Hier erwähne ich Indien noch einmal, um mich selbst von meiner Taiwanverkehrsmeckerei aus dem letzten Artikel zu kurieren. Edit: Beim Lesen fällt mir auf: Irgendwie habe ich das alle schon mal beschrieben, aber immerhin sind diesmal die Bilder neu.
Schön an Indien war der Tee, der ohne Teebeutel schmeckt so gut, dass man glatt einen Whisky dafür stehen lassen kann, der im Teebeutel schlägt immer noch alles andere im zweiten Aufguss, was einem sonst so unterkommt. Und dabei ist es billiges Zeug aus dem Supermarkt! Manchmal liebäugele ich damit wieder hin zu fliegen, schnell rein, Teepackung greifen und wieder raus.
Nett sind auch die Inder, ich gebe es ja zu, immer lachen sie und sind kompetent bei der Arbeit, kann man also bestimmt nicht meckern, die meisten mit sehr gutem Englisch. Interessant auch die Vielfalt dort, muss ein unheimliches Völkergemisch sein, wie man an den Gesichtern sieht. Etwa war eine uns zugeteilte junge Dame zwar 1.55 groß oder so und sehr dunkel, aber von den Gesichtszügen wirkte sie völlig norddeutsch. Wie war das mit "indogermanisch-indoiranische Völkerfamilie?". Sehen auch nett aus die Mädels da im Sari, das kann man nicht anders sagen. Wie lange das dauern muss, bis sie sich des morgens in die vielen Schleier gewickelt haben.
Wir waren in Hyderabad stationiert, da gibt es auch ein Lied über die Stadt, das geht so: "Hyder Hyder Hyderabad! Bumm Bumm Bumm!" und das bitte 98mal wiederholen. Angeblich nach dem Neffen vom Propheten Mohammed benannt und ergo gab es auch viele Moslems, die Frauen in elegante schwarze Burkas verpackt - geht sicher einfacher über zu streifen. Die Herren sahen dann aus wie die Taliban in der Tagesschau, auch nett. Problem war das billige Hotel, das in einer Gegend lag, die man vielleicht als "untere Mittelschicht" in Indien bezeichnen könnte. Das heißt Bettler auf den Straßen, überall Kotgestank, Radau und Bettwanzen. Von den Bettwanzen hatte ich insgesamt mehrere Monate hinterher anhaltenden Juckreiz und vor Ort sogar entzündete Augen, seither hat meine Sehschärfe etwas nachgelassen und meine Frau weist mich manchmal kichernd auf meine grauen Haarsträhnen hin, die mir die Kopfentzündung auch beschert hat. Mein nächster Indienbesuch wird also so schnell nicht wieder stattfinden.
Das Einkaufserlebnis ist wirklich ungewöhnlich im lokalen Supermarkt, man wird leibesvisitiert und die hirnlosen Securityleute (werden die eigentlich auf dem ganzen Globus von den Hilfsschulen hinterste Bankreihe angeworben?) bestehen drauf, dass meine Frau den Geldgürtel abnimmt und in die Handtasche steckt, damit man ihn besser klauen kann.
Meistens haben wir in dem Supermarkt gegessen, denn wenn man in Indien in ein Lokal geht zu Mittagszeit findet man in der Regel eine dunkle ungastliche Stätte vor, in der ein ungastlicher Herr in dunkler Stimmung und selbiger Ecke einen unfreundlich mustert und jede Kommunikation vermeidet. Im Supermarkt gab es dann Mittagessen irgendwann zwischen 13.30 Uhr und 14:30, je nach Lust und Laune und mit welchem Arm sich Vishnu gerade am Hintern kratzt.
Das Essen war recht günstig, so etwa Taiwangarküchenpreise x 2 und schmeckte superköstlich, besseres habe ich selten gegessen. Allerdings musste man immer scharf gewürztes nehmen, sonst musste man auf der ungastlichen Hotelzimmertoilette viel Zeit verbringen unter Magenschmerzen. Nie die Pizza bestellen oder den Burger.
Auf der Straße viele Bettler manche verkrüppelt und kaum in der Lage sich zu bewegen, die auf dem Dreck hin und her rutschen während Autos neben ihnen einparken. Irgendwelche Maruti-Suzukis, manchmal ein Dacia Logan oder dergleichen und wer es geschafft hat fährt einen großen Skoda, da gab es erstaunlich viele von. Im Bild hält aber nur eine Familie Siesta. Die Taxi-Dreiräder im Bild zogen oft die Wut der Polizisten auf sich. Polizisten in Indien sind Schläger im Maruti Jeep***, die schnell ranbrausen und gleich aus dem Jeep mit langen Holzknüppeln auf unbotmäßige Dreiradfahrer einprügeln. So ein paar Stockschläge gegen den Oberkörper wecken doch glatt jeden dösenden Taxifahrer auf, erstaunlich. Ganz elegante Sherrifs gibt es auch, große bärtige Herren mit diesem Wickelding auf dem Kopf, sieht ja schick aus und einem alten indischen PKW in Schwarz mit Topf oben drauf. Diese schwarzen Indienautos alter Produktion sehen aus wie aus den 50ern, sind aber noch bis vor kuzrem gebaut worden oder werden immer noch. Diese Turbansherrifs haben immer eine unsichtbare Dreimeterzone um sich herum, die machen ganz große Haufen, das merkt man sofort.
In der Stadt stinkt es sonst nach Industrie, Chemie, Abgasen und Kot, die Leute fahren nie auch nur einen einzigen Meter in gerade Linie sondern immer hupenderweise Schlangenlinien; seither erscheint mir Taiwan so klinisch rein und vernünftig organisiert wie Guido Westerwelles Schminkkoffer.
Aber der Tee und das herumglucksen der weiblichen Angestellten fehlt mir schon. Und wenn sie so einen eleganten Abgang machen, auf dem Absatz kehrt und einem weht der Schleier an die Nasenspitze. Das hat schon was.
*** Sehr nett hingegen die Ausländersherrifs auf der Wache. Man ist sowieso froh wenn man an dem schwitzenden Kerl im Unterhemd im Eingang erst mal vorbei ist und die Maschinengewehrstellungen passiert hat.
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