Fahre also mit meinem innen und außen braunen Nissan SUV über den Highway, da will wieder so ein silberner Toyota mir vor den Kühler ziehen, obwohl zwischen mir und dem Vordermann gerade mal Platz für einen Einkaufswagen wäre. In Taiwan klebt man meist eng am Vordermann, weil sich sonst sofort jemand, meist mit hoher Geschwindigkeit und ohne Blinker, in die entstehende Lücke werfen will, getreu dem Motto "Ist der Kühler drin, passt der Rest auch noch irgendwie", das mir meine Frau mal rezitiert hatte. Ich hupe also kurz und er lässt es bleiben, soweit so gut. Allerdings klebte er mir jetzt mit seinem Toyota Tante Corolla auf der Stoßstange, noch mehr als normal, aber letztlich ist das hier üblich. Konfuzius riet schon zum entspannten Schließmuskel, also stecken sie hier halt alle aufeinander. Die blauen Leuchtdioden in den Lampen waren allerdings schon ein Hinweis darauf, dass hier ein Trollo am Steuer sitzt, also noch mehr gaga als der Rest der Autofahrer hier.
Gut, wir fuhren also durch die Gegend und Frau ärgerte ihn mit eingeschaltetem Warnblinker, der Schalter ist für sie leider gut zu erreichen und kicherte dazu. Wong Wing hinten im 'Yota drehte nun ganz schrittweise durch, Trippelschritt für Trippenschritt. Wir fahren in der Kolonne weiter, da schaltet er Fernlicht ein. Auch egal, mein High-Tech-Innenspiegel mit 12 Knöpfen und 10 Leuchtdioden blendet automatisch ab und blinkt eh so viel, dass mir das auch egal ist. Ein paar Minuten später dann 5 Minuten Dauerhupen hinter mir. Ob Frau wieder auf dem Warnblinker rumgespielt hat? So laut ist das Hupen ja auf der Autobahn nicht, war schon recht erheiternd. Nicht Fanfare gehupt sondern nur konstanten Ton, irgendwie schon leicht irrsinnig, aber man lebt ja im Taiwahn, da ist das sicher normal. Frau kicherte und "blinkte" wohl wieder. Dann versuchte mich der Yoto fest zu pinnen, d.h. während ich Links einem anderen SUV hinterher fuhr, klebte er rechts neben mir. War mir aber auch egal, waren ja schnell genug. Dann wurde es dem SUV vor mir zu viel und er latschte ordentlich rein. Ich tat das selbe und schwupps verhungerte der Yota auf der rechten Spur, vielleicht ja ein klemmendes Gaspedal, wer weiß das schon. Dann schaltete er auf Verfolgungsmodus, d.h. er klebt mir bei freiem Highway wieder am Heck, während ich mich über die 5 Fahrspuren zur Ausfahrt einordnete, Frau kicherte wieder und ich dachte, es könne schon lustig werden, wenn er uns folgt und ich dann anhalte. Kein Fling Chen mit Stupsnase und Mittelscheitel, sondern Langnase mit Strubbelhaar, da hätte er aber einen "Schleck" bekommen. Er fuhr dann aber nicht die Ausfahrt mit runter sondern blieb auf dem Highway, hupte aber merkwürdigerweise da weiter, so dass wir ihn in der Ferne verschwinden "hörten", mit einem immer leiser werdenden Dauerhupen, obwohl er jetzt ganz allein in der Dunkelheit fuhr.
Seine Frau zu Hause hatte hoffentlich den Wasserkocher griffbereit liegen, wenn er unter Dampf nach Hause kommt (der macht ein gutes Wurfgeschoss). Wahrscheinlich schlägt er jetzt den Hund oder dergleichen.
Provozieren soll man die Leute hier nicht, die Leute hier unterdrücken konfuzianisch immer ihre Gefühle und lächeln nur und der Straßenverkehr ist ein Ventil zum rauslassen*. Aber meine Frau macht das leider auch so und kann das sticheln dann manchmal nicht lassen. Die ganze Episode hatte sie so vergnügt, dass sie schließlich überbordend vor Temperament wieder die Innenverkleidung unseres Nissan mit Fäusten bearbeitet hatte (soll heißen: wechsele auf die rechte Spur).
Warum haben die eigentlich immer Leder serienmäßig in Taiwan im Innenraum, wenn ich mir den Straßenverkehr angucke wäre Vollgummi in Weiß viel besser...
* Tolkien-methaphorisch sind die Taiwanesen nette Hobbits, die sich beim Kutschfahren durchs Dorf furchtbar aufregen...
2 Kommentare:
Extremes Kichern kann also ein Zeichen für extreme Verzweiflung sein..., sei froh, dass S. nicht angefangen hat, hysterisch zu schreien. ;-P
Muss gerade an Ludigel und den armen Corsa auf Lanzarote denken... ;-) Krach, rumms, oh mit meinem 3-er BMW hätte ich jetzt aber problemlos auf dem hohen Bordstein rückwärts wenden können (Aber ich spare mir mal lieber meine Kritik, war ich es doch, die in der Wüste gegen die wackeligen Sicherungen kam, nachdem unser aller Foto-Session beendet und auch der letzte Jeep an uns vorbeigefahren war und die Sonne untergegangen war und es damals ja auch noch keine Handys gab. O.K. Ich wäre wenige Stunden zuvor beinahe im Sturm ertrunken ("Was für eine schöne Brandung"), wenn der große Lange mich nicht aus dem Wasser gezogen hätte (und Du hast im Gegensatz zu uns 3, zusammen mit allen anderen Schwimmern und div. Surfern den Verbleib am Strand der "schönen Brandung" vorgezogen) und ICH war es, die gesagt hatte, wir sollten bereits in D einen Jeep vorbestellen, da sie sonst alle vermietet seien, aber zum Glück organisiertet IHR ja noch den Corsa und wir schafften es ja auch mit leichter Brachialgewalt die Sicherungen (wie die anderen vor uns vermutl. auch, so verbogen waren sie), wieder reinzukloppen.
Arme S. Da fällt mir ein, der große Lange lachte auch immer regelmäßig, allerdings laut und schallend, während der kompletten Reise. Und der, zuvor meist etwas ernst dreinblickende C., stimmte dann mit ein. Wir boten ihnen wohl regelm. Anlass dazu. Schluck... ;-)
Igitt, der Corsa A, richtig. Hier im 'Wan hatte ich ja einen Corsa B. Hat aber gute Stossstagen, die federn alles ab. Nur die Farbe blaetterte ab. Sharon hat jedenfalls mal die Stossstange von dem Ding abgerissen und ist so gegen ein Mauer rueckwaerts gebrettert, dass ich dachte er ist hin. Hat es aber gut ueberstanden. Von mir waren nur ein paar kleine Baeulen.
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