Heute regiert die Partei namens KMT die Insel Taiwan und die beigeordneten kleinen Inseln. Eigentlich heißt der Staat freilich Republik China laut Verfassung. Die KMT, die heute "Taiwans" Präsidenten Ma Ying-Jeou stellt, der zwischenzeitlich die staatliche Fusion mit der VR-China angestrebt hatte, ist heute demokratisiert und ihr Präsident frei gewählt. Doch unter KMT-Herrschaft kannte Taiwan ganz andere Zustände, seit der alte Diktator Chiang Kai Shek 1949 vor den Kommunisten auf dem chinesischen Festland auf die gerade-noch japanische Kolonie auf der Insel Taiwan geflohen war und hier seine Republik China gestützt auf Bajonette weiter fortführte.
Leicht vergessen: Immer wieder haben Taiwaner in der Zeit bis zur ersten freien Parlamentswahl 1992 und der ersten freien Präsidentschaftswahl 1996 von einer demokratischen Republik Taiwan geträumt und sich für diesen Traum mit dem Regime angelegt. Die Taipei Times erinnert heute Morgen an Deng Nan-Jung, der in seiner Oppositionszeitung 1988 eine Verfassung für eine "Republik Taiwan" vorgeschlagen hatte und der sich 1989 schlussendlich vor der Polizei in seinem Büro verbarrikadiert hat, die ihn wiegen regimekritischer Äußerungen gesucht hat. Wer öffentlich Taiwanisch sprach statt Mandarin oder gar von Taiwan statt China redete, dem drohte schnell politische Haft und schlimmeres.
Nach 71 Tagen Belagerung hatte sich Deng Nan-Jung selbst verbrannt - am 7. April 1989.
Die KMT zu verteufeln mit ihrem VR-chinafreundlichen gegenwärtigen Präsidenten fällt leicht. Allerdings war es auch Präsident Lee Teng-Hui (ehemals KMT), der Taiwan überhaupt von innen heraus ohne äußeren Druck (obwohl manche die USA dahinter vermuten) demokratisiert hat und dann 1992 und 1996 frei gewählt worden ist (1992 indirekt durch Wahlsieg der KMT). Heute allerdings ist Lee mit seiner alten Partei verfeindet und Gründer der immer noch existenten TSU, die recht kompromisslos für eine Republik Taiwan eintritt. Ob sie sich jemals konstituieren wird, so ganz formal und den territorialen Anspruch der diktatorischen Nachfolger des alten Chiang Kai Shek in Peking zurückweisend? Wohl erst, wenn wir eines Morgens aufwachen und China aus Versehen auf die andere Seite der Weltkugel gerutscht ist.
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