Ein Paradebeispiel ist dabei die Geschichte, wo eine Ausländerin morgendliche nette Gespräche mit einem Busfahrer hat, bis dieser ihr letztlich droht, sie nur noch gegen Mitbringens eines Kaffees für ihn in den Bus zu lassen (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/05/frubbeln-in-praxis.html). Da schwante mir folgenes:
"Frubbeln" hat mit Machtausübung zu tun.
Und mit mangelndem Respekt vor dem Ausländer.
Fernsehen zu Hause in der Fremde
Letzteres führt zu hemmungslosem Verhalten wie in dem geschilderten Fall. Oder wie auch bei meinem Bürostalker neulich, auch von mir beschrieben. Ich dachte, ich stünde mit dieser Sichtweise allein da, reden doch alle Reiseführer nur von den freundlichen Taiwanern. Und Freundlichkeit ist ja auch dabei, beim Frubbeln.
Doch jetzt ist es tatsächlich wissenschaftlich untersucht und der Fachterminus dafür lautet:
Mikroaggression
Gut, hätte mich auch gewundert, wenn sie es auch "Frubbeln" genannt hätten. Mikroaggression ist, wenn man diesem allerdings auf analoge Situationen in Japan bezogenen Text aus der JAPAN TIMES (http://www.japantimes.co.jp/community/2012/05/01/community/yes-i-can-use-chopsticks-the-everyday-microaggressions-that-grind-us-down/#.UZwVQCS8FEg) folgt, in der Tat mit Machtausübung verbunden. Der Taiwaner oder Japaner, der dem seit fünf Jahren in der Straße wohnenden Ausländer in Taiwan/Japan willkommen heißt und ihn ausfragt, wo er her kommt, ob er das Land mag und ob er verheiratet ist etc. begibt sich trotz guter Wünsche und Freundlichkeit in eine Machtposition als Vertreter des jeweiligen Landes und Gastgeber und grenzt seinen anders aussehenden Nachbarn auf Grund seiner Andersartigkeit aus. Und nervt ihn gehörig. Auch der Autor des JAPAN TIMES - Artikels gibt an, solche Dialoge schon schlafwandelnd führen zu können, so oft hatte er sie. Und führt aus, dass man nichts dagegen tun kann. Gesprächspartner, auch andere Expats im Land, wollen das Phänomen nicht erkennen oder fehlinterpretieren das Verhalten als reine Freundlichkeit. Ändern kann man es ja sowieso nicht. Soll man antworten? Dann macht man das Macht- und Nervspiel mit. Habe ich früher gemacht und manchmal tue ich es möglichst kurz noch heute. Soll man weggehen? Dann ist man der komische, verschrobene Fremde. Tue ich aber immer häufiger, das gebe ich gerne zu.
Leser die nie in einem völlig fremden Land für lange Zeit gelebt haben, werden hier kaum folgen können. Sie mögen sich aber einfach mal vorstellen, der etwas zerzauste Nachbar von Gegenüber käme morgen früh mit seinem Seidenbluson an und fettigen Haaren und würde den betreffenden Leser herzlich in Deutschland (oder wo immer der Leser auch lebt) willkommen heißen und ihn fragen, wie es ihn so gefällt und wie es mit der deutschen Frau so geht. Da erhebt sich dann der Nachbar mit der Zeitung unter dem Arm ÜBER den Befragten. Nicht weiter schlimm, aber wenn man das immer und immer wieder erlebt und in der dritten Woche der Nachbar dann mit einem anderen tuschelt, auf den Betreffenden zeigt und dabei lacht "guck mal der!", dann wird die Sache vielleicht klarer.
Oder auch nicht. Letztlich ist es auch egal und ändern wird sich eh nix. Und weiter schlimm ist es auch nicht. Aber es kann einen manchmal ganz frubbelig machen...
LINKS
Entdeckt im Ausländerforum, hier der ursprüngliche Fachartikel, der aber offenbar nicht mehr vorhanden ist:
http://www.psychologytoday.com/blog/microaggressions-in-everyday-life/201010/racial-microaggressions-in-everyday-life
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