Messerangriff unter Teenagern in Taipeis Hauptbahnhof
Offenbar in der Metro Taipeis (MRT genannt) hat es einen Messerangriff vermutlich von einem Teenager auf einen anderen gegeben, ohne dass näheres bekannt ist. Chinesischsprachiger Artikel hier: http://m.appledaily.com.tw/realtimenews/article/recommend/20150703/640978
Ich denke, man sollte die in hiesigen Expatkreisen verbreitete Ansicht, Taipei sei ein absolut sicheres Pflaster, etwas relativieren. Abgesehen vom recht gefährlichen Straßenverkehr, dem immer wieder mal auch ein Expat zum Opfer fällt, gibt es in Taipei so gut wie keine Raubüberfälle und wenigstens auf "westlich" wirkende Damen auch offenbar keine sexuell motivierten Überfälle. Damit unterscheidet sich Taipei positiv von vielen anderen Metropolen der Welt. Aber es gibt sicherlich schon eine vielleicht auch steig zunehmene (?) Zahl von Wirrköpfen, wie es sie in allen Metropolen gibt, die zu Gewalttaten neigen. In der letzten Zeit hatten wir also den Massenmord in der MRT im Jahre 2014 mit 4 Toten und über 20 Verletzten (https://en.wikipedia.org/wiki/2014_Taipei_Metro_attack), kürzlich den Mord an einer achtjährigen Schülerin durch einen Eindringling auf dem Schulgelände (http://www.chinapost.com.tw/taiwan/local/taipei/2015/05/31/437285/p2/Schoolgirl-dies.htm) und den Angriff mit einem Hammer durch einen Bauarbeiter in der MRT auf einen Namibischen Sportler (http://focustaiwan.tw/news/asoc/201502170013.aspx).
Vorsicht ist also auch im friendlichen Taipei geboten. Meine Frau bekam neulich einen Schreck als sie um 22 Uhr oder so frisch von der Arbeit kommend (ist halt Taiwan) bei 30 Grad Außentemperatur von einem auf einem einer dritten Partei gehörenden Vorgartensofa sitzenden Mann angesprochen wurde, der irgend ein wirres Zeug redete und eine lila Wollmütze(!) trug und ein lila Smartphone vor dem Gesicht hatte. Ich habe ihn kurze Zeit später auch gesehen, er blubberte irgendwas von Waiguoren (Ausländer) dies und Waiguoren das als ich vorbei trabte. Wirrköpfe gibt es reichlich, auch bei uns im Viertel etwa. Der verhuschte Mann ein paar Stockwerke über Schwiegermutter, der einst ein Freund von Schwiergervater war und eine Historie von psychischen Problemen hat, seine entsprechend verhaltensauffällige Tochter, die immer mal Selbstmorddrama auf dem 2 Meter hohen Vordach über dem Eingang hat so einmal im Jahr statistisch gesehen (soll nicht so locker sein der Satz wie er vielleicht klingt) und die Nachbarin auf der selben Etage (Greisin), die immer mal bei Schwiegermutter an die Tür hämmert, schreit und schimpft ohne Grund. Die wenigstens von den Problemleutchen sind gefährlich, aber niemanden zu provozieren, auf dummes Anquatschen nicht zu reagieren und auf Nummer sicher zu gehen kann auch im dicht besiedelten und hektischen Taipei mit seinen überarbeiteten Menschen nicht schaden.
In ein paar Jahren haben sie hier auch Raubüberfälle, da bin ich sicher. Die Angleichung der Metropolen ist einfach nicht aufzuhalten.
Update: Offenbar handelt es sich um einen Unfall mit einem Koch aus einem italienischen Restaurant "in Eile": http://www.chinapost.com.tw/taiwan/national/national-news/2015/07/04/439893/Chef-cuts.htm
Der Koch hatte offenbar mehrere lange Messer in einer Tüte oder labilen Tasche dabei und eines hatte sich aus der Tasche befreit und stand heraus. Als er dann noch wie ein Derwisch los rannte und dem jugendlichen Opfer den Weg abschnitt kam es zu der ernsthaften Stichverletzung mit 1 cm Tiefe. Der leichtsinnige Koch bekam von all dem offenbar nichts mit und ihm war lange Zeit nicht klar, dass er schon als "MRT-Verrückter" gesucht wurde. Sicherheitsdenken ist hier leider fast immer ein Luxus, den man sich in der Hektik des Alltags nicht leistet.
1 Kommentar:
Eher umgekehrt. Jenseits von Taipei war "Demokratisierung" in den 1990ern vor allem Kontroll- und Autoritätsverlust. Lee Teng-Hui und Chen Shuibian haben schließlich dauernd betont, dass die ROC blöd sei und selbst japanische Kolonialverwalter toller gewesen wären. Entsprechend haben sich Polizei und Militär nicht mehr viel um öffentliche Sicherheit gekümmert. Viele der Lebensmittelpanschereien haben auch in diesen wilden Zeite begonnen. Ich weiß ja, dass du Präsident Ma nicht magst, aber es sollte schon auffallen, dass erst unter seiner Aufsicht solche Sachen herauskommen. Der Mann ist kein Heiliger, aber auf seine Weise doch bemüht, Recht und Gesetz umzusetzen. Ist schließlich unter Jing Jingguo (Chiang Junior) ausgebildet worden - und außerdem noch Hakka!
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