerichtet.
Interessant sind oft Leserkommentare in Deutschland wenn es um Taiwan geht. Ich bekomme immer mehr den Eindruck ein großes Land bezahlt nach abgegeben Kommentare damit dort das richtige über die "Ein China" drinsteht.
Hoffen wir mal, dass es bei Status Quo bleibt und ich nicht eines Tages in die deutsche Handelsvertretung flüchten muss um ausreisen zu können.
Gefährlich würde es, wenn die Chinesen innenpolitisch Stunk hätten und als patriotische Show das ihnen längst einigermaßen freundlich gesonnene Taiwan einnehmen wollten. Dann könnten wir wirklich alle mit dem Köfferchen am Flughafen stehen.
Warum sollten die Chinesen einmarschieren? Sie wissen, dass die Zeit für sie arbeitet, legen geschickt nach und nach die Weichen, verfügen über die nötige Gelassenheit und sind zugleich hochintelligent. Die Zeit der plumpen Beschallung mit Parolen an die "Brüder und Schwestern" per Großlautsprecher vom Festland inkl. Granatenbeschuss rüber nach Taiwan ist nicht ohne Grund Vergangenheit.
Ist ja übel, das die nen Flugzeugträger von den Russen kaufen, der noch nicht mal einsatzbereit ist und die Chinesen das Dingens dann erstmal selbst fertig "bauen" dürfen^^ Sehr netter Beitrag, hätte nich gedacht das es solche "Kriegsspiele" gibt :D
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