Racheakt eines "Laowai" in Taipei?
UPDATE 3: Nach neueren Berichten gibt es wohl keinen Beweis für Brandstiftung bei den brennenden Polizeimotorrädern!
Update 2: Der Franzose scheint sich ein bisschen zu einem Medienstar zu entwickeln, aber er scheint durch deine engagierten Darstellungen die Kontrolle über das Medienecho zu bekommen und die Taiwaner scheinen es humorig zu nehmen. Wir können alle von gallischer Lockerheit lernen, mais oui?
MP4 Videodatei:
http://twimg.edgesuite.net/images/ReNews/20150323/579416_2_360.mp4
Interview und Bilder: http://news.tvbs.com.tw/entry/572306
Offenbar in Taipei (?, Originalmeldung auf Chinesisch siehe hier: http://m.appledaily.com.tw/appledaily/article/hotnews/20150321/36449165) hat ein Franzose, der offenbar mit einer Taiwanerin verheiratet ist und drei kleine Kinder haben soll, sage und schreibe 15 der Motorroller der Polizei in Brand gesetzt. Offenbar war die irre Tat ein Racheakt für einen verloren gegangenes Berufungsverfahren, in dem er wegen Diebstahls von Motorrollern zu einer Gefängnisstrafe von mehreren Monaten verurteilt worden ist. Offenbar hat der Franzose im Vorfeld versucht, sich auf Facebook als Opfer von falschen Anschuldigungen der Polizei und gar Rassismus darzustellen. Er soll sogar Videos gefälscht und auf Facebook veröffentlicht haben, in denen er angebliche Polizisten (tatsächlich wohl er selbst) zeigte, die seine eigenen Motorroller beschädigt hätten. Die Verurteilung des Franzosen soll jedoch wegen Videobeweises über jeden Zweifel erhaben sein - irgendwie merkt man ja auch eine merkwürdige Fixierung seinerseits auf die knatternden Motorroller, wenn denn alle Infos so stimmen (!).
Da Taiwaner im alltäglichen Leben eine sehr starke Grenze zwischen Einheimischen und den sogennanten Laowai (also nichtasiatischen Ausländern) ziehen, die mehr oder minder alle in einen Topf geworfen werden, trägt ein solcher Vorfall sicher dazu bei das pauschalisierte Ansehen von westlichen Ausländern hier zu beschädigen. Vor etlichen Jahren fiel es mir das erste Mal in Taiwan auf: Als die Presse eine lange Kampagne über einen drogendealenden Quebec-Kanadier (Englischlehrer und in der High Society Taiwans verkehrend) hatte, da wurde ich auf der Straße plötzlich mit bösen Blicken bedacht und Passanten murmelten sich im Vorbeigehen etwas unfreundlich klingendes in den Bart. Was hatte ich als deutscher Informatikern in den 40ern mit einem Kanadier in den 20ern und seinen Verfehlungen zu tun? Aber in den Augen der Taiwaner kommen er und ich eben aus der selben Suppe.
Noch viel stärker war dieser Effekt, als der britisch-pakistanische (vermutliche) Todesfahrer Z.D. (Bericht siehe hier: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/06/schottland-liefert-todesfahrer.html) wegen seiner vermuteten Tat und Flucht einen wahren Berichts-Marathon im Taiwan-TV auslöste. Nicht nur ich meine es festgestellt zu haben, auch andere berichteten so im Ausländerforum: Der fast schon enthusiastische Empfang, den viele Taiwaner früher uns "Wessies" in Taiwan beschert haben, scheint sich seit Z.D.s Tat und späterer Flucht deutlich abgekühlt zu haben. Eher neutral bis manchmal muffelig ist das Klima für uns Laowais in Taiwan seither geworden. Und daher wirkt natürlich die starke Abgrenzung zwischen "ihnen" und "uns" auch auf mich in Taiwan. Jedes Mal wenn ein Laowai grundlegend in Taiwan über die Stränge schlägt denke ich: "das müssen alle anderen jetzt mit ausbaden" und werden eben wieder ein bisschen schiefer angesehen.
Noch kann man sich nicht beklagen, aber mit jedem weiteren Fall werden wir wohl ein bisschen unpopulärer werden. Ob Pakistani mit britischem Pass, Frankokanadier oder Franzose mit Locken oder eben deutscher Computermensch, wir sind in den Augen der Taiwaner alle die selbe Sorte merkwürdiger oder bestenfalls drolliger Fremder aus der Ferne.
Ich frage mich an dieser Stelle als Vater eines kleinen Deutschtaiwaners, wie Familie und Kinder so etwas wegstecken.
----- Update: In Taiwan wird die Tage der Martin Scorsese Film "Silence" gedreht. Ein japanisch-koreanischer Schauspieler namens Daisuke Ryo hat offenbar bei der Einreise einen taiwanischen Grenzer angefallen und leicht verletzt. Wohl aus Ärger, er solle ein Einreiseformular wie jeder andere auch ausfüllen. Das zählt aber als Heimspiel für die Taiwaner, weil es kein Westler war. ----
Und ganz und gar außer der Reihe zum Thema Counterfeit-Produkte: Ein erheblicher Teil der teuren französischen Weinein Taiwan waren in Wirklichkeit billige spanische und chilenische Weine: http://focustaiwan.tw/news/asoc/201503230036.aspx
Auch hier hat das glorifizierte Etikett nicht dem Inhalt entsprochen.
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Laowai-Trouble-Statistik des laufenden Jahres:
Frankreich: 3 (2xHeroinschmuggel, 1xVandalismus)
Schweden: 1 (Heroinschmuggel)
Niederlande: 1 (illegaler Grenzübertritt*)
* muss man erst mal schaffen auf einer Insel
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