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Montag, Mai 07, 2012

Achtung, Taiwaner werden ordentlich

Es lässt sich nun über die Jahre nicht mehr verleugnen, zumindest hier in der Hauptstadt Taipei werden die Taiwaner langsam ordentlich, das kann einem Angst und Schrecken einjagen. Zwar bauen sie noch immer neue Stadtviertel ohne Bürgersteige (das wird sich wohl erst in ein paar Jahrhunderten ändern), aber mehr und mehr der siffigen kleinen Garküchen verschwinden in unserem Stadtviertel NeiHu. Da war die kleine Dreckbude wo wir immer Nudeln mit Sesamsoße früher gegessen haben. Eine ältere Frau stand unter schwarz verkrusteten und spinnwebenbehafteten Ofenrohren am Herd, hinter ihr öffnete sich elegant ein Korridor zwischen zwei schwarzgrauen Siffwohnblocks, das ganze offene "Restaurant" mit altem Zeug vollgestellt, wie alter Wäsche und Opas altem Nachtopf, von denen man eigentlich gar nichts wissen wollte und er, er trug das Essen zu Tisch und rannte immer in kurzer Hose und rosa Söckchen ohne Schuhe rum. Abends wurde alles ausgespült und ein herrlicher Fleisch- und Gemüsesuht ergoss sich in die Gosse, wo er vor sich hin rottete. Noch mehr Drecklokale einfach verschwunden, das rosa Sockenmonster und seine Gattin hat jetzt ein junges Ehepaar ersetzt, das auf Japanisch macht und den Dreckkorridor mit japanischem Tuche zugehängt hat und alles pickobello sauber hält.

Wieder ein Stück des guten alten Taipeis verloren....


Auch den sogenannten Nightmarkets geht es jetzt an den siffigen Kragen. Schon länger höre ich, dass ein beliebter Nightmarket, wo es Socken und Nudelgerichte nebeneinander gab, aus verkehrstechnischen Gründen geschlossen wurde. Nicht nur jammern die Anwohner, auch Mopeds, Autos und Massen von Besuchern vertrugen sich da schlecht auf nur 2 Meter Breite manchmal, so wurde gesagt.

Auch bei uns geht jetzt merkwürdiges in der beliebten 737-Lane vor sich. Schon lange war sie als eine Art Fußgängerzone beliebt, mit leckeren Freßbuden a la Nightmarket des Abends, chinesische Burger und heißer Topf und panierter Pupf, alles gibt es da. Und Modeschmuck, Miniröcke, Windeln und Kinderrasseln und hastenichtgesehen.  Alles irgendwie aufeinander. Nur das in der Fußgängerzone immer wieder Mopeds und Autos bisweilen wild hupend unter abenteuerlichen Fahrmanövern durchknatterten und man manchmal nur noch an die Seite springen konnte. Insbesondere die dicken neuen taiwanischen SUVs der einheimischen Marke "LUXGEN", dicke eckige Dinger, passten immer schlechter mit ihren 2m-Breite durch das Gedränge. Daher war ich immer genervt, wenn Frau dorthin zum Essen wollte, stank es doch nach Abgasen und man musste ständig aufpassen, nicht überrollt zu werden.

Autos dürfen abends am Wochenende nicht mehr in die 737-Lane. Und weibliche Leser hören bitte auf dem Herrn auf die feschen Waden zu starren.

Und was ist jetzt? Mopeds dürfen zwar noch rein, aber Autos nicht mehr. Gleich ist der Verkehr viel entspannter und ich kleckere nicht mehr so viel vor Angst beim Essen. Unheimlich ist das schon, wenn man typisch-deutsch-rechthaberisch all die Jahre der Frau etwas von Fußgängerzone ins Ohr gemurmelt hat und sie dann plötzlich anfangen die Autos zu verbieten. Als ob sie heimlich zugehört haben die ganzen Jahre. Brrrr..... unheimlich.

1 Kommentar:

"Ludigel" hat gesagt…

Leserkommentare auf Wunsch des Autors wieder entfernt.