Neulich gab es einen verbalen Unfall. Junior stand in meinem winzig kleinen Abstellkammerbüro an der geöffneten Schreibtischschublade und wiederholte beständig ein einziges Wort. "Watch" (Armbanduhr). Oder ehr "watch...watch...watch...watch...". Weil so viele drin waren. Habe schnell die Schublade zu gemacht, damit seine Mutter nichts merkt. Watch und Camera (oder Kamera) sind zwei Worte, die er sehr schnell gelernt hat, wohl weil er seinen Vater genauestens beobachtet. In der Tat werde ich jetzt von meinem Tun, zahlreiche preisgüstige Armbanduhren in Serie zu erwerben abgehen - meiner nicht uhrentragenden Frau kann ich auch die Frage schlecht beantworten, was ich denn mit so vielen Uhren will, wo ich doch maximal zwei Arme dafür zur Verfügung habe.
Alpha GMT (nebst Hautirritation durch Junior :-)
Die neulich dem Postboten mühsam entrissene (http://osttellerrand.blogspot.de/2014/01/die-verschwundene-lolex-post-probleme.html) Hommage auf eine Rolex GMT soll hier kurz vorgestellt werden, weil ich finde, dass es sich für das wenige Geld doch um eine bemerkenswerte Uhr handelt. Natürlich sind Hommagen umstritten, insbesondere die chinesischen sind regelrecht verpönt. Wer sich jetzt aufregen will: Hommagen sind dann legal, wenn sie NICHT den Originalmarkennamen haben und ob sie mit dem guten Geschmack übereinstimmen muss jeder selbst entscheiden. Ich habe ja so viele Uhren in der Schublade, was interessiert mich da ein geschmackloser Tag, wenn ich sie mal trage. Weitaus weniger kritisiert wird die praktisch identisch aussehende GMT vom deutschen und schweizer Werke verbauenden [Edit: korrigiert] Hersteller Steinhart. Die kosten aber auch etwa 500 Euro das Stück, während die Alpha GMT direkt bei Alpha-Watch.com (Hongkong) 90 US-Dollar kostet, bei europäischen Anbietern auf Ebay zwischen 80 und 120 Euro - lieferbar mit Zifferblättern in Schwarz oder Weiß und schwarz-roter ("Coke") oder wie hier blau-roter ("Pepsi")-Tauchring.
Haptisch würde die Alpha mit 40mm Durchmesser ohne Krone gemessen und leichtem Gewicht durchaus angenehm wirken, wenn nicht die scharfen Unterseiten der Hörner (links und rechts neben dem Band) wären, an denen man sich fast schneiden kann. Andererseits hebt das Band die Uhr etwas an, so dass die Haut damit in der Regel nicht in Berührung kommt. Das hier verbaute Band ist das "Jubiläumsband" von Alpha, was angenehm viele Verstellmöglichkeiten bietet ohne Glieder entfernen zu müssen. Meist hat man das normale Band dran montiert, das auch an meiner letzten Alpha dran montiert war (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/11/das-alpha-tier-der-uhrenwelt.html) und mir durch die praktisch nicht herausnehmbaren Glieder negativ aufgefallen war und in der Abfallkiste gelandet ist. Auch das hier verbaute Band hat so seine Tücken: Die Kanten sind ebenfalls sehr scharf und wenn man mit den Fingern beim Herumprobieren zwischen die Glieder gerät, kann man sich fast schneiden. Junior werde ich mit dieser Uhr nicht herumspielen lassen.
Trotzdem trägt sich die Uhr eigentlich problemlos, das Handgelenk ist Kummer durch harte Metallbänder gewöhnt. Vermutlich werde ich das Metallband trotz des netten Aussehens durch ein schwarzes Lederband ersetzen und den scharfen Hörnern mit Schleifpapier vorsichtig zu Leibe rücken. Man kann auch Kratzer aus Uhrengehäusen auf diese Art und Weise wegschleifen und sogar Mattierungen wieder herstellen, das dürfte also kein Problem sein. Ich weiß, ich weiß, hätte ich die original Rolex gekauft...
Doch nun zum Positiven. Für nur 90 USD bekommt man hier eine vollmechanische (Automatik-) GMT-Uhr! Das heißt, dass sie neben den üblichen Zeigern noch den roten 24-Stunden-Zeiger hat, der also die Uhrzeit oder eine zweite Zeitzone im 24-Stunden-Modus anzeigt gemäß Ziffern auf dem "Tauchring". Übrigens hat die Uhr eine tauchermäßig verschraubt Krone, wirklich Baden oder gar Tauchen sollte man mit ihr aber nicht, wegen nur 50m Wasserresistenz. Auf dem unteren Foto ist der drehbare Tauchring leider eine Raste nach links verstellt, jedenfalls zeigt die 24h-Anzeige hier etwa 2 Uhr morgens an (der 1-Uhr-Punkt zählt in der 24-h-Anzeige naürlich für 2 Uhr morgens).
Will sagen in der zweiten Zeitzone wäre es damit 2.37 Uhr morgens während es in Taiwan gerade 9.37 Uhr war. Der rote Zeiger zeigt hier also die aktuelle Zeit in Deutschland an. Übrigens bewegt sich der GMT-Zeiger stufenlos, hält aber evtl. ein bisschen länger an der alten Stunde fest, was aber zum Ablesen in Ordnung ist. Will sagen um 2:45 in Deutschland steht der GMT-Zeiger kurz nach der 2 und nicht etwa schon nah der 3. Beim Original springt er wohl sogar stundenweise von 2 direkt auf die 3, in sofern ist das in Ordnung.
Will sagen in der zweiten Zeitzone wäre es damit 2.37 Uhr morgens während es in Taiwan gerade 9.37 Uhr war. Der rote Zeiger zeigt hier also die aktuelle Zeit in Deutschland an. Übrigens bewegt sich der GMT-Zeiger stufenlos, hält aber evtl. ein bisschen länger an der alten Stunde fest, was aber zum Ablesen in Ordnung ist. Will sagen um 2:45 in Deutschland steht der GMT-Zeiger kurz nach der 2 und nicht etwa schon nah der 3. Beim Original springt er wohl sogar stundenweise von 2 direkt auf die 3, in sofern ist das in Ordnung.
Hier noch Schutzfolie auf der Schließe, die ordentlich ihre Arbeit tut.
Den GMT-Zeiger stellt man wie das Datum ein, in dem man die Krone nur eine Position herauszieht und entgegengesetzt herum dreht. Nachteil der Alpha ist jedoch, dass man beim Verstellen der normalen Zeit (Krone auf Pos. 2 herausgezogen) auch den GMT-Zeiger sinnfrei mit verstellt. Deshalb sollte man auf Reisen also die normalen Zeiger immer unverstellt lassen und die jeweils aktuelle Zeitzone nur auf der GMT-Anzeige einstellen. Genau umgekehrt wie es eigentlich mal gedacht war. Funktioniert aber auch. EDIT: Das ist auch bei ETA-Originalwerken wie beispielsweise dem 2893-1 (...-3) der Fall, wie ich seit Inbesitznahme meiner Hamilton Khaki Navy GMT weiß.
Genau läuft die Alpha, die ersten Tage hat sie sehr akzeptable 13 Sekunden pro Tag gewonnen, momentan läuft sie noch genauer, da muss ich abwarten, wie sie sich einläuft. Damit ist sie um Klassen besser als meine andere Alpha (oben verlinkt), denn die "Planet Ocean" läuft sage und schreibe 55 Sekunden zu schnell pro Tag - es sei denn man legt sie öfter mal zwischendurch mit Krone nach oben ab.
Eine richtige Alltagsuhr ist die Alpha also wegen der scharfen Kanten vielleicht nicht*, aber mit zweiter Zeitzone rein mechanisch für 80 Euro oder so ein nettes Spielzeug für den Käufer mit Uhrentick. Mir gefällt sie so gut, wenn sie mal kaputt geht, ersetze ich sie vielleicht durch die solidere Steinhart.
Solidere Automatik-Uhren für wenig Geld wären etwa die Orient Mako oder auch eine Invicta Automatik. Trotzdem ist die Alpha eine nette Reiseuhr und wegen der zweiten Zeitzone (und über die drehbare Lünette sogar eine dritte ;-) klar mit Expatvorteil versehen.
UPDATE: Deutlich solidere japanische Orient Pepsi aus der Deep oder Mako genannten Automatik-Reihe, 200m wasserdicht, verschraubte Krone, gute Haptik, aus dem Seiko-Konzern (ohne Sekundenstop und Handaufzug), für 100 Euro ein solideres Angebot (hier an Mesh). Allerdings ohne GMT.
* es sei denn man erwischt eine weiter hinten aus der Produktionsserie. Bei mir waren wohl die Formen noch zu neu ;-)
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