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Dienstag, April 19, 2016

Automobiles... und ein Denkverbot über Statik

An manche Dinge darf man in Taiwan nicht mal denken. Oder nicht mal hinsehen.

Physiker wissen, dass man ein Experiment beeinflusst, indem man es beobachtet. Was irgendwie mit Katzen in Kisten zu tun hat und einer Zyankalikapsel, die mit dem Deckel verbunden ist. Nein, ich habe keine "psychischen Probleme" - wie Leser mir manchmal attestieren, wenn sie Artikel nicht ganz durchschauen. Googeln Sie mal nach "Schroedingers Katze". Genau dieses Beobachten irgendwie instabiler Zustände macht Taiwan so gefährlich. Unvergessen, als ich 2004 hier sah, wie ein Wasserfall bei Starkregen aus einer eingeschalteten Deckenlampe kam und nichts weiter passierte. Besser, man sieht nicht hin, sonst löst sich alles in Funkenregen und Stromschlag auf.


Oder als ich neulich sah, wie bei uns in NeiHu (Stadtteil von Taipei) jemand eine Kerze in den offenen Motorraum gestellt hatte, um ihn spätabends bei der Reparatur zu beleuchten. "Intelligenter Mann", dachte ich noch. "Spart Strom". Doch dann musste mein teutonischer Verstand sofort an die Brandgefahr denken und in der selben Sekunde fing der Motorraum Feuer. Schien den Mann aber nicht aufzuregen, er griff routiniert zum Feuerlöscher und löschte sein brennendes Auto. Waren ja nur ein paar Flammen auf dem Motorblock, nicht so wild. Mein Fehler: Ich hatte nicht nur hingesehen, sondern auch noch drüber nachgedacht.
Und hier oben die E-Klasse* (in der seltenen Taxiversion, sind sonst alles Toyotas) auf dem Wächterhäuschen eines Schrottplatzes? Nun, oft macht man da wegen der Hitze ein zweites Blechdach drüber oder desgleichen. Und eine E-Klasse ist nun mal aus Blech. "Nicht drüber nachdenken", kommt immer immer in den Sinn, wenn ich wieder mal wegen der roten Ampel an der Kreuzung zu unserem Volvo-Händler anhalten muss neben dem fliegenden Benz. Auch nicht darüber nachdenken, was ein Erdbeben hier an Masseschwingung auslösen könnte. Erdbeben hat man ja laufend in Taiwan.

Augen lieber auf die neuen Volvos, gleich vor dem Netz eines asiatischen Golfplatzes, wo die Leute auf drei Etagen in kleinen Boxen stehen und Golfbälle sinnlos auf einen von selbigen übersäten Platz dreschen. "Was machen die da bloß?",  fragte meine Frau, als wir an der Ampel dort halten mussten (wegen dem Mercedes fragt sie nie). "Bist Du wirklich Asiatin?", hätte ich fast gefragt.

Nicht ablenken lassen darf man sich auch von kleinen orange oder rosa-weiß farbenen Dingen, wenn man in Taipeis Einkaufsmeilen eine Querstraße passiert. Aus dem Sichtschutz der Unterwäschesäule kann plötzlich ein mit hoher Geschwindigkeit um die Kurve rasendes Auto kommen, dass einen schlichtweg überfahren würde, wenn man nicht als Fußgänger auf Draht ist, so wie es mir und Frau und Junior fast neulich passiert wäre. Der Fahrer des schicken 5er-BMWs hatte die teutonisch-perfekte Fahrwerksauslegung fast zum Nachteil von zwei anderen Teutonen und der taiwanischen Frau und Mutter bis in den Grenzbereich ausgenutzt. Taiwanischer Wahnsinn und teutonische Ingenieurskunst in unheilvoller Kombination.

Apropos Wahnsinn. Auch Ludigels Schlichtwohnung im von Frau bevorzugtem Schlichtwohnviertel hat manchmal merkwürdige Ansichten zu bieten. Juniors Elektro-New Beetle hat dazu geführt, dass er in der engen Wohnung schon rangieren kann mit 4 wie ein Profi-Autofahrer - auch wenn wir ihm zur räumlichen Entlastung noch ein Elektro-Dreirad gekauft haben. Man muss aufpassen, wenn er damit ohne zu gucken um die Ecken der Wohnung düst. Früh übt sich, wer am taiwanischen Straßenirrsinn teilnehmen will.

Man sieht es nicht gleich, aber oben im Bild steht ein weißer Bentley vor einer hinter der Mauer versteckten Autowäsche oder Autowerkstatt, die sich laut Schild "Big Man" nennt. Gleich hinter der Kurve mit dem alten Mercedes vom ersten Bild. Dort stehen immer Porsches und Bentleys und so ein Zeug herum und die Kunden schlürfen Saft an Schirmtischen, während die Karre poliert. Der Trend zur Bonzenkarre hält an. Als ich früher in der Parkgarage des Restaurants "Cha for Tea" meinen Nissan parkte, waren da noch nicht so viele Nobelkarossen. Letztlich aber parkte ich meinen Volvo (der den Nissan nach Wunsch von Frau ersetzt hat) neben einem Maserati und wunderte mich über die Dichte an Porsche (Cayenne), Mercedes und Lexus. Haben die die Preise erhöht in dem Schuppen? Oder reduziert, so dass die Leute mehr Geld fürs Auto über haben.

Wie dem auch sei, seinen Sie vorsichtig da draußen im Verkehr - bei feuchtem Wetter fliegen die E-Klassen wieder tief etc. pp.


* Aka W124, anfangs hieß die Reihe ja auch noch gar nicht E-Klasse

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Warte, bis sie den Fahrgast darin finden...

"Ludigel" hat gesagt…

Ich möchte mich aufrichtig bei Heiko Maas und dem Propheten für die abgebildete Werbung entschuldigen. Wie macht man in der neuen BRD eigentlich in Zukunft Werbung für Unterwäsche von Damen? Frau in Pulli und Jeans abbilden mit Risszeichnung, wo die Unterwäsche sitzt? Die SPD hat sicher wie immer die richtige Antwort darauf ;-)