Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, März 11, 2015

DPP-Sieg doch nicht sicher: Die "Grünen" und die Korruption

Taiwans Expräsident Chen von der pro-Unabhängigkeitspartei DPP (Parteifarbe Grün) ist aus medizinischen Gründen aus der Haft auf Bewährung (oder mit einem ähnlichen Konstrukt) entlassen. Sofort zerfleischen sich die DPP-ler "in Sachen Korruption...

Im Allgemeinen geht man  davon aus, dass sich die Regierungszeit der prochinesischen KMT dem Ende zuneigt. Wobei die KMT "prochinesisch" ist, weil sie bisweilen handfeste Schritte zum "Anschluss" des als eigener Staat existierenden Taiwans (formell eigentlich "Republik China" heißend) an die VR-China macht. Was sich wiederum aus ihrer Geschichte erklärt, schließlich hat sie einst in Chinas alter Hauptstadt Nanjing sitzend das große chinesische Reich regiert (etwa 1911-1949). Mit Frau Tsai Ingwen steht eine gemäßigt auftretende DPP-Kandidatin in-spe für die nächste Präsidentschaftswahl zur Verfügung und die jungen Taiwaner scheinen mehrheitlich nicht mehr prochinesisch zu empfinden. Sie haben sogar gegen die Annäherungspolitik des gegenwärtigen Präsidenten Ma (KMT) mit bis zu 300.000 Leuten demonstriert und sogar das Parlament besetzt (mein "Live-Bericht" damals). Auch hat bei der letzten Bürgermeisterwahl in der Hauptstadt Taipei der stoffelige KMT-Kandidat Sean Lien (Sohn des Parteigranden Lien Senior) eine harte Abfuhr vom Wähler erhalten. Und das, obwohl ihn sein Papa schon in Peking als neuen Kronprinz und wohl auch künftigen Präsidenten von "Taiwan" vorgestellt hatte. Man geht davon aus, dass der KMT die Wähler wegsterben - einfach weil die Leute, die noch selbst mit dem Familiensilber in der Hosentasche vor den Kommunisten aus China nach Taiwan geflohen sind, langsam in das Alter am Ende ihres Lebenszyklus gelangen. Gerade diese Leute haben die KMT gewählt, die irgendwie noch eine emotionale Brücke rüber nach China bot, beispielsweise mit dem Kredo, das KMT-"Taiwan" sei das wahre China und irgendwann würde man sich "wiedervereinigen" - oder gar das "Festland zurückholen".



Ist ein DPP-Sieg 2016 also schon eine ausgemachte Sache? Viele Kommentatoren im Internet erwecken den Eindruck, gerade eben weil Präsident Ma teilweise nur 9% Zustimmungsrate hatte (siehe Bild).

Ich musste damals einfach dabei sein bei der Demo, denn hier wurde Geschichte geschrieben, so schien es mir. Daheim warf meine Frau mit dem Stuhle, weil sie nicht wollte, dass ich wohl verbotenerweise als Ausländer an einer politischen Veranstaltung teilnehme, doch ich fing die heran fliegende Kameratasche aus der Luft und ging hin. Neue Möbel braucht man immer mal.


Mit den Demonstranten mit ihrem Sonnenblumenlogo war man damals schnell solidarisch als Ausländer

Aber als ich in diesen Wochen so viele Abgesänge auf die KMT-Ära lass bis hin zum Reden über eine hypothetische Auflösung der KMT, da kamen mir doch Zweifel. Weil die Kommentatoren vergessen haben, wie sehr sich die DPP mit Korruptionsaffairen beschmutzen kann und daher den Wähler vergraulen kann. Schließlich wurde der gegenwärtige Präsident Ma (KMT) auch von vielen nur gewählt, weil die alte DPP-Regierung unter Chen (von dem oben die Rede war) so korrupt war. Chen war so unglaublich korrupt, dass er aus dem Präsidentenpalast heraus den größten Kaufhauskonzern Taiwans (Sogo) erpresst hatte und zum Schluss hatten sich 50 Millionen US-Dollar auf schweizer Konten angesammelt. Wer im Industriegebiet in Hshinzu bauen wollte, der musste erst mal Geld auf das präsidiale Privatkonto überweisen.



Droht nun im Vorlauf zur Wahl oder danach eine neue endlose DPP-Korruptionsstory? Wer das verneint, der irrt wohl. Kaum ist der alte Präsident Chen einstweilen wegen Krankheit draußen, da zerfleischt sich die DPP schon wieder selbst. Die DPP-Parteisprecherin hat sofort eine neue Korruptionsstory parat gehabt und den Medien erzählt: Wie Chen einst viele Baulöwen in einem Raum versammelt hatte und von allen Bestechungsgelder verlangt hat. Und prompt greift die (wohl) künftige Präsidentschaftkandidatin Tsai (DPP) die Parteisprecherin an, die zurücktreten muss. Und Expräsident Chen droht wieder mal mit Selbstmord und auch damit, Frau Tsai und damit die Regierungschancen seiner alten Partei DPP zu demontieren: http://www.chinapost.com.tw/taiwan/national/national-news/2015/03/10/430712/DPPs-Hsu.htm

Der Expräsident Chen wird vielleicht der beste Wahlkämpfer der KMT werden, mit seiner Korruptionsaufwärmerei und Solidaritätsreflexen, die er in der damals sehr mit ihm verfilzten DPP auslöst. Und wer weiß, was eine neue DPP-Regierung alles so "anstellen" würde. Dann würde ihre "Ära" ja vielleicht gar nicht so lang währen.

Und wieder der obligatorische Hinweis: Auch die KMT ist korrupt, sie gilt als traditionell mit der nordtaiwanischen Triade Bambusgang verbandelt, vergleiche auch die Zusammenarbeit der KMT mit dem Ex-Obergangster "Weißer Wolf" bei den Demos damals. Nur diese Art von Korruption sieht man nicht so leicht.

Ist die Zeit der KMT wirklich schon abgelaufen?

Fotos Ludigel, mit Sony DSLR A850 und Tamron 3,8-5,6/28-200mm

Keine Kommentare: