Sonntag Abend steige ich bei Schwiegermutter aus, da springt irgendein jüngerer Taiwanese vorm örtlichen Installateurgeschäft herum und schreibt aus Leibeskräften in Richtung des Geschäfts. Kurze Zeit später kommen zwei Polizisten auf ihren lustigen Blaulicht-Mopeds angefahren und rangeln ein bisschen mit ihm. Er schreit allerdings weiter und weiter, diePolizisten hören sich das geduldig an. Ob er einen Dichtungsring zu wenig beim Installateur bekommen hat? Lachen musste ich, als ich an die Taiwan-Reiseführer denke, die die Taiwanesen als gelassene weise Menschen schildern, die nie schreien sondern immer nur höflich lächeln. Fernöstliche Weisheit verkörpern die Menschen hier, sagen die weltfremden Bücher auf jeder Seite. Größer könnte der Gegensatz zur Wirklichkeit nicht sein. In Wirklichkeit tut man das zwar meist, man streitet nicht, lächelt stattdessen debil und frisst alle Gefühle in sich rein. Und dann, oft unter dem Einfluss von Alkohol oder wenn es im Straßenverkehr kracht, lässt man so richtig die Sau raus, der Korken fliegt aus der Flasche und die Leute machen ein riesiges Theater oft um Kleinigkeiten rum, fuchteln auf Kreuzungen mit dem Wagenheber rum, alte Männer werfen mit ihren Unterhemden und Frau und Kinder werden geschlagen. Und die Frauen drehen sowieso entweder planmäßig durch, um sich durchzusetzen (vgl. auch "Fräuleinterror" bei den jungen Damen) oder sie rasten eben aus, wenn der Göttergatte 99 mal den Müll nicht runter gebracht hat, was sie nur mit gelassenem Lächeln quittieren - um bei 100sten Mal den Stuhl zu werfen.
Ach, der ferne Osten mit seiner Weisheit und Gelassenheit. Gacker.
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