Guck mal Hermeline, ein Ausländer! (Foto: Ludigel) |
Wer heraussteht, steht aber auch schnell in negativer Hinsicht heraus. Ein Beispiel ist der angebliche englische Todesfahrer (siehe HIER), der beschuldigt wurde, einen Mopedfahrer im trunkenen Zustand angefahren und getötet zu haben. Die Taiwanpresse startete eine beispiellose Vorverurteilungscampagne von der bis heute nichts zurück genommen ist. Hundertausende von US-Dollar sollte er an das Opfer zahlen und das ganze Land heulte und zähneklapperte und war kurz vor dem Schwingen von Fackeln und Mistgabeln, sogar tätlich angegriffen wurde er von einem wütenden Menschenmob, als er nur 10.000 US-Dollar anbot und die Schuld abstritt; auch wenn der Engländer sagte, ein anderer sei gefahren, wofür es sogar einen Videobeweis gibt. Nach Prozessbeobachtern aus der Ausländerszene soll derzeit strittig sein (LINK), ob überhaupt eine Hauptverhandlung eröffnet wird, weil die Staatsanwaltschaft noch keine stichhaltigen Beweise beibringen konnte. Außer einem Video, das ihn nicht am Steuer zeigt, sondern auf dem Beifahrersitz.
Und wieder ein Beispiel, ein ausländischer Betreiber eines seit 15 Jahren existierenden Fischrestaurants beklagt, Medien und eine lokale "Umweltschützergruppe" hätten ihn als Zielscheibe gewählt und wollten sein Restaurant schließen, andere Ausländer bestätigen die einschlägigen Medienberichte (LINK zum Ausländerforum). Angefangen hat es scheinbar damit, dass in der Nachbarschaft einige Gebäude ohne Baugenehmigung errichtet worden sind, was die Umweltschützergruppe kritisiert. Nur ist das Haus, in dem das Fischrestaurant liegt nachweislich keines davon, sagt der Ausländer. Allerdings sei die Baupolizei bei ihm aufgeschlagen und hätte angegeben trotzdem gegen ihn vorgehen zu müssen (und nicht etwa gegen die wirklich illegal errichteten Gebäude!), weil die Umweltschützergruppe sich auf ihn konzentrieren würde und sehr viel Druck machen würde. Auch das Taiwanfernsehen hat sich dankbar auf die Story vom gesetzesbrechenden Ausländer gestürzt. Daher sei man gezwungen auch kleine bauliche Veränderungen am Haus (Pergola? Leuchtreklame?) als Verstoß gegen die Bauordnung zu verfolgen.
Das ist es was ich meine. Man steht heraus, wenn einem die Einheimischen fröhlich als lustigem Onkel zuwinken, aber eben auch, wenn in der Nachbarschaft ein Gesetzesverstoß geschieht. Seht her, da ist ein Ausländer, der muss es gewesen sein. Bei uns im Dorf bin ich erst einmal des Gemüsediebstahls (von wegen meine Hunde würden dem Bauern das Gemüse ausgraben während ich dabeistehe, dabei standen wir auf einem Müllgelände und das nur, um den Toyota vorbei zu lassen) bezichtigt worden von einem betrunkenen Autofahrer der neben mir anhielt. Mit Frau als Dolmetscher habe ich ihn allerdings zu nächtlicher Stunde ausfinding gemacht und vor versammelter Mannschaft zur Rede gestellt. Klang irgendwie nervös, gute Mann.
Freundlich sind die Einheimischen also zu uns Ausländern, aber manchmal wünscht man sich einfach weniger Aufmerksamkeit von den Leutchen hier.
Update zum Fischrestaurant: Die Behörden drohen jetzt mit Abriss des Balkons und der ersten Etage. Das Fernsehen berichtet, der Balkon sei neu, tatsächlich ist er aber schon (lt. Aussage des Wirts) Jahrzehnte am Gebäude, wie alte Fotos zeigen. Tatsächlich stockt man in Taiwan immer wieder Gebäude ohne Genehmigung auf, ich bin auch schon mal nach Hause in das damalige Billigapartment gekommen und ein Zettel war an der Tür, das Haus würde in 3 Tagen abgerissen (wurde es nie). Das alles ist Teil des nervösen halbregulierten Firlefanzes, der hier veranstaltet wird, gegen den man nicht mit Bestechung (ist ja nicht ThaiLAND hier), sondern nur mit Gegendruck (immer wieder die Behörde anrufen und sich beschweren, rumschreien am Telefon) ankäme.
Die Umweltinitiative bemängelt scheinbar Abwässer, die vom Restaurant heraus fließen würden, aber das ist in Taiwan ganz normal (jeder Imbiss schüttet seinen Blut- und Gemüsesud in den Gulli auf dem Gehweg, das stinkt dann herrlich aus der Gosse). Die Behörden kümmern sich aber um den Balkon!
Das zeigt wie chaotisch das Betreiben eines Geschäfts in Taiwan zwischen halbherzigen Vorschriften und manchmal chaotischen Behörden im Extremfall sein kann.
Update: Das Restaurant scheint dieses zu sein : http://tw.myblog.yahoo.com/escape-41/
Schon was anderes als die üblichen Diner hier in Taiwan. Der Eigentümer ist dem vermutlich grundlosen Abriss bislang entgangen, wie auch die Nachbarschaft, weil Taifunwarnungen derzeit Abrisse unmöglich machen. Während Erdbeben und Taifunen wird in Taiwan grundsätzlich nie abgerissen. So hatte damals auch meine Wohnung ihren Abrisstermin dank eines Taifuns überstanden. Oder wäre sie eh nicht abgerissen worden? Besser man hat hier eine Bazooka im Schrank, wenn der Bagger kommt ;-)
Das Taiwanblog wünscht dem Betreiber alles Gute und das die rechtlichen Schritte greifen, bevor seine Existenz vernichtet wird! Er hofft es noch solange betreiben zu können, bis er sein Geld wieder raus hat....