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Donnerstag, Februar 08, 2018

Taiwa(h)n wackelt, alle hypernervös wegen Chinese Fucking New Year

Okay, ich bin erst einen Monat wieder in Taiwan, aber es nervt.

Erstens, ich habe mich verhoben, als ich in Deutschland für meine Mutter 150 kg Vogelfutter transportiert habe. Die alte Dame ist ein dermaßener Vogelfütter-Fanatiker geworden, dass ich sehr viel von ihr verlangtes Futter per Post kommen ließ, nur um beim Paketeverarbeiten prompt einen Hexenschuss zu bekommen. Okay, ein rein deutsches Problem.

Aber kaum wieder zurück im zentralheizungslosen Taiwan transportierte ich 32 kg Kerosinkanister für unseren Kerosinofen in der Wohnung. Und der Hexenschuss verlagerte sich gewissermaßen nach vorne, wo er auf die Disassimilationsorgane geschlagen ist. Stichwort "00, WC, Pottologie". Nach Einnahme einer ganzen Apotheke geht es wieder recht gut.

Kaum wird das besser fängt die verdammte Insel an zu wackeln, dass man kaum irgendeine Sache erledigen kann ohne sich zu fragen, was nun diesmal passiert. Die Schäden in Taipei sind allerdings sehr gering, während es im Osten bei Hualien richtig gerumst hat; siehe Bild.

Das Foto stammt aus taiwanischen Onlinemedien und irgendein Witzbold hat die beiden braunen Streben im Bild eingezeichnet vermute ich. In anderen Bildern sieht man das selbe Haus genau so, nur ohne die gezeichnet wirkenden Stützen, etwa hier: https://weather.com/de-DE/wetter/ausland/news/2018-02-07-tote-und-verletzte-nach-heftigem-erdbeben-in-taiwa/

Auch sonst sind die Taiwaner hypernvervös, wie immer üblich im Chinese New Year, das jetzt vor der Tür steht. Wieso? Nun, viele sind alkoholisiert unterwegs, auch mit dem Auto natürlich und der Verkehr und alles Gedränge ist deutlich dichter als sonst. Und das in einem Land, in dem man sich sowieso schon immer gegenseitig auf den Füßen rumsteht.

Prompt hatten wir auch mal wieder eine Begegnung mit einem aggressiven Fahrer. Beim Rausfahren aus dem Parkhaus blockierte er die einzige Ausfahrt. Warum, wissen also Götter allein. Als wir hinter ihm hupten, machte er auch nichts, außer wie ein Irrer aus dem Fenster meine Frau anzuschreien. Als ich um ihn herum fahren wollte - was gerade noch möglich gewesen wäre - fuhr er mit dem Wagen vor, um uns am Passieren zu hindern. In den folgenden Diskussion ist mir sicher einmal ein "fucking drive your car!" entfleucht. Weswegen er mit der Polizei drohte, die wir (!) dann prompt gerufen haben. Wir wollten ja auch das Parkdeck irgendwann mal wieder verlassen. Sonst hätte uns der wilde Herr schon zu irgendwas einladen müssen, wenn er uns dort festhalten wollte. Vielleicht eine Sarsaprilla-Taiwancola. Stattdessen fuchtelte er mit Pfefferspray herum, der gute Mann. Ausländer werden allerdings immer wieder von wilden Taiwanern verklagt, wenn sie irgendwann genervt das Wörtchen Fuck benutzen. Das haben sich die Taiwanis toll überlegt. Sie können auf Chinesisch herumschreien und provozieren und nötigen, aber wehe es entfleucht dem Ausländern ein kleiner Fluch. Nun, wir haben seine Nötigung wie immer auf der Dashcam und sollte ich wegen eines Fluches bei der Beanstandung einer Nötigung wirklich verurteilt werden, dann sitzt das Taiwanblog in der ersten Reihe und in sozialen Netzwerken und natürlich hier wird alles in epischer Breite nachzulesen sein. Typisch auch, dass der Polizist weder Fahrerlaubnisse noch Alkoholisierung kontrolliert hat.

Während ich diese Zeilen schrieb, hat es wieder dreimal gewackelt, das nervöse Inselchen. Nervös auch meine Gattin, die nun an den Finanzmärkten tätig ist, mitten im "Flash-Crash" der Börse. Für Aufregung ist da immer gesorgt.

Ich wünsche also allen Leserinnen und Lesern und sogar den sicher nicht zum Lesen dieses Artikels in einer unbekannten Sprache die Ruhe habenden Taiwanis ein Fucking Happy Chinese Fucking New Year und verbleibe mit korpolierenden Grüßen,

Ludigel

2 Kommentare:

Martin hat gesagt…

Hi Ludigel,
auf Spiegel Online ist ein ähnliches Foto mit der Beschreibung "Dieses Wohnhaus musste mit Stahlträgern gesichert werden"

http://www.spiegel.de/fotostrecke/bilder-des-tages-fotos-aus-deutschland-und-der-welt-fotostrecke-122824-2.html

Das für mich Erstaunliche ist, dass einige Häuser ziemlich schräg stehen und trotzdem nicht zusammenbrechen. Da muss ich daran denken dass Erdbeben z.B. in der Türkei viele Häuser in kleine Steine zerbrechen lassen. Ordentlich Stahl und solider Beton dürften in den taiwanischen Häusern drin stecken.
Habt ihr Eure Schränke eigentlich an der Wand angeschraubt?
Viele Grüße
Maltin

"Ludigel" hat gesagt…

In der jetzigen möblierten Wohnung ist wohl tatsächlich alles fest eingebaut an Schränken und Regalen.

Mir ist auch aufgefallen, dass Häuser hier fast nie zusammenkrachen, allerdings manchmal umfallen. Es ist sicher schwer zu garantieren, dass das Erdreich unter dem Fundament auch stabil bleibt beim Erdbeben. Hat man Pech hält das Haus, aber der Boden drunter nicht. Natürlich viel bessere Überlebenschancen für die Leute drin...