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Freitag, August 30, 2013

Fast Geschäftsräume gehabt

Neue Episode in der Serie "Die Rente sichern - auf die FDP Art". Will sagen durch Betriebsgründung, statt sich auf staatliche Rentenkassen zu versichern. Ludigel und Frau versuchen sich als Unternehmer. 
Letzter Teil der großen Saga im Taiwanblog: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/08/ex-familienbetrieb-tratsch-und-klatsch.html 


Wie bereits berichtet, war ja der erste Test der Gründung eines Betriebes von Frau, mir und drei weiteren Investoren eine eigentlich gelungene Sache. Das Unternehmen, dessen genaue Natur aus Gründen der "Google-Transitivität" (das hat nichts mit Netzstrümpfen oder der Rocky Horror Picture Show zu tun) hier verschwiegen werden soll, hatte schwarze Zahlen geschrieben, allerdings nur ganz kleine und war am Ende von einer der Parteien in einer wilden Piratenaktion allein übernommen worden.

Frau und ich machen uns derweil an die Gründung einer neuen Filiale, wie das Anfang an geplant war. Diesmal soll der Geschäftsführer nicht gleichzeitig auch Teilhaber sein, um eine Wiederholung der Freibeuterei beim letzten Mal zu vermeiden. Schnell waren neue Geschäftsräume gefunden. Ein schon in unserem Geschäftsfeld existierender Betrieb hatte gut eingerichtete Büroräume nebst Werkstatt hinterlassen und schon vor einiger Zeit zu gemacht. "Wegen Streits der Betreiber" sagte die Dame, die uns herum führte. Alles sah so aus, als ob es gerade vor ein paar Tagen aus dem laufenden Betrieb heraus geschlossen worden war. Werkstoffe lagen herum und Preiskärtchen lagen im großen Verkaufsraum. Schnell fiel mir auf, dass auch dieser Betrieb das extrem niedrige Preisniveau des letzten Betriebes hatte. Kein so gutes Omen. Und vielleicht hatte der in einer eher billig wirkenden Gegend (will sagen recht nahe an meinem Wohnviertel ;-) gelegene Betrieb ja aus Kundenmangel zugemacht. Es gab einen großen ausgebauten Keller, der als zusätzliche Büro- und Verkaufsfläche eingerichtet worden war, allerdings nie genutzt worden ist und muffig roch und renovierungsbedürftig war. Die vielen leeren Kellerräume mit teuren Klimaanlagen versehen ließen mich daran denken, hier einzuziehen, wenn meine Wohnung im nächsten Jahr vertraglich ausläuft. So hätte ich dann eine neue feindliche Übernahme des Betriebes verhindern können, säbelschwingend aus dem Keller kommend, einen Dreispitz tragend und einen verräterischen Geschäftsführer mit dem Ruf "Avast Mi Harties!" (Piratenruf in Kinderfilmen) auf der Säbelspitze "über die Planke"schicken können. Wäre wirklich gegangen, das mit der Planke. Die Geschäftsräume waren über ein paar Treppenstufen zu erreichen, vor denen gleich die Toyotas brausten. Einen Bürgersteig gibt es ja bei uns in der Gegend meist nicht, so weit sind wir noch nicht in "5000 Jahren Kultur", die die Einheimischen immer mal wieder gerne in einem Nebensatz erwähnen.

Etwa hätte man die Toilettentür als Planke verwenden können und dann einen freibeuterischen Geschäftsführer mit verbundenen Augen in den Verkehr werfen können. Sorgfältige Planung ist wichtig bei unternehmerischen Abenteuern und so war von meiner Seite her alles schon vorbereitet. Ebay hätte sicher ein paar alte Säbel und Dreispitze gehabt; "für Nostalgiker, von Opa, der Seefahrer war".

So plante ich vor mich hin und bereitete meine neue Unternehmerphase vor. Da kam die Ernüchterung. "Gott hat nein gesagt zum Betrieb", verkündete meine Frau. Gemeint war in diesem Fall der Gott, den die zwei verhärmten alten Frauen im Garagentempel anbeten und interpretieren, den meine Schwiegermutter regelmäßig mit dicken Geldbündeln in der Tasche aufsucht. Also nicht der allmächtige Herrscher des Universums (männlich), mit dem Sie vermutlich vertraut sind. "Warum hat der Gott das gesagt?" fragte ich meine Frau. "Zu abgelegene Straße, zu wenig Verkehr", antwortete sie, das wiedergebend, was die beiden Tempelpriesterinnen gesagt hatten was die Göttin (jawohl, eine weibliche Gottheit!) gesagt habe.

Hmmm.... hat sie auch wieder Recht, die Göttin. Die im Tempel, nicht meine Frau. Die natürlich auch.

Mittwoch, August 28, 2013

Australischer de-facto Botschafter will Bürohund töten

Kein gutes Beispiel für den Umgang mit Hunden
Frischer Wind im Taiwanblog: Dreimal "Langnasentrouble" hintereinander


Westler in Taiwan haben oft die Nase hoch im Wind, wenn sie die Einheimischen über besseren Umgang mit Tieren belehren wollen. Etwa: Es ist keine gute Sache, seinen Hund mit Autoantennen zu schlagen, bis er freiwillig zum Straßenhund wird. Oder: Nein, der Hund ist nicht glücklich sein Leben an einer kurzen Kette zu verbringen. Oder: Muss man Hunde zum Winter in kleinen Käfigen mästen?

Beruhigend zu wissen, dass sich der ständige Vertreter Australiens in Taiwan da positiv abhebt. Er scheint sich nämlich nichts aus Hunden zu machen. Sein Vorgänger im Amt hatte nämlich einen Straßenhund gerettet und als Bürohund gehalten. Sein Nachfolger Kevin Magee hat dann kurzerhand seine philippinische Dienstmagd beauftragt, den Bürohund beim Tierarzt einschläfern zu lassen.

Der Tierarzt weigerte sich zunächst, willigte dann ein, nahm das Geld und bewahrte den Hund aber in seinem Garten auf. Der entkam, wurde eingefangen und jetzt will Mr. Magee den Tierarzt verklagen. Und Taipei hat einen netten Gesprächsstoff. Der mir persönlich bekannte englische Tierschützer Sean McCormack, der in Taipei eine Tierschutzorg betreibt, ist erfreulicherweise an der Sache dran.

Der unsympathisch guckende Mr. Magee sollte sich vor der Rache der buddhistischen Götter fürchten; vielleicht wird er im nächsten Leben ja Bürohund.

http://www.smh.com.au/world/australias-reputation-goes-to-the-dogs-20130826-2smc4.html

Montag, August 26, 2013

Betrunkener Ausländer vom Moped geschossen

Offenbar haben Polizisten in Taiwan einen westlichen Ausländer, der betrunken auf einem Moped (eines der hier üblichen Leichtmotorräder, die bis zu 85 km/h schnell werden) unterwegs war anhalten wollen und dieser hat versucht, sich durch Gas geben der Kontrolle zu entziehen. Daraufhin haben die Polizisten das Feuer eröffnet und ihn scheinbar in beide Beine getroffen. Schießkunst auf nächtlichen Straßen. Der Ausländer soll in der Englischlehrerszene hier in Taiwan sehr bekannt sein und es gibt eine Solidaritätsaktion auf Facebook, wie im Ausländerforum berichtet wird, gestartet von einem bekannten Betreiber eines Ausländerforums.
Bericht im Apple Daily, Taiwans Bildzeitung in der Onlineversion: http://www.appledaily.com.tw/animation/archive/index/20130819/35232109
20 Jahre soll der Getroffene schon im Lande sein. Da habe ich mit meinen knapp 10 ja noch etwas Zeit, bis ich sowas machen muss.

EDIT: Offenbar steht in dem verlinkten chinesischspr. Artikel, der Angeschossene habe versucht, einen Polizisten die Waffe abzunehmen.Oder aber er hat wenigstens mit dem Polizisten gerangelt, der ihn angehalten hat. Dann hat er versucht davon zu fahren und ist dabei angeschossen worden.

Donnerstag, August 22, 2013

Ausländer greifen Ausländer an in Taiwan

Jetzt stoße ich schon zum zweiten Mal auf eine Meldung, dass US-Amerikaner in Taiwan andere Ausländer angreifen, wobei die Nationalität der Angegriffenen dabei keinesfalls generalisierbar scheint. Aber was kann man bei zwei Fällen schon generalisieren.

Im ersten Fall hat sich ein indischer Student, der ihn Taiwan wohl Chinesisch studiert, im Ausländerforum gemeldet und angegeben, er habe bei einer Diskonacht kurz eine Pause in einer dunkles Gasse eingelegt und sei dann von mehreren US-Amerikanern im Heranwachsenenalter angegriffen worden. Offenbar kannte er einen der Angreifer persönlich, es ergab sich ein Dialog, bei dem es um einen anderen westlichen Ausländer aus der angelsächsischen Welt ging, der wegen Drogenvergehens verurteilt worden war in Taiwan. Der Inder postulierte nun offenbar, dass man ein Trottel sein müsse um in Ostasien mit Drogen herum zu machen und wurde daraufhin von einer Schar von US-Amerikanern (offenbar ein Diskogänger-Freundeskreis aus der US-Schule in Taipei) so heftig angegriffen, dass er sich beim Stürzen ein Handgelenk brach. Offenbar verfolgt die Polizei Taiwans den Fall sogar und der Inder konnte per Facebook-Freundeskreis eine Anzahl der Angreifer ermitteln, die ja alle untereinander vernetzt waren.
Ein anderes Forumsmitglied schrieb, es habe schon mehrere Angriffe von Schülern der US-Schule Taipei auf andere Ausländer gegeben, stets würde aber das US-Institut in Taiwan, die Quasibotschaft der USA also, die Söhne einflussreicher Familien vor weiteren Konsequenzen beschützen.

Heute stoße ich auf diesen Artikel http://www.taipeitimes.com/News/editorials/archives/2013/08/22/2003570269/2 in der Taipei Times, in dem ein Ausländer mit angelsächsischem Namen angibt, von einem US-Amerikaner "aus Georgia" (vermutlich ist das Opfer auch US-Amerikaner) tätlich angegriffen worden zu sein zusammen mit einem auch ausländischen Gesprächspartner, als sie nachts in einem Park eine Unterhaltung geführt hatten. Offenbar wohnt der Angreifer in einer nahe gelegenen Wohnung und fühlte sich wohl wegen der taiwantypisch nicht dicht schließenden Fenster durch die Unterhaltung gestört. Hier scheint nur eine Strafverfolgung im Rahmen einer kleinen Geldbuße wahrscheinlich zu sein.

Böswillig könnte man von einem "White Trash"-Milieu schreiben, das sich in Taiwan ansiedelt. Andererseits kann man auch einfach von enthemmten jungen Männern schreiben, die sich hier im friedlichen Taiwan als die Könige der Welt fühlen und im Gegensatz zu Daheim nicht befürchten müssen, dass ein Angegriffener eine Waffe zieht und sie nieder schießt. Wie es ja manchmal vorkommt, im große Lande des Englischlehrerreservoirs.
 

Horror-Schwelle und Krankenhaus

In taiwanischen Wohnungen und Häusern hat man immer wieder diese hohen Stolperschwellen in den Badezimmertüren und manchmal auch Küchentüren: Handhoch teilweise und gemauert und gefliest. Sollen dazu dienen, Überschwemmungen im Badezimmer nicht in die Restwohnung sickern zu lassen. Und weil viele taiwanische Badezimmer keine Wanne oder Duschkabine haben, sondern nur eine Handbrause, setzt man da schnell das Bad unter Wasser - es hat aber einen Abfluss und den Rest regelt die Stolperschwelle.



Hier ist die Badezimmertür geschlossen. Besonders tückisch ist das zum Stolpern wenn sie offen ist, weil man dann freien Blick auf das Ziel hat und oft zu schnell ins Bad eintreten will. Hier im Foto ist die Schwelle schon mit Gummistreifen gesichert, was bis gestern Abend nicht der Fall war. Unser Junior (knapp 2 Jahre alt) hat es nämlich fertig gebracht, nicht wie ich über die Schwelle zu stolpern sondern vor der Schwelle umzufallen. Und ist dann mit dem Kopf auf die harte Schwelle aufgeschlagen, als Schwiegermutter im Bad war und die Türe offen war. Das gab eine aufgeplatzte Stirn, blutete wie sonst was und Junior musste im Krankenhaus genäht werden - das Geschrei konnte ich bis vorne zum Eingang der Notaufnahme hören als ich mit Frau angerast kam, Abends zum 22 Uhr direkt aus dem Büro, wir sind halt Taiwaner (Schwiegermutter, die ihn betreut hatte, war mit ihm schon drin beim Nähen). Einen kleinen Schreck bekamen wir, als Junior beim Nähen plötzlich zwei dicke Blutklumpen hervor würgte. Allerdings erklärte Schwiegermutter gleich, er habe Blut geschluckt, da beruhigte sich auch der Arzt wieder, der sichtbar zusammengezuckt war, als Junior plötzlich Blut hervor würgte. Kennt man ja aus dem Western: Blut spucken ist eigentlich eine schlechte Idee.

Doch kaum war Junior genäht, hatte er alles vergessen und wollte schon wieder mit meinem Handy spielen, so als sei nichts gewesen. Wenn ich mir überlege, was da alles hätte passieren können...


***


Kuriose Randnotiz: Während ich in der Notaufnahme wartete, fiel mein Blick auf eine kleine Kammer, in der ein Polizist Papiere ausfüllte, sicher einen Unfallbericht. In der kleinen Kammer mit Besenkammercharakter sitzt er vorne über gebeugt über den kleinen Schreibtisch und über ihm prangen die Worte: "Voyage de la France" mit einem Pfeil nach rechts, in die Ecke der Kammer. Schade, das wäre ein nettes Foto gewesen, aber man fotografiert natürlich keinen Polizisten in der Notaufnahme. Daher sei es hier verbal wiedergegeben. Später habe ich nachgesehen, rechts in der Ecke der Kammer war tatsächlich ein Eifelturm aufgemalt. In einer taiwanischen Notaufnahme, wo wohl fast niemand Französisch spricht, wirkt das schon sehr kurios.
Frau hatte sich mit einer Inderin unterhalten, die erst 18 Monate in Taiwan war und schon perfekt Mandarin sprach. Meine Aufenthaltsdauer war da auch gleich das große Thema ;-)



Equal goes it loose bei Ebay!

Kurzversion: Ebay Deutschland hat bei Auktionen das Wort "Restzeit" durch das Wort "links" ersetzt. Sicher, weil es im Englischen "(time) left" heißt. "Left" übersetzt sich je nach Kontext eben als "links" oder auch "übrig, Rest" oder wie auch immer ;-)


Ebay.de, wohl gemerkt also die deutsche Seite, präsentierte mir heute Morgen diese Übersicht:

Wenn sie rechts genau hin gucken, werden sie da folgende Angabe für die Restzeit der Auktion sehen (Im Firefox vergrößert Draufklicken):

Hier müsste es "Restzeit" und nicht "links" heißen!
 
Ich habe wirklich lange gebraucht um zu verstehen, was mir Ebay.de damit sagen will. Soll ich links irgendwo klicken oder gucken? Erst nach längerer Überlegung schwante es mir: Die englischsprachigen Ebays sagen hier: "17hrs 50Min left", auf Deutsch also "17Std 50Min Restzeit", was Ebay bislang auch geschrieben hat. Offenbar hat jemand das Vokabular angepasst und das Wörtchen "left" mit "links" ins Deutsche übersetzt. Es handelt sich aber um ein deutsches Angebot, schon kurios und es war bei allen Angeboten so.


Oder ist das Neudeutsch? Dann muss mein Blog umgeschrieben werden. Equal goes it loose, because we are heavy on wire!

Dienstag, August 20, 2013

Straßenkonzert

Die 737 Lane bei uns in der Nähe war schon immer ein beliebter Nightmarket. Das heißt, dass x kleine Buden und Stände am Straßenrand und auf den dort vorhandenen Bürgersteigen unter Arkaden alles mögliche anbieten, vom Minirock über den Hello Kitty-Anstecker bis hin zur leckeren mit fettigem Mett gefüllten Teigtasche (die bessere Baozi-Variante, die sogar fetttriefend gut schmeckt), eine Art chinesischen Burger (eine Hefeteigtasche mit Fleisch und Grünem gefüllt) und leckeren Soyapudding in süßer kalter Soße mit halbsüßen Böllern drin (Doha). Meine Frau hat dort schon immer gerne flaniert und schnabbuliert, allerdings störten früher die durch das Menschengedränge auf der Fahrbahn drängenden Autos, die hupend die Fußgänger rabiat zur Seite drängten, begleitet von zig räuchernden Mopeds.

Trotz Lichtstärke 3.1 und ISO 800 immer noch verwackelt mit der neuen Kompaktkamera. Hätte die Kamera wohl nicht wie ein Feuerzeug schwenken dürfen.

 Dann kam irgendwann die Überraschung, die Straße war am Wochenende abends für Autos gesperrt, Mopeds dürfen freilich immer noch durch und Hilfspolizei (oder echte?) sorgt nebst Absperrungen für Vollzug der Maßnahme - ich hatte damals verblüfft berichtet. So hat sich wirklich eine recht gemütliche Fußgängerzone entwickelt, wenn man aufpasst, nicht von Mopeds überrollt oder zu Tode gestunken zu werden. Und neuerdings versammeln sich dort Sänger und trällern vor der Autoabsperrung. Neulich eine junge Frau, hier ein junger Mann. Von dessen Gesang (woa ai ni) war meine Frau ganz angetan und hat ihm sogar etwas gespendet. Die junge Frau in Hotpans eine Woche später hat sie ignoriert und mich weiter gezogen an die Fressbude linker Hand.

So ergibt sich eine eigenartige Kulisse aus grauen Schlichtfassaden im hiesigen End-60er-Jahres-Baustil, knatternden Mopeds, Mandopop und per Megaphon angepriesenem Gemüse unter greller Neonreklame.

Lecker Hühnerfüße oder auch Fischröllchen oder frittierte Süßkartoffel, alles dabei. Ich hatte eine Coke Zero.

Kann natürlich auch sein...

... dass der junge Mann nur eine Freundin finden wollte.




***

Ein Blick in Taiwans Presselandschaft, im Ausländerforum gefunden, dieses Bonmot:
Zu Deutsch: "Facebook, große Brüste und Tauchen: perfektes Rezept für Analsex und Gefängnis"
Facebook, large breasts and diving: perfect recipe for anal sex and jail
http://www.chinapost.com.tw/taiwan/national/national-news/2013/07/04/382812/Facebook-large.htm

Die "Chinapost" ist Taiwans KMT-nahe englischsprachige große Tageszeitung, eher prochinesisch, wie die Parteilinie, und nimmt sich selbst eigentlich sehr ernst. Das Gegenstück zur antichinesischen Taipei Times.Interessant hier: Ehebruch ist in Taiwan strafbar.






Demnächst: Ludigel und der Zeitstrudel

Große Ereignisse im Taiwanblog. Eines Abends, nach einer hektischen Lampenmontage, lasse ich mich kurz aufs Sofa fallen und ... werde ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit katapultiert. Alles kein Problem, wenn eine Kamera dabei hat. Freunde der Physik wissen, dass zu schnelle Bewegungen das Raumzeitkontinuum destabilisieren können. Ehrlich, lesen sie das mal nach, es wird einem Angst und Bang vor jedem Handschlag.

Mehr demnächst auf dieser Welle. Und sitzen Sie still bis dahin.


Taipei vor ein paar Jahrzehnten: Keine Mopeds und der einzige Toyota weit und breit ist ein US-Schlitten und gehört dem Diktator. Meine eigenen Fotos dann natürlich in Farbe, keine Frage.


***


So ähnlich vor Jahren schon mal passiert: "Ludigel und das Drogencamp" einer vergessenen Armee irgendwo im Dschungel Thailands:  http://osttellerrand.blogspot.tw/2012/11/ludigel-und-das-drogencamp.html
Man muss schon aufpassen, wo man überall hin läuft.




Ex-Familienbetrieb, Tratsch und Klatsch

Die Öffentlichkeit hat ein Recht, informiert zu werden. Der von meiner Frau mit meiner Assistenz gegründete "Familienbetrieb" gehört ja mittlerweile der Geschäftsführerin allein, die durch eine Art inszenierten Tobsuchtsanfall die anderen Anteilseigner dazu gebracht hat, ihre Anteile ihr zu verkaufen. Nun waren wir anderen Anteilseigner ja froh, unsere Anteile losgeworden zu sein, lag doch der Gewinn in sehr niedrigen Dimensionen. Was kein Problem war, war doch die erste Filiale mehr oder minder "zum Üben" gewesen. Wie dem auch sei, neuste Entwicklungen in der Geschichte sind:

1) Der Ehemann der Geschäftsführerin, mit meiner Frau und mir schon länger befreundet, bezeichnete seine Gattin meiner Frau gegenüber als "völlig verrückt und außer Kontrolle". Ich hingegen frage mich, warum er so etwas extra erwähnt. Bei den umtriebigen Damen in Taiwan ist das etwa so viel Information, als wenn man in Deutschland sagt: Meine Frau hat Haare auf dem Kopf". Ich wünsche den Eheleuten weiterhin viel Vergnügen. Ist die Frau außer Kontrolle, kann das ja manchmal auch erfrischend sein.

2) Der Betrieb macht mittlerweile am Sonntagabend zu, weil die Geschäftsführerin in Ruhe Essen will. Sonntagabend ist Hauptgeschäftszeit des Betriebes gewesen, dadurch fällt viel Umsatz weg. Aber das ist nun ja nicht mehr unser Problem. Ich wünsche den Eheleuten guten Appetit.

Das Ganze hat noch mehr amüsante Nebenhandlungen, die ich hier nicht alle wiedergeben kann. Ich beobachte die Angelegenheit mit fasziniertem klinischen Interesse. Auch interessant, wie das Temperament der Objektleiterin hier weiterhin für schlechtes Arbeitsklima sorgt. Wird es zu einem Showdown kommen, etwa wenn ein Kunde sich beschwert? Wird sie sich dann mit einem Wutschrei hinter dem Tresen hervorspringend auf den Kunden stürzen? Wenn es so weit käme, würden wir sicher informiert und dieses hier genüsslichst wiederkäuen.

Derweil bereiten Frau und ich die Eröffnung der zweiten Filiale (also der wieder ersten) vor, allerdings haben sich noch keine Geschäftsräume gefunden. Diesmal größer, höher, weiter. Unsere anderen Teilhaber sind wohl nicht mehr dabei, verschreckt von der stürmischen Entwicklung beim letzten Mal. Aber wie heißt es beim Militär, wenn die Verstärkung nicht kommt? Mehr Medaillen für uns!

In diesem Sinne....weiter im lustigen Reigen der Realwirtschaft. Mehr demnächst auf dieser Welle.

P.S.: Wenn unser "Freund der Familie" beim nächsten Mal ein blaues Auge hat, hat seine Frau das Blog mit Google-Translate gelesen ;-)

Montag, August 19, 2013

Zoo Taipei (2)


Einleitung hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/08/zoo-taipei.html

Was also würde mich nach Durchschreiten des Tores vom Zoo Taipei in Taiwan erwarten? Ausgehungerte Tiere in kleinen Käfigen, wie meine Frau angedeutet hatte nach ihrem Besuch vor langer Zeit?

Zunächst einmal kam ein großer betonierter Eingangsbereich mit McDonalds und SevenEleven, Taiwans dominierender Kiosksupermarktkette. Und natürlich Flamingos. Flamingos am Zooeingang sind glaube ich ein Muss, wenn es sie nicht gibt, protestieren die Leute.

Ansonsten sah man zunächst überall breite Passagen mit viel Grün und Hinweisschilder auf die Pandas. Zwei Drittel der Besucher standen da oben links Schlange, um mit der Zoobahn zu fahren, einer kleinen Elektrobahn, aufgemacht wie eine Dampflok. Das Schlangestehen in der glühenden Hitze ersparte ich mir aber.

Linker Hand sah ich denn meine ersten Tiere. Kamele, die manche Leute streichelten und die ich vor lauter Leuten nie allein auf die Linse bekam, hier an den Höckern erkennbar. Das eine Kamel jedenfalls hatte wohl Vergnügen am Gestreichelt werden und sah ganz und gar gut genährt aus. Mir schwante schon, dass der alte Käfigzoo, den meine Frau noch kannte, wohl nicht mehr existierte. Die Fotos im Internet hatten auch eine andere Sprache gesprochen und der Zoo Taipeis wurde als der größte in ganz Asien bezeichnet. Obwohl man mit solchen Titeln sicher vorsichtig sein muss.

Das erste Gehege in Eingangsnähe war denn auch recht idyllisch und beherbergte irgendetwas in der Art von Faultieren oder was auch immer genau. Es hing halt im Baum herum...

Eine Teleobjektiv war schon praktisch im Zoo Taipei. Nicht wie im Zoo Hannover, wo man laufend auf Tuchfühlung mit den Tierchen ist, etwa durch Glasscheiben. Für die Tiere ist das glaslose weite vermutlich sogar angenehmer, denke ich mir. Offenbar wurden die Tiere im Zoo in Taipei also wunderbar behandelt. Die zahllosen vernachllässigten und kranken Straßenhunde Taiwans täten sich also gut daran, sich mit einem exotischen Geweih zu dekorieren und sich als Exponate zu bewerben.

Grüße ans Nachbarblog von Luo2You1 (http://luo2you1.blogspot.tw/), der sich immer mal Taiwans vergessenen alten Bahnlinien widmet (Taiwan hat eine moderne Bahn auf Hochtrasse basierend auf dem japanischen "ICE", aber die ist hier nicht gemeint). Hier im Zoo hatten sie auch eine aufgebaut, die fuhr nicht und ist also nicht mit der Zoobahn zu verwechseln. Schade eigentlich, so eine echte alte Güterlok hätte ich als Zoobahn viel netter gefunden als das als Dampflok getarnte Mini-Elektroding.

Hinter Glas konnte man andere Faultiere bewundern...

Und ansonsten legte man große Wege zurück, die gnädig mit Wassernebel gekühlt wurden.

Alsbald zog es mich auch zu den Pandas, die einen eigenen riesigen Pavillon hatten...


Taiwaner sind disziplinierte Schlangesteher und so reichte ich mich auch in eine lange, hier nicht fotografierte Schlange ein. So ging es flugs vorbei an einem großen Glaszimmer...

In dem Papa Panda den Zuschauern den Rücken zudrehte. Seine Gattin und sein Junior (oder Juniorin?) waren ja gerade in der Krankenstation, soweit ich aus der Presse entnommen habe. Außerdem dachte er sicher, das mit dem Rücken zudrehen muss so sein unter den Menschen, denn vor dem Glas standen zwei junge Zoobedienstete und hatten genau die Zuschauer im Auge (und drehten dem Panda daher den Rücken zu).

Es ging dann vorbei an einem farbenfroh bemalten oder plakatierten Gebäude, das verhieß, das Tropenhaus zu sein und aus ökologischen Gründen seit 2012 geschlossen zu sein. Gut, bei 60 NT (1.50 Euro) Eintritt kann man wohl auch kein Tropenhaus betreiben, wenn in Taiwan die Temperatur im Winter auf 10 Grad runter geht. Allerdings hätten sie bei meinem Besuch einfach das Fenster auflassen müssen...
Es gab dann eine Tropenfreiluftanlage - naheliegend bei dem Thema, doch was machen die damit im Winter? Never mind, hier jedenfalls ein getarntes Krokodil. Auch hier nichts von Käfig oder dergleichen, gemütlich lag das Tier (Alligator mag es auch sein, ich kenne mich da nicht aus) in einem Fluss und man musste sehr genau hin-gucken um es zu sehen. Wieder bemerkte man die natürliche Präsentation im Zoo Taipei, die für die Tiere sicher nicht schlecht ist.

Schließlich ging es in einen hübschen Pavillon... 


... der zu meiner Verblüffung nur einen Blick auf ein Stückerl Wald zeigte. Hier war man nur getrennt durch eine hüfthose Einfriedung. Was sollte man da auch schon sehen im Wald, der dunkel und still vor dem Betrachter lag. Einladend für ein gemütliches Nickerchen unter dem Baumstamm vielleicht...

Nur meinem Fisheye sind die verzerrenden krummen Linien zu verdanken, die das eigentlich langweilige Bild etwas unheimlicher machen sollten. Aber so vorbäugender Weise fiel mir dann doch die ein oder andere Merkwürdigkeit ins Auge. Schauen Sie mal genau hin!


Haben die da Äste in Form von Schlangen gedreht? Dachte ich mir. Doch mit dem Tele sah ich schnell, dass es andersherum war...




Die Riesenschlangen sieht man wirklich kaum mit bloßem Auge und sie bewegen sich kein bisschen.

In diesem Bild sieht man die Schlange ziemlich genau in der Mitte und kriegt daher auch eine Ahnung von ihrer enormen Größe. Sie erst so spät zu erkennen hatte dabei einen leichten Gänsehauteffekt bei mir, insbesondere, da das Erlebnis so ohne Glas dazwischen irgendwie noch eindrucksvoller war.

"Geschmacklose Gartendeko aus dem Baumarkt", dachte ich erst. Ist aber doch eine authentische Pflanze...


Vor dem Pavillon habe ich dann das erste aufdringliche Eichhörnchen meines Lebens erlebt...

Leider hatte ich gerade wieder das Fisheye auf der Kamera, das Objekte, die fast schon die Linse berühren, weit weg drückt im Bilde. Hier war ich so nah an dem kleinen Kerl im Zentrum des Bildes, dass er fast das Glas der Linse berührt hat! Völlig angstfrei, sich aber manchmal so schnell bewegend, dass er plötzlich wie "weg gebeamt" war.

Kollega hier hat die bessere Linse drauf.

...

Was eine richtige Taiwan-Xiaojie ist, die erkennt hier natürlich sofort Gelegenheit für ein asientypisches "Victory-Pose"-Bild...

... mit Sicherheitsabstand zum Eichhörnchen. Tollwut aber aber erst später, während meines Besuchs war Taiwan noch tollwutfrei. Der kleine Kerl der Gattung Eichhorn wollte wohl gefüttert werden oder Laowai roch interessanter. Mir war er besonders auf die Pelle gerückt. Das Siegeszeichen, das die Taiwaner auf fast jedem Foto machen, soll übrigens von den Japanern übernommen sein, die damit die US-Truppen nach dem Zweiten Weltkrieg imitiert haben. "Victory über das aufdringliche Eichhorn" in diesem Falle.

Es gab noch allerlei nicht von mir fotografiertes Getier aus den Nagerstämmen oder Gnus oder dergleichen. Giraffen habe ich nicht gesehen. Wahrscheinlich würde China Airlines sonst gegen fliegen. Und Zebras? Vielleicht gab es sie, aber wenn,  standen vermutlich Autos drauf geparkt, wie das hier üblich ist in Taipei.

Immer waren die Tiere jedenfalls in großen Anlangen untergebracht und mit Ausnahme des Eichhorns auch gesättigt offenbar. Nanu, was thront denn hier über dem Dschungeldach?

Kopfeingefahrenerweise....

Ein Orang Utan, denke ich mal. So gebäugt und schwer daher laufend, dass er da oben auf seinem malerischen Platze die Last der Welt auf seinen massigen Schultern zu tragen schien...


... und höchst selten mal in das Publikum blickte.

Wieder herrschte Telepflicht, wollte man etwas sehen, mit 200mm von meinem für 50 Euro bei Ebay erstandenen Tamron 3.8-5.6/28-200 Asph. ging das ganz wunderbar und wieder war ich froh, wie zielsicher das alte Objektiv im Gegensatz zu meinem neu gekauften (und gleich wieder stillgelegten) Tamron Di LD 4-5.6/70-300 scharf stellte, jedenfalls wenn ich mich auf den Zentral-AF-Sensor beschränkte (sonst hätte man auf den Baum scharf gestellt und nicht auf das Tier).

Hier brachte ich eine ganze Weile zu auf gemütlichen Steinstufen sitzend, während die meisten Leute, nur einen entfernten braunen Fleck sehend, mit ihren Smartphone-Kameras gleich weiterzogen ;-)

Im Zoo Taipei herrscht oft schattige entspannte Idylle, viele gehen in solchen Nischenexponate gar nicht erst herein, wo man wie hier kleine rehartige Tiere erst suchen muss, aber man einfach mal Ruhe und Natur genießen kann.

Getarntes Tapir.

Viel Grün, Tiere haben irgendwo am anderen Ende des Geheges ihre Ruhe, so ist es oft im Zoo Taipei. Aber warum auch nicht. Auch wir zweibeinigen Expats wissen ja unsere Ruhe vor Guckern durchaus zu schätzen in Taiwan.


 Wieder so ein Fall fürs Tele. Ohne sieht man nur...

... hübschen Wald.

Raubkatzen gab es auch, ganz diskret verborgen am anderen Ende des Geheges, also nicht wie in Hannover hinter Glas, so dass man das obligatorische "die temperamentvolle Tante Elise vor dem ruhigen Katzenviech hinter Glas" machen kann. Nicht in Taipei, aber so hübsche Kunstlandschaften an den langen Wegen hatten sie auch.


Elefanten hatten sie auch. Äh.... never mind. Das sind die Steine daneben...

 OK... die Steine sind auch nicht anders.

Beim Rausgehen noch mal die Deko zum Schlangenareal fotografiert, nett.

Ein ruhiger See lud zum Verweilen ein. Hier sah ich ganz blonde Ausländer, die in einer Sprache konversierten, die wie ein Mix aus Slawisch und Skandinavisch klang. Baltische Staaten? Ach wäre man doch Taiwaner, dann könnte man sie einfach an-halloen und "where you from?" fragen. Ich dachte übrigens, im Zoo so wenig exotisch zu sein als Westler, dass ich hier nicht begrüßt würde von den Einheimischen, wie sie es sonst ja immer mal wieder gerne tun. Kurze Zeit später passierte es mir doch. Gleich nach dem See hier. Fast hätte ich dem Begrüßer gesagt: "Geh man 50 Meter zurück, da hinten gibt es viel interessantere Laowais als mich". Einer ist mir sogar mit auf ein Bild geraten, ich verrate aber nicht welches. Wir Laowai in Taiwan wollen unsere Privatsphäre wahren.


Nicht so ganz verständig war mir diese Installation, die angab, wie viel Prozent vom Energieverbrauch des Zoos jede der gezeigten Tierarten verbrauchte. Was soll uns so eine Zahl sagen? "Verdammte eniergieverschwendende Karnickel!", wird sich da am Ende mancher Toyotafahrer denken ;-)



Ein netter Tag also für mich als Städter abseits der bürgersteiglosen Hektik von Taipei und für 60NT schon "geschenkt". Ich werde noch mal wieder kommen, das Insektarium habe ich weg gelassen und vielleicht sieht man dann ja auch Panda-Junior...