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Dienstag, November 01, 2016

Auswabbeln statt Auswandern (Update)

Für unser Auswanderverhalten braucht es ein neues Wort. "Auswabbeln" bietet sich da an.

Wir haben nämlich wieder verschoben. Weil Junior wieder eine Erkältung hat. Sicher übertreiben wir etwas, aber da Junior (5) kurz vor dem letzten Abflug eine veritable Hirnhautentzündung aus einem grippalen Infekt heraus bekommen hatte, bleiben wir noch 14 Tage in Taipei, um ihn erst auskurieren zu lassen. Derweil wohnen wir in einem netten Hotel in NeiHu. Ich freue mich, dass sich die Übergabe unseres Autos, einem Dez-2013er Volvo XC60 noch um ein paar Tage verschiebt. Ich gebe gerne zu, dass mir der Abschied von dem 245 PS-Ding schwer fällt, gerade wo wir in Manila erst einmal unmotorisiert sein werden. Außerdem gehe ich eh davon aus, dass der Aufbau einer Restaurantkette, den meine Frau mit ihrer Schwester in Manila mit mir als Qualitätskontrolleur und Marketingmensch betreiben will, doch eher länger zum Anlaufen braucht und ich zwischenzeitlich eben wieder in Deutschland als Softwareentwickler arbeiten werde. Dann sicher mit kleinerem als einem dicken schwarzen Volvo vor der Türe.

 Im engen Taipei lassen sich Mopeds natürlich besser parken als dicke Volvos

Merkwürdig die letzten Tage eine Persönlichkeitsveränderung der Schwiegermutter. Seit ihrem schwerem Unfall - sie wurde wie berichtet auf dem Lastenfahrrad von einem nicht Obacht gebenden Linksabbieger auf dem Fußgängerüberweg angefahren - ist Schwiegermutter verändert. Sie hat offensichtlich Gleichgewichtsprobleme resultierend aus der Hirnverletzung und wirkt um Jahrzehnte gealtert. Auch ihre Psyche ist anders. Plötzlich isst sie mit uns zusammen vergnügt Eisriegel, gerade solche mit Füllung und verzehrt alles, was wir aus Garküchen und Restaurants mitbringen. Früher war sie ganz Sachwalterin von 5000 Jahren (aus China geborgter) taiwanischer Kultur und hat Süßes nie angerührt, ja förmlich mit Verachtung gestraft. Und sie aß nur ihr selbst gekochtes, ein kaum gewürztes Gemüse- und Fisch-Potpourri. Ruhiger und freundlicher ist sie auch geworden - ich kenne sie ja noch als demonstrativ durch den Ausländer in der Familie "hindurch guckende" Schwiegermutter from Hell.

 Leerer Keller in der Ex-Wohnung. Wo ist bloß der verdammte Wasserzähler in diesem unbeleuchteten Loch (Antwort: auf der Dachterrasse)

So positiv die meisten der Veränderungen für mich als gewissermaßen Schwiegermutter-Endverbraucher auch wirken, so sehr gaben sie jedoch Anlass zur Sorge. Jetzt kam die Diagnose, sie hat Jacob-Creutzfeld, wenn auch noch ganz im Anfangsstatdium. Der Schlag auf den Kopf durch den Unfall hat da offensichtlich einen Ruck in der Krankheitsentwicklung ausgelöst. Frau plant schon Schweigermutters Zukunft mit uns in Manila, während ich mich frage, ob wir da selbst überhaupt irgendwann landen, bei den ganzen Verschiebungen.

Sorge bereitete der neu gewählte Präsident der Philippinen, der ja u.a. Todesschwadronen im Land gegen die Drogenszene arbeiten lässt und mit emotionalen Kommentaren Richtung USA und auch EU auffiel. Manch ein Bleichgesicht frage sich daher, ob alles was "Weiß" wirkt künftig im Lande noch wohl gelitten sein. Jetzt hat Präsident Duterte jedoch Besserung und diplomatischeren Umgang mit dem Ausland gelobt. In einer um die Welt gehenden Pressemeldung gab er an, während eines Fluges eine Stimme vom Himmel her gehört zu haben. Vielreisende denken ja bei Stimmen vom Kabinendach im Flieger eher an den Steward oder den Kapitän. Im Falle des Präsidenten soll es jedoch der Herrgott persönlich gewesen sein, der - wohl weil Duterte gewissermaßen in der Nähe war - die bessere Diplomatie ("sonst Flugzeugabsturz!") eingefordert hätte.

Der "Betonbau" ist schon da in Manila, der Ludigel fehlt noch

Als vielleicht künftiger Residenter in Manila bedanke ich mich beim weisen Präsidenten und dem (sicher christlichen) Herrgott oder (wohl auch christlichen) Kabinensteward für so viel Weitsicht. Vielleicht kann der Herrgott ja auch noch Plüschüberzüge für die herumfliegenden Gewehrkugeln verlangen, dann ist es auch wieder ein bisschen humaner im Lande.

 Nahverkehr in Manila: Abgasvergiftung ist im Fahrpreis enthalten

Mit neuen Fotos ist es bald vorbei; das Ladegerät der immer-dabei-Kamera ist schon in Manila.

 Nach 22 Uhr darf Junior dann nicht mehr auf die Straße in Manila. Neu angekündigte Maßnahme vom neuen Präsidenten, die hier aber schon 2 Jahre vorher an der Wand stand.


Hier ein Pro-Duterte - Artikel: https://off-guardian.org/2016/10/29/will-they-try-to-kill-duterte/ 

UPDATE: So schnell kann man als Unschuldiger eine Kugel einfangen:  Der lokale Dorfchef wird im Auto von der Todesschwadron (Schütze auf Moped) erschossen, eine ältere Dame auf dem Bürgersteig fängt sich auch eine Kugel ein. "Vorläufige Erschießung" wohl durch Feierabendpolizisten: http://philippinenmagazin.de/2016/10/07/unbeteiligte-frau-in-urdaneta-city-erschossen/

UPDATE2: Ein Australier wurde unlängst von der Polizei auf den Philippinen fälschlich des Drogenverkaufs bezichtigt und saß 3 Monate im Gefängnis, bis er nach Beweis seiner Unschuld entlassen wurde. Gut, dass man ihn nicht einfach erschossen hat, wie das ja neuerdings Brauch ist bei Drogenverdächtigen: http://philippinenmagazin.de/2016/10/11/australier-damian-berg-wieder-zu-hause/

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich lese schon eine Weile deinen Blog. Sehr interessant. Wäre schade, wenn du damit aufhörst. Wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg und Glück bei dem was kommt.

Wegen deinen Texten zu den Philippinen ...., ist das wirklich so schlimm, wie die westlichen Medien uns glauben machen wollen? Oder sind das die westlichen Regierungen die uns versuchen das einzureden? Dazu: http://www.nachdenkseiten.de/?p=35430#more-35430