Oder: Nasale Qualen im fernen Osten
Gestern Abend 23:45 Uhr in Taiwan auf dem Lande, irgendwo im Landkreis Taoyuan. Ludigel will gerade ins Bett fallen, da steigt ihm Brandgeruch in die Nase. In Deutschland hätte ich jetzt panisch überprüft, welches Elektrogerät zu Kokeln angefangen hat oder ob ich die Buletten wirklich am Herd ausgemacht hatte, aber in Taiwan ist das ganz anders. In Taiwan verbrennen die Anwohner immer wieder ihren Müll, gerne auch Abends. Routiniert will ich die Fenster im Schlafzimmer schließen, da merke ich, wie mir Übelkeit im Magen aufsteigt. Also ist es wieder Industrieabfall von der Fabrik, die sie einfach neben unserem Wohngebiet aufgestellt haben, denn deren Rauch löst bei mir immer Übelkeit aus. Irgendwas mit Glas macht die kleine Fabrik und hat ihre neuen Glasscheiben immer einfach an der Straße stehen. Die haben aber nicht etwa einen Schornstein, sondern der billige Wellblechbau hat einen Abfallhaufen, auf dem diverse undefinierbare Säcke gelagert werden - und des nachts wird er angezündet. Meist weht der Wind woanders hin, aber manchmal eben zu uns. Immer wieder eine nette Überraschung zur Schlafenszeit, weil mir dieser Rauch im Gegensatz zu normalem sofort Übelkeit bereitet.
Ich grinse da schon über mich selbst, typisch empfindlicher Westler, denn meine Frau sitzt manchmal mitten in dem Gestank, wenn er mal früher abends herein weht und merkt nicht einmal, dass es nach irgendwas riecht. Und sie ist nicht mal in der Lage ansatzweise zu verstehen, wovon ich da rede, wenn ich über Gesundheitsgefahren schwadroniere.
Also schnell durch alle 4 Stockwerke gerast, die Fenster zu geknallt. Krach-Bumm die eine Balkontür hakt ja, hatte ich vergessen und prompt reißt die Verriegelung aus der Tür heraus, sah nach Metallblech aus, war aber nur dünnes Plastik made in China. Na, da wird mir Frau wieder den Kopf waschen. Hast dich wieder aufgeregt mit deinen Ausländerphantasien gestern Abend und nicht Obacht gegeben, was? "Jawohl mein Prinzessböhnchen", werde ich sage.
Schnell die Klimaanlage angeschaltet. Ach nein, wo ist jetzt die Fernbedienung, die hat doch immer meine kleine Königspepperoni versteckt um Strom zu sparen...
Um 1 Uhr Morgens hatte ich dann alles erledigt und ging zu Bett. Vor lauter Treppauf Treppab konnte ich nicht mehr schlafen. Was man sich alles so vorstellen kann, was in der Rauchwolke drin sein kann. Und überhaupt die Schadstoffe, die man hier ständig zu sich nimmt. Die ganzen Garküchen in denen wir essen werden von Kleinbauern beliefert, die Salat auf Industriebrachen anbauen. Und früher hat man hier Giftmüll einfach verbuddelt.
Luhe Ludigel! Schafe zählen!
War da nicht irgendwas mal in der Presse mit Dioxin im Industrierauch?
Luhe, Schafenszeit!
Schafe zählen ging nicht.
Aber vielleicht Glasscherben. Ludigel, Stein, Rache. So konnte ich doch noch friedlich einschlafen.
Min Fru hat es nicht einfach mit ihrem Aussengeländer....
2 Kommentare:
Ihr habt Sorgen. Die Thailänder nebenan hauen sich ihre kleinen Köppe ein und du beschwerst dich über Mief...
Dr. Z
Ja, wie das erst müffeln muss.
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