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Donnerstag, September 12, 2013

"Rude, vile pigs" in action

Elton John bezeichnete taiwanische Reporter einst als "rude, vile pigs", irgendwas wie rüpelhafte obszöne Schweine auf Deutsch und dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Die Presse in Taiwan ist völlig ungehemmt was die Verletzung von Persönlichkeitsrechten angeht und fährt insbesondere immer wieder Hetzkampagnen gegen einzelne Ausländer. Jüngstes Beispiel, ein Franzose ertrinkt in einem Fluss, die Reporter bedrängen die Freunde des Toten massiv während der Bergung und danach und forcieren durch ihre freche Art und Vollpfostenaussagen (wie: er wäre nicht ertrunken, wäre er nicht schwimmen gegangen) den verständlichen Erregungszustand einer Französin. Passend geschnitten zeigt das Video dann eben einen unverschämten Ausländer.
Erinnert mich an einen anderen, weniger dramatischen Fall, wo eine Amerikanerin mit ihren Einkäufen einen Sitz in der Stadtbahn hier blockiert, ihn nicht für eine Seniorin freimacht und daher ihren Job beim AIT (American Institut in Taiwan) verliert, wie später im Ausländerforum angedeutet wurde. Nur dass vor der Amerikanerin offenbar ein freier Sitzplatz speziell für Senioren und Behinderte etc. erkennbar war (http://osttellerrand.blogspot.tw/2013/06/die-schlimme-amerikanerin.html).
Leider kann solche Berichterstattung auch den Umgang der Taiwaner mit "Westlern" extrem beeinflussen, wie ich erst vor einiger Zeit nach der exzessiven Berichterstattung über einen  britisch/indisch/pakistanischen "Todesfahrer" bemerkt habe (das Taiwanblog hatte mehrfach berichtet).

Genaueres über den aktuellen Fall muss ich gar nicht schreiben. Wie ich heute Morgen gesehen habe, ist der Fall sachlich in "Linda in Taiwan" geschildert: http://lindaintaiwan.wordpress.com/2013/09/11/franzose-in-hualien-ertrunken/.  Das Blog ist ohnehin ein Tipp ;-)

Mein herzliches Beileid für die Hinterbliebenen. Ich kenne die Gewässer in der Gegend um Hualien als höllische Ströme, bitte dort draußen bleiben aus dem Wasser. Auch wenn ich über die genauen Umstände hier natürlich nichts sagen kann.

***

Wie immer gilt für mein Blog, dass man das aufschreibt, was einen besonders beschäftigt hat. Und bei mir als jemand aus dem normalen taiwanischen Alltag (im Gegensatz zu Urlaub etc.) sind das eben auch oft negative Vorfälle. Daher sollte der geneigte Leser beachten, dass der Alltag in Taiwan eben nicht durch solche Vorfälle bestimmt ist, sondern durch völlig normales Tagein-Tagaus.

6 Kommentare:

Linda hat gesagt…

Man muss bei der taiwanischen Presse aufpassen, egal ob Ausländer oder nicht. Ich glaube einige versuchen aus fast allem irgendwie ne Story zu machen, egal ob es wahr, oder gelogen ist... Und vielen Dank für den Link! ;-)

"Ludigel" hat gesagt…

Ich denke Ausländer machen die Sache immer gleich interessanter. Aber in der Tat haben sie in der letzten Zeit bei einigen Ausländerstories halbwegs maßvoll berichtet. Es ist also von Zufällen abhängig, von man gerade bei einer Journallie (aka Kanallie) hier das "große Story Flag" triggert oder nicht ;-)

Xinxi hat gesagt…

In D haben Journalisten dafür dann andere Macken. Nur so als unwissenschaftliche Anekdote: Auf einer Industriemesse hat mir mal ein taiwanesischer Bekannter erzählt, dass die Presse in D sehr unfair über angebliche Warenkopien taiwanesischer Firmen berichtet hätte. (Ging vor zwei oder drei Jahren durch die Presse in D, dass die deutsche Polizei einfach Exponate ausländischer Messestände abtransportiert hat.) Was wohl tatsächlich gelaufen sei, wäre, dass eine deutsche Beratungsfirma von einem Konkurrenten aus D bezahlt worden wäre, um die Taiwanesen falsch zu beraten und absichtlich ins juristische Messer laufen zu lassen. Aber dieser Hintergrundgeschichte hätte sich kein Journalist angenommen. Relata referro, aber viel Vertrauen ins deutsche Mediensystem habe ich da auch nicht. (Was es pc-mäßig bedeutet, wenn Spiegel und Co. mal NICHT die Namen von Schlägern und Verbrechern drucken, muss man gar nicht extra erwähnen, hm?)

"Ludigel" hat gesagt…

Nichts liegt mir ferner, als den Medien in Deutschland Perfektion unterstellen zu wollen. Obwohl Medienleute in Deutschland immerhin in dem Sinne richtige Medienleute sind als dass sie Saab 900 fahren.

"Ludigel" hat gesagt…

Ja, das mit dem Beschlagnahmen kenne ich auch. Man zeigt eigentlich auf Messen Demogeraete lange vor der Massenproduktion. Und erst kurz vor der Massenproduktion braucht man eigentlich einen Nachweis ueber bezahlte Lizenzgebuehren, etwa damals bei meinem Projekt vor x Jahren bei MP3-Playern. Damals, als die Dinger noch gefragt waren. Vor der Massenproduktion musste man dann die MP3-Gebuehr an Thompson Frankreich zahlen, die das Ganze wohl vom Fraunhofer Institut uebernommen hatten.
Wenn nun ein taiwanisches Unternehmen den Formularkrieg noch nicht abgewickelt hat und schon mal das Demogeraet gezeigt hat, dann ist die Polizei gekommen. Unglaublich. Ich hatte mein Unternehmen damals gewarnt und die Beschlagnahme der Geraete in D-Land wurde von den Leuten bei uns als industriefeindlich und ueberzogen angesehen. Warum eine Messe machen, wenn man die Aussteller von der Polizei jagen laesst? Fragte meine Frau.

Martin hat gesagt…

Das hat nichts mit "vor ein paar Jahren zu tun", das läuft regelmäßig und ist daher erwartbar. Der Zoll hat auch vor der letzten internationalen Funkausstellung wieder(!) Prüfungen angekündigt(!) und dann - trotz Ankündigung - so viele Geräte abtransportiert dass manche Stände fast vollständig geleert wurden. So krass dass sogar die Tagesschau berichtete und ein Video zeigte, wie der Zoll Waren einsammelt und wie es hinterher mancherorts gähnend leer war. Das läuft so ab: wenn die Ausstellung öffnet laufen von den Rechteinhabern Mitarbeiter über die Messe und prüfen ob Raubkopien verwendet werden, dann erfolgen Anzeigen und der Zoll räumt ab. Ich vermute dass der Zoll bei dieser Sachlage (Anzeige erstattet wegen gewerbsmäßigem Vertrieb von Raubkopien) auch handeln muss. Was wäre wenn es andersrum wäre: HTC habe Patente die von Konkurrenten "schwarz" benutzt werden, die Konkurrenten kommen auf eine Messe in Taiwan und HTC macht dann was? Einfach ignorieren? Und die Medien in TW schreiben dann "was soll das, es war doch nur eine Messe?"

Das mit falsch beraten und absichtlich ins Messer laufen lassen ist klingt auch schräg: wenn das beweisbar wäre, könnte man damit doch sicherlich vor Gericht Schadensersatz erstreiten. Und und die DE Presse würde darüber berichten. Wenn ein Magazin wie Zeit oder Spiegel auch ohne Gerichtsverfahren darüber berichten soll, wird man denen schon mehr bieten müssen als bloß Gerüchte, das müsste schon glaubhaft belegt werden, um halbwegs sicher zu sein, dass es sich nicht um eine Ausrede handelt wie sie jeder Raubkopierer hat.