Dieses Blog durchsuchen

Mittwoch, August 26, 2015

Dein innerer Buddhist

Wie auch andere Expats wurde Ludigel von der fernöstlichen Weisheit seiner Gastgeber angezogen

Viele Expats werden, wenn sie lange genug in Asien sind zu Buddhisten. So ich natürlich auch, klar. Wer könnte sich der Weisheit des Gastgebervolks entziehen, das seine meditativ ruhige fernöstlich weise Art ja tagtäglich beispielsweise im Straßenverkehr demonstriert. Nun gibt es andere Expats die einwenden, hier in Taiwan gäbe es gar keinen Buddhismus sondern die i.d.R. den chinesischen Götterhimmel Anbetenden seinen in Wirklichkeit.... äh ... irgendwas anderes. Doch ehrlich gesagt, solche Klugscheißerei kann einen richtig überzeugten Buddhisten wie mich natürlich nicht vom täglichen Anbetungsgeschäft abhalten. Schließlich kannte man auch bei der letzten Religion nicht den Unterschied zwischen Arianern und Trinitarianern und hat das mit der Heiligen Dreifaltigkeit eh nie so ganz verstanden. Weil damals die Grundschullehrerin folgendes sagte:

"Also das mit der Heiligen Dreifaltigkeit erkläre ich euch mal. Das ist so....."
[sie legt die Stirn in Falten]
"Ach neh, da seit ihr noch zu klein zu."

 Heilige Dreifaltigkeit (zweite Reihe nicht mitgezählt)

Man wird dann größer im Laufe der Jahrzehnte, aber kriegt es immer noch nicht erklärt. Aber heute ist man ja Buddhist. Mir geht es da so wie einem Deutschen, der vor ein paar Jahren im deutschen Fernsehfunk Berühmtheit erlangte, als er mit seiner Familie nach Kambodscha auswanderte. "Nur durch den Buddhismus kann ich meine wilde innere Natur zügeln" schrieb er sinngemäß. Ich weiß nicht, wie es ihm ging, aber ich sitze natürlich mit meinem muskelbepackten eingeölten Oberkörper andachtsvoll im Tempel, das orange Stirnband um und das Schnellfeuergewehr draußen an den Bambustempel gelehnt. Nur die Ruhe des Buddhismus, wenn er denn gerade einer ist, kann da die innere Bestie zur Ruhe bringen. Und der gratis Ingwertee.

Wie dem auch sei, auch die tieferschürfende Theologie will ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten. Bei den vielen Göttern verliert man schon mal den Überblick. Doch ich will es Ihnen schnell erklären: Desto Rauschebart und desto Augenleuchten, desto heiliger. So einfach ist das mit den vielen Göttern. Manche dampfen sogar, die sind dann noch heiliger. Das ist ergo anders als im Christentum, da dampft nur der Leviathan und das ist der Teufel. Kann man sich leicht merken.

Und natürlich gibt es die hiesigen Götter wirklich, hier ist der oberste, Xian Sheng Drachengott himself, von mir im Bilde festgehalten: http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/07/ein-drache-im-foto.html



1 Kommentar:

Xinxi hat gesagt…

Zumindest können Taiwanesen sich nach Lust und Laune neue Götter zulegen bzw. ausdenken. Oder sich selbst als solche verkleiden. Hier in Kaohsiung scheint es recht oft so zu sein, dass sich Bettler Göttermasken anlegen und dann so eine Art "Glückskekse" vergeben - gegen eine Spende, natürlich. Das hat echt Unterhaltungswert.