Dieses Blog durchsuchen

Montag, Januar 19, 2015

Islam, gibt es gar nicht!

Der für Juni grob geplante Urlaub nach Frankreich und Belgien ist gestrichen / Gegensätze in den Kommentaren über den islamistischen Terror in Spiegel.de und NZZ

Meine Frau verhängte sofort ein Stopp für die Planung eines kombinierten Beligen/Frankreichurlaubs im kommenden Juni, nach den Zeitungsmeldungen der vergangenen Tage und natürlich dem Anschlag auf Charlie Hebdo. Gut, auch ich würde derzeit die Situation etwas beobachten und eben überlegen, wie sicher Flughäfen derzeit sind. Ich denke aber, die Wahrscheinlichkeit in Westeuropa einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen ist dramatisch geringer als die, etwa irgendwo einen Autounfall zu haben. Vom Computer-Securitypapst  Bruce Scheier habe ich einst gelesen, der Mensch würde dazu tendieren Gefahren nach ihrer Seltenheit falsch herum zu bewerten. Man hat eben keine Angst vorm Autounfall oder vorm tödlichen Ausrutschen im Badezimmer (beides sehr bzw. recht häufig Todesursachen), sondern große Angst vorm Terroranschlag. Dabei sei beispielsweise in den USA die Wahrscheinlichkeit, durch einen aus dem Fenster geworfenen Fernseher zu Tode zu kommen höher, als die, durch einen Terroranschlag zu Tode zu kommen. Doch wir fangen nicht an, alle Fenster mit Drahtgittern zu sichern. Wohl aber sind viele Leute bereit, ihre bürgerlichen Freiheiten zu opfern, um sich besser gegen Terror zu schützen.

Flugreise nach Holland, Belgien und schließlich Deutschland. Die mechanische "Alpha GMT" aus Hongkong bewährte sich dem dem Jonglieren vvon bis zu drei Zeitzonen.

Auch in Deutschland geht diese Diskussion jetzt los. Politiker haben immer hinreichend viele Werkzeuge im Kopf, mit denen sie den ihnen unheimlichen Bürger an die Kette legen wollen. Überwachung und Gesinnungsschnüffelei. Und sind nur zu gern bereit, diese beim passenden Terroranschlag in die Diskussion zu werfen. Die Nullnummer Gabriel/SPD wird vermutlich wieder Erfüllungsgehilfe der Merkel-CDU, die auch ganz ideal die Rolle einer Sachwalterin der Sozialdemokratie in Person der Kanzlerin übernommen hat. Wenn unsinnige Datensammelei und Ausspioniererei gestoppt wird, dann von Frau Merkel, nicht von der SPD, so denke ich mir.

Man sieht doch besser auf die Uhr, ist doch der Blick aus dem Fenster wenig erfreulich. Was immer sie auch tun, nur bitte keine Mohammed-Karrikaturen an die Flieger pinseln. Freie Meinungsäußerung hin oder her.

Wie soll man also mit dem Terror umgehen? Ich wiederhole noch mal, einfach nach Recht und Gesetz. Straftäter sind zu fassen und zu bestrafen, wir brauchen keine schärferen Gesetze, den Terror ist schon verboten und wird bestraft. Bizarr finde ich freilich, was ich da im linksintellektuellen Spiegel (Online) lesen musste. Herr Augstein Jr. schreibt dort in einem Kommentar, der islamstische Terror habe mit dem Islam gar nichts zu tun (den wir uns auch noch selber schaffen würden, den Islam). Bei allem Willen zur Umarmung der 99,9% völlig normalen (will sagen nichtextremistischen) Muslime in Deutschland und Europa: Dieses Statement macht schon sprachlich wenig Sinn. Womit, so meine Gegenfrage, hat denn der islamistische (will sagen der autoritär-islamische) Terror sonst etwas zu tun, wenn nicht eben mit dem Islam? Mit Gartenbau oder Buddhismus vielleicht? 

Junior zog auf dem Flug jedenfalls den Unmut mindestens eines Economy-Mitreisenden zu.

Ein einfaches Beispiel: Wenn in den USA radikale Evangelisten, die gleichzeitig gewaltbereite Abtreibungsgegner sind, vor Kliniken Ärzte ermorden, dann hat das sehr wohl mit Christentum und Abtreibungsgegnerschaft zu tun. Nur deswegen darf man nicht alle Christen oder alle Abtreibungsgegner verurteilen und in einen Topf werfen Aber wenn man verstehen will was vor sich geht und wie man die Situation verbessern kann, dann muss man erst mal das Problem beschreiben. Und dazu gehört zu analysieren wer die Täter eigentlich sind. Im Falle des islamistischen Terrors sind vermutlich sunnitische (sprich nicht kirchlich zentral gesteuerte) Priester des Islam das Problem, von denen manche Hass predigen. Und Ausgrenzung. Und schlechtere Jobchancen. Aber wenn man nicht mal die Tätergruppe vernünftig definiert, dann kann man auch nichts lösen, weil man versteht nicht mal was vor sich geht.

Wenn die Businessklasse Platz genommen hat, darunter eben auch Junior, darf die Economyklasse ja erst ins Flugzeug und staut sich dann in der Businessklasse. Als ich Fotos von Junior in seinem riesigen Businessklasseabteil machte, wird manch ein "Economist" da neidisch gewesen sein. Dachte sicher: Ich werde gleich eingequetscht wie eine Sardine, aber der Junge hier hat Platz, der für einen halben Kindergarten reichen würde. Als ich fotografierte sagte ein Mann bitter: "Here are more successful people than we are" / Hier sitzen erfolgreichere Leute als wir es sind. Nun gut, dieses Prädikat ("erfolgreicher") will ich Junior nicht absprechen. Und ich verstehe ja seinen Schmerz.


In diesem Sinne, dass man eben erst mal verstehen muss wer wer ist und was macht, auch der Kommentar in der NZZ, den ich wesentlich vernünftiger finde.
Die Linke in Europa wird vermutlich auch ein Problem haben, den islamistischen Terror überhaupt weltanschaulich einzuordnen. Da natürlich Rechte und Rechtsextreme immer am lautesten gegen den Islam hetzten, haben die Linken in Deutschland den ganzen Islam automatisch auf ihrer Seite einsortiert, also links. Sie und islamische und alle anderen Einwanderer auf der Linken und rechts die Gegenseite, das Böse. Dieses Weltbild verkennt jedoch, was Islamisten eigentlich sind. Es sind selbst Rechte! Oder wie würden wir etwa christliche Fanatiker einstufen, die propagandieren würden, die Frau würde rechtlos und mit Haube und Wollkleid (um das mal anzupassen) an den Herd gebunden gehören und Männlein und Weiblein müssten ganz bestimmten äußerlichen Kriterien entsprechen (bartlos und mit schwarzem Hut vielleicht). Und alle anderen seinen todeswürdige Abweichler? Da würde man sofort sagen, die haben ein faschistoides Weltbild, sind vielleicht Faschisten und eben ganz und gar klerikal-fanatisch Rechts. Europa muss aufpassen, nicht zwischen rechten Fanatikern zerrieben zu werden. Den klerikalen islamischen Fanatikern und den politischen klassich-rechten Extremisten. "Der Islam gehört zu Deutschland" und damit eben auch seine extremen Formen. Den Kopf in den Sand stecken und so tun als gäbe es ihn nicht wird da nicht helfen.

Einen Kulturschock bekam ich in Amsterdam. Auf den Straßen Kokain in die Nase ziehende Menschen und Warnplakate über totgeschnüffelte Touristen. Die Welt ist eben gefährlich. Vermutlich war Ludigels Wahrscheinlichkeit, während seines unbedachten Herumkicherns in der Businessklasse ("guck mal wie viel Beinfreiheit Junior hat") von einem Economymitreisenden erschlagen zu werden viel höher, als einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen!

P.S.: Islamismus wäre nix für mich. Die Terrorkrieger tragen immer diese hässlichen CASIOs. Abgeblich kann einen der Kauf einer solchen LCD-Uhr schon auf die Terrorwatchlist der USA bringen. Na wen wundert's bei dem hässlichen Ding.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wohl noch nie was von Religionsfreiheit gehört, was?

Miri hat gesagt…

Er hat ja nun nicht geschrieben, dass es keinen Islam gibt, sondern dass sich politische Extremisten immer etwas suchen, mit dem sie ihren Extremismus rechtfertigen, in diesem Fall ist es dann der Islam. Da sucht man sich dann die Passagen heraus, die sich auf finsterste Kriegszeiten beziehen und zitiert sie zusammenhanglos. "Religiöse" und andere politische Extremisten scheinen eigtl. idR ja nicht Anhänger Gottes, sondern eines gewissen Engels des Lichts zu sein, also Anhänger der Abschaffung der Menschheit. Können sie sich nicht einfach irgendwo austoben, wo sie nichts anrichten können? Z.B. in irgend einer Gummizelle? Was mir Sorgen macht ist, dass muslimische Freunde im Ausland zunehmend radikalisieren, ohne es zu merken. Da meint mein einer Kumpel z.B. mittlerweile, dass wahre Kunst darauf abzielt schön zu sein. Nein, meine ich, da weiß er nicht, was Kunst ist, der ansonsten so demokratisch orientierte, sozialdemokratische Moslem, der in einer Monarchie lebt. Seit geraumer Zeit warnen mich Leute davor zu fliegen, befürchten Terroranschläge. Ich solle auch nicht den ÖPNV benutzen, Demos und Aufmärsche meiden, den Weihnachtsmarkt, Kaufhäuser u.a. auch. Sagen, irgendwann wird man es mal nicht schaffen einen Terroranschlag zu verhindern (Es werden ja angeblich regelmäßig unzählige verhindert). Und schwupps waren dank der Austeritätspolitik zwei Terroristen nicht mehr überwacht worden (die man vorher ebenfalls dank knapper Kassen in der Pubertät als Vollwaisen bei der Suche nach einem Platz in der Gesellschaft fanatischen Radikalisierern überlassen hatte) und bringen den Großteil von Charlie Hebdo um.

"Ludigel" hat gesagt…

Und wenn Du einen Zusammenhang zwischen dem Verhalten einzelner Leute, der Tendenz des Islam hin zur autoritären Version seiner Selbst und dem Terrorismus herstellst, dann liegst Du schon auf der Linie der NZZ und nicht auf der des Spiegel Online ;-) Ohne Dir was in den Mund legen zu wollen. Grundsätzlich denke ich, sind die Muslime etwa in Deutschland doch sehr verschieden von denen in vielen islamischen Ländern. Gewaltsame Proteste gegen die neue Charlie Hebdo Nummer gab es ja nicht in Berlin oder Köln, sondern in einigen islamischen Ländern.

Xinxi hat gesagt…

http://www.huffingtonpost.com/fathima-imra-nazeer/isis-islam-quran-literalism_b_5737388.html

"Ludigel" hat gesagt…

Ja es ist schon ein bisschen verrückt, wie weit man die politische Korrektheit treiben kann. Da kämpfen Fanatiker für einen strengreligiösen Terrorstaat, dogmatisch bis zum Gehtnichtmehr, aber die politische Linke sagt, das habe nix mit Religion zu tun. Irrsinn! Hatte die Hexenverfolgung im Mittelalter etwa nichts mit dem Christentum zu tun? Nicht mit der Bergpredigt, das ist klar, aber so zu tun als seien die Islamisten und die Iquisitionsfolterer konfessionslos gewesen, ist schon blanker Irrsinn. Religion im Extrem ist eben genauso gefährlich wie Ideologie im Extrem. "Opium für das Volk" eben und manche ziehen sich zu viel davon rein.

Miri hat gesagt…

Wissenschaftlich betrachtet hat politischer Extremismus seine Grundlage nicht in einer Religion. Und bei Hitler & Co. hatte er auch nichts mit der Evolutionstheorie von Darwin zu tun. Die Extremisten brauchen aber idR etwas, um ihren Extremismus zu rechtfertigen (auch vor sich selbst) und um Leute zu fanatisieren. Das wollte J. Augstein, auch geprägt durch seine politikwissenschaftliche Ausbildung und die Diskussionen in seinem aufgeklärten Elternhaus, vermutlich zum Ausdruck bringen. Man bestätigt zudem diese Fanatiker, wenn man sagt, dass ihr politischer Extremismus wie von ihnen behauptet seine Grundlage in einer Religion hat und eine extremistische Form dieser sei, auch wenn die wirklich Gläubigen etwas anderes sagen (, denen sie gerne den Kopf abschlagen, oder die sie anderweitig umbringen und erklären die Gläubigen seien Ungläubige und Feinde des Glaubens). Halbwissen ist immer gefährlich und wenn Leute Dinge aus dem Kontext gerissen zitieren, um ihre Dinge zu belegen, zudem alles andere als wissenschaftlich. Beim Islam fällt mir auf, dass dies zunehmend Islamisten wie auch Islamistenkritiker, aber auch Islamkritiker machen. Und dabei ignorieren, dass Fanatiker notfalls die Religion des fliegenden Spaghettimonsters fehlinterpretieren und um eigene "Ideen" ergänzen würden, um ihre Machtphantasien zu realisieren.

Wer meint, dass die Hexenverfolgung (und dann auch noch die im Mittelalter, der Peak war ja nicht im Mittelalter), ihre Ursache im Christentum hatte, sollte schon in der Lage sein, das an Hand von Stellen im Neuen Testament zu belegen. Denn eigentlich kann man mit den Texten des Neuen Testamentes ja wohl eher die gegenteilige Ansicht untermauern.

Interessant finde ich auch die Tatsache, dass der größte Teil der durch Islamisten Getöteten Muslime sind.

Ich halte den SPIEGEL übrigens schon lange nicht mehr für ein linksintellektuelles Magazin, aber na ja, o.k., ab und zu steht auch noch mal was Linsintellektuelles drin. ;-)

Miri hat gesagt…

Und noch eine Anmerkung bzgl. der "Hexen"verfolgung: Selbst in der wissenschaftlichen Literatur steht ja drin, dass die grds. nicht ihre Ursache im Christentum hatte. Aber auch faktisch: Die staatliche spanische Inquisition (15. Jahrhundert) lehnte Hexenverfolgung z.B. ab. Und die Hauptzeit in Europa war ja in der Neuzeit, aber auch bei den Germanen wurde sie z.B. wohl recht stark praktiziert, also bereits vor der Christianisierung.

"Ludigel" hat gesagt…

Die Geschichte der Hexenverfolgung wird neu geschrieben ;-)
Christen? Ach was, die hatten alle ein Alibi in der Zeit (kicher).

Der Papst, der nach Barbarossa einen schwachen Kaiser installierte, der der Kirche freie Hand für ihre Greultaten gab?

OK, jeder hat ein Recht auf eine eigene Meinung. Über Religion zu streiten ist so idiotisch wie mit dem Kopf gegen diw Wand rennen. Und Religion definiert sich immer die Geschichte wie eben auch Ideologie. Deswegen mag ich beides nicht so besonders.

Miri hat gesagt…

Die Geschichte der Hexenverfolgung wird neu geschrieben? Oh jeh... Möchtest Du sie umschreiben? ;-)