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Freitag, Januar 24, 2014

Trip nach Danshui

Tamsui schreibt man es auch, eher "Dannshweh" gesprochen: Taipeis Sommerfrische

Gattin, Junior und ich waren unlängst zu einem politisch korrekten Trip an die Küste aufgebrochen, will sagen wir haben das Auto stehen gelassen und die MRT, also die Stadtbahn genommen. Ein Trip, der mit Junior (2 Jahre) und Gepäck doch nicht ganz ohne ist. Nun habe ich ja eine Fototasche voller Objektive daheim, aber mehr und mehr komme ich zurück zum Minimalismus, will sagen nur noch ein einziges Objektiv an der Reflexkamera um den Hals. Hier auf der Tour war es noch das für 50 Euro von Ebay gekaufte Minolta 3.5-4.5 / 28-105mm, ein schweres, aber optisch sehr gutes Objektiv für meine Sony DSLR, was ich allerdings mit Kopfschmerzen bezahlt habe. Die Kamera wiegt ja schon ein Kilo und dann noch 500g oder so für das Objektiv, das merkt der Nacken. Mittlerweile nehme ich ein für nur 25 Euro ergattertes optisch nicht ganz so gutes, aber mit 350g oder so leichteres altes Tokina AF 2.8-4.5 / 28-70mm, das mir dann nur leichte Kopfschmerzen verursacht. Die Empfehlung mancher Fotofreunde, mir doch ein tolles Zeiss 2.8/24-75 oder dergleichen zu kaufen, ringt mir da nur ein Stöhnen ab. Das wiegt allein ein Kilo!

Bye Bye Stadt, wir fahren in die Sommerfrische, an den Rand von Taipei (gehört das noch dazu zum Landkreis?) nach Danshui. Shui heißt Wasser auf Chinesisch, bestellen Sie jetzt aber nicht das nächste Mal "ih bäh schweh" beim Chinesen, wenn Sie ein Glas Wasser wollen, das sind eh Vietnamesen dort bei Ihnen um die Ecke.

Aha! Danshui. Na ja, sicher ist das Wasser auch noch irgendwo zu sehen. Hier die MRT-Station.

Habe mich hier vor Jahren auch porträtieren lassen, sieht immer noch aus wie mein jüngerer Bruder, den ich nie hatte, das Bild.

Shui mit Booten. Was heißt eigentlich Boot auf Chinesisch?

In die Sommefrische kann man auch im Winter, auch wenn es hier noch nicht so kalt war vor ein paar Wochen. Heute sind es 17 Grad, damals noch um die 20 denke ich mal.

Allerlei Leckerlis gibt es in der Budenstraße.

Dicke Teig-Hotdogs, lecker! Na ja, relativ lecker.

Augelassenes Treiben.

Mit oder ohne Cordhose gönnt sich die Stadtbevölkerung von Taipei einen Tag an der wilden Küste bei Mutter Natur. Oder Mutter Chen...

... die leckere süße Schinkenwürste oder irgendwas fischig aussehendes verkauft.

....
Nur Hardcore-Anhänger der regierenden KMT sind vielleicht ärgerlich, dass sie hier keine "LOVELY REPUBLIC OF CHINA" - Kappen kaufen können, sondern nur "LOVELY TAIWAN".

Ideal zum Beinevertreten, egal in welche Richtung auch immer.

Unangenehm nur manchmal das Gedränge. Als wir auf einer Bank saßen zu Dritt, schob eine dicke alte Nudel einfach unseren Junior unter Einsatz ihres Hüftspecks so zur Seite, das wir ihn auf den Schoß nehmen mussten. Dieses Kleinkinderwegschieben habe ich öfter schon in Taiwan erlebt. Vermutlich einfach eine Folge des ständigen Gedränges, in dem sich jedenfalls die Bürger von Taipei bewegen.

 So ständig in der Menschenmasse befindlich ist es der Bürger von Taipei evtl. gar nicht mehr gewohnt, sich in grüner Leere aufzuhalten. So hat ja meine Frau z.B. Unwohlsein etwa im grünen leeren Mitteltaiwan gelegentlich oder auf jeden Fall in meiner plattgrünen niedersächsischen Heimat. Hier an der Wasserkante war aber alles in Ordnung.

Wir ließen uns von der Menschenmenge einfach mittreiben, auch für mich ein netter Tag so als einer von Millionen mittaiwanischen Steuerzahlern.

...

Automatisch schob uns der Pulk zu einer der großen Attraktionen der Küste, echtes türkisches Eis! Da ich ja zu einer Zeit Deutschland verlassen habe, als noch außer Türkmenologen an der Uni kein Mensch wusste was "Halal" ist und der Name des türkischen Premiers ähnlich bekannt war wie der des Premiers von der Elfenbeinküste oder von Mikronesien, hatte ich auch zugegebenermaßen noch nie ein türkisches Eis gegessen. Dieser Herr hier ist schon eine TV-Berühmtheit in Taiwan, er hat nämlich so eine Show am laufen, wo er dem begeisterten Publikum das Eis nicht direkt in die Hand drückt, sondern regelrechte Kunststückchen damit macht, es bisweilen durch die Luft wirbelt und es immer wieder wegzieht, wenn der Kunde es greifen will. Eine lustige Show, die der Fotoapparat nicht richtig einfangen konnte.

 Das türkische Eis jedenfalls schmeckte sehr gut, es hatte eine ungewöhnlich feste Konsistenz, aber das fand ich ausgesprochen angenehm. Junior bekam sein Eis vom charismatischen Eiskünstler (das meine ich ohne Witz) zielsicher in die Hand gedrückt.

Im Gedränge lohnt sich die Eisbude sicher, vielleicht versucht es ein findiger Deutscher ja mal mit Langnese Cornetto. Oder wie das heißt.

Bisweilen musste ich an diese Star Trek - Folge denken, wo Kirk in einer nachgebauten Enterprise mit einer Alien-Tusse herum knutscht, die in dem leeren Schiff mit ihm das Konzept der Fortpflanzung und Romanze erproben sollte, wenn ich mich an die Handlung recht erinnere. Während sich draußen an die Schiffswände die Bevölkerungsmasse drängt, weil jeder nur die Fläche seiner Füße auf dem völlig überbevölkerten Planeten zur Verfügung hatte. Weiß auch nicht, wieso ich hier gerade an die Folge denken musste.

Schwierig mit Kind oder auch ohne die Straße zu überqueren, vor lauter Mopedzeug war es erst möglich, als jemand weggefahren ist.

Froh waren wir schließlich eine Ruheoase in einem Restaurant gefunden zu haben. Nicht hier im Bilde, sondern McDonalds, nur da war noch etwas frei. Frau aß einen Fischburger, ich einen rindigen und Junior etwas Pommes. Empörte Kritik an den Ernährungsgewohnheiten jetzt bitte runterschlucken, es war eine Ausnahme.

...
Berliner Landbrot mit Reichsadler und eisernem Kreuz. Ob es süß und weich und gefüllt war wie meist in Taiwan habe ich nicht probiert.

Irgendwann schreiben sie den Satz auch noch mal zu Ende "... sind sehr lecker." etwa wäre eine gute Endung.

...


Wie immer an der Küste Vorsicht vor Haifischen, hier in der chinesisch-traditionellen Variante.

Zurück wollten wir ermüdet von der vielen Straßen-... äh ich meine Seeluft ein Taxi nehmen, aber zwei Taxista weigerten sich uns wegen des kommenden Verkehrsstaus nach Taipei rein zu transportieren. Ein dritter wusste einen Schleichweg, einfach den Berg hoch auf der Seeseite und auf der anderen Seite wieder runter, schon waren wir zu Hause. Unglaublich schnell.

Doch ein schöner Tag am ... Meer. Jedenfalls da in der Nähe, mit vielen Leckereien an den Buden und ganz nach dem Geschmack meiner Frau. Aber auch für mich ein netter Tag. Wo ist der bloß lang gefahren?

Montag, Januar 20, 2014

Taiwanische Kinderleckereien im 70er-Stil

Kinderspaß aus den 70ern, von Frau wiederentdeckt

Bei unserer kürzlichen Tour in das "Taiwan Times Village" hatte meine Frau ein Flashback in ihre Kindheit. Unter anderem war da in der Retrokulisse eines etwa 60er-Jahres-Städchens auch ein "Dorfkino" aufgebaut, was einfach unter freiem Himmel stattfand und das Publikum auf Holzbänken saß. Wenig spektakulär war das in dem Retrostädchen, schließlich war hier alles, also die gesamte "Stadt" komplett überdacht. Meine Frau erklärte mir aber, dass in ihrer Kindheit einfach solche Freilichtkinos auf öffentlichen Plätzen waren und man für wenig Geld Filme gucken konnte - oft mit Regenschirm. In nachgemachten Kioskläden im Stil ihrer Kindheit (alte Werbeschilder etc.) suchte sie verzweifelt nach den Süßigkeiten ihrer Kindheit, fand aber nur Snickers und Kindergummi. Einmal hatte sie glücklich eine Packung Spielkarten in der Hand, was mich wunderte - und erklärte mir, das seien in Wirklichkeit süße Täfelchen und sei ihre Lieblingssünde in der Kindheit gewesen. Schnell zur Kasse - wo sie aufgeklärt wurde, die Spielkarten seien wirklich Spielkarten.

Ein langes Gesicht gab es da zu sehen und in der Folge versuchte meine Frau wenigstens ein paar ihrer Kindheitssüßigkeiten wieder zu finden. Viel war aber nicht mehr in Produktion, finden konnte sie nur zweierlei...


 Einmal diese mysteriöse Schachtel. Was verbirgt sich dahinter? Schnell geöffnet....

Ein Spiel- und Süßkartoffelset, was auch sonst? Will sagen, sie müssen sich eine der Rubbelmarken nehmen und freirubbeln und dann entweder 1, 2 oder drei Scheibchen der leckeren Süßkartoffelmasse essen. Die Süßkartoffelscheiben sind wirklich lecker, irgendwie süßgummiähnlich und in einem nur schwachsüßen Kartoffelmehlpulver eingelegt, was im Munde zusammen aber ganz angenehm ist.

Als ich schlussendlich, nachdem Kollegen und wir auch die letzte Süßkartoffelscheibe geleert hatte, die Packung mit dem zurück gebliebenen Kartoffelmehl schnöde entsorgen wollte, belehrte mich meine Frau sogleich, dass dieses in ein Glas zu füllen und mit warmen Wasser aufzugießen wäre. Das Ergebnis wäre ein köstlicher Pudding! Sogleich ausprobiert:

Hmmmmm.... das Ergebnis sah furchtbar aus, wie etwas, mit dem man unliebsame Spielkameraden erschreckt. Es roch nicht besonders gut, eher wie fades Kartoffelmehl mit einem Hauch Pfepperminz irgendwie dabei. Doch dann die große Überraschung....

.... äh .... na ja, es schmeckte auch wie matschiges Kartoffelmehl und sorgte bei mir für prompten Würgereiz. Hust. Bestimmt habe ich irgendwas verkehrt gemacht.

Die andere Spezialität waren diese pfefferminzigen Zuckerstanden mit Geschmack. Nicht schlecht und so etwas wie Kinderzigaretten, die nicht vorgeben, Kinderzigaretten zu sein. Wenn Sie verstehen was ich meine. Bin mir nicht sicher, ob ich das tue.

Der übliche Politische-Korrektheits-Disclaimer für das linksintelektuelle deutsche Halal-, Glutenfrei - und zuckerreduzierte ;-) Publikum: Hier geht es nicht darum, irgendetwas schlecht zu machen, was für den einen lecker ist, ist für den anderen oft lecker, manchmal aber auch nur interessant. Meine Frau könnte ich mit den Caramac-Täfelchen meiner Jugend sicher jagen. Hmmm.... mal gucken ob es die noch gibt, wenn ich wieder in Deutschland bin. Schmecken aber sicher nur halb so gut ohne das Gejohle der Trinkertruppe in dem alten Bretterverschlag an der Hauptstraße, in dem wir das Zeug immer auf dem Schulweg gekauft haben, damals in den 70ern. 25 Pfennige das Stück, war glaube ich der Preis. Heute steht da ein Neubau-Einfamilienhaus, das auch schon wieder altmodisch wirkt. 

Mittwoch, Januar 15, 2014

Kantinenessen

Essensüberblick auf Ludigels Teller Teil 4

Da wir unlängst ein ziemlich durchschnittliches taiwanisches Festessen hatten (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/12/taiwanisches-festessen.html) und auch schon einmal einen Blick in einen einfachen Garküchen-Nudeltopf geworfen haben (http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/01/straenkonzert.html) und uns vorher ein eher einfach gestricktes Kaufhausessen angesehen haben (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/11/kaufhausessen.html) ist es jetzt Zeit, einmal ein Kantinenessen zu zeigen. Bei meinem Arbeitgeber hier, eine großen Unternehmen mit etwa 2000 Beschäftigten, gibt es jedenfalls ein kostenloses Abendessen als Buffet, von dem man sich grundsätzlich vier Teile Beilagen, eine Hauptspeise wie Fisch, Geflügel oder Fleisch und zusätzlich Reis, Vor- und Nachspeise nehmen kann.

Die Taiwaner greifen oft zur Fischkomponente, ich habe hier einen (westlich inspirierten?) Fleischklops in ganz leckerer Soße und etwas dran gekochten Chinakohl gewählt. Lecker, eine kleine Fleischportion und auch mein Vater würde so etwas mögen. Die Beilagen sind oft mit kleinen Fischen und Minikrabben (a la Silberfischgröße) durchsetzt, ich habe diese hier allerdings vermieden und die fischfreien genommen. Vorne das ist Kürbis, an den etwas Fleisch dran gekocht ist, weiter hinten Bambussprossen mit etwas Möhren und links ein leckerer krätiggrüner Kohl. Ganz anders als deutscher Kohl. Hinten noch etwas Blumenkohl. Nur die scharfe Kürbissauce vorne (lecker!) würde konservative deutsche Geschmäcker verjagen.

Vorne die Vorspeise, eine chinesische Gemüsesuppe, ganz ähnlich der im Chinarestaurant, nur mit mehr von dem dunklen Tofu (mag ich nicht so gern) und recht viel von einem schwarzen zähen Pils dran geschnitten. Diese dunklen Anteile lasse ich meist drauf, sonst schmeckt die süßsaure Suppe sehr gut. Die Nachspeise war hier eine ingwergewürzte süße Suppe mit etwas Sojapudding drin - auch sehr lecker. Alles anders als beim Chinesen in Deutschland, das Kantinenessen hier in der Republik China aka Taiwan und wohl im Wesentlichen der traditionellen eher einfachen Küche Taipeis entsprechend.

Die meisten Firmen haben aber kein solches Buffet, da isst man dann in einem kleinen Restaurant oder in einer Garküche irgendwo, eventuell sehr ähnliches - oder kauft sich eine meist noch etwas einfachere Lunchbox auf der Straße.
Mittags gibt es bei uns in der Kantine Essen von der selben Buffettheke. Kommt man mit den ca. den halben Monat reichenden Coupons nicht mehr hin, kann man das Essen für 57 NT (40 NT sind etwa ein Euro) kaufen. Eine Lunchbox draußen kostet wohl 60 NT, habe aber lange keine mehr gekauft.

Das Essen ist viel besser als deutsches Kantinenessen, das der deutsche Journalist Klaus hier in seinem Blog mit dem taiwanischen Essen verglichen hat (http://www.intaiwan.de/2014/01/09/uebergewicht-dicke-taiwanesen/#more-5389) und was mich zu diesem Beitrag angeregt hat. In Deutschland ging es mir immer so, dass ich das Kantinenessen anfangs meist ordentlich fand, mein Magen es aber nach ein paar Monaten absolut nicht mehr wollte. Das soll angeblich an mangelnden Nährstoffen des industriell hergestellten deutschen Kantinenessens liegen und an der Lernfähigkeit des Magens. In Taiwan bleibt dieser Effekt aus.

Letztens hatte ich sehr ausgiebiges Feedback zur Beschreibung meiner Essgewohnheiten bekommen. Ich sehe ein, dass jeder andere Essgewohnheiten hat und bitte darum, sich nicht über die meinigen zu ärgern und ggf. erstmal diesen Artikel (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/12/kurzzeitige-blogabschaltung-special.html) als Blogeinführung lesen.

Dienstag, Januar 14, 2014

Alpha GMT - Erfahrungsbericht

Die chinesische Rolex GMT-Hommage namens Alpha GMT im Erfahrungsbericht

Neulich gab es einen verbalen Unfall. Junior stand in meinem winzig kleinen Abstellkammerbüro an der geöffneten Schreibtischschublade und wiederholte beständig ein einziges Wort. "Watch" (Armbanduhr). Oder ehr "watch...watch...watch...watch...". Weil so viele drin waren. Habe schnell die Schublade zu gemacht, damit seine Mutter nichts merkt. Watch und Camera (oder Kamera) sind zwei Worte, die er sehr schnell gelernt hat, wohl weil er seinen Vater genauestens beobachtet. In der Tat werde ich jetzt von meinem Tun, zahlreiche preisgüstige Armbanduhren in Serie zu erwerben abgehen - meiner nicht uhrentragenden Frau kann ich auch die Frage schlecht beantworten, was ich denn mit so vielen Uhren will, wo ich doch maximal zwei Arme dafür zur Verfügung habe.

Alpha GMT (nebst Hautirritation durch Junior :-)

Die neulich dem Postboten mühsam entrissene (http://osttellerrand.blogspot.de/2014/01/die-verschwundene-lolex-post-probleme.html) Hommage auf eine Rolex GMT soll hier kurz vorgestellt werden, weil ich finde, dass es sich für das wenige Geld doch um eine bemerkenswerte Uhr handelt. Natürlich sind Hommagen umstritten, insbesondere die chinesischen sind regelrecht verpönt. Wer sich jetzt aufregen will: Hommagen sind dann legal, wenn sie NICHT den Originalmarkennamen haben und ob sie mit dem guten Geschmack übereinstimmen muss jeder selbst entscheiden. Ich habe ja so viele Uhren in der Schublade, was interessiert mich da ein geschmackloser Tag, wenn ich sie mal trage. Weitaus weniger kritisiert wird die praktisch identisch aussehende GMT vom deutschen und schweizer Werke verbauenden [Edit: korrigiert] Hersteller Steinhart. Die kosten aber auch etwa 500 Euro das Stück, während die Alpha GMT direkt bei Alpha-Watch.com (Hongkong) 90 US-Dollar kostet, bei europäischen Anbietern auf Ebay zwischen 80 und 120 Euro - lieferbar mit Zifferblättern in Schwarz oder Weiß und schwarz-roter ("Coke") oder wie hier blau-roter ("Pepsi")-Tauchring.

Haptisch würde die Alpha mit 40mm Durchmesser ohne Krone gemessen und leichtem Gewicht durchaus angenehm wirken, wenn nicht die scharfen Unterseiten der Hörner (links und rechts neben dem Band) wären, an denen man sich fast schneiden kann. Andererseits hebt das Band die Uhr etwas an, so dass die Haut damit in der Regel nicht in Berührung kommt. Das hier verbaute Band ist das "Jubiläumsband" von Alpha, was angenehm viele Verstellmöglichkeiten bietet ohne Glieder entfernen zu müssen. Meist hat man das normale Band dran montiert, das auch an meiner letzten Alpha dran montiert war (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/11/das-alpha-tier-der-uhrenwelt.html) und mir durch die praktisch nicht herausnehmbaren Glieder negativ aufgefallen war und in der Abfallkiste gelandet ist. Auch das hier verbaute Band hat so seine Tücken: Die Kanten sind ebenfalls sehr scharf und wenn man mit den Fingern beim Herumprobieren zwischen die Glieder gerät, kann man sich fast schneiden. Junior werde ich mit dieser Uhr nicht herumspielen lassen.

Trotzdem trägt sich die Uhr eigentlich problemlos, das Handgelenk ist Kummer durch harte Metallbänder gewöhnt. Vermutlich werde ich das Metallband trotz des netten Aussehens durch ein schwarzes Lederband ersetzen und den scharfen Hörnern mit Schleifpapier vorsichtig zu Leibe rücken. Man kann auch Kratzer aus Uhrengehäusen auf diese Art und Weise wegschleifen und sogar Mattierungen wieder herstellen, das dürfte also kein Problem sein. Ich weiß, ich weiß, hätte ich die original Rolex gekauft...

Doch nun zum Positiven. Für nur 90 USD bekommt man hier eine vollmechanische (Automatik-) GMT-Uhr! Das heißt, dass sie neben den üblichen Zeigern noch den roten 24-Stunden-Zeiger hat, der also die Uhrzeit oder eine zweite Zeitzone im 24-Stunden-Modus anzeigt gemäß Ziffern auf dem "Tauchring". Übrigens hat die Uhr eine tauchermäßig verschraubt Krone, wirklich Baden oder gar Tauchen sollte man mit ihr aber nicht, wegen nur 50m Wasserresistenz. Auf dem unteren Foto ist der drehbare Tauchring leider eine Raste nach links verstellt, jedenfalls zeigt die 24h-Anzeige hier etwa 2 Uhr morgens an (der 1-Uhr-Punkt zählt in der 24-h-Anzeige naürlich für 2 Uhr morgens).


Will sagen in der zweiten Zeitzone wäre es damit 2.37 Uhr morgens während es in Taiwan gerade 9.37 Uhr war. Der rote Zeiger zeigt hier also die aktuelle Zeit in Deutschland an. Übrigens bewegt sich der GMT-Zeiger stufenlos, hält aber  evtl. ein bisschen länger an der alten Stunde fest, was aber zum Ablesen in Ordnung ist. Will sagen um 2:45 in Deutschland steht der GMT-Zeiger kurz nach der 2 und nicht etwa schon nah der 3. Beim Original springt er wohl sogar stundenweise von 2 direkt auf die 3, in sofern ist das in Ordnung.

Hier noch Schutzfolie auf der Schließe, die ordentlich ihre Arbeit tut.

Den GMT-Zeiger stellt man wie das Datum ein, in dem man die Krone nur eine Position herauszieht und entgegengesetzt herum dreht. Nachteil der Alpha ist jedoch, dass man beim Verstellen der normalen Zeit (Krone auf Pos. 2 herausgezogen) auch den GMT-Zeiger sinnfrei mit verstellt. Deshalb sollte man auf Reisen also die normalen Zeiger immer unverstellt lassen und die jeweils aktuelle Zeitzone nur auf der GMT-Anzeige einstellen. Genau umgekehrt wie es eigentlich mal gedacht war. Funktioniert aber auch. EDIT: Das ist auch bei ETA-Originalwerken wie beispielsweise dem 2893-1 (...-3) der Fall, wie ich seit Inbesitznahme meiner Hamilton Khaki Navy GMT weiß.

Genau läuft die Alpha, die ersten Tage hat sie sehr akzeptable 13 Sekunden pro Tag gewonnen,  momentan läuft sie noch genauer, da muss ich abwarten, wie sie sich einläuft. Damit ist sie um Klassen besser als meine andere Alpha (oben verlinkt), denn die "Planet Ocean" läuft sage und schreibe 55 Sekunden zu schnell pro Tag - es sei denn man legt sie öfter mal zwischendurch mit Krone nach oben ab.

Eine richtige Alltagsuhr ist die Alpha also wegen der scharfen Kanten vielleicht nicht*, aber mit zweiter Zeitzone rein mechanisch für 80 Euro oder so ein nettes Spielzeug für den Käufer mit Uhrentick. Mir gefällt sie so gut, wenn sie mal kaputt geht, ersetze ich sie vielleicht durch die solidere Steinhart.

Solidere Automatik-Uhren für wenig Geld wären etwa die Orient Mako oder auch eine Invicta Automatik. Trotzdem ist die Alpha eine nette Reiseuhr und wegen der zweiten Zeitzone (und über die drehbare Lünette sogar eine dritte ;-) klar mit Expatvorteil versehen.

UPDATE: Deutlich solidere japanische Orient Pepsi aus der Deep oder Mako genannten Automatik-Reihe, 200m wasserdicht, verschraubte Krone, gute Haptik, aus dem Seiko-Konzern (ohne Sekundenstop und Handaufzug), für 100 Euro ein solideres Angebot (hier an Mesh). Allerdings ohne GMT.

Und die Alpha GMT im 9-Tages-Urlaubstest:  http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/02/das-alpha-experiment.html

* es sei denn man erwischt eine weiter hinten aus der Produktionsserie. Bei mir waren wohl die Formen noch zu neu ;-)

Tod in Taiwan: Update zu einem alten Mord

Update zu einem Mord in der Ausländerszene

Ein  Mord in Taiwan aus dem Jahre 2007 hatte damals zu großer Aufregung in der Expatgemeinde gesorgt. Bericht von damals: http://osttellerrand.blogspot.tw/2007/09/murder-in-foreigner-scene-in-taiwan.html

Um es kurz zu machen: Damals war eine Englischlehreragentin aus Kaoshiung brutal ermordet worden: Ihre zerstückelte Leiche wurde in mehrere Säcke verpackt einfach irgendwo in die Straßen der Stadt geworfen. Schnell fand man ein Überwachungskameravideo (Taiwans Straßen sind voll davon), das eine Frau zeigte, die die Leichensäcke von einem Motorroller aus in die Straßen warf. Das Motorrollerkennzeichen führte zu einem unschuldigen Japanischlehrer, der sein Moped an einen amerikanischen Kollegen verliehen hatte, der als Englischlehrer gearbeitet hatte und auch durch eine taiwanische Agentin vermittelt worden war. Diese wurde mittlerweile vermisst und ihre Leiche wurde eben als in den Leichensäcken befindlich identifiziert.

Erst war sowohl der ältere US-Amerikaner, bei dem es sich laut damaliger Berichterstattung um einen schwer alkoholkranken Englischlehrer in Geldnot handelte, als auch seine philippinische Freundin verdächtigt, denn die Spurensicherung konnte nachweisen, dass die ermordete Taiwanerin in der Wohnung des Englischlehrers ermordet worden war. Schließlich gestand die Philippina und gab an ihr Freund, der ältere Englischlehrer, habe den Mord schwer betrunken im Schlafzimmer verschlafen, während sie die Agentin erst mit dem Fleischmesser in der Küche gestochen, dann gefesselt und gefoltert habe, um die Geheimnummer der Bankkarte zu erfahren (sie hatte dann in der Tat Geld abgehoben). Motiv für die Tat war Geldnot, weil der alkoholkranke Englischlehrer nicht mehr genug Jobs hatte, die Philippina ihr Kind in der Heimat versorgen musste und die Agentin ein Darlehn verweigert hatte. Die Philippina sitzt noch heute zum Tode verurteilt ein, ihr Freund wurde offenbar auf der Druck der US-Vertretung in Taiwan schnell als nicht an der Tat beteiligt angesehen (was die Spuren in der Wohnung wohl bestätigten) und verließ Taiwan kurz darauf Richtung USA. Was nun genau aus ihm geworden war, war mir nie so ganz klar geworden, auch wenn von Selbstmord erzählt wurde.

Nach diesen Quellen (http://answers.yahoo.com/question/index?qid=20081001232927AAzTAY2
http://www.navsource.org/archives/11/1201.htm )* hat er offenbar kurze Zeit später tatsächlich Selbstmord begangen. Was mich nun verblüfft hat ist der Umstand, dass es sich bei dem Amerikaner namens David M. F. offenbar um einen ehemaligen Kapitänleutnant der US-Navy und Exkommandanten der USS AVENGER handelte. Hätte ich damals gehört, der in Taiwan so dramatisch gescheiterte Mann, der unfähig seinen neuen Laienberuf noch auszuüben betrunken in einem Hinterzimmer hier am östlichen "Rande der Weltscheibe" lag, während seine Freundin einen Mord beging, sei ein US-Marinekommandant gewesen, hätte ich das wieder mal für eine der zahllosen falschen Referenzen gehalten, auf die man hier immer stößt. Offenbar können Lebenswege eine dramatische Wendung nehmen. Englische Muttersprachler wurden offbar durch anfangs leicht verdientes Geld als Laien-Englischlehrer in Taiwan angelockt. Doch mit steigender Lehrerzahl, sinkender Geburtenrate und grauer werdenden Haaren, die nicht mehr dem hier üblichen Image des jugendlichen Englischlehrers entsprechen, kann dann schnell Frust, Geldnot und Armut folgen. Was die alt gewordenen Englischlehrer hier machen habe ich mich sowieso schon gefragt, schließlich sind fast alle "English teacher" hier junge Männer. David M. F. hat leider keine gute Antwort auf die Frage gefunden.


* Der Answers-Yahoo-Kommentar eines vermutl. ehem. Besatzungsmitglieds ist irrelevant, weil ein David M.F. nach der Dienstzeit dieser Person Kommandant der USS AVENGER war.

Montag, Januar 13, 2014

Taiwanerin fliegt nicht zum Mars!

Na, das ist mal eine sensationsheischende Überschrift

Die US-Taiwanerin Sue-Ann Pien kann das auch nicht, was wir alle auch nicht können: Zum Mars fliegen. Eine offenbar holländische Gesellschaft (von Linda de Mol?)  hat aber eine Realityshow ausgelobt, bei der die Bewerber nicht schief singen können müssen, sondern nur zum Mars wollen müssen. Eigentlich kann sich da jeder melden, weil man eh nie hin kommt. Womit ich nicht gesagt haben will, dass der Mensch nie den Mars betreten wird. Nur die Leute, die sich jetzt für eine Realityshow melden haben sicher eine Nullwahrscheinlichkeit, im Rahmen dieser Show dort hin zu gelangen. Frau Pien will einen Tatung-Reiskocher mitnehmen und fühlt sich für das Kolonistenleben (geplant ist natürlich gleich eine permanente Besiedlung!) durch ihre Sprachkenntnisse in Chinesisch, Spanisch und Englisch bestens gerüstet.

Ja wenn Google dabei wäre, dann würde ich es glauben.

http://www.chinapost.com.tw/taiwan/c/2014/01/11/398084/Taiwanese-American-.htm 


 Bild ohne Marsraketenstartrampe, Taipei City

Freitag, Januar 10, 2014

What I like most about you...



... is that lantern, behind your ear.


Foto: Ludigel, Session neulich aus Taipei City


+++++++++++++++++ Kurzmeldung:
Der britische "Todesfahrer" Z.D., der aus Taiwan flüchtig ist, steht derzeit vor einem schottischen Gericht. dabei geht es um seine Deportation nach schottischem (!) Recht und der Richter hat soweit Taiwan als diplomatische "Entität" anerkannt, auch wegen der ehemaligen Uno-Mitgliedschaft der Republik China/Taiwan: http://focustaiwan.tw/news/asoc/201401090030.aspx
Letzter Bericht dazu hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/11/britischer-todesfahrer-in-schottland-in.html

Donnerstag, Januar 09, 2014

Die verschwundene Lolex / Post-Probleme

...und wie zuverlässig ist die normale Taiwan-Post? [Update]

Vor Jahren hatte ich eine wahre Pechsträhne mit der Post. Wann immer neue EC-Karten oder Kontoauszüge oder anderes von meiner deutschen Bank in NeiHu, Taipei eintrudeln sollten, kamen sie nicht. Weihnachtspakete kamen immer an, Banksachen nie. Komisch, diese selektive Aussortierung, dachte ich. Dann eines Tages hatten sie eine Story im Taiwan-TV: Eine wohl nicht psychisch stabile Postbotin Region NeiHu hatte säckeweise Post im Kofferraum ihres Autos. Die Dame wurde ersetzt und meine Banksachen kamen ab sofort an. Meine verschollene Bankpost freilich habe ich nachträglich nie erhalten. Verbrannt? Verschenkt? Was macht die Post mit aufgefundenen Postsäcken, die nie zugestellt wurden? Vielleicht verjährt die Zustellungspflicht und sie dürfen die Kantinenpinwand damit schmücken, ich weiß es nicht. Andererseits kann es natürlich sein, dass meine Bankpost als besonders spannend eine bevorzugte Behandlung von der Postdame erhalten hatte und nicht mehr vorhanden war. Besondere Kontobewegungen hatte es nicht gegeben, das hatte ich seinerzeit überprüft. Verallgemeinern wollte ich das nicht, schließlich hatte ich auch in Deutschland mal von einem betrügerischen Postler gelesen, der säckeweise Sendungen unterschlagen hatte.

Die nette neue Zeit mit ankommender Bankpost währte jedoch nicht lange. Heute ist der Zustand so, dass die Kontoauszüge immer ankommen, die iTAN-Briefe (also die Briefe mit den Geheimnummern zur Überweisung) aber nicht. Auch 2x hintereinander kam nichts an, also musste ich mir den iTAN-Brief in Deutschland von der Bankfiliale abholen bei der nächsten Reise. Da wurde wieder sehr selektiv verloren. Ist die Postbotin geheilt aus der Klinik entlassen und wieder eingestellt? Kreative Köpfe gibt es aber sicher auch noch anderswo; theoretisch könnte der Brief ja auch in Deutschland verschwunden sein. Die iTAN-Briefe habe ich erst nach Monaten sperren lassen, vorher hatte ich es nicht gemerkt. Merkwürdige Kontobewegungen blieben aber wieder aus.

Gestern nun fiel mir auf, dass meine zu letzte bestellte Uhr, neuster Ausdruck eines in der letzten Zeit entwickelten Uhrenticks, nicht angekommen war. Der chinesische Hersteller der moralisch sicher strittigen Hommage an eine 60er-Jahres Rolex (mit chinesischem Herstellernamen), die aber laut Uhrenforum ein gutes Werk namens "Shanghai B" haben soll und gut laufen soll, hatte mir ein Paketchen aus Hongkong geschickt. Als ich wegen langer Lieferzeit nachfragte, nannte mir der Hersteller (Alpha-watch.com) sogar eine Trackingnummer der Hongkong - Post, Luxus. Sorgen hatte ich mir nicht gemacht, schließlich ist die China- und Hongkong Post mir immer wieder für lange Lieferzeiten aufgefallen. Wenn buddhistische Mönche aus Tibet mal so richtig auspannen wollen im Urlaub, dann besorgen sie sich einen Ferienjob bei der Hongkong-Post. Aus Hongkong bestellte Stereokabel etwa brauchen 4 oder 5 Wochen, solche aus Großbritannien zum Beispiel zwei.

Ab 05.01. tauchte die Trackingnummer schließlich im taiwanischen Posttracking (chinesischspr. Webseite, von der HK-Post nett verlinkt) auf, nannte allerdings den 25.12. als Tag erfolgreicher Zustellung an mich! Angekommen war aber nichts. Bis dahin war ich noch ohne meine Frau ausgekommen, wollte ich sie doch in meinen "Uhrenwahn" nicht involvieren. Auch das Abklappern der Poststellen in der Firma hier half nichts. Ich schickte wenig hoffnunsvoll eine Email an die taiwanische Trackingseite und bat, den Verbleib der Sendung nachzuverfolgen. Antwort kam binnen Minuten. Es sei zugestellt worden, ich solle bei meiner Firmenpoststelle nachfragen.

Letzte musste also meine Frau ran und unterzog alle möglichen Leute eines hochnotpeinlichen Verhörs. Und alles wegen einer "orginal gefälschten" Rolexreplik für 90 US-Dollar. Erst kam ich an die Reihe, von wegen wie viele Arme ich eigentlich hätte für wie viele Uhren ;-), dann letztlich die Poststelle. Diese gab nun an, das Paket abgelehnt zu haben, weil mein Name auf der Adresse fehlte und schließlich 2000 Leute im Unternehmen arbeiteten. Dann wurde die Taiwanpost befragt, die erst auf erfolgreicher Zustellung pochte, letztlich aber wiederum ihren Postboten befragte, der nach 2 Stunden (hoffentlich zigarettenstummellosem Verhör) einräumte, das Paket nicht wieder als Retour ins Trackingsystem eingebucht zu haben aber sich nicht erinnern könnte, wo das Paket nun geblieben sei. Da wir hier nicht im selben Stadtteil sind ist er nicht identisch mit der NeiHu-Postbotin oder ihrem Nachfolger, kann also auch ein Versehen gewesen sein. Die Taiwanpost bot schließlich Kompensation an und mich ärgerte insbesondere, dass diese riesige Thermik und Befragung von zig Leuten nur nötig war, weil sie das Paket nicht korrekt eingebucht hatten als Retour, sonst hätte ich es ja im Tracking sehen können. Auch die lange Verspätung machte mich misstrauisch, wollte da jemand warten, bis Gras über die Sache gewachsen war? Informell nannte meine Frau einen zunächst zu hohen Preis als Paketwert als vorläufige Schätzung, sie hatte mich da noch nicht gefragt gehabt und dann geschah das Wunder, das Paket soll sich angefunden haben und soll heute wieder zugestellt werden. Vor meinem geistigen Auge sehe ich jetzt verweinte Kinderaugen, denen der Weihnachtsmann eine schöne bunte "Lolex" brutal wieder vom Arm gerissen hat, sehe hastig geflickte Paketfetzen. UPDATE: Mittlerweile angekommen, ungeöffnet ;-)

Wie zuverlässig ist nun wohl die normale taiwanische Post? Ich würde es so sagen: Eigentlich kommt alles an, nur spannend aussehende Briefe von ausländischen Banken und adressatisch schon halb im Nirwana schwebende Pakete haben ein nicht unerhebliches Risiko verloren zu gehen. Also ganz OK, 3-Minus irgendwie.
Wer hat andere Erfahrungen gemacht?

Und det es ausjerechnet eine "falsche" Rolex war macht das ganze oberpeinlich. Hat aber eine praktische Zweite-Zeitzonenanzeige und ist ja ein historisches Modell, also durchaus eine nette Ergänzung für meine Sammlung. Mit billigen Uhren ist jetzt erst mal Schluss, die regen die Taiwanpostboten sonst viel zu sehr auf - und ihre kleinen Verwandten am Ende auch noch.Und meine Frau langsam auch.

Update: Danke für den Hinweis in den Kommentaren, meine Bank verhunzt die Zustelladresse in der Tat (auch), daher ist natürlich die Zustellwahrscheinlichkeit von Bankpost geringer! 

Edit: Es handelt sich um eine schlichte Stahlversion, wenn auch mit bunter Lünette. Nicht dass jemand denkt, ich bin so ein Falschgoldtyp.

Mittwoch, Januar 08, 2014

Elektroheizung ohne Diktator

Dieser Tage ist Winter in Taiwan, wäre hätte das gedacht. Die Temperatur liegt bei 17-20 Grad, aber mit etwas undichten Fenstern (in Taiwan hat man meist einfachverglaste klapprige Schiebefenster statt deutscher dichter Fenster) kann es schon etwas unangenehm werden. Ich erinnere mich noch an Jahre, da ging die Temperatur auf bis zu 7 Grand runter, da saß ich dann im Ledermantel mit Schal in der eigenen Wohnung und sah meinen Atemwölkchen zu beim Fernsehen.

Heizungen hat man nämlich in Taiwan nicht, nur Klimaanlagen. Obwohl man Elektroheizungen kaufen kann, die aber wegen den Stromkosten im Gegensatz zu Klimaanlagen verpönt sind, wir haben daher auch keine.


Offenkundig von einem deutschen Hersteller namens Heller werden hier welche angeboten. Deutsches verkauft sich immer gut in Taiwan. Das kleine Männchen in der Werbung...

Gefällt mir mit seiner schwarz-rot-goldenen "Armbinde" viel besser als DIESES kleine Männchen einer älteren Heizungswerbung einer (Taiwan-Zweigestelle einer) anderen deutschen Firma, was allerdings vor meiner Zeit in Taiwan war: http://osttellerrand.blogspot.tw/2007/11/cold-in-taiwan.html

Die hatten damals veritabel einen kleinen Adolf Hitler mit Armbinde mit Firmenlogo versehen und ihn den "Sturm gegen die Kaltfront" oder dergleichen bewerben lassen; siehe Link. Den Firmennamen habe ich zensiert, denn das deutsche Hauptquartier wusste nichts von der bizarren Werbeaktion damals.

Hmmm... ob ich mir das nette Feuerteufelchen von oben mal hole, wenn es noch kälter wird? Ach was, lieber frieren, als den Sinn einer Heizung mit meiner Gattin zu diskutieren ;-)

Dienstag, Januar 07, 2014

Eingewöhnen an das neue Familienmitglied

Irgendwo gehört ein Auto ja zur Familie, schließlich sieht man ihn täglich und kann sich im Idealfall immer auf ihn verlassen. Entsprechend schwer fiel mir die Trennung von unserem alten (2005er) Nissan X-Trail, der mit seinen neuen Stoßdämpfern auch bei 205.000 km immer noch wie ein Neuwagen durch die Gegend rollte. Doch die Notwendigkeit unseren Kindersitz zu ersetzen (zu klein und wegen Vorbesitzern nun 10 Jahre alt*) führte schnell zum Wunsch eine Isofix-Kindersitzhalterung nach Stand der Technik zu haben, die unser Nissan nicht hatte (weil er made-in-Taiwan war und made-in-Taiwan - Autos immer mal gerne ein paar Sicherheitsstandards weglassen, wegen Cost-Down, wurde meine Frau in taiwanischen Foren belehrt). Schnell entwickelte meine Frau ein absolut teutonisch anmutendes Crashtest-Bewusstsein, so dass am Ende nur die sichersten Autos in der SUV-Klasse in Frage kamen. Wir hatten ökobewegt auch Kombis in Erwägung gezogen, bekamen SUV-gewöhnt aber immer Platzangst in den Dingern, also waren wir schnell wieder auf SUV eingenordet. Öko ist ja nur in Europa, hier ist Asien. Mal ehrlich, die Autos hier haben ja nicht mal einen Kat.


Nachdem der noch in der Auswahl befindliche Subaru Forrester (Vordergrund) wegen Ölverlust-Horrorstories ausgefallen war aus der engeren Wahl, wurde es dann also der Volvo, hier dezent hinter dem Subaru geparkt. So ein Europäer legt halt in Taiwan wert auf seine Privatsphäre. Mich versetzte sowieso der Umstand in Angst und Schrecken, dass beide Autos in der Benzin-Basisversion einen 2-Liter-Turbo mit 240 PS hatten - wo soll man mit den ganzen Pferden bloß hin? Jetzt hieß es erstmal eingewöhnen an den Schweden. Früher hätte ich ja gedacht, ein Europäer, der in Taiwan einen Volvo fährt, muss in der schwedischen "Botschaft" arbeiten. Aber es geht offensichtlich auch so. Jetzt heiß es, vor lauter protestierend piepender Assistenzsysteme und roter Balken in der Windschutzscheibe zum gemütlichen Fahren zurück zu finden, trotz oder gerade wegen der Hilfe durch den Touchscreen. Bald wollen die Autos allein fahren, da habe ich keinen Zweifel, so viel wie der Volvo wegen nicht eingehaltener Fahrspuren oder zu wenig Abstand herum meckert. Im Vergleich zum X-Trail ist unser XC60 T5 außen größer, wie ich immer wieder beim einparken den Eindruck habe, innen aber geht es subjektiv etwas beengter zu. Möglicherweise liegt dass am Schwedenstahl in den Türen (autsch, schwere Tresortüren in Vergleich zum Nissan) und dererlei Dingen. In der Tat erzeugt der Volvo schnell eine Art Abschirmungsgefühl, man fühlt sich subjektiv sehr hoch sitzend (auch im Vergleich zum Nissan) von einem beruhigenden Stahlkäfig umgeben. Beim Tritt aufs Gas ist der Volvo erst ähnlich behäbig wie mein alter 150-PS-Nissan. Wenn man jedoch ein bisschen mehr drauf tritt, wundert man sich leicht, wie viele Pferde da sonst was tun wollen. Schon ganz angenehm beim Überholen im Stadtverkehr.

Subjektiv fahre ich mit dem Volvo trotzdem ruhiger. Ich hatte ohnehin schon den Eindruck, dass es in Taiwans Verkehr sehr um den Status der Autos geht. So schienen mir europäische Karossen schon immer ein nicht unerhebliches Drängel- und Überholprestige auf den vollen Innenstadt-Expressways Taipeis zu genießen. Kam ich mit meinem braunen Nissan an und wollte irgendwo einscheren, machten die Autofahrer zu und krochen sich gegenseitig in den Auspuff, damit ich ja draußen blieb. Kam dann ein silberner BMW X5 oder sogar ein braunmetallener Golf angerast (in Taiwan sind Golfs eher Sportwagen als Normalautos!), ließen sie ihn rein. Ganz extrem hatte ich das einmal mit einem Porsche Panamera erlebt, der mir auf der Stoßstange klebte, als ich im zähfließenden Verkehr kaum voran kam. Ich ließ ihn überholen und vor ihm teilte sich der dichte Verkehr wie das Meer vor Moses.

So nett sind die hiesigen Autofahrer zu mir im schwarzen Volvo nicht, aber ich habe den Eindruck, als würden sie mich weniger belästigen auf die sonst taipeitypische aggressive Art und Weise. Weniger wird offenbar versucht, vor meinem Kühler (oder fast in den Kotflügel) einzuscheren, wie früher. Weniger oft klebt mir jemand auf der Stoßstange - LKWs und manchmal Taxen ausgenommen. Offenbar räumen sie dem Volvo einen höheren Status ein. Na, mir soll's recht sein, obwohl ich eigentlich eher ein egalistischer Mensch bin. Ein bisschen mehr Ruhe nimmt man gerne hin.

 
Die Schokoladenseite ("Marabu sida") des Volvo ist wohl das Heck, das hübsch ansteigt, um in einer elegant geschwungenen großen Rückleuchte zu enden - hier mit einem gefürchteten kleinen "Blue-Truck" im Blick (deren Fahrer gesetzlich verpflichtet sind, unter Einfluss von Uppern, Downern und Betelnuss zu stehen). Allerdings führt das hoch gezogene Heck in Kombi mit den taiwantypisch dunkel abgeklebten Seitenscheiben dazu, dass man im Toten Winkel kaum etwas erkennt beim Spurwechsel. Aber andererseits hat der Volvo dafür eine orange Warnleuchte. Die Suche nach Fussgängern bei Abbiegen ist im Volvo viel angenehmer jedenfalls, denn ich habe mir bei ihm die vorderen Seitenfenster von dunkler Folie frei halten lassen. Beim alten Auto konnte ich Fußgänger beim Abbiegen immer mehr erahnen vor lauter schwarzer Folie.


Nett der Innenraum, auch wenn im Vergleich zum Nissan wenig Ablagen da sind. Unter anderem ist hinter der Mittelkonsole ein großer Hohlraum, den man aber irrsinnigerweise nur von den Seiten aus erreichen kann. Und alles was man rein legt, fällt sofort wieder raus, eventuell hat man es dann unter dem Bremspedal klemmen. Den Alko-Tester könnte man da zum Wiederaufladen anbringen, wenn man einen hätte, sagt die deutsche Bedienungsanleitung. Na, den brauche ich unbedingt vor lauter warmem Tee.
Gut die praktischen Drehregler, endlich wieder wie in den 80ern, wenn auch jetzt elektronisch. Mein Nissan hatte unpraktische kleine Tasten, die immer langes Blickabwenden von der Straße erforderten (in der Taiwanversion, der deutsche X-Trail war anders).

Taktische Diagramme, die feindliche Romulaner-Warbirds anzeigen hat er auch. Kommt irgend jemand dem Volvo zu nahe, geht empört der Monitor in der Mittelkonsole (nicht im Bild) an und der genaue Ort der Verletzung der schwedischen Hoheitsrechte wird angezeigt in Grün, Gelb, Orange oder Rot . Kommt einem an der Ampel ein Moped zu nahe, geht obendrein manchmal noch eine ohrenbetäubende Sirene loß (Verteidigungfall: "nu försvara!").


Und das wichtigste von allem: Junior hat seinen japanischen Takata-Midi-Kindersitz mit Isofix, Testsieger im deutschen Test (von "Test.de"). Nicht etwa in Japan gekauft (die wollten nicht nach Taiwan liefern), sondern in den Niederlanden, die ihn an meinen tschechisch-deutschen Post-Weiterleiter (Mailboxde.com) geschickt haben, der ihn nach Taiwan geschickt hat. Riesiger Aufwand für Junior mit hohen Versandkosten, aber wenn ich den Preis für den Volvo auch noch auf den Kindersitz drauf rechne, wird es sowieso der teuerte Kindersitz überhaupt. 

Und was sagt Junior dazu? Er sagt "Auto" wenn er den Volvo sieht, exakt das selbe, was er beim Anblick des Nissans gesagt hat. Undankbarer Sprössling....



* Kindersitze soll man i.d.R. weniger als 10 Jahre benutzen, weil der Kunststoff einer Alterung durch UV-Licht ausgesetzt ist