Bei den geschilderten Vorfällen haben wir:
2 mal Straßenverkehr:
Der Straßenverkehr ist traditionell die Ausrastzone der Taiwaner. Sie verwandeln sich bei kleinstem Anlass in tobende Irre, wenn es ums Auto geht. Sicherlich auch die Folge davon, dass Autos insbesondere Herren psychologisch Macht und Freiheit suggerieren (man hat ja mordsmäßig viel PS unter dem Hintern), aber gleichzeitig die Straßen Taipeis zugestopft sind bis zum Verkehrsinfarkt. Und die vielen in den Leuten brodelnden aufgestauten Gefühle, die das Ergebnis einer konfuzianischen Kultur eben ohne Streitkultur sind (weil Streit die Maxime des Gesichtswahrens verletzt), suchen sich dann in Sachen vermeintlicher automobiler Freiheit ein Ventil. Ausländer wie Inländer werden immer wieder im Straßenverkehr in Taiwan in gewaltsame Eskalationen verwickelt. Meine beiden Beispiele zeigen wie schnell das geht - und es sind nicht die ersten Erlebnisse dieser Art
1 mal rassistischer Tattergreis
In meinem alten Wohnblock habe ich gemerkt, dass alte Leute, wenn sie etwas verhärmt wirken, mir gegenüber aggressiv und unfreundlich sind. Sicher eine Kombination aus Underdog-Verhalten und einer rassistischen Erziehung aus den Jahren der nationalchinesischen Diktatur. Denn der geistige Unterbau der damals herrschenden Kuamintangpartei erklärt in der Tat den sinoiden Menschen zum rassisch reineren Herrenmenschen. Auch wenn sie das hier nie so extrem praktiziert haben wie etwa in Deutschland die Nazis. Taiwan ist in vielem wie Umgang mit Ausländern und auch z.B. Ökologie 20 Jahre zurück - schließlich fand hier das Wirtschaftswunder erst ab etwa 1975 statt; damals wurde Taiwan zum Hersteller von Transistorradios, nach denen die Welt verlangte wie heute nach dem iPad und iPhone. Auch mein Großvater, so nett er auch war, hatte in Deutschland etwas gegen Schwarze und Inder und hätte diese möglicherweise auch nicht in sein Mietshaus reinlassen wollen. Ebenso wie der Tattergreis in "meinem" Mietshaus mir manchmal den Zutritt verweigern will.
1 mal psychischer Problemfall
Der mich praktisch stalkende Kollege ist wohl ein Sonderfall, er hat sich daher noch deutlich aufdringlicher verhalten als ich das hier bislang festgestellt habe. Aber das kann man so nicht verallgmeinern.
Summa summarum kann man sagen, Taiwan ist eine so fremde Kultur, dass man sich wundern kann, wo sich in dem sonst so friendlichen Land plötzlich und unversehens soziale Mienenfelder auftun. Das verwundert mich auch immer noch im 10. Jahr hier in der vibrierenden nervösen Inselhauptstadt, das will ich nicht leugnen.
Kommunikation mit den Einheimischen: Mancher Fremde hat da so seine Probleme*
* vom Betreiber des Roadies Café angefertigte WKII-Miniatur (http://www.roadiescafe.com.tw/). Ludigels Leib- und Magenlokal.
* vom Betreiber des Roadies Café angefertigte WKII-Miniatur (http://www.roadiescafe.com.tw/). Ludigels Leib- und Magenlokal.
4 Kommentare:
Lu Er Fu:
Ich würde Dir empfehlen, mal Dein Auto und ein Wochendende zu schnappen, und nach Kaohsiung zu fahren um dort ein paar Stunden durch die Stadt zu cruisen, nur mal zum relaxen. Es sind schon himmelgroße Unterschiede zwischen dem dunklen Taipeh und den großzügig angelegten KHH. Und bei der Gelegenheit auch das Künstlerviertel am Hafen zu besichtigen. Die Stadtoberen (Citymanager, auf neuhochdeutsch)haben da wirklich viel für das Volk gemacht. Das Technikmuseum...riesiggroß und interessant..alllerdings nur auf zhongwen. usw..usw..usw..und Sushi und NOCH kürzere Röcke als in der Hauptstadt...
Mir graust schon davor wenn meine Holde wieder nach Taipeh zurück will.
Bei dieser Gelgenheit: Ich habe Sie letzte Woche gefragt ob Sie bei einem Verkehrsunfall helfen würde: Ein klares JA....weil Sie ja die Dash-cam hat und damit bewiesen ist, dass Sie nicht am Unfall beteiligt war. Ohne Kamera würde Sie auch weiterfahren.
Hmmm... man kann aber immer noch wegen unsachgemäßer Rettung oder eben sex. Belästigung als Mann verklagt werden. Ist so eine Sache.
Jau... KHH ist weit weg;-)
@Lu Er Fu: Entspanntes Herumfahren in Kaohsiung? Inzwischen habe ich mich ja schon an die ganzen Geisterfahrer (Motorräder, blaue Kleinlastwagen und Taxen) gewöhnt, aber man muss doch immer sehr konzentriert bleiben. Will ja nicht in der "Apple Daily" landen: "Langnasiger Ausländer fährt einheimischen Geisterfahrer platt - und besteht dann frech darauf, dass der Fall kaltherzig nach dem geltenden Verkehrsrecht abgewickelt wird!"
Hier ist die Grosse Verkehrsrechtsreform der Republik China dringend erforderlich, mit der die Rechtsnormen der Rechtswirklichkeit angepasst werden. In der neuen Fassung gibt es einen Extraparagraphen, in dem 45 mal das Wort "Adogah" (Langnase) vorkommt und Sonderklauseln eingeführt werden (etwa für die in US-Dollar bei selbem Betrag zu verhandelnde Entschädigung, Mindestsummen werden vorgegeben, Aufhebung des einkommenbezogenen Prinzips, Verlängerung der Haftstrafen, Automatisches Nichtauffinden von Verkehrskamera-Videos, jedenfalls wenn diese für Adogah enlastend sein könnnten etc).
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