Gattin, Junior und ich waren unlängst zu einem politisch korrekten Trip an die Küste aufgebrochen, will sagen wir haben das Auto stehen gelassen und die MRT, also die Stadtbahn genommen. Ein Trip, der mit Junior (2 Jahre) und Gepäck doch nicht ganz ohne ist. Nun habe ich ja eine Fototasche voller Objektive daheim, aber mehr und mehr komme ich zurück zum Minimalismus, will sagen nur noch ein einziges Objektiv an der Reflexkamera um den Hals. Hier auf der Tour war es noch das für 50 Euro von Ebay gekaufte Minolta 3.5-4.5 / 28-105mm, ein schweres, aber optisch sehr gutes Objektiv für meine Sony DSLR, was ich allerdings mit Kopfschmerzen bezahlt habe. Die Kamera wiegt ja schon ein Kilo und dann noch 500g oder so für das Objektiv, das merkt der Nacken. Mittlerweile nehme ich ein für nur 25 Euro ergattertes optisch nicht ganz so gutes, aber mit 350g oder so leichteres altes Tokina AF 2.8-4.5 / 28-70mm, das mir dann nur leichte Kopfschmerzen verursacht. Die Empfehlung mancher Fotofreunde, mir doch ein tolles Zeiss 2.8/24-75 oder dergleichen zu kaufen, ringt mir da nur ein Stöhnen ab. Das wiegt allein ein Kilo!
Bye Bye Stadt, wir fahren in die Sommerfrische, an den Rand von Taipei (gehört das noch dazu zum Landkreis?) nach Danshui. Shui heißt Wasser auf Chinesisch, bestellen Sie jetzt aber nicht das nächste Mal "ih bäh schweh" beim Chinesen, wenn Sie ein Glas Wasser wollen, das sind eh Vietnamesen dort bei Ihnen um die Ecke.
Aha! Danshui. Na ja, sicher ist das Wasser auch noch irgendwo zu sehen. Hier die MRT-Station.
Habe mich hier vor Jahren auch porträtieren lassen, sieht immer noch aus wie mein jüngerer Bruder, den ich nie hatte, das Bild.
Shui mit Booten. Was heißt eigentlich Boot auf Chinesisch?
In die Sommefrische kann man auch im Winter, auch wenn es hier noch nicht so kalt war vor ein paar Wochen. Heute sind es 17 Grad, damals noch um die 20 denke ich mal.
Allerlei Leckerlis gibt es in der Budenstraße.
Dicke Teig-Hotdogs, lecker! Na ja, relativ lecker.
Augelassenes Treiben.
Mit oder ohne Cordhose gönnt sich die Stadtbevölkerung von Taipei einen Tag an der wilden Küste bei Mutter Natur. Oder Mutter Chen...
... die leckere süße Schinkenwürste oder irgendwas fischig aussehendes verkauft.
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Nur Hardcore-Anhänger der regierenden KMT sind vielleicht ärgerlich, dass sie hier keine "LOVELY REPUBLIC OF CHINA" - Kappen kaufen können, sondern nur "LOVELY TAIWAN".
Ideal zum Beinevertreten, egal in welche Richtung auch immer.
Unangenehm nur manchmal das Gedränge. Als wir auf einer Bank saßen zu Dritt, schob eine dicke alte Nudel einfach unseren Junior unter Einsatz ihres Hüftspecks so zur Seite, das wir ihn auf den Schoß nehmen mussten. Dieses Kleinkinderwegschieben habe ich öfter schon in Taiwan erlebt. Vermutlich einfach eine Folge des ständigen Gedränges, in dem sich jedenfalls die Bürger von Taipei bewegen.
Wir ließen uns von der Menschenmenge einfach mittreiben, auch für mich ein netter Tag so als einer von Millionen mittaiwanischen Steuerzahlern.
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Automatisch schob uns der Pulk zu einer der großen Attraktionen der Küste, echtes türkisches Eis! Da ich ja zu einer Zeit Deutschland verlassen habe, als noch außer Türkmenologen an der Uni kein Mensch wusste was "Halal" ist und der Name des türkischen Premiers ähnlich bekannt war wie der des Premiers von der Elfenbeinküste oder von Mikronesien, hatte ich auch zugegebenermaßen noch nie ein türkisches Eis gegessen. Dieser Herr hier ist schon eine TV-Berühmtheit in Taiwan, er hat nämlich so eine Show am laufen, wo er dem begeisterten Publikum das Eis nicht direkt in die Hand drückt, sondern regelrechte Kunststückchen damit macht, es bisweilen durch die Luft wirbelt und es immer wieder wegzieht, wenn der Kunde es greifen will. Eine lustige Show, die der Fotoapparat nicht richtig einfangen konnte.
Das türkische Eis jedenfalls schmeckte sehr gut, es hatte eine ungewöhnlich feste Konsistenz, aber das fand ich ausgesprochen angenehm. Junior bekam sein Eis vom charismatischen Eiskünstler (das meine ich ohne Witz) zielsicher in die Hand gedrückt.
Im Gedränge lohnt sich die Eisbude sicher, vielleicht versucht es ein findiger Deutscher ja mal mit Langnese Cornetto. Oder wie das heißt.
Bisweilen musste ich an diese Star Trek - Folge denken, wo Kirk in einer nachgebauten Enterprise mit einer Alien-Tusse herum knutscht, die in dem leeren Schiff mit ihm das Konzept der Fortpflanzung und Romanze erproben sollte, wenn ich mich an die Handlung recht erinnere. Während sich draußen an die Schiffswände die Bevölkerungsmasse drängt, weil jeder nur die Fläche seiner Füße auf dem völlig überbevölkerten Planeten zur Verfügung hatte. Weiß auch nicht, wieso ich hier gerade an die Folge denken musste.
Schwierig mit Kind oder auch ohne die Straße zu überqueren, vor lauter Mopedzeug war es erst möglich, als jemand weggefahren ist.
Froh waren wir schließlich eine Ruheoase in einem Restaurant gefunden zu haben. Nicht hier im Bilde, sondern McDonalds, nur da war noch etwas frei. Frau aß einen Fischburger, ich einen rindigen und Junior etwas Pommes. Empörte Kritik an den Ernährungsgewohnheiten jetzt bitte runterschlucken, es war eine Ausnahme.
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Berliner Landbrot mit Reichsadler und eisernem Kreuz. Ob es süß und weich und gefüllt war wie meist in Taiwan habe ich nicht probiert.
Irgendwann schreiben sie den Satz auch noch mal zu Ende "... sind sehr lecker." etwa wäre eine gute Endung.
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Wie immer an der Küste Vorsicht vor Haifischen, hier in der chinesisch-traditionellen Variante.
Zurück wollten wir ermüdet von der vielen Straßen-... äh ich meine Seeluft ein Taxi nehmen, aber zwei Taxista weigerten sich uns wegen des kommenden Verkehrsstaus nach Taipei rein zu transportieren. Ein dritter wusste einen Schleichweg, einfach den Berg hoch auf der Seeseite und auf der anderen Seite wieder runter, schon waren wir zu Hause. Unglaublich schnell.
Doch ein schöner Tag am ... Meer. Jedenfalls da in der Nähe, mit vielen Leckereien an den Buden und ganz nach dem Geschmack meiner Frau. Aber auch für mich ein netter Tag. Wo ist der bloß lang gefahren?