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Dienstag, April 19, 2011

Flower-Power, Hausfrauen-Invasion etc.


Man kann schon einen Schreck bekommen, wenn man in die Kantine geht, nur seinen Reis mit saurem Gemüse essen will und dann eine Riege von Kolleginnen, inklusive der angeheuerten Vortänzerin für die Firmentanztruppe (die mit Herz auf der Schürze) mit massenweise Topfpflanzen herum laufen und einen zur Unterschrift irgendeines chinesischen Zettels drängen, ohne deutlich machen zu können oder zu wollen, wofür ich denn da unterschreiben soll neben dem sauren Gemüse, das ich auf die Plastikdecke gekleckert hatte. Dabei hätte mein Survival-Chinesisch dafür vielleicht sogar gereicht, wenn es einfach ausgedrückt worden wäre. So haben sie es erst gar nicht versucht, leider auch keine Pantomime vorgetanzt und ich verweigerte standhaft die Unterschrift. Hier im "chinesischen" Nordtaiwan hätte das ja alles sein können. "Ich bin für die schnelle Wiedervereinigung mit China" etwa, nach dem Motto "Topfpflanzen statt Freedom" oder hatte es mit der Reaktorkatastrophe in Japan zu tun, die gerade im Fernsehen flimmerte. "Verstrahlt gerne, aber ökologisch korrekt!". Auch die zur Hilfe herbei geholte Serviererin vom Café konnte mich nicht überreden, ich blieb standhaft. Als Mann muss man schließlich endlich mal lernen asiatischen Frauen mehr Widerstand entgegen... äh .... wo waren wir. Ach ja.


Hunderettungsstation bei uns in der Nähe, wo man für 2000 NT monatlich einen Straßenhund versorgen lassen kann. Wie man sieht, sind Golden Retriever immer in Mode in Taiwan

Das ganze entpuppte sich dann als eine Aktion die in meinem Suvivalchinesisch etwa "Go-Go tschü Shan" hätte klingen müssen, also "Hundchen geht auf den Berg", denn die geniale Aktion, für die man unterschreiben und spenden sollte, bestand darin, die überall in Taiwan herumlaufenden und ständig nachproduzierten Straßenhunde einfach mittels eines Kleinbusses in die Berge zu fahren und da unversorgt herumlaufen zu lassen. Super Idee, so wird die außerhalb der Ballungsgebiete noch halbwegs intakte Natur vollends ruiniert, denn in den Bergen gibt es schon genug von halb verhungerten Hunderudeln, die auf Beute aus sind - irgendwo in diesem oder dem Vorgängerblog war mal eine Geschichte vom "Werwolfalarm" zu lesen und einer panisch Taiwan verlassenden Philippina, die sich von "Tigern" verfolgt fühlte, aber wohl die großen hellbraunen und gestreiften Straßenhunde Taiwans in der Gegend meinte.

Die Hunderettung ist in Taiwan längst vor die Wand gefahren, entschuldigen Sie die Metapher. 


Selbst hatte dieses Blog einst einen "operativen Arm", die Hundrettungsorganisation Stray-Dogs.Org, die allerdings brach liegt, weil sich die einheimischen Aktivisten mittlerweile in alle vier Winde verweht haben und wir erst wieder neu aufbauen müssen.

Sonst wird bei uns auf dem Dorfe Hund im Winter ganz gerne auch gegessen, gerade die Schwarzen. Depperte Ausländer, die nach Taiwan kommen glauben den Einheimischen immer, dass hier NIEMAND JEMALS auch nur IRGENDEINEN Hund isst. Aber ich sehe sie in der Nachbarschaft heranwachsen in Käfigen, manchmal als Welpen beim Käfigsaubermachen ausbrechen, mit der freundlichen Langnase in der Nachbarschaft spielen, dann wieder wochenlang im Käfig sitzen, mir beim Vorbeigehen frustriert aus dem Käfig hinterher heulen, bis sie dann plötzlich verschwunden sind. Rülps.

Also was immer die Einheimischen mit Hunden machen, ich werde den Unsinn gewiss nicht unterschreiben. Schürze hin oder her.

Knurr.

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