Dieses Blog durchsuchen

Freitag, Mai 30, 2014

Entscheidungen Taiwan-Style: Von einer Sekunde zur anderen alles anders (UPDATE2: und jetzt wieder ganz anders)

Die Taiwanfamilie im emotionalen Veitstanz. Und Ludigel fragt sich, ob alle von ihren guten (zahlreich vorhandenen und regelmäßig gefütterten) Geistern verlassen sind

Okay, dritte Version dieses Eintrags
Kommentare beziehen sich auf ältere Version dieses Artikels


Dieser Tage herrschte viel Aufregung bei Familie Ludigel. Plötzlich erklärte sich Schwiegermutter nicht mehr bereit Junior zu versorgen, was für Frau und mich extrem unpraktisch war, da wir tagsüber (oder eigentlich bis spät abends) im Büro sitzen. Wegen meiner kleinen Wohnung wohnte meine Frau auch noch wochentags bei Schwiegermutter und letztere wurde und wird für ihre Dienste gut entlohnt. Nun plötzlich ratz fatz mussten Frau und Junior raus und auch tagsüber wollte ihn Schwiegermutter nicht mehr haben. Was war bloß los, fragten wir uns da. Und tagsdrauf wurde uns noch mitgeteilt, wir dürften auch den unbenutzten Familienparkplatz nicht mehr nutzen. Zusammen mit dem uns und auch unserem dreijährigen Sohn gegenüber aggressiven Verhalten, das wir in der letzten Zeit bei der "ersten Tochter" der Familie beobachtet hatten (die hat eine besondere Stellung in einer chinesischen oder eben auch taiwanischen Familie, insbesondere wenn es keine Söhne gibt!) erschien und das ganze wie eine Kampfansage der Familie meiner Frau an unsere Adresse. Insbesondere weil mein philippinischer Schwager vermeldete, ihm sei einst genauso ergangen in der Familie, erschien uns das alles wie eine bösartige Kampagne der Taiwanfamilie und insbesondere meine Frau war völlig verdaddert. Und mir gingen mal wieder die taiwantypischen schnellen Entscheidungen ohne Vorwarnzeit auf die Nerven, die das Leben recht unstet machen.

Alles nicht so einfach im Zusammenleben...

Nun hat sich alles wohl aufgekärt. Denn die "zweite Tochter", die eigentlich mit ihrem eben erwähnten Mann auf den Philippinen lebt, macht gerade längeren Heimaturlaub in Schwiegermutters Wohnung und hatte nach mehrtägiger Beobachtung dann eine Erklärung für alles.

a) Alles ist in der Tat eine Kampagne, aber nur von der ersten Tochter ausgehend und diesmal schießt sie in unsere Richtung und nicht "in die Philippinen". 

Der Gatte der ersten Tochter ist auch der Eigner des Familienparkplatzes und dem ist der ganze Zinnober nebenbei bemerkt furchtbar peinlich und die Parkplatzgeschichte soll schon zu schief hängendem Haussegen bei ihm geführt haben, weil weder er noch sein früher von Schwiegermutter und meiner Frau groß gezogener Sohn das Parkverbot für das Ludigelmobil sonderlich gut finden.

b) Und Schwiegermutter zeigt hat offenbar leicht senile Phasen, in denen sie zwar Haushalt und Versorgung von Junior wie immer weiter macht (was sie eben schon ewig so gemacht hat), aber eben auch extrem leicht beeinflussbar ist. Und so konnte das erste Töchterlein ihre Mutter in ihre gegen meine Frau (altschwesterliche Rivalität), mich und Junior gerichtete Aktion einspannen. Warum das erste Töchterlein den philippinischen Mann der zweiten Tochter und den deutschen Mann der dritten Tochter und ihren Sprößling nicht mag, weiß ich auch nicht. Bei dem philippinischen Schwestergatten hat sie jedenfalls auszusetzen, er sei braun, so ist von ihr überliefert. Nun, bei mir käme dann vielleicht "rosa" oder "lange Nase" als Stein des Anstoßes in Frage. Und weil Junior ziemlich westlich aussieht mit seinen braunen Haaren, hat es ihn da wohl mit erwischt.

...so ist es jedenfalls bei uns


Ende der Aufregung: Donnerstag mieten wir einen Tiefgaragenplatz 50m entfernt, jedenfalls wenn der dicke Volvo in den Autolift (pfui deibel) passt und Frau, Junior und ich leben ganz vergnügt in meiner kleinen Wohnung. Dort machte es sich meine Frau gestern im Wohnzimmer zu Seifenoper a la Taiwan bequem, während Junior und ich in meiner Besenkammer aka Office auf einer Ministereoanlage Nina Simone gehört haben und anschließend US-Fernsehserien bzw. Little-Einsteins-Disney-TV auf dem Note- bzw. Netbook geguckt haben. Für Junior wird eine kommerzielle Kinderbetreuung tagsüber gesucht (Schwiegermutter war ja eigentlich auch kommerziell, bei der reichlichen Entlohnung ;-) und im Oktober geht es mit dem phillippinischen Familienzweig nach Disneyland Hong-Kong.

Zu Schwiegermutter, der jetzt alles irgendwie Leid tut, wie man von ihrer ungewohnten Höflichkeit mir gegenüber ableiten kann, wird die Beziehung repariert - zu der "ersten Tochter" werden jedoch alle Kontakte inklusive Familienessen abgebrochen. Kommt sie, kommen wir nicht. Hauptgrund ist hier ihre Feindseeligkeit Junior gegenüber, die doch irgendwie schwer verdaulich ist.

Eigentlich fast ein reinigender Sturm, den sie da entfacht hat, die hermana primera.

Nach dem U-Bahn-Massaker...

Notizen zu dem U-Bahn - Massaker und mannigfaltigen Reaktionen darauf


Die Tage war im TV der Täter des U-Bahn-Massakers (http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/05/amoklauf-mit-messer-in-der-u-bahn.html) zu sehen, wie er von der Polizei irgendwo hin überführt wurde. Immer wieder empfinde ich den Anblick des jungen Mannes als verstörend. Nicht, weil er irgendwie monströs aussieht, sondern im Gegenteil, weil er irgendwie wie ein x-beliebiger Teenanger wirkt (auch wenn er schon 21 ist, aber die Leute hier wirken für westliche Augen meist ein paar Jahre jünger). Gerade in seinem rot-schwarzen Turndress, der aussieht wie frisch vom Unisport mitgebracht oder dergleichen, wirkte er nicht wie der irre Attentäter, der er ist, sondern wie irgendein junger Mann. Der etwa irgendwo im Café sitzen könne und mit dem Kopf wippt wie all die anderen jungen Leute hier, während er auf dem Smartphone bei Facebook postet. Seine Normalität macht ihn gewissermaßen unheimlich. Ein rotes T-Shirt hatte er immer noch an, jetzt allerdings Jeans und die in Taiwan auch in der Stadt üblichen blauen Strandlatschen (auch wenn hier nirgends Strand ist) an den Füßen.

Wie im Ausländerforum zu entnehmen ist, wohl aufgrund von chinesischsprachigen Pressemeldungen, fordern die Eltern selbst die baldige Hinrichtung ihres Sohnes - sie haben im übrigen noch ein weiteres Kind.
EDIT: Siehe hier: http://www.news24.com/World/News/Parents-of-Taiwan-subway-attacker-call-for-his-death-20140527. Die Eltern wünschen ihrem Sohn eine bessere Lebensführung in seinem "nächsten Leben".
In den Schilderungen vom Attentatshergang taucht jetzt eine zweifache Mutter auf, Mitarbeiterin eines Landvermessungsamtes, die jetzt anstelle des älteren Herrn als Verteidiger eines Mutter/Kleinkindpaares erwähnt wird. Offenbar hat sie den Angreifer mit einer Büchertüte in Schach gehalten, die sie in seine Richtung geschwungen hat. Ansonsten wird ein 52jähriger Geschäftsmann erwähnt, der mit seinem Regenschirm als Teil einer Gruppe des Angreifer in Schach hielt. Möglicherweise war dies der "ältere Mann", der anfangs erwähnt wurde. Auch wenn ich bei dem Terminus eher an einen Senioren denken muss. Aber ich muss mit als Endvierziger wohl langsam daran gewöhnen, dass andere mit "ältere Leute" meine Altersgruppe meinen.

Und Die MRT (Taipeis Stadtbahnsystem aus U-Bahn und Schwebebahn) wird hier von Christen durch Gebet "vom Bösen gereinigt" - genauer gesagt der Wagon, in dem die Morde stattfanden: http://www.chinatimes.com/realtimenews/20140528002191-260402

Regenschirme, gerade solche, die verkappte Kampfstöcke sind, sollen sich dieser Tage reißenden Absatzes erfreuen.

Wenn in taiwanischen Berichten ältere Männer hervorgehoben werden ist das sicher auch mit der Seniorenverehrung zu erklären, die aus der chinesischen Kultur kommend in Taiwan sehr verbreitet ist. Apropos, im Ausländerforum war sonst noch irgendwo die Rede davon ein westlicher Neuankömmling habe an seinem ersten Tag in Taiwan seinen Englischlehrerjob gleich wieder verloren, alles Geld verprasst und habe sich dann mit einem älteren Herrn geschlagen. So viel zur erfolgreichen Integration.

Dienstag, Mai 27, 2014

Kleiner Diktator (+ Kurzmeldungen)

Sie alle kennen die Baby-an-Bord - Sticker. Bei dieser Version hier, gesehen in meinem Wohnviertel in Taipei, bin ich fast rückwärts hingeschlagen.

Ein peppiger Suzuki SX4-Kompaktwagen, aber diesmal mit einem sehr ungewöhnlichen Baby-Warnsticker. Es ist Taiwans Exdiktator Chiang Kai Shek höchstselbst, der hier den Finger an die Lippen legt, damit das Baby in Ruhe schlafen kann.

Der "Generalissimus" war ja noch im alten chinesischen Kaiserreich Anführer der nach europäischem Vorbild aufgebauten Neuen Armee gewesen, die sich dann gegen den letzten Kinderkaiser gewandt hat und die Republik China mit Hauptstadt Nanking gegründet hatte, als eine Art rechte bürgerliche Diktatur, die freie Wahlen für den Fall aufschob, dass man mal über ganz China herrschen würde. Im Jahre 1949 floh dann der Generalissimus auf die Insel Taiwan, die seit 1895 eine japanische Kolonie war und setzte dort seine Republik China fort. Sie gibt es noch heute, deswegen auch der Aufkleber. Aber seit 1992/1996 ist sie eine parlamentarische Demokratie. Und der Exdiktator wird heute von Menschen, die südlich der Hauptstadt Taipei (seiner alten Zentrale) leben eher nicht mehr gemocht und als ehemaliger Fremdherrscher empfunden, während er im ethnisch chinesischen Taipei immer noch viel verehrt wird. Auch in meinem Viertel. Der 1975  verstorbene Diktator ist halt irgendwie doch der Gründer des modernen Taiwan - auch wenn er das nie gewollt hat.

+++

Kurzmeldungen: 

Unter den Opfern des Amoklaufs in Kalifornien war mindestens ein Taiwaner; ein Mitbewohner des Täters, der am Anfang des Amoklaufs von dem Täter zusammen mit zwei anderen Asiaten erstochen wurde: http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2014/05/27/2003591349

Und in der MRT (Standbahn, U-Bahn) von Taipei ist ein junger Mann festgenommen worden, weil er in der Aufmachung eines US-Soldaten inklusive automatisches Gewehr und Kampfanzug mit Helm saß. Er hatte es tatsächlich bis auf einen Sitzplatz geschafft, jedoch sind alle ruhig geblieben. Der eigenartige Fahrgast wurde festgenommen. Der junge Mann war allerdings nur auf dem Weg zu einem Paintball-Wettkampf, die Waffe war also nur in der Lage explodierende Farbkügelchen abzuschießen. Dummes Verhalten, wo zur Zeit bewaffnete Polizisten und Spezialkräfte mit echten Schnellfeuerwaffen in der MRT präsent sind nach dem MRT-Amoklauf vor ein paar Tagen.

Zu viel "Amok" im Blog die Tage für meinen Geschmack.

Montag, Mai 26, 2014

Londoner Gericht: "Britischer Todesfahrer" zur Zahlung verpflichtet

Londoner Gericht (High Court) bestätigt das Urteil eines Zivilgerichts der Republik China aka* Taiwan, dass der aus Taiwan flüchtige Z.D. den Hinterbliebenen des Unfalls Entschädigung zahlen muss

http://www.taiwannews.com.tw/etn/news_content.php?id=2489565

Der Brite Z.D., der pakistanisch- oder indischstämmig ist, hat wohl implizit das Taiwanerlebnis sehr vieler westlicher Ausländer hier bestimmt. Nicht nur der Autor dieses Blogs war der Meinung, im Zuge des Medienrummels um Z.D. eine deutliche Verschlechterung des Straßenklimas westlichen Ausländern gegenüber wahrgenommen zu haben, die aber offenbar nur von vorübergehender Natur war. Obwohl das viele freundliche Hinterherwinken der Taiwaner beim Anblick eines Westlers, das jedenfalls bis vor ein paar Jahren noch Standard in Taiwan war, in der letzten Zeit wohl nicht mehr oder nur noch sehr wenig vorkommt.

Kurzzusammenfassung: Z.D: hatte in Taiwan gelebt und hier eine Computerfirma betrieben oder die hiesige Zweigstelle einer solchen. Im Jahre 2010 war er dann nächstens zu einem Karaoke-Lokal aufgebrochen, wo ihn ein Geschäftspartner und mehrere andere Einheimische zu einem rauschenden Besäufnis erwartet hatten. Erwiesen ist, dass Z.D. letztlich von einem Parkwächter des Lokals in Z.D.s eigenem alten Mercedes nach Hause gefahren wurde. Unstrittig ist auch, dass Z.D. den Wagen schließlich selbst in seine Tiefgarage gesteuert hatte und dass das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt stark unfallbeschädigt war, von der Kollision mit einem Zeitungsausträger, der den resultierenden Aufprall auf den Asphalt nicht überlebt hatte.

Strittig war, wann genau der Fahrerwechsel stattgefunden hatte und hier spielten sowohl eine Korruptionsaffaire, in die das ermittelnde Polizeirevier und eben das auch solche Karaokelokale kontrollierende organisierte Verbrechen verwickelt war als auch eine massive Vorverurteilungscampagne der Presse (zu einem Zeitpunkt, als Z.D. wegen Überwachungskamerabildern mit dem Parkwächter am Steuer recht unschuldig wirkte) eine Rolle.

Immer noch läuft das Auslieferungsverfahren gegen Z.D., der in Schottland im Gefängnis einsitzt, während über die Auslieferung entschieden wird. Das Verfahren zieht sich schon seit Monaten hin.

Letzter Bericht:
http://osttellerrand.blogspot.de/2014/03/britischer-todesfahrer-expat-update.html

* Hier war ich mitten im Satz weggerufen worden, so dass hier wirklich kurzzeitig die Worte "China aka" fehlten ;-)

Freitag, Mai 23, 2014

U-Bahn - Amoklauf, Nachbereitung (Update)

Ergänzungen zur gestrigen Meldung (http://osttellerrand.blogspot.de/2014/05/amoklauf-mit-messer-in-der-u-bahn.html) über den U-Bahn-Amoklauf in Taipeis "Bannan"-Linie

Im Ausländerforum Forumosa.com fanden sich Berichte, die sich wohl auf chinesischsprachige Seiten beziehen, der Angriff in der U-Bahn habe sich so abgespielt, dass der Täter Namens Cheng (Student aus Taichung, der jedoch in Taipei in der Nähe der U-Bahnstation des Angriffs aufgewachsen war) zunächst ohne Vorwarnung auf zwei schlafenden junge Männer in den 20ern und eine ebenfalls schlafende Endvierziger-Frau eingestochen hat, wobei er offenbar Brust und Magenbereich mit dem langen Messer schwer verletzte, so dass die Opfer kurze Zeit später verstarben. Er griff dann eine Frau in den 60ern an, die später im Krankenhaus ihren Verletzungen erlag und soll sogar einen Säugling resp. eine Mutter mit ihrem Baby angegriffen haben. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die auseinanderstobenden Passagiere allerdings telweise in einer Gruppe zusammengefunden, die den Täter mit Regenschirmen abwehrte (hier ist gerade Regenzeit) und die Rolle eines älteren "beschirmten" Herrn wird dabei hevorgehoben, der den Säugling geschützt haben soll. Passsagiere hatten bereits den Notrufknopf gedrückt, jedoch verließ der Täter zunächst immer noch ein Messer in der Hand haltend die Bahn und wurde dann von Securityleuten, Polizisten und auch Fahrgästen zu Boden gebracht und schließlich festgenommen. Auch dabei wird die Rolle eines offenbar anderen älteren Mannes mit Kampfsportausbildung hervorgehoben.
Solche Berichte im Frühstadium der Aufarbeitung pflegen sich oft noch zu ändern, aber ich denke am positiven Effekt der Regenschirme wird hier etwas dran sein, die wohl in der Masse angewendet einen Messerangreife in der Tat Probleme bereiten können erfreulicherweise.

Momemtan gibt es wohl einige Spinner im Internet, die Trittbrettfahrertaten ankündigen oder Sympathien mit dem Täter äußern. Weitere Infos neben Täterfoto hier: http://edition.cnn.com/2014/05/21/world/asia/taiwan-train-stabbing/?hpt=hp_t3 

Auch hier: http://www.chinapost.com.tw/taiwan/local/taipei/2014/05/21/408258/3-dead.htm

UPDATE: Ein Mitschüler des Täters war offenbar vorab über die Tat informiert und hat seine Mutter gebeten, am Anschlagstag nicht die MRT Taipeis zu benutzen, "weil ein Freund etwas schlechtes vorhabe": http://www.taiwannews.com.tw/etn/news_content.php?id=2489141
[Edit] Weitere Detailinfo darüber hier: http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2014/05/25/2003591192 

Donnerstag, Mai 22, 2014

Amoklauf mit Messer in der U-Bahn (Update 2)

Schon gestern Bilder im Fernsehen gesehen ohne zu wissen worum es geht. Es gab einen Amoklauf in Taipeis U-Bahn "MRT", auf einer der bekannten Hauptstrecken am Sun Yat-Sen - Denkmal (Bannan-Linie)

Ausländer wie eben auch ich empfinden Taiwan und auch die Hauptstadt Taipei immer wieder als ein friedliches Paradies, wo man nächtens durch Schlichthausviertel laufen kann um Fotos zu machen oder was auch immer auf den Straßen tut und wo auch immer herum wandert. Überfälle gibt es so gut wie nie. Die einzige Ausnahme sind offenbar Übergriffe auf einheimische Frauen, da hat meine Frau einiges zu berichten. Ausländische Frauen des "westlichen" Typus sind davon offenbar ausgenommen - wofür man oft Bilder von körperlich kräftigen und auch selbstbewusst auftretenden westlichen Frauen als Erklärungsmodell heranzieht.

Trotzdem liegt Taiwan in der Mordstatistik deutlich über beispielsweise Deutschland, einschlägige Statistiken hatten wir hier im Blog auch schon mal (Edit: Siehe Update2 unten). Man erklärt sich die Diskrepanz durch häufigere Familiengewalt (von der der typische Ausländer in Taiwan maximal aus Richtung der Gattin fliegende Gegenstände mitbekommt) und durch Schießereien im Gangstermillieu, von denen man aber maximal Zeitungsmeldungen sieht.

Um so schockierender wenn die heile Welt jäh unterbrochen wird. Es gab einen Amoklauf in Taipeis U-Bahn, der Täter ist ein 21-jähriger mit dem in Taiwan häufigen Familiennamen* Cheng (korrigiert), der die Bahn bekleidet mit einem roten T-Shirt und kurzer Hose betreten hat und dann mehrere Menschen völlig unprovoziert mit einem 20cm-langen Messer angegriffen hat. Dabei gab es bislang 4 Todesopfer, einige Verletzte schweben noch in Lebensgefahr. Die Opfer sind zwei junge Männer in ihren 20ern und zwei Frauen über 50 bzw. 60. Offenbar galt der Täter in seinem Umfeld als auffällig. Der Täter ist festgenommen worden.


Wer sich jetzt Taipeis MRT als düster und gefährlich vorstellt liegt falsch. Ein heller aufgeräumter Ort, völlig Kameraüberwacht und schon fast steril sauber, mit netten Grünpflanzen auf den WCs und ohne jedweden Vandalismus. Allerdings hatte es wohl schon vor ein paar Wochen einen anderen Messerangriff auf Passagiere gegeben.

UPDATE: 22 Verletzte offenbar, Google lässt einen viele Fotos mit blutverschmierten Opfern finden. Grauenhaft. Hier aber nicht verlinkt.

http://www.taiwannews.com.tw/etn/news_content.php?id=2487259&fb_action_ids=10152409661493374&fb_action_types=og.likes 

http://www.chinapost.com.tw/taiwan/national/national-news/2014/05/22/408340/4-killed.htm

* eigentlich sind alle Familiennamen hier häufig, so viele gibt es nicht, weil alle einsilbig.


***

UPDATE 2:
Hier mal ein statistischer Auszug aus http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_intentional_homicide_rate_by_decade#2010s
Die Zahl gibt die "absichtlichen Tötungsdelikte" pro Jahr pro 100.000 Einwohner wieder, wobei die statistischen Angaben von den betr. Ländern sind. Auch mag verschieden sein, was etwa als Tötungsdelikt (Homicide) gilt. In den USA etwa wäre eine Trunkenheitsfahrt mit Todesfolge schnell Homicide/Totschlag, in Deutschland eher (grob) fahrlässige Tötung, so weit ich weiß.

EUROPA:

Deutschland:
2008: 0,88
2009: 0,86
2010: 0,84
2011: 0,81
2012: 0,7

Großbrittanien:
2008: 1,26
2009: 1,17


ASIEN:

Taiwan:
2008: 3,5
2009: 3,6
2010: 3,2
2011: 3,0
2012: 2,7
2013: 2,0

Thailand:
2010: 5,3
2011: 4,8

Vietnam:
2009: 1,85

Japan:
2010: 0,36
2011: 0,35


AMERIKAS:

USA:
2008: 5,4
2009: 5,0

Canada:
2010: 1,62
2011: 1,73
2012: 1,56

Honduras:
2010: 78,0
2011: 87,0
2012: 86,0

Mexiko:
2008: 13,0
2009: 18,0

Brasilien:
2008: 30,0
2009: 23,0

Also eine etwa dreimal so hohe Rate wie Deutschland, aber etwa nur 3/4 der Rate der USA.

Mittwoch, Mai 21, 2014

Im 6. Gang nach Lukang

Trip mit dem Auto und wegen dem Auto nach Lukang, einer schönen alten Stadt in der Nähe von Taichung

Ziel von Frau und mir im Jahre 2014 ist das verstärkte Bereisen von Taiwan, das wir in den vergangenen Jahren fast völlig aufgegeben hatten. Sicher auch wegen langer Arbeitstage, resultierender Müdigkeit am Wochenende und der Tradition in meiner Taiwanfamilie, die eigenen vier Wände nur zum Broterwerb und Essenkaufen zu verlassen - eine Tradition, die sich wohl aus vergangenen schwierigen Zeiten erklärt. Einer unseren ersten Trips unserer neuen Reisephase jedenfalls führt uns nach Lukang in Mitteltaiwan an der Westküste gelegen (http://rtaiwanr.com/2/Taiwan/lukang). Grund für die Reise war freilich, dass unser neuer Volvo, der im Dezember 2013 das altgediente Nissan - Ludigelmobil ersetzt hatte, ein Kamerasystem bekommen sollte, das nach dem Blackbox-Prinzip Verkehrsgeschehen und Stimmen im Innenraum aufzeichnet. Man darf also nicht mehr "Warte, ich erwisch Dich doch noch, du Lexus-Sau" brüllen, bevor man einen anderen Verkehrsteilnehmer rammt. Oder wenn, dann nur auf Deutsch. Aber natürlich könnte man die Flashcard entnehmen, sollte man das wollen.

Bei diesen Blackboxen hat man einen dicken Innenspiegel (der sich praktischerweise gleich automatisch abblendet) und mehrere angeschlossene Kameras, die vorne und ggf. an den Seiten und nach Hinten alles aufzeichnen in einem Kombibild, das man hier auf dem oberen Spiegel im Bild erkennen kann. Im wilden Verkehrgeschehen in Taiwan ist soetwas beliebt und praktisch.

Nun hatte auch schon unser Altwagen so ein System der Marke WITNESS, aber weil eine Kamera ausgefallen war und sich der Installateur in Taipei weigerte, es zu reparieren und nur einen Komplettneueinbau machen wollte, sind wir einfach zur Hauptvertretung der Marke Witness nach Lukang gepilgert und haben so dem pfiffigen Herrn in Taipei das Geschäft missgönnt und einen schönen Ausflug gemacht - und haben gleich eine neue Version des Kamerasystems mit einer Kamera mehr einbauen lassen. Ach ja, man muss das Ding schon im Auto befestigen und nicht am Computermonitor im Büro, wie hier im Bild ;-)

Dynamische Techniker machten sich sogleich in Windeseile an mein noch nicht ganz zielsicher geparktes neues Auto und bauten vorne, hinten und an den Seiten Kameras an. Etwas unschön nur diesmal die Stromversorgung, die über den Zigarettenanzünder läuft. Das hatte der geschäftstüchtige Lizensnehmer in Taipei geschickter gemacht. Aber wenn ich mich recht erinnere, hätten sie das auch besser anschließen können, hätte nur länger gedauert oder dergleichen. Aber wir wollten ja noch die Altstadt angucken.

Toll der Warteraum mit Gratistheke. Hier gab es eine riesige Auswahl an Keksen und obendrein Fertignudeln und Tee. Meine Frau ermahnte Junior und mich mehrfach, uns nicht mit endlos vielen Keksen vollzustopfen. Na ja, wann kann man schon mal so ein Sortiment durchprobieren. Aber gut, die Käsecracker hatten dies orange Pulver außen dran, das so gruselige Flecken gibt.

Doch dann fuhr mir der Schreck in die Glieder, als in den nationalen Fernsehnachrichten plötzlich MEIN WOHNBLOCK aus dem fernen Taipei zu sehen war...

Det is doch da der Stinky-Tofu-Laden unten bei uns im Haus. Was hat der in den Fersehnachrichten zu suchen?

Der Bericht hatte mit der alten Dame zu tun, die immer in der Kreuzung neben unserem Mietshaus eine wilde Müllverwertung betrieben hat und offenbar nächtens auf der Kreuzung angefahren worden war und seither im Koma lag. Sie verstarb wohl einige Zeit später (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/12/tod-vor-der-hausture.html). Kurz nur die Bemerkung dazu hier, dass man Taiwanern natürlich in ihrem angestammten Viertel keine "preußische" Verkehrsdisziplin beibringen kann - damals hatte mir der Bericht Vorwürfe eingetragen, mich nicht um die ältere Dame und ihre Sicherheit gekümmert zu haben. Die Einheimischen machen eben doch was sie wollen in ihrer eigenen Heimat und auch wenn man da öfter mal verkehrstechnische Bedenken hat, man sieht nur schweigend zu - als Außenseiter könnte man auch nicht wirklich etwas machen.


Alsbald widmeten wir uns wieder dem Studium der Beschreibung des Kamerasystems, hier an einem taiwanischen "Luxgen" vorgeführt. Dieser SUV ist in Zusammenarbeit mit Nissan und Renault entstanden und war für 850.000 NT damals zu haben, also unter 18.000 Euro oder so mit 2.2-Liter 170-PS-Turbo und Allrad. Aber mir war die Kiste mit dem Lexus-artig geschwungenen L-Logo immer zu schwülstig im Aussehen.



Hier noch der Hinweis, man dürfe mit dem neuen Kamerasystem nicht am berühmten "Taipei-101"-Hochhaus mit seinen 101 Stockwerken vorbeifahren (rechts im Bild).

Kleinstadtromantik in Lukang, hier mit "Hyundai Zombie-Killingmaschine" in Silber im Vordergrund.

In den engen Gassen...


... gab es dann prompt einen Zwischenfall. Meine Gattin rief mich plötzlich zu Hilfe über das Handy, während ich mit dem Kinderwagen nachgekommen bin (sie war schon voraus)...

... und sicher wieder zu viel Zeit mit Fotografieren zugebracht hatte.

Meine Frau fühlte sich von zwei Herren bedroht, zu denen im eigentlich friedlichen Taiwan noch ein dritter dazugerufen wurde per Handy und die sich dann schnellen Schrittes näherten von hinten und auch ihren Schritt beschleunigten, als sie schneller wurde. Nun hatte sie Junior auf dem Arm, der von Taiwanern immer als "kleiner Ausländer / xiao waiguoren" bezeichnet wird (wohl wegen des braunen Haares, obwohl er ja ebenso Taiwaner wie Deutscher ist). Da sind die Taiwaner oft neugierig, machen öfter mal Fotos und bewundern Junior als "hao ke ai"/ach wie niedlich. Nur die Herren seien sehr unfreundlich gewesen, sagte meine Frau. Hatte meine Frau auch eine Dosis des Anti-Johnny-Weißbrot-Klimas auf Taiwans Straßen mitbekommen, das ich damals im Fahrwasser des "britischen Todesfahrer"-Skandals zu spüren glaubte? Taiwan ist eigentlich gastfreundlich gerade "weißen" Ausländern gegenüber. Nur im Fahrwasser großer Presseberichte gegen einzelne (echte oder aufgebauschte) Skandalnudeln eben mal kurzzeitig nicht.

Vielleicht war aber auch alles nur ein Missverständnis in schmalen Gassen. Ich jedenfalls kam zu spät, meine Frau hatte schon Zuflucht in einem Privathaus gefunden. So blieb es mir erspart, einen der drei Herren am Fußgelenk in der Luft kreisen lassen zu müssen, um die anderen beiden im Schach zu halten. Oder irgendwie so.

Nett jedenfalls die Altstadt von Lukang. Meine Frau sprach das so völlig anders aus, dass ich mir mit dem Ortsnamen nicht sicher bin, aber "Lukang" war jedenfalls in lateinischen Lettern auf einem Touristenhinweisschild zu lesen.

...

...
...

Man denkt, vor ein paar Jahrhunderten hätte so ein Hauseingang ganz genauso ausgesehen. Sans die Mopeds.

Tomaten und Erdbeeren in Zuckerguss.

...
Laut einschlägiger Literatur soll ja eine Methode zur Zeitreise sein, eine Stelle, die sich über die Jahrhunderte kaum verändert, längere Zeit zu fixieren und sich in die Vergangenheit hinein zu denken. Also schnell wieder weg-geguckt bei so unheimlich alten Hauseingängen.

 Welcher rotäugige Gott wird hier in diesem Tempel verehrt?

...

Die leckeren Essensauslagen versetzten jedenfalls meine Frau in Entzücken an den zahlreichen Ständen.

Das ... äh.... Gemüsestrangzeug links im Bild war jedenfalls "famous", die Familie hatte es schon in einer Fernsehshow in Taiwan vorgestellt, wie das Foto verdeutlicht. Links in Blau das ist nicht etwa ein TV-Star sondern die Tochter des Hauses. Das mit dem Showstarjob könnte sie aber sicher auch noch gleich mit erledigen, so fotogen wie sie auf dem Bild wirkt. Wer solche grauen Gemüsestränge verknödeln kann, der kann alles.

Buntes Gebäck, in Taiwan ja manchmal mit Fleisch oder ungewürztem Eigelb gefüllt, ganz nach Schiwegermutters Geschmack und für sie gleich mitgenommen.

Bilder aus dem Tempel im Hintergrund demnächst, da hat meine Frau schnell die lokalen Gottheiten um ihren Beistand gebeten. Und Sie können Lukang ruhig besuchen, Taiwan ist wie gesagt friedlich und gastfreundlich, sicher war auch alles nur ein Missverständnis in dunklen Gassen unter den Augen des rotäugigen Gotttes ;-)

Fototechnisch: Sony Alpha 850 und Tokina AF 2.8-4.5/28-70mm, letzteres ein kleines und leichtes Kompromissobjektiv, das gut ist, wenn man sich mit einer Hand um Junior kümmern muss.

 ***

Edit: Hier noch ein paar nachgereichte Bilder:


 ... und iranische Trank-Spezialitäten, wenn auch leider gerade nicht lieferbar, als wir danach fragten.

Montag, Mai 19, 2014

Deine Leber, deine Nieren, deine Gallenblase, deine Schilddrüse....

Jährliche Gesundheitesuntersuchung nach taiwanischem Arbeitsrecht 

Angestellte in Taiwan müssen zumindest in größeren Unternehmen nach dem Arbeitsrecht alle zwei Jahre einen Gesundheitscheck über sich ergehen lassen, u.a. mit Blutprobe und Röntgen und "Echolot" am Körper. Vor 2 Jahren (ist es schon wieder so lange her?) hatte das zu einer Ankündigung von in 2-3 Jahren drohenden schröcklichen Konsequenzen seitens der den Test überreichenden Krankenschwester geführt, ein Stockwerk über mir.
Seither esse weniger Fleisch und Fett und auch weniger Süßes. Von 13 ursprünglich abgenommenen Kilos sind zwar 3 wieder drauf diffundiert, aber dauerhaft bin ich jetzt 10kg unter meinem alten Wert. Und ich nehme selten den Lift in den 6. Stock ins Büro, um das Jogging um den mopedzugeräucherten Block zu vermeiden. Immerhin wurde mir völlige Genesung von der noch nicht eingetretenen Krankheit in Aussicht gestellt.

 Nicht meine Gallenblase, sondern ein Kugeleis, hier in einem italienischem Restaurant in Deutschland

Was nun der diesjährige Report zu vermelden haben wird, weiß ich noch nicht, jedenfalls sagte eben der Doc nach dem Ultraschall der inneren Organe den interessanten Halbsatz:

"Deine Leber, deine Nieren, diene Gallenblase und deine Schilddrüsen scheinen diesmal..." und machte eine lange Kunstpause. "Jetzt", so dachte ich, ist es recht wichtig wie der Satz zu Ende geht! Die Aufsummierung wichtiger Orange ließ mir jetzt wenig Ausweg. Hätte man eine verdaddelte Gallenblase oder eine wohllebende Leber, eine nicht niet- und nagelfeste Niere noch akzeptiert so vor dem Frühstück, war es die Aufsummierung die die Sache kritisch machte. Fehlten nur noch Herz und Hirn in der Aufzählung. Der Doc hatte mich rhetorisch mit einem Dynamitpacken verdrahtet, so wie Jerry den Kater Tom (wenn ich das richtig rum habe) im Cartoon und hatte den Finger über dem semantischen Zünder!

... in Ordnung zu sein, sagte er. Also hat meine Gesundsheitstour etwas gebracht, denn beim letzten Mal gab es da Kritik. Aber bange warte ich nun die Endauswertung ab und verabschiede mich schon mal von Süßem und über eine Untertasse hinausgehende Portionen. Bestimmt finden die wieder irgendwas.

Interessant dabei ist, dass man als Arbeitnehmer das kein Mitspracherecht hat. Ich vermute auch der Arbeitgeber kriegt die Unterlagen zu sehen. Der transparente Angestellte, hier im wahrsten Sinne des Wortes. Aber in Zeiten des Internets durchaus ein gewohnter Zustand.

++++++++++++++++++++++++++
Und etwas aus der Rubrik nervige Stolpersteine für Auslandsdeutsche aus der Heimat: Meine Zweitkreditkarte von der Volovisbank, die auf mein deutsches Konto geht, war mal eine Kostenloskarte vom Karstadt, ideal für den Auslandsdeutschen, der nicht so viele Gebühren auf dem nicht mehr regelmäßig mit Gehaltszahlung bedienten deutschen Konto haben will. Doch nun hat die Valovisbank schon seit einem Jahr oder dergleichen die Karstadtkarte übernommen, will jedoch nun nach offenbar geändertem Geldwäschegesetz einen Ausweis von mir sehen über das Postident-Verfahren, das man in deutschen Postfilialen durchführt. "Kein Problem", dachte ich, gehe ich halt zur deutschen Vertretung. Die allerdings darf seit 2010 kein Postidentverfahren mehr durchführen (http://www.tarifometer24.com/allgemeines/botschaften-duerfen-legitimation/17336/). Oder jedenfalls offizielle Botschaften dürfen das nicht mehr, um die Geldwäsche einzuschränken. Klar, wenn ich im Heimaturlaub oder bei Internetbestellungen bei deutsche Karte nicht mehr nutzen kann, ist das sicher ein großer Sieg für die "Geldwäsche-Bekämpfung". Drogenkartelle in aller Welt zittern schon.



Freitag, Mai 16, 2014

Angriffe auf taiwanische Unternehmen in Vietnam (Update)

Taiwanischen Fabriken in Vietnam wird die Hölle heiß gemacht durch den Mob. Wegen der VR-China

Im Ausländerforum wurde es schon gemeldet, jetzt hat die Story auch die NZZ, die ich nach Erinnerung in den Kommentaren jetzt wirklich morgendlich lese: In Vietnam greift ein gewalttätiger Straßenmob vorwiegend taiwanische Fabriken an, obwohl auch andere nichtvietnamesische asiatische Fabriken und auch entsprechende Leute auf den Straßen gerade gefährlich leben. Grund sind die Angriffe von "zivilen" chinesischen Schiffen auf vietnamesische  Küstenwachschiffe in umstrittenen Seegebieten. Die Vietnamesen setzten dabei offenbar Chinesen und Taiwaner gleich, selbst die NZZ schreibt von "Chinesen" die in einer taiwanischen Fabrik angegriffen worden wären. Sind damit wirklich Chinesen gemeint oder eben Taiwaner?
http://www.nzz.ch/aktuell/international/auslandnachrichten/alles-unter-kontrolle-1.18303269

Andererseits ist natürlich Taiwans offizieller Staatsname "Republik China" und unser prochinesischer Präsident hier in Taiwan betont immer, Taiwan sei eine Region Chinas (wie auch das "Festland" Chinas), womit er freilich China eher als Nation und nicht als volksrepublikanischen Staat meint.
Warum werden gerade taiwanische Unternehmen angegriffen? Vielleicht ist es ein staatlich gesteuertes Ventil, irgendwas antichinesisches zu machen ohne China selbst zu treffen?

UPDATE: Offenbar beschäftigen manche taiwanische Fabriken in Vietnam auch chinesische Angestellte, die sie von in China stillgelegten Fabriken mitgebracht haben. Die chinesischen Arbeiter und Angestellte sind billiger als die taiwanischen. So verschwimmen natürlich die Grenzen im wahrsten Sinne des Wortes (Info freilich nur Hörensagen aus dem Ausländerforum).

Mittwoch, Mai 14, 2014

Ölhuhn

Die mysteriöse Krankheit eines Kollegen

Taiwaner verbringen viel Zeit im Büro, so viel Zeit, dass mancher Deutscher in gewerkschaftlich kontrolliertem Hause in der Zwischenzeit schon nach Hause gegangen und wiedergekommen ist. Im Extremfall jedenfalls. Aber wir taiwanischen Arbeitnehmer lieben unsere Firma und es macht uns nur eines glücklich hier am östlichen Tellerrand der Weltscheibe, nämlich wenn der Taiwandollar mit dem "formosen" Exdiktator Chiang Kai Shek auf dem 10 Dollarstück rollt und rollt.

So dachten dann auch alle, ein plötzlich über Brustschmerzen klagender sehr netter Kollege habe sich durch freiwillige Zusatzarbeit zu sehr die Gesundheit ruiniert, da sein Arzt in der Tat ein drohendes Herzproblem diagnostizierte. Allerdings erwähnte meine Frau sofort, der Kollege sei bekannt dafür, täglich frittiertes Huhn zu bestellen. Es gibt nämlich hier in der Firma täglich oder fast täglich Sammelbestellungen und da bestellen sich die Kollegen gerne so ein großes frittiertes Hühnerteil, schmeckt gut mit lockerer Fritteusenkruste drauf, dazu vielleicht noch frittierte Süßkartoffeln oder eine andere frittierte Leckerei. Ich selbst bin da vielleicht alle zwei Wochen mal dabei, aber der Kollege eben fast täglich.

Nicht von "Kentucky schreit F...." oder wie die US-Kette heißt, die es auch hier in Taiwan gibt, aber von einer lokalen Massenhühnerfrittieranstalt. Tatsächlich kam jetzt die endgültige Diagnose des Arztes: Das Blut des Kollegen ist so voller Öl, dass die Pumpe Probleme bekommen hat, ihren Dienst zu verrichten. Auf Öliges und Fettes verzichten, insbesondere Fleisch, dann ist eine völlige Genesung sicher.

Der nette Kollege wird jetzt erst mal ein paar Wochen Sabbatical nehmen und sicher unter den strengen Augen von Frau und Mutter vom gebackenen Huhn Abstand nehmen, denn wir alle sind nicht bereit ihn an die große Legebatterie im Himmel zu verlieren.

EDIT: Der Kollege ist übrigens schlank! Auch auch wenig zu essen hilft wohl nicht, wenn täglich schwer verdauliches Frittieröl dabei ist.


Montag, Mai 12, 2014

Persönliche Perzeption Politischer Petitiessen, rohe Molussken

Verwurstetes Familiendinner

Wenn ich so an vieles linksliberale deutsche Feedback im Blog denke, dann geht es mir manchmal so, dass ich meine tagtäglichen Handlungen dann und wann daraufhin prüfe, was jetzt wohl wieder die geneigte Leserschaft von diesem oder jenem halten würde. Etwa heute Morgen, als mir zum dritten Mal hintereinander von Spiegel.de eine mir gänzlich unbekannte Frau mit Bart in Großaufnahme präsentiert wurde. So als ob "Conquita Wurst" das Wichtigste am Morgen in Deutschland sei und das drei Tage hintereinander. Ich meine, es ist ja auch eine Frage der Perzeption. Dieses Wort habe ich glaube ich das letzte mal im Biologie-Prüfungskurs auf dem Gymnasium benutzt, nebenbei bemerkt. Von Wegen Aufbau des Auges und Zapfen. Wobei es nur ein kurzer Weg vom Zapfen zur Wurst ist und ich habe wirklich nichts gegen Transvestiten, andere geschlechtlich schwer zuordenbare Leute, singende Tranvestiten (gut, da habe ich das selbe wie gegen singende andere Leute: notfalls Ohrstöpsel) und gegen Paradiesvögel, Lebenskünstler oder Gesamtkunstwerke, aber der Anblick einer Frau mit Bart ist eben nichts, was ich drei Tage hintereinander sehen möchte beim Frühstück und - wie gesagt eben die Perzeption. Da erzeugt mir Spiegel.de immer so ein völlig linksliberal-politisch-überkorrekt verzerrtes Deutschlandbild. Weil ich ja Deutschland meistens nur noch aus dem Internet und da eben durch Spiegel.de kenne. Da stehen dann Themen im Vordergrund und vor allen Dingen Meinungen, die so gewichtig gar nicht sind, wie sie der Spiegel darstellt. Beispielsweise war ich neulich wirklich erstaunt, dass mein jüngst gekaufter Volvo SUV sich auch in Deutschland ausgesprochener Beliebtheit erfreut. Mein Modell ist der meistgekaufte Volvo im Lande und sogar der Nachbar an der Ecke bei meinen Eltern hat so ein Ding, wie ich beim letzten Heimaturlaub sah. Dabei erzeugt Spiegel.de bei mir immer den Eindruck, die Deutschen würden nur noch Einliter-Dreizylinder (besser als andersrum!) fahren mit extra hinten dran geschnalltem Feinstaubfilter. Und jetzt ist das Bartbild der sonst hübschen Dame oder wie auch immer eben von Adblock geblockt, zwei Tage angucken reicht mir einfach.

Jetzt höre ich schon wieder die politisch korrekten deutschen Leser aufjaulen. Über Conquita Wurst meckern und dann noch einen Volvo SUV fahren, pfui deibel. Eigentlich sollte diese Eingangs-Polit-Unkorrektheit aber nur von der wesentlich größeren ablenken, die ich schon wieder begangen habe. Gestern Muttertagsfestessen zu Ehren von Schwiegermutter bezahlt vom unternehmerischen Schwager, in einem Lokal mit "Sehzuan-Hakka-Cuisine", gleich neben Wendels deutschem Lokal in NeiHu. Da gab es massenhaft rohe Molluskeln, Fisch und Tintenfisch (beides auch oft roh) und mir fiel wohl das Fehlen des sonst immer dazu bestellten "ausländerkompatiblen" Essens auf. Eine Fortführung eben des Essenwegdrehens mit dem Drehtisch beim letzten Familienessen (http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/04/zuneigungsbarometer.html). So saß ich da nichtsdestotrotz quietschvergnügt und fütterte Junior mit gekochtem oder gedünsteten Seafood und gab mir Mühe Fröhlichkeit zu verbreiten. Denn wenn man gesund und fröhlich ist, ärgern sich die Leute erfahrungsgemäß immer am meisten. Außerdem saß ich da mit einem leckeren Oliven-Fladenbrot von Herrn Wendel nebenan und ein paar Quarkküchlein. Ist ja nicht so, dass der Herr Wendel und seine Brottheke aus der Welt liegt. Sehr politisch unkorrekt, ich weiß. Aber hier am östlichen Rande der Weltscheibe ist man als "Expat" eben auch seine eigene sozioökonomische Entität, wenn Sie wissen was ich meine. Und die schlägt eben auch manchmal fast schon asiatisch subitl zurück. Etwa als ich das ausländerkompatible leckere Rindfleisch in Scheiben durch hastige Drehung des Drehtisches erhaschte, mir ausgesprochen viel davon aufgabelte und dann... demonstrativ den ganzen Batzen bei meinem dicken Neffen nebenan auf dem Teller ablud und sagte "chi1, chi1", will sagen "iss, iss". Eine von meiner Frau angeregte Heimzahlung des Vorkommnisses beim letzten Familiendinner, wo mir das für Junior bestimmte Brötchen wieder durch die Frau des Gastgebers entzogen wurde um es demonstrativ eben diesem Neffen zu geben. Na, den Kleinen hat die "Heimzahlung" gefreut.

P.S: Aber da hat sich Schwiegermutter etwas neues einfallen lassen. Sie bedankt sich neuerdings bei mir, wenn ich bei ihr Besorgungen abliefere und lächelt dabei sogar. Anstatt wie früher stumm durch mich hindurch zu gucken. "Der Asiate" ist einem bei solch einem sozialkulinarischem Krieg doch überlegen und lässt sich immer wieder was neues einfallen... ;-)

Freitag, Mai 09, 2014

Wie schaffen sie das nur...

In Ludigels Wohngegend ist der Verkehrsraum knapp. Doch wie schaffen die es hier überhaupt, ihre Autos reinzukriegen?

In meinem Viertel ist der Verkehrsraum knapp und die schmalen Gassen sind mit oft beidseitig geparkten Autos noch weiter verschmältert. Auf den bürgersteiglosen Gassen muss man sich vor oft unverhältnismäßig schnell fahrenden PKWs, LKWs und auch Motorrollern hüten, wie das eben so ist. Kinder lässt man als verantwortungsbewusste Eltern deswegen nicht allein herum laufen. Manche Eltern machen das trotzdem und ich kriege beim Zusehen immer wieder Zustände, wenn Kinder mit ihrem Dreirad aus Einfahrten oder Fußwegen zwischen geparkten Autos auf die Fahrbahn rollen und mit 50 - 60 Sachen dann Autos anrollen.

Doch in dieser Gasse hier herrscht kaum Verkehr, schließlich ist sie so schmal, dass man mit Autos kaum durchfahren kann. Ich frage mich immer wieder, wie kriegen die Anwohner da ihre Autos bloß rein?

Mit meinem Volvo hätte ich jedenfalls Angst, da stecken zu bleiben, vor allen wegen den Mopeds. Oder einen aus einem Hauseingang kommenden Fußgänger zu überfahren. Auch eine Seitengasse rechts hinter dem silbernen Toyota ist sogar noch schmaler, so dass man da wirklich kein Auto rein kriegt. Linker Hand von mir, nicht im Bild, hat jemand sogar einen dicken BMW X5, einen SUV also, den er wohl immer in Millimeterarbeit in seinen allerdings ausnahmsweise mal zwei PKW-Breiten weiten Hof hinein steuert und auch irgendwie wieder raus kriegt. Aber die Liebe zum Auto und wenig Parkraum lassen die Leute ware Kunststücke vollbringen. Oben sieht man eine alte schwarze S-Klasse, die unserem Apotheker gehört, der da seinen Parkplatz hat am Kopf der Straße, in den er bequem von der lokalen Hauptstraße einfahren kann. Nur wenn er da gerade nicht parkt und auch der kleine blaue Lieferwagen der Garküche oben an der Ecke da nicht parkt, kann man da wohl bequem ein- und ausfahren. Vielleicht sprechen sich die Leute auch ab, etwa damit der Taxifahrer da seinen Toyota Wish raus kriegt (orangegelb).

Biegt man oben links in die Hauptstraße ein, ist man übrigens sofort an der Ecke, wo neulich ein früher immer mal durch unser Viertel rasender Skoda Yeti eine ältere Dame überfahren hatte, Unfallbild siehe hier: http://osttellerrand.blogspot.de/2014/04/no-country-for-pedestrians.html.

Ginge ich vom Foto aus gesehen etwas rückwärts, stünde ich da, wo ich nach links und rechts gewendet diese beiden Aufnahmen gemacht habe: http://osttellerrand.blogspot.de/2014/05/my-little-peace-of-heaven.html und http://osttellerrand.blogspot.de/2014/05/wendepunkt.html.
Auch auf den Fotos fällt ins Auge, welch außerordentlichen Verkehrsraum die Autos der Leute in Anpruch nehmen parkenderweise (das Fisheye hat bei den Nachtaufnahmen unter den Links die schmale Gasse deutlich verbreitert in den Bildern).Auch ich bin natürlich nicht viel anders, denn auch mein Volvo quält sich da durch die engen Gassen, allerdings in vergleichsweise langsamer Fahrt und er parkt auf einem ordentlichen Mietparkplatz. Bei irgendwie vernünftiger Stadtplanung müsste da eigentlich ein Bürgersteig sein statt eines Parkstreifens für die Autos der Nachbarschaft. Aber hier muss ich wirklichs sagen, dass ich für die Stadtplanung - oder was die Taiwaner dafür halten, nicht zuständig bin.



 Von Kindesbeinen an faszinieren Autos. Gruseligerweise kommt gleich nach  der Serie mit dem Rummelauto auf meiner Speicherkarte das Unfallfoto mit der alten Dame und dem Skoda. Als solle die Abfolge vor den Verlockungen der Automobile warnen

Ein Auto stellt, wenn man wie ich vor dem Stau in die Firma und nach dem Stau aus der Firma rollt, doch ein Stück Bequemlichkeit da, da nehme ich mich nicht aus - die Stadtbahn zur Firma ist ja erst in Bau, was noch Jahre dauern wird. Aber sich für sein Auto zu rechtfertigen, wie ich es gerade tue, ist auch wieder typisch deutsch, einem Taiwaner käme das nie in den Sinn.

Mittwoch, Mai 07, 2014

Wendepunkt

Einmal um die Achse gedreht um 180 Grad...

nach dem Aufnehmen des vorherigen Bildes (http://osttellerrand.blogspot.de/2014/05/my-little-peace-of-heaven.html) ... ergibt sich folgendes Bild:

Wieder mit dem Sigma 15mm - Fisheye mit seinem 180-Grad-Bildwinkel auf dem Einbeinstativ.
Der Kettenhund an einem der Häuser hat schon längst aufgegeben, mich bei meinen spätabendlichen Fotosessions anzubellen, ich muss ihm endlich mal eine Wurst mitbringen.


Hinweis: Wer eine handelsübliche DSLR mit APS-C-Format-Fotosensor hat, der benötigt ein 10mm-Fisheye um einen 180-Grad-Bildwinkel zu erzielen.

Dienstag, Mai 06, 2014

Niedlicher Englisch-Teacher des Monats

Ist es noch zu früh den Englischlehrer des Monats zu wählen? Hier ist mein Favorit.

John kommt aus Australien, ist zwischen 20 und 30 und ehemaliger Englischlehrer. Vor 8 Monaten gefeuert worden und lebt seitdem illegal in Taiwan. Betrunken ist er mit einem jungen Studentenpaar zusammengestoßen und anstatt "sorry" oder "debbe-sheeeee *hicks* "  zu sagen, stieß er den jungen Taiwaner herum und drohte, er habe eine Schusswaffe. Das endet mit Festnahme und dümmlichen Fotos zwischen zwei Polizisten. Die einheimischen Xiaojies finden ihn sicherlich trotzdem "niedlich" im auf Niedlichkeit versessenen Taiwan.

http://news.tvbs.com.tw/entry/529963

Als Langzeitresidenter guckt man immer etwas besorgt auf die Taten der jungen wilden Männer aus englischsprachigen Ländern, die in Taiwan eine spannende Zeit mit Xiaojies (einheimischen jungen Damen) und viel Alkohol haben wollen, tendieren doch diejenigen Taiwaner, die den "Apple Daily" (Taiwans Bildzeitung) lesen dazu, das Verhalten solcher über die Stränge schlagender junger westlicher Herren gleich auf alle ähnlich aussehenden westlichen Herren zu übertragen. So ein Minivorfall löst da allerdings noch nichts aus. In all den Jahren hier seit 2004 hatte ich mehrere Fälle, in denen ich in unserem Wohnviertel von Passanten angemault wurde im Vorbeigehen ohne Anlass, jedes Mal allerdings im Fahrwasser eines in der Presse groß aufgehängten "Ausländerskandals", der offenkundig das Image der westlichen Herren im Lande kurzzeitig beschädigt hatte. Einmal vor ein paar Jahren der Fall eines jungen Frankokanadiers in den 20ern, der Taiwans Schickeria mit weichen Drogen beliefert hatte, die ihm in Büchern versteckt zugeschickt worden waren. Die Taiwanpresse hatte tagelang Berichte drüber und stellte es so dar, als habe der als Englischlehrer arbeitende junge Mann seine Schüler mit dem Zeug beliefert, was natürlich Unsinn war. Die Berichterstattung hatte ein bisschen anti-Westler-Stimmung ausgelöst und ich fragte mich, was ich mit dem Zeug eines jungen Frankokanadiers zu tun haben soll. Außer, dass wir beide wissen, wer Celine Dion ist.

Wieder so war es kürzlich bei der hexenjagdhaften Mega-Berichterstattung wegen des "Britischen Todesfahrers" Z.D., der zu einer Haftstrafe verurteilt wurde in einem in der Ausländerszene durchaus umstrittenen Verfahren und später nach Schottland geflohen ist, wo er mittlerweile auf Initiative Taiwans (streng genommen: der Regierung der Republik China aka Taiwan) wegen Fluchtgefahr im Gefängnis einsitzt und ein Gericht langwierig über seine Auslieferung entscheidet (letzter Bericht: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/03/britischer-todesfahrer-expat-update.html). Da wurde ich öfter mal meist von älteren Leuten auf der Straße mit unverständlichem Gebrabbele belästigt bis hin zum Blockieren des Weges, den ich nehmen wollte. Wieder fragte ich mich, was ich mit dem Zeug des Pakistani Z.D., der einen britischen Pass hat, zu tun haben solle.

Aber wie gesagt, so ein Standardfall von sich daneben benehmenden jungen Männern in betrunkenen Zustand, die alle paar Monate mal die Klamotten im Kiosksupermarkt oder auf der Straße fallen lassen und betrunken und nackert durch die Gegend rennen, ist natürlich harmlos. Mein Alptraum ist, dass hier irgendwann mal jemand etwas richtig Grausiges veranstaltet - dann wäre das Klima sicher um Längen schlimmer als bei Z.D. Eigenartigerweise nehmen die Taiwaner die immer mal wieder auffliegenden Drogenimporte des "Weißen Mannes" (zuletzt hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/04/festgenommen-wegen-drogenschmuggels-was.html) nach Taiwan nicht übel [Edit: in Sachen Klima auf der Straße]**..

Im Allgemeinen sind die Taiwaner also geduldig und höflich, auch in Garageneinfahrten* besteht wohl keine Gefahr im schusswaffenlosen Taiwan.


* Das sind diese Referenzen im Blog, die man nach ein paar Jahren nicht mehr versteht.
** Die Gerichte und Zöllner nehmen das allerdings schon "übel", nicht dass hier Missverständnisse aufkommen.

My little peace of heaven

Foto von einem Rundgang mit dem neuen Einbeinstativ

Immer wieder mache ich in der Nähe meiner Wohnung Aufnahmen, bislang gerne im Dunkeln aus freier Hand. So kann man den evtl. in den engen Gassen verblüffend schnell heranrasenden Motorrollern ausweichen und hat eben auch Flexibilität. Nur bleibt die Tiefenschärfe  dabei weitestgehend auf der Strecke. Ein Tipp in einem Fotobuch (dem zu meiner Kamera*) war daher die Anschaffung eines Einbeinstativs, das fast die Sicherheit eines üblichen Dreibeinstativs erlaubt, trotzdem aber nicht so viel Aufwand ist beim Aufstellen und Transport. In der Tat ist die Qualität der Bilder deutlich verbessert.

Dies Bild ist mit dem Sigma Fisheye namens EX DG 2.8/15mm aufgenommen, das also an meiner Sony Fullframe-Kamera wirklich wie ein 15mm-Objektiv bei Kleinbild wirkt. "Fullframe" bedeutet ja, dass der Fotosensor der Kamera die Größe vom klassischen Kleinbildnegativ hat. Der "Teleeffekt" (Crop-Effekt) wegen des kleineren Bildsensors einer handelsüblichen (APS-C formatigen) DSLR entfällt also.
Man stieht die starken Verzeichnungen, die so ein Objektiv mit 180-Grad-Bildwinkel auslöst, andererseits bringt das Objektiv Dinge zusammen ins Bild, die sonst schwerlich einzufangen wären. Manipuliert habe ich nur ein bisschen Kontrast und Farbsättigung (minimal) und den völlig im Dunkeln liegenden Toyota rechts aufgehellt. So ergibt sich ein kleiner anheimelnder Mikrokosmos. Motivation solcher Bilder ist, das heimatliche Wohnviertel meiner Taiwanfamilie (heute noch Schwiegermutter, Frau, Junior und meine Wenigkeit) "mit den Augen meiner Frau" zu sehen, die es als anheimelnd und gemütlich empfindet. Hingegen empfand ich die grauen Wohnblöcke meist als deprimierend und öde. Des Nachts jedoch lässt Kunstlicht die Aufnahmen farbenfroher wirken und golden wirkendes Licht erzeugt ein heimeliges Gefühl auf den Fotos, welches meine Taiwanfamilie wohl auch tagsüber in den engen grauen Gassen empfindet. Enge Gassen, die das Fisheye natürlich erweitert. Ich werde wohl die Aufnahme noch mal mit einem 19mm-Objektiv versuchen, das vielleicht einen ähnlichen Effekt ohne so starke Verzerrungen erzielt.

Sonst könnte man sicher Verzerrungen herausrechnen. Mein Photoshop hat jedenfalls kein Profil für dieses Objektiv und das "Borgen" anderer 15/16mm-Objektivprofile brachte auch nichts. Manuelles Entzerren lässt auch immer irgend etwas schief werden. Man kann sich im Leben doch nicht alles so hinbiegen, wie man es gerne hätte ;-)

*Sollte man lesen. Erst nach mehreren Jahren habe ich "das Buch zur Kamera" erstanden (in meinem Fall ist es die Sony Alpha 850) und war verblüfft, wie viele Einstellungen die DSLR hat. Der Trend zur Fünft- und Sechstbelegung der Drehschalter und Knöppe hält an!

Montag, Mai 05, 2014

Saturday bei Friday's

Entspanntes Dinner mit taiwanisch-philippinisch-deutscher Familienfraktion im US-Fastfood-Lokal

"Friday's" ist eine US-Kette, die in Bar- oder Restaurantumgebung ungesunden, fleischigen Fastfood serviert. Scheckt also nicht schlecht dort. Bei uns in der Nähe sind sie im Miranmar-Einkaufszentrum in NeiHu zu finden, dem großen Ding mit Riesenrad dran. Mein philippinischer Schwager ist ja leider schon wieder abgereist, aber seine Frau, die zweite Tochter meiner Taiwanfamilie und ihr Sohn weilten noch im Lande. Erstaunlich, wie angenehm Abendessen sein kann, wenn nicht die "Erste Tochter" des Hauses und Schwiegermutter dabei sind - mir fiel der Kontrast zum letzten Familiendinner im "Bird Wo Wo" auf, wo zwar das Essen Feinschmeckerqualität hatte, aber durch die soziale Interaktion mit meiner Taiwanfamilie das Essen eher anstrengend war. Angenehm überrascht bin ich in der letzten Zeit durch den Umgang mit der seit einigen Jahren auf den Philippinen lebenden "Zweiten Tochter" der Familie, die mich viel anlächelt und öfter mal einen Schwank parat hat, um zu mir Gemeinsamkeiten bzgl. des Expatlebens in unseren jeweiligen Wahlländern festzustellen. Was für ein Kontrast zu früher, als sie noch in Taipei lebte und mir mit stenger Miene Monologe hielt, wie sehr die "chinesische Kultur" in Taipei der meinigen überlegen sei und wie sehr ich mich daher nach den hiesigen Geflogenheiten richten müsse. Damals setzte ich sie auf die Ignorierliste und hörte ihr schlichtweg nach den ersten Worten nicht mehr zu. Interessant wie heilsam in dieser Hinsicht das Expatleben auf den Philippinen war - wo sie übrigens mit einer Bubble-Tea-Kette eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist.

Eine der Gondeln des Riesenrads auf dem Dach des Miranmar-Einkaufszentrums, hier allerdings vom monglischen Restaurant aus aufgenommen*

So hatten wir ein nettes Abendessen mit allerlei ungesundem Zeug, u.a. dicken Rippchen mit schwerer süßer Grillsauce und Junior amüsierte sich mit den Gratis-Buntstiften, auch wenn er die Käsenudeln zu schwer und klebrig zum Verzehr fand. Die Frage der zweiten Tochter, warum Junior immer im Pyjama herum liefe, konnte ich ihr nicht wirklich beantworten, erklärte ihr aber, sie würde diesbezügliche Bedenken mit einer Blogleserin teilen, was ihr wiederum ein entzückendes Stirnrunzeln entlockte. Mehr gemurmelt war meine Entgegnung, wir würden ihm mit 18 einen Bademantel kaufen, schon ahnend, dass meine Referenz an den "42"-Zyklus von Douglas Adams hier nicht auf fruchtbaren Boden fallen würde. Immerhin hatte Junior eine Holzfällerweste zum Teddy-Pyjama an. Ich denke, das könnte ein Modetrend werden.

Merkwürdig der andere Ausländer, der mich die ganze Zeit unfreundlich am Eingang zum Friday's musterte. Während seine und meine Gruppe auf Platzierung warteten (man muss vorbestellen), fiel mir auf, dass er mich unentwegt anstarrte und nur widerwillig nach längerer Zeit damit aufhörte. Ich kannte den Mann absolut nicht, aber Zufallsbegegnungen mit anderen westlichen Ausländern in Taipei haben oft etwas merkwürdiges. Was mag der Anlass für seinen kritischen, ja richtig gehend unfreundlichen Blick gewesen sein? Er war ja sogar vor mir dran. Möglicherweise wieder dieses Phänomen, das mal jemand im Ausländerforum als eine Art Indina-Jones-Syndrom bezeichnete. Wir als Expats sind alle Hauptdarsteller in unserem eigenen Kopfkino, wo wir eine Art schlapphuttragender Held sind, der supercool in lebensfeindlicher Dschungelumgebung überlebt. Einsamer Hort der Zivilisation auf weiter Flur im exotischen Land. Und ein anderer Ausländer versaut da einfach das persönliche Drehbuch, so erklärte es der andere Ausländer im Forum. Wie dem auch sei, für solchen Unsinn bin ich zu lange hier und konnte diesen Gedankengang nie so ganz nachvollziehen, gibt es hier doch keine Tiger und Mayatempel, sondern nur Toyotas und viele Schlichtwohnblocks. Aber irgendwie so wird es wohl sein. Der andere Herr war etwa gleichalt mit mir und hatte offenbar auch Frau und "gemischtes Kind", gab also eigentlich für ihn nichts zu klagen.Wir ähnelten uns also bis aufs Haar sozusagen. Gut, das graue Haupthaar müsste er sich färben lassen, um wie ich auszusehen (nein, meins ist nicht gefärbt). Und wenn er schon mal dabei ist, könnte er diese schlichte schwarze Stoffjacke gegen ein Jackett tauschen, das graue T-Shirt vielleicht gegen ein taubenblaues Oberhemd - und bitte mit passendem Einstecktuch. Und etwa 15 kg abnehmen. Andererseits, wenn er das alles tun würde, würde ich mich beim nächsten Mal sicherlich erschrecken, wenn ich ihn sähe ;-)

Immerhin hatte er vermutlich keine Flecken im Oberhemd (auch wenn die vom Jackett verdeckt waren). Ich muss Junior noch beibringen, mein Oberhemd nicht als Serviette zu verwenden....

*fototechnische Notiz: Sony Alpha 850, Minolta AF 1,7/50mm, Freihand