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Mittwoch, April 28, 2010

Plattfüße im Straßenverkehr


Meine "Taiwan ist so niedlich"-Laune fand mal wieder in Taiwans chaotischem Dritte-Welt-Straßenverkehr (Taiwan ist wohl kein Dritte Welt Land, aber der Straßenverkehr ist definitiv so) ein jähes Ende. Gegenüber meiner Firma liegt ein auf Französisch tuendes Café. Es sind nur 5 Schritte über die Straße zum Café, aber diese kann man nur unter äußerster Lebensgefahr überstehen. Und das trotz Fußgängerampel und unserer Security am Tor. Letztere steht natürlich nur wie die Ölgötzen herum, wenn die Angestellten als Fußgänger fast überfahren werden, hingegen regeln sie den Verkehr, wenn ein Big Boss der Firma mit seiner teuren Importkarosse durch die Gegend fährt.


Auf dem Bild sieht die Straße harmloser aus als sie ist. Auch der Smog macht sich viel angenehmer auf dem Bild

Als ich also bei Grün über die Straße ging, ganz im Pulk aus Taiwanesen, da raste erst noch ein Mopedfahrer quer durch die Leute, natürlich mit ordentlich Karacho und, als sich alle wieder sammelten, ihm hinterher guckten und die letzten drei Schritte ans andere "Ufer" unternehmen wollten, da fegte noch ein Lieferwagen quer durch die Menschenmenge, auch bei Rot, so dass er mir fast die Füße platt gefahren hätten.
Die Frage von einem Unfallopfer-Angehörigen, ob denn ein Leben im taiwanesischen Straßenverkehr nur 10.000 US-Dollar wert sei (die ein vermuteter -ausländischer- Unfallfahrer wegen eines Unfalls mit Todesfolge geboten hatte, siehe HIER), kann ich ganz einfach beantworten.
Mein Leben und das der anderen war von dem taiwanesischen Verkaufsfahrer wohl mit etwa 40 Taiwandollar veranschlagt worden, als er Rot missachtet hat und in einen Pulk Fußgänger gefahren ist, denn etwa so hoch ist vielleicht der geldwerte Vorteil seiner Zeitersparnis.



Jetzt schreibt der schon wieder darüber...

Interessant, wie sehr sich alles plötzlich auf den Wert des Lebens besinnt, wenn der Unfallfahrer ein Ausländer ist. Siehe einen Leitartikel in der Chinapost, der anspielend auf den Fall mit dem ausländischen Unfallfahrer höhere Strafen für Verursacher tödlicher Unfälle fordert (http://www.chinapost.com.tw/editorial/taiwan-issues/2010/04/28/254191/Penalties-are.htm) oder in der Forumosa-Diskussion (http://forumosa.com/taiwan/viewtopic.php?f=21&t=87012) zitierte Aussagen von Stadträten, die geforderten 2 1/2 Jahre seinen zu wenig. Auch Preise steigen ins unermessliche, Ein Anfangsgebot von 10.000 US-Dollar seitens des Ausländers, das im Rahmen solcher gezahlten Blutgeldsummen liegt, war plötzlich viel zu wenig, um von der Opferfamilie überhaupt in Erwähnung gezogen zu werden, man forderte ehr im Rahmen von 100.000 US-Dollar, eine Einigung kam scheinbar nicht zustande.

Ein Leben im Verkehr ist manchmal nur 40 Taiwandollar und manchmal 100.000 US-Dollar wert, alles Verhandlungssache.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Einer deiner Blogleser hat es nachgemacht.
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,691911,00.html

"Kleinbus rast an Überweg in Schülergruppe"

Wie sagte Antje Vollmer, "wir können viel von anderen Kulturen lernen."

Doktor Z.