Taiwan hat es mit einer bizarren Story mal wieder in die deutschen Nachrichten geschafft
Taiwan aka Republik China (mit vollem Staatsnamen) ist bei Spiegel.de präsent derzeit. Nicht etwa, weil Taiwan eine der wenigen parlamentarischen Demokratien in Asien ist und bald 2016 wieder Präsidentschaftswahlen sind - der Wahlkampf läuft - oder weil beide maßgeblichen 'Präsidentschaftskandidaten" eben Frauen sind. Nein, der Anlass ist ein tollpatschiges Kind, das mit einem Getränkebecher in der Hand in einem Museum stolpert, sich mit dem Getränk in der Hand an einem 1.5-Millionen teuren Bild abstützt und es dabei ruiniert. Das Video dazu kann man hier sehen:
http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/museum-in-taiwan-junge-stolpert-und-zerstoert-1-3-millionen-gemaelde-a-1049651.html
Trotzdem gebe ich zu bei dem Video sofort gedacht zu haben: Typisch Taiwan! Es handelt sich zwar bei dem zuckrigen Bildersturm nur um eine kleine Katastrophe im Vergleich zu anderen. Aber erst kürzlich hat z.B. die britische BBC den Taiwanern "den Kopf gewaschen" in einem harschen Artikel. Nämlich wegen der zahlreichen taiwanischen Katastrophen in der letzten Zeit, die offenbar alle durch sträflich missachtete Sicherheitsvorkehrungen entstanden sind: http://osttellerrand.blogspot.tw/2015/07/bbc-wascht-katastrophen-taiwan-den-kopf.html
Und in diesem Fall muss man schon fragen: Warum darf ein Kind mit einem teilweise offenen Getränk herumlaufen in einem Museum, in dem so kostbare Gemälde gezeigt werden? Wenn ich an meine Museumsbesuche aus der Schulzeit denke, da wurden wir von strengen Museumswächtern schon zur Ordnung gerufen, wenn wir nur in der falschen Tonlage andächtig "uiiii" geraunt hatten. Eine Oktave zu hoch und man wurde fast am Ohr gezogen. Und in Taiwan? Da darf ein Kind mit Getränk in der Hand fröhlich durch die Gegend ziehen. Anders habe ich freilich das Nationale Palastmuseum in Taipei in Erinnerung, wo der alte chinesische Kaiserschatz zu sehen ist. Da stehen auch überall Wächter herum, meine ich mich zu erinnern. Aber da geht es ja auch um die heiligen Grale der chinesischen Kultur, die man in Taipei gern hoch hält. Und nicht nur um "English-Teacher"-Kunst. Denn "Weiße" kennt man in Taiwan eben meist als Englischlehrer und über die rümpft man schon mal die Nase.
Ich gebe zu, ich hätte Hemmungen, große Kostbarkeiten an Taiwan zu verleihen, so lax wie man hier eben Sicherheitsvorkehrungen sieht. Gut, dass die Bilder nicht im Freien gezeigt wurden. So oft wie es hier Dusche-ähnliche Regenfälle gibt ;-)
Update: Hier näheres zum beschädigten Bild, auch Fotos: http://www.theguardian.com/world/2015/aug/25/boy-trips-in-museum-and-punches-hole-through-million-dollar-painting
Und leider kann es für die Familie des Jungen, der den Schaden verursacht hat, ein finanzieller Alptraum werden, auch wenn das Museum keine Ansprüche stellen will (es entscheidet der Versicherer, nicht der Geschädigte darüber): https://taiwanlawblog.wordpress.com/2015/08/25/boy-who-punched-hole-in-painting-may-still-be-liable-for-monetary-damages/
Denn Haftpflichtversicherungen hat man in Taiwan oft nicht.
4 Kommentare:
Ups, Monsumregen wal flühel dieses Jahr. Picasso und Mona Lisa leidel weg. Kein Problem. Mein Drittel Sohn hat das schnell wiedel nachgemalt. Hello Kitty for Felsen-Flusslandschaft. Besser als vorher!
;-()
Hmmmm... was alles könnte kostbaren Gemälden in Taiwan passieren? Vorschläge?
Das Palastmuseum hat doch vor drei, vier Jahren auch mal bei einer Routineuntersuchung eine extrem kostbare Vase zerdeppert. Hat dem Laden Hohn und Spott eingetragen. In Korea würden die Verantwortlichen wahrscheinlich zum Selbstmord gedrängt. Apropos "Katastrophen": Schon gehört, dass irgenwelche Verbrecher Giftmüll verbuddelt und dann das Areal an Reisbauern verpachtet haben? Meine Frau kauft schon gar keinen Reis aus West-Taiwan mehr. (Präsident Ma ist ja leider mit seiner Parteireform am sozial bestens verknüpften Parlamentssprecher gescheitert. Sonst gäbe es echt noch Hoffnung auf strengere Strafen für solche Giftmischer!)
Mona Lisa könnte von der Pritsche eines Blue Truck fliegen, der gerade ins Museum unterwegs ist. Passiert immer wieder sowas und der undfinierbare Müll liegt dann auf der Fahrbahn rum. "Heh, da klebt ihnen ein Ohr am Rad", ruft der Passant. "Nein keine Sorge" antwortet der Fahrer. "Das ist nur das bandagierte Ohr von van Gogh in Öl..."
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