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Donnerstag, April 03, 2014

Mobil, Immobil

Kurzer Blick auf den Immobilienmarkt trotz der momentanen Proteste in Taipei gegen die weitere Annäherung an China. Diesbezüglich ist das taiwanische Parlament immer noch besetzt und auch auf den Straßen drum herum gibt es Solidaritätsbekundungen neben kleinen Gegendemos, letztere mit teilweise bezahlten Teilnehmern, ein Überblick zu meinen Berichten zur Demo-Lage HIER in diesem Blog.

 Ein Eigenheim ist auch in Asien der Traum der Mittelklasse, wenn auch recht teuer in Taiwan, so dass man wegen teurem Grund und Boden eher hoch und schmal baut. Das ist aber doch nur ein vom Wirt des Roadies in Longtan gebasteltes Modellhaus (er generiert sich den Bausatz mit einem 3D-Drucker komplett selber, entwirft auch die meisten Modelle)

"But now for something completely different" heißt es immer bei der Komikertruppe Monty Python, wenn sie das Thema wechseln. So jetzt auch hier Schnitt zum Immobilienmarkt. Frau und ich würden ja gerne ein preiswertes Häuschen auf dem Lande als Wochenendhaus erwerben, aber die enorme Immobilienblase, die Taiwan in der letzten Zeit hat, macht dieses Vorhaben völlig unmöglich. "Richtige" freistehende Häuser etwa haben sich in der Zeit von 2011 bis heute von 9-11 Millionen Taiwandollar auf 21 bis über 30 Millionen gesteigert im Preis und wir reden hier von seit Jahren leer stehenden Häusern, die bei taiwantypisch permanent verschlossenen Fenstern im Innern teils eine schöne Menge Schwarzschimmel zu bieten haben. Eine Million Taiwandollar (NT) entspricht etwa 25.000 Euro, das waren also Objekte, die wir nicht als Wochenendhaus in Erwägung gezogen hatten sondern als permanente Behausung und deren Preis wir mehr spaßeshalber noch beobachten.

Bei diesen ausschließlich aus marktpolitischem Interesse beobachteten seit vielen Jahren (von Anfang an) leer stehenden Nobelhäusern, die im Innern sogar mit einem Wasserfall und Fahrstuhl ausgestattet sind (nahe meinem Lieblingslokal Roadies in Longtan) hat sich der Preis sogar von etwa 40 Millionen auf 52 Millionen für das Eckhaus gesteigert (ein Mittelhaus hat vor Jahren 32 Millionen gekostet). Das ist nicht meine Liga, aber man kann ja mal gucken.

Enstsprechend verblüffend war das Angebot eines frei stehenden Hauses auch in der Nähe vom Roadies, etwa einen Kilometer entfernt, schmal und hoch Taiwan-Syle, aber mit nur 1,5 Millionen (man achte auf das Komma) spottbillig. Das sind weniger als 40.000 Euro, das konnte irgendwie nicht mit rechten Dingen zugehen. Aber wir wollten sowieso einen Abstecher ins Grüne machen, also einfach mal hin gefahren.

Nein, das ist es nicht, nur ein Häuschen in der Nähe vor den hübsch wolkenverhangenen Bergen. Das Haus ist übrigens aus Wellblech, wie manche Häuser auf dem Lande.

Wir suchten eine Weile in der Gegend herum, diese schicken Neubauten waren es aber auch nicht.

Am Reisfeld gelegen fanden wir schließlich die kleine Neubausiedlung, immer noch zu schön um wahr zu sein. Allerdings verhieß die Anzeige, man müsse das offenbar aber schon mit Fenstern und Türen versehene Haus noch fertig bauen. Und es fällt einem natürlich auf, wie dicht sie zusammen stehen hier. Bei den taiwantypisch dünnen Wänden (auch Außenwände) kein (akustisches) Vergnügen.

Eine nette Umgebung...

.... doch der Schock folgte sogleich.

Die fraglichen zwei annoncierten Häuser waren diese beiden hier, Zwillinge der beiden auf der anderen Seite, nur ohne alles.


Klar, dass wir da mit dem Auto mit pfeiffenden Reifen wegfuhren, wer weiß was noch alles an Problemen auftauchen kann. Auch bei dem jämmerlichen Rohzustand her Häuser und dass man sie selbst fertig bauen soll, kann bei dem Preis irgendwas nicht stimmen. Gehört der Baufirma der Boden nicht? Dürfen sie da nicht bauen? Kanalisationsanschluss vergessen oder soll nicht oder geht nicht? Überschwemmungsgebiet (wahrscheinlich, so wie ich die Gegend kenne) oder bauliche Mängel. Wäre ja nicht so gut, wenn man sich morgens reckt und dann die Rückwand aus dem Haus fällt, weil sie nicht mehr genug Pattex hatten zum zusammenkleben der Platten (siehe Plattenbauweise). Sicher ein fehlgeschlagenes Bauprojekt, das noch irgendwie versilbert werden sollte.Und dicht an dicht hört man die elektrische Zahnbürste des Nachbarn des morgens, das kenne ich noch zu gut.

Und die Fenster und Türen auf dem Anzeigenfoto waren teilweise wieder raus gerupft und fanden sich in den schon weiter gebauten Häusern eingebaut. Eben eine teils doch mobile Immobilie. Am Ende unterzeichnet man da den Vertrag und sie entschließen sich dann, auch das Dach wieder auszubauen. Apropos Wasserfall im Haus ;-)



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