Update: Ma hat die Wahl gewonnen (http://taipeitimes.com/News/front/archives/2012/01/15/2003523249). Ergebnis hat sich bestätigt.
Bis 20 Uhr war ich bei Frau und Schwiegermutter, alle drei (also auch mein 4 Monate alter Sohn) guckten gebannt auf den Bildschirm. Amtsinhaber Ma Ying-Jeou von der eher prochinesischen KMT lag bei 52% der Stimmen zur Präsidentschaftswahl, Herausforderin Tsai Ingwen von der eher antichinesischen und pro-Unabhängigkeitspartei DPP lag bei 45%. Der Begriff "pro-Uanbhängigkeitspartei" ist allerdings etwas irreführend, weil Taiwan alias Republik China ja faktisch längst ein eigenständiger Staat ist und nicht von der VR-China beherrscht wird (und niemals beherrscht wurde), obwohl diese Taiwan als "abtrünnige Provinz" beansprucht.
Der dritte der Kandidaten, James Soong von der PFP, der sich von der KMT aus Karrieregründen abgespalten hat, lag bei weniger als 3% und hat damit sein Wahlziel von 30% der Stimmen "geringfügig" verfehlt.
Die TSU, die radikaler als die DPP für einen irgendwie emotionalen und vor allen Dingen verfassungsmäßigen Bruch mit China eintritt (DPP und TSU wollen das Wort China aus Taiwans Verfassung und Staatsnamen streichen, denn was wir Taiwan nennen, heißt ja eigentlich noch "Republik China" und ist das alte "Nationalchina" und damit der Gegensatz zu "Rotchina", wie man früher sagte), spielt in der Präsidentenwahl keine Rolle, wird aber wohl wieder bei 1-2 % liegen in der Parlamentswahl. Im Parlament wird die PFP von Soong die KMT unterstützen und die TSU wird die DPP unterstützen bei legislativen Entscheiden.
Spannende Frage jetzt für die Legislaturperiode 2012-2016: Wird Präsident Ma (KMT) jetzt eine weitere Annäherung an die VR-China betreiben? Im Jahre 2010 hat er eine Wirtschaftsunion zwischen China und Taiwan auf die Beine gestellt, für 2011 waren ernsthafte Verhandlungen über eine politische Union der beiden Staaten angekündigt, sind aber scheinbar nicht vollzogen worden.
Bleibt Ma beim Status Quo oder fühlt er sich jetzt vom Wähler gestärkt, um in Richtung einer HongKong-Lösung für Taiwan zu streben?
Die Zukunft wird es zeigen.
Lustiger Nachtrag: Dieser deutsche Zeitungsartikel legt nah, dass es eine Unverschämtheit war, dass wir überhaupt gewählt haben in Taiwan und erklärt Taiwan im Falle eines hypothetischen Sieges der Opposition für das neue Nordkorea: http://www.abendblatt.de/politik/ausland/article2156542/Taiwans-Praesidentschaftswahl-bringt-Spannungen-mit-China.html
Nord oder Süd-Korega Tabbs, das ist hier die Frage.
2 Kommentare:
Gottverdammte Springer-Presse! Und dann steht da noch, dass der Inselstaat international nicht anerkannt ist. Dabei hat die Republik China, die auf Taiwan residiert, diplomatische Beziehungen zum Vatikan, Guatemala, Haiti, Kosovo u.v.a. Sie war Gründungsmitglied der UN. Verbrennen sollte man dieses von den Kommunisten korrumpierte Revolverblatt mitsamt des Taiwan-Artikel.
... hätte man beim Hamburger Abendblatt mal Klaus Bardenhagen ran gelassen.
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