Notfalls machen Computer auch ohne die Computexmesse Spaß. An diesem Stand hatte mich glaube ich der ältere Taiwaner gefragt, ob ich verheiratet sei.
Also habe ich mein uraltes Toshiba-Notebook wieder ausgepackt. Funktioniert seit 2001 und hat nur Patina angesetzt mittlerweile und einen blauen senkrechten Strich im Bild. Weil meine Frau mal mit den Notebook meine Finger treffen wollte. Ich war schneller. Na ja, der hinreichend dokumentierte wilde Anfang meiner Ehe.
Eingeschaltet das alte Ding, doch mit 128 MB SDRAM - Hauptspeicher und einem Celeron Mobile mit 700 MHz schien es schon überfordert, das alte Windows 2000 SP4 Rollup 1a zu starten, allein die Firewall kostet wahrscheinlich schon die Hälfte des Hauptspeichers (ein nacktes Win 2000 SP1 oder so müsste besser laufen). Firefox 3.6 aufgerufen, Spiegel.de eingetippt und der Rechner war die nächsten 10 Minuten nicht mehr zu gebrauchen vor lauter Werbeflash und Multimedia-Mist und Javaskript. Man kann kaum glauben, dass das mal ein schneller Rechner war! Damals.
Langsamer werden die Dinger ja nicht, aber Updates und Multimedia saugen halt den Hauptspeicher leer. Also kurzerhand das uralte Fedora 9, das noch drauf war hochgefahren (Fedora 16 ist aktuell), ein auf RedHat basierendes freies Linux. Mit dem Standarddesktop Gnome (Win XP-ähnlich) war nichts mehr zu wollen, Zeitlupe! Und wieder nix mit Firefox 3.6 und Spiegel.de.
Passende Speicherriegel habe ich nicht, also kam mir der Gedanke: Warum nicht die Software verkleinern, wenn man nicht die Hardware erweitern kann? Linux ist ja wunderbar skalierbar. Also erstmal ICEWM als Oberfläche installiert, ein puritanisches Desktop, rein grau, mit wenigen Programmen im Menü (andere laufen über Kommandozeile) und ohne die Möglichkeit irgendwas auf das Desktop zu legen (außer dem Fenstern). Aber das konnte man 1985 beim Atari ST auch nicht. Gut, da gab es wenigstens Laufwerkssymbole, aber bei Linux braucht man das eh nicht wirklich. Firefox aufgerufen und tatsächlich, Spiegel.de wurde erträglich schnell angezeigt, weil ICEWM nur ein paar Megabyte im Speicher braucht und daher viel Platz für Browser und Multimedia lässt. Aber das muss doch noch schneller gehen, dachte ich.
Also einen leidlich neuen Linux-Kernel heruntergeladen und konfiguriert. Der Linux-Kern ist das halt mit allen möglichen Treibern drin, die man garnicht braucht. SATA rausgeworfen, hat mein altes Notebook nicht. ISDN weg, wer braucht denn diesen Mist. Firwire, igitt. Telephonie, superschnelle neue LAN-Karten und allen Kladderadatsch raus. Über Nacht dann den Kern(el) neu "kompaliert" und am nächsten Morgen: Tata: Mein altes Methusalem Notebook ist schnell wie ein junger Gott, hüpft durch die Multimedia-Seiten als hätte er 512 MB RAM oder mehr. Schneller als mein neues Notebook mit 1.5 GB DDR-RAM (Honecker lässt grüßen?) und Dual-Core Prozessor mit 2400 MHz.
Zum Computerbanking schnell den neusten Opera-Browser installiert, mit eingeschalteter Firewall und SELINUX zum Schutz des Dateisystems ist Uralt-Linux sicherer als aller neuer Windows-Mist.
Hoffentlich reparieren die mein neues Notebook nicht so schnell, das alte von Hand zu tunen macht einen solchen Spaß. Schon witzig, sieht mit seiner Patina jetzt aus wie ein Museumsstück, ist aber schnell wie ein neuer, jedenfalls bei Webseiten.
Richtig stolz bin ich aber, mir gerade eben mit etwas altem rosafarbenden Kabel und einer Büroklammer einen Knopf wieder ans Oberhemd genäht zu haben. Von den vier Löchern im Knopf habe ich nur zwei gebraucht, downsizing ist halt alles.
Mein McDonalds-Bauch von meiner Kanadareise (nur McDonalds war in der Nähe vom Hotel) wirkt immer noch nach...
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