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Montag, April 11, 2011

Ludigel in dier High Society (10. Stock)

Mit meinem alten Nissan SUV fuhr ich abends in Taipei um die Kurve, es wartete schon mein Gastgeber, die Fernbedienung in der Hand, in einem der besseren Viertel in NeiHu, Taipei in Taiwan. Mit der Fernbedienung öffnete er Schranke und Rolltor der Tiefgarage eines nobel aussenden Wohnturms, ich rollte in ein blitzblankes Parkdeck ein, sogar der nackte Beton glänzte, man will sich hier ganz vom sonst leicht angesifften Taiwan absetzen. Ich bekam einen Parkplatz direkt neben der Nobelkarosse des Gastgebers, einem schwarzen Audi S8, das ist die Sportversion vom Topmodell von Audi, hatte der Gastgeber schon mal erzählt. Seinen BMW X5 i35, auch in schwarz, hatte er extra weggefahren, damit ich bequemer parken konnte. Mein brauner und staubiger Nissan X-Trail und ich, wir guckten ganz komisch aus der Wäsche, als überall um uns herum silberne Porsche Cayenne, 7er-BMWs und Mercedes standen. "Erzähl bloß keinem, dass du nicht mal Allradantrieb hast", hätte ich meinem Nissan fast noch mit auf den Weg gegeben, damit er wenigstens einen auf staubiger und kerniger Geländewagen machen konnte.
Hier jedenfalls fuhr man einen 600 SEL oder einen BMW oder Porsche oder "Benze" SUV (in Taiwan spricht man Mercedes als "Benze"), ein Lexus-Pilot ist hier der Pöbel.
Glücklich war ich, dann doch noch einige normale japanische Autos zu finden, einen pummeligen Suzuki-Minivan und irgendein bonbonfarbenes Toyota-Ding, aber dann fiel mir auf, dass die auf Besucher oder Bedienstetenparkplätzen standen.
Ich spazierte an diesem dicken BMW-SUV-Coupe entlang, wer traut sich bloß, so ein hässliches dickes Auto zu entwerfen und dann auch noch zu bauen (der X5 dagegen ist ja richtig hübsch). Anerkennend nickte ich einem silbernen Mercedes G (das ist der klassische Geländewagen) zu, der direkt neben einem silbernen alten Mercedes SL aus den 80ern (der schicke Roadster) stand. Hier stand er, der Traumwagen meiner Schultage, glänzend in Südostasien.
Junior empfing uns im verspiegelten Lift, eine Chipkarte erlaubte erst den 10. Stock zu erreichen. Dort hatte die Wohnung eine ganze (wenn auch nicht allzu große) Etage für sich, wir hinterließen die Schuhe VOR einem bunten Plüschteppich, gewarnt vom Junior, die Schuhe bloß nicht AUF den Teppich zu stellen, dann wird Mama wild. Wilde Mamas in Südostasien, wer will das schon haben.

Wieder alles blitzblank, ganz anders als die nach Urin riechenden und mit toten Ratten und Kakerlaken garnierten Treppenhäuser nur ein paar Straßen weiter, in denen ich in Taiwan angefangen habe.

Drinnen eine Wohnung mit dunkel oder silbern oder gülden holzgetäfelten Wänden, überall Gebrauchskunst beleuchtet in Fächern. Alles eher ein bisschen klein, aber auch Luxus ist filigran in Taiwan, des Platzes wegen. 80 Millionen Taiwandollar hat die Wohnung gekostet ohne Preisnachlass erzählt der Eigentümer, also 2 Millionen Euro. Terasse? Ne, gibt es nicht, aber die Luft in Taipei riecht sowieso meist wenig angenehm.
Bad im Schlafzimmer mit Glaswand vom Bett getrennt, hier verbirgt man nichts.

Wohnzimmer mit Teppich von Musterring, der Gastgeber zeigt mir das Etikett, Modell Tolouse, 200.000 Taiwandollar. Ich komme mir ein bisschen wie bei einem Kaufgespräch vor. Das Sofa riesig groß und weißes Leder (Hundehaltern schaudert es hier), mit Fernbedienung, Frau und ich werden platziert und müssen mit der Fernbedienung vor und zurück fahren, hoch und runter. Sehr, sehr bequem und auch aus Deutschland, 1 Million Taiwandollar, also teurer als mein Nissan da unten in der Tiefgarage. Bestimmt kichern die ganzen Porsches und BMWs um ihn herum gerade, da bin ich mir fast sicher.

Dann die Multimedia-Vorführung, der Fernseher ist so groß wie die Grundfläche eines Badezimmers, wusste gar nicht, dass LCD so groß geht heute. Papa kommt mit den Fernbedienungen durcheinander, Junior hilft aus. Eine Sängerin singt laut in Mandarin, durch das Onkyo-Surround-System potenziert, den Preis weiß ich nicht. Junior drückt auf den Knopf, surrend kommt ein Fernsehprojektor aus der Decke gefahren und ... projiziert das Fernsehprogramm noch einmal genauso groß auf eine surrend herunter fahrende Leinwand, direkt auf den LCD-Fernseher in identischer Größe. Doppelt hält besser. Eigentlich hat man ja so einen Projektor, wenn der Fernseher kleiner ist als die Leinwand, aber gut, wir wollend das hier nicht näher analysieren. Wenn es teuer ist, ist es gut.

Frau und ich müssen vom Sofa winken, die Füße hoch und lächelnd, ich schlummere sanft ein und werde von Frau geweckt. Fotos habe ich dazu auch, aber die gibt es nul übel meine Leiche.

2 Kommentare:

"Ludigel" hat gesagt…

Meine Putzfrau und ihr Ehemann. Ich verrate es ja gern....

Miri hat gesagt…

;-D

Na ja, man ahnt es irgendwie schon, wer es sein könnte... ;-)