Jedenfalls wenn (ein) "Sti(e)l" das ist, was sich vom Mund auf den Boden ergießt beim Übergeben.
Wieder mal war die "Jahresendfeier" in meiner Frima. Auf das Posten der Fotos von Showgirls (mit Bunny-Ohren) will ich einstweilen verzichten, auch wenn es vielleicht interessant wäre, weil es den kulturellen Unterschied zu Mitteleuropa verdeutlicht. Welches große deutsche Unternehmen könnte sich heute noch leicht geschürzte Bunnies als Feier-Hostessen leisten, von wegen Respektierung von weiblichen Angestellten etc.? Aber in Taiwan sieht man das anders, was ja auch wieder das gute Recht der Taiwaner ist. Dass die Frauenemanzipation noch ein Schrittchen zu gehen hat in Taiwan sieht man dann freilich an anderen Dingen. Gegen sexuelle Belästigung unternimmt man in Taiwan fortschreitend etwas, aber es gibt immer noch Nachholbedarf. Leider trug es sich zu, dass meine Frau von einem Kollegen belästigt worden ist und einen männlichen Kollegen zu Hilfe rufen musste. Auch wenn sie das nicht übel nimmt, weil sie eigentlich ein gutes Verhältnis zu diesem Herrn hat und er sturzbetrunken war. Trotzdem ein peinlicher Vorfall, auch gerade für mich, weil ich nämlich vor lauter lange Weile gerade damit beschäftigt war entweder die nicht unbekannte "Showmasterin" (das Sternchen Janet Hsieh), bekannt aus dem Fernsehfunk in Taiwan oder die anschließend singende Rockröhre (wegen Andrangs nicht-) oder eben die Showgirls zwecks interkultureller Studien zu fotografieren.
Nun gehen die Taiwaner auf diesen Feiern traditionell mit Alkohol herum und stoßen "Danke für die Zusammenarbeit"-sagend an, wobei die Leutchen alle möglichen Stadien der Trunkenheit erreichen. Da sie sonst dabei sind, massenweise gibberigen Seafood in sich rein zu stopfen und diese enorm gehaltvolle Suppe, bei der ein Huhn stundenlang gnadenlos ausgekocht wurde, bis auch die letzte Salmonelle in die Brühe gewandert ist, pflegen sich viele noch während der Feier offen gestanden voll zu kotzen. Mir ist noch von letztem Jahr im Gedächtnis, wie ein eigentlich sehr netter Kollege meiner Frau die Hand schüttelte und sie gleichzeitig freundlich lächelnd mit seinem Mageninhalt versah an der Jacke. Ein merkwürdiges Bild.
Ich habe mich dieses Jahr nur mit ein paar Gläsern "Chile late harvest" vergnügt und die sofort einsetzenden Kopfschmerzen des sehr süßen Weines genossen. Wie ein Eiswein, nur ohne den Spaß (aka die enorme Blume eines Eisweins) dabei. Vom Lycheelikör probierte ich ein Schlückchen und konnte mich nicht entscheiden, ob er eher wie Brennspiritus oder wie Industriealkohol schmeckte. Da ist den Taiwanern sicher wieder so ein Package-Deal in den Sinn gekommen. Geschäftssinn haben sie ja. Wer drei Flaschen kauft, kriegt einen weißen Stock dazu. Ab einer Kiste gibt es einen Blindenhund im Bundle.
Mein griesgrämiger Gesichtsausdruck hielt dann wohl auch die Kollegen davon ab mich dieses Jahr zum "Wettrinken" aufzufordern wie die Jahre davor. Unterdessen waren die Kollegen damit beschäftigt, alle Alkoholika von Famous Goose über Bailey's Cream bis hin zum Wein in einen großen Kunstoffkanister zu kippen und dann unzeremoniell in sich rein zu schütten. Was Alkohol angeht, da werden die Taiwaner so richtig zu Genießern.
Stielvoller (sic) Alkoholgenuss in Taiwan, jedes Jahr wieder ein Erlebnis. Und alles kein Grund zur Aufregung, alles taiwannormal, da sind meine Frau und ich uns einig.
1 Kommentar:
Ha ha ich bieg mich vor lachen! Ich muss dir mal ein Kompliment für deine feinsinnig humorigen Artikel machen - Danke, dass es so etwas noch gibt! By the way, mein Freund und ich waren letztes Jahr erstmals in Taiwan und es hat uns vom Hocker gehauen - nämlich gleich so, dass wir im April schon wieder dort sind :-D! Grüße vom alten Kontinent!
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