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Donnerstag, Mai 20, 2010

"Fremdarbeiter" in Taiwan

[inspiriert von Klaus' Artikel: http://taipeh.wordpress.com/2010/05/17/cheap-labor-no-rights-taiwans-2nd-class-foreigners/]

Gerne meckere ich hier über Umweltverschmutzung, Verkehr oder Hektik in der schnelllebigen Industrienation Taiwan, allerdings geht es mir hier materiell sehr gut, mit Auto und Reihenhaus.
Weiße wie ich sind hier willkommen, auch wenn man uns in der Regel für US-Amerikaner hält. Gerade sagte mir eine reizende neue Kollegin in der Firma, sie hätte mich für einen Amerikaner gehalten. Wer mich so nett anlächelt, dürfte mich auch für einen Polen halten, da hätte ich nichts dagegen. Nein, Polen erwähne ich nur, weil mich regelmäßig darmstädter Taxifahrer für einen Polen gehalten haben, wenn ich von einer feuchtfröhlichen Betriebsfeier gekommen bin. Merkwürdig***.


Gerald wird hier gern gesehen in Taiwan

Aber ich schweife ab. Wir weißen gelten als etwas tollpatschig, aber ganz drollig und werden freundlich aufgenommen und von jungen Leuten gastfreundlich angeherzt.

Ich würde es jedoch hassen, hier ein Ausländer aus den ärmeren Ländern Südostasien zu sein. Da habe ich einmal erlebt, wie eine Verwandte einigen Südostasiaten, die etwas dunklerer Hautfarbe hatten, Schimpfworte auf der Straße hinterher gerufen hat. Schwiegermutter hatte eine indonesische Dienstmagd, die mehr als 15 Stunden täglich gearbeitet hat, von Schwiegermutter auf Schritt und Tritt kontrolliert wurde und auf einer dünnen Decke auf dem harten Boden schlief - neben dem schwerkranken Vater der Familie, der alle 30 Minuten zu betreuen war, 24 Stunden am Tag, wozu ein Wecker die Indonesierin alle halbe Stunde geweckt hat. Krankheiten sind oft unsauber, das weiß jeder und ich hätte es in dem Zimmer keine Stunde ausgehalten, war froh, wenn ich nach 5 Minuten wieder draußen war.


Schnell ab ins Blog von Klaus, einem deutschen Journalisten in Taipei, der das alles ohne drohenden Gesichtsverlust der Schwiegermama, der ja vielleicht dieser Text übersetzt wird, beschreiben kann, grins: http://taipeh.wordpress.com/2010/05/17/cheap-labor-no-rights-taiwans-2nd-class-foreigners/

*** Polnische Vorfahren habe ich tatsächlich, wie viele Deutsche. Also nichts antipolnisches hier vermuten bitte ;-)

Noch ein linguistischer Hinweis am Schluss: in Taiwan nennt man westliche Ausländer "waiguoren", was direkt übersetzt etwa "außen-Land-Menschen" heißt und wendet diesen Begriff meist nicht auf andere asiatische Nationalitäten an; jedenfalls nicht hier im kulturell chinesischen Nordtaiwan (Hauptstadt Taipei), wo man Restasien im Wesentlichen für von China abgefallene Provinzen hält. Und ja, Taiwan heißt ja mit formellem Namen "Republik China".


Nosta Nasa grande: mit so einem Zinken geht es einem hier gut

Man hat auch einen manchmal positiv oder negativ gemeinten, leicht ironischen Ausdruck für westliche Ausländer, der lautet "laowai", das Wort ist aus der respektvollen (kann auch Ironie sein!) Vorsilbe lao (alt) und dem Wort "Außen" entstanden.

Interessant ist nun, dass man die Ausländer aus ärmeren südostasiatischen nicht etwa lao-wai, sondern wai-lao nennt, dass heißt man hat die Silben einfach umgedreht! So wird aus dem geschätzten weißen Englischlehrer oder Geschäftsmann eben der ungeliebte Arbeiter oder die wenig geschätzte Dienstmagd.


Auf Taiwanesisch (Hoklo, im Süden gesprochen aber auch in Taipei) nennt man uns Langnasen treffenderweise eben "Langnase", was auf Taiwanesisch "Adoah" heißt (meist "Adogah" geschreiben) - die genaue Bedeutung des Wortes ist unklar, es wird allerdings meist als "Langnase/Bignose" verstanden. Manche glauben, es käme aus der japanischen Besatzungszeit, als Japaner Amerikaner mit "A dog" bezeichnet hätten, was sie als "A dog-a" ausgesprochen hätten - schon sind wir bei der merkwürdigen Schreibweise "Adogah" für "Adoah".

Oder "Adoah" kommt vom alten taiwanesischen "Atoka" oder wie immer das hieß oder was auch immer, aber das ist mir alles Schnurzpiepe. So eine kleine Gnubbelnase wie die meisten hier will ich garnicht haben ;-)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Lu Er Fu sagt:
Hehe...oft ist das ja gar keine Nase was die im Gesicht haben. Eigentlich sind es nur 2 Loecher.
Ich bewundere die TW-Optiker welche dort die Brillenfassungen so hinbiegen dass sie im Nichts halten.
Aber gut finde ich auch meine Schwaegerin: Sie macht sich immer ueber die Schlitzaugen der Koreaner lustig.