"Sömmerda, unsere Stadt im Bild", oder eben ...
Eigene Fotos habe ich auch aus der DDR und manche auch aus Sömmerda, aber oft war das Fotografieren doch unterblieben, weil wir eben jedes Jahr zum Verwandtenbesuch "rüber" gefahren sind und es immer wieder gleich aussah. Da fotografiert man nicht, weil man denkt, dass Gewohnte würde ewig so bleiben. Nur ganz am Ende der DDR, allerdings noch bevor die "Wende" los ging, habe ich einmal die grauen Einfamilienhausstraßen Sömmerdas fotografiert, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, das könne nicht ewig so bleiben. Die Dias liegen bis heute im Diakasten irgendwo im Keller im Elternhaus. Es fehlt mir einfach die Zeit, sie dort mit dem Diascanner einzuscannen. Die "Platte" (will sagen die Plattenbauten) habe ich freilich nicht abgelichtet. Nur aus Ostberlin und von der Mauer habe ich noch ein paar Schüsse, aber viel weniger als mir lieb ist und noch viel weniger Zeit, das alles zu digitalisieren. Hier also daher schnelle Blicke in das Buch über das Städchen Sömmerda im Kreis Erfurt in Thüringen. Nur schnell und hektisch mit der Kamera abfotografiert am Stubentisch, statt den alten Pentium-3-PC mit dem Scanner im "Jugendzimmer" anzuwerfen.
Neben dem alten Stadttor oben, das wir sogar "in Öl" haben daheim in Niedersachsen als mütterlich sömmerdastämmige Familie (freilich aus Vorkriegszeiten) hier die "Platte", die große Teile der Stadt dominierte. Innen waren es freilich passable Wohnungen.
Unzählige Male bin ich hier selbst langgefahren worden von meinem Vater oder bin in der Schlussphase sogar selbst gefahren. Links war gleich die einzige Tankstelle im Ort, ich weiß es noch. Mit einer Zapfsäule, die aussah wie in Filmen aus den 50er Jahren. Nie bin ich auf den Gedanken gekommen, hier zu fotografieren. Man dachte, es bleibt immer so in Sömmerda. Im Bild oben ist die Hütchenschlange zu erkennen, die die Fahrspur für die Tanke abbildet! Eben wiedererkannt. Leider fotografiert man immer das exotische, selten das Normale, auch wenn es dann später fast unbemerkt zum Exotischen mutiert. Eine Attraktion war es immer ein bisschen im Ort (etwa für autoverliebte kleine Jungen, die Passanten waren), wenn an der Tanke der silbermetallene BMW 525 meines Vaters betankt wurde, das weiß ich noch.
Negativ soll dieser Exkurs aber nicht werden, hier vor dem Klub der Volkssolidarität. Unsere Verwandten empfingen und herzlich (wie auch noch heute) mit thüringer Spezialitäten, u.a. hausgeschlachteter Mettwurst. Einmal habe ich noch als Schüler einen Schulfreund mitgenommen, der der Meinung war, man müsse in der DDR hungern wie in Entwicklungsländern. Zusammen haben wir dann den sömmerdaer Supermarkt in der Nähe inspiziert und er sah ein, dass es zwar an Nahrungsmitteln keine Vielfalt gab, aber genug und zu erschwinglichen Preisen. Nur die spezielle privat geschlachtete Wurst, die gab es so nicht. Da haben die Verwandten natürlich immer das Extrafeine aufgetischt, wenn Besuch da war.
Eine versunkene Welt irgendwie, obwohl alles hier auf dem Foto wohl in Variation noch vorhanden ist.
Na ja, fast alles.
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