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Freitag, Juli 17, 2015

Verschiedene Welten

Wieder zum Thema Republikflucht. Wie meine Frau und ich die Dinge unterschiedlich sehen

Meine Stimmung ist eher mulmig die Tage. Meine Frau strickt an der Auswanderung auf den Philippinen und träumt von einer Teilhabe am Unternehmen ihrer Schwester und reichlichen finanziellen Rückflüssen. Alles Geld der Familie Ludigel hat sie dort schon angelegt und bereitet ihre Ausreise vor.
Mein angesichts ihrer vorwärtsgerichteten Energie halbherziger Einspruch kam nicht zum tragen, auch weil meine Frau eine Augenkrankheit hat, die schlimmstenfalls zur Erblindung führen kann, weswegen sie sich schnell bei Schwesterherz in Manila zur Ruhe setzen will.

Nudelrestaurant in Manila, das Familienbusiness von dem hier die Rede ist hat keine Nudeln, aber immerhin Jesusaufkleber

Mir ist mulmig, weil eben alles Geld am Posterior der Welt angelegt ist, um das vornehm zu formulieren.

 Jesusaufkleber können nie schaden. Hier im Bild fehlen sie.

Da das Unternehmen von Schwester erst mal kein Einkommen generiert, werde ich erst mal nach Deutschland zurück gehen um dort wieder als Informatiker Geld zu verdienen. So der Plan. In meinen Kalkulationen werte ich das finanzielle Engagement in Manila als sehr kritisch und hoffe nur darauf, dass sich die Verluste in Grenzen halten oder rechne mit einem kleinen Gewinn oder einer kleinen monatlichen Ausschüttung. Und da kam mir eben so der Gedanke, ob ich demnächst in Deutschland einen gebrauchten Polo oder doch einen Golf erwerben soll. Immerhin ist die Kriegskasse zur Rück/Auswanderung ja in Manila gebunden. Und dann merke ich, wie diametral anders und viel positiver meine Frau die Sache sieht. Wenn sie mir etwa sagt, ein reicher Taiwaner in Manila hätte dort mit einem Ferrari einen schweren Unfall gebaut und ich solle bitte dann in Manila, wenn ich ihr hinterher gezogen bin, keinen Ferrari oder Lamborghini kaufen, die seien zu schwer zu fahren. "Gut, ein Porsche Panamera reicht auch" war meine sarkastische Antwort und meine Frau nickte zufrieden dazu. Ein solches Ding fährt ja der Gatte der ersten Tochter hier in Taipei. Den Sarkasmus hat sie nicht so bemerkt offenkundig.

 "Buko Pie", Kokoskuchen mit frischer noch weißer Kokosnuss. Der ist lecker.

Unsere unterschiedliche Wahrnehmung des selben Universums verblüfft mich da ungemein. Man lasse sich das auf der Zunge zergehen.

Bei meiner Frau:  Ferrari oder Lamborghini oder eben ein Porsche Panamera.

Bei mir: alter Polo oder Golf oder doch ein Ford Focus?

Unterschiedlicher geht es nicht mehr. Leider leider werden immer meine Vorhersagen wahr, wie etwa bei unserem letzten kleinen Unternehmen in Taipei: http://osttellerrand.blogspot.tw/2014/11/der-familienbetrieb-die-schonungslose.html. Das war zum mir genannten Zeitpunkt auf die exakt vorhergesagte Art und Weise gescheitert - allerdings kontrolliert und sogar mit schwarzer Null.

Lieber Gott, lass mich doch mal Unrecht haben, nur das eine Mal. In Manila würde ich dann allerdings einen  völlig unauffälligen Toyota 4WD fahren...

 Metro Manila

5 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ja das mit der Wahrnehmung ist so eine Sache. Ich drücke Dir die Daumen das alles glatt geht.
Meinen alten Lancia kann ich für wenig Geld mit 1 Jahr HU abgeben ;-) und solltest Du mal nach München kommen, dann komm auf ein Bier vorbei oder Hotpot...
Grüße,
Ralf N.

Dunkelangst hat gesagt…

Boah Ludigel,

irgendwie muss ich gerade schlucken. Das klingt nach einer echten Risiko-Investition!!

Da kann man ja nur den ganzen Sarkasmus zusammen packen und schreiben:

Viel Glück, du wirst es brauchen!!

Viele Grüße

"Ludigel" hat gesagt…

Der teutsche Puchhalter in mir bewertet alles in Manila angelegte mit 0 Euro in der Bilanz ;-)

Xinxi hat gesagt…

Und in Manila gibt es keine IT-Firma, die dich reizen könnte? Kulturell ist das doch schon fast Spanien bzw. Hispano-Amerika.

"Ludigel" hat gesagt…

Bislang nur die 300-Euro-Jobs gefunden. Die Faustregel ist, dass es nicht wirklich Jobs für Wessies da gibt, weil es massenhaft einheimische gibt, die froh wären über den Job und offenbar auch ganz gut ausgebildet sind. Dein (?) Vorschlag einen IT-Service dort aufzumachen hätte was. Nur leider geht meine Frau und Chefin hier wohl zu sehr im Zorn, als dass das mit dem eleganten Weitermachen als Freiberufler für das Unternehmen hier klappen könnte. Was ja auch eine Keimzelle eines IT-Services - Unternehmens hätte sein können. Eigentlich sagt man hier immer "ich muss mich um die Familie kümmern" und geht freundlich lächelnd. Da ist sie schon zu verwestlicht zu offenbar ;-)