Auch hier im Blog gab es oft Konfrontationen zwischen mir als Langzeiter in Taiwan und Leuten, die Taiwan entweder nur vom Hörensagen oder besuchsweise kannten. Grund für die unterschiedlichen Standpunkte ist meist, dass der Neuling eine rosarote Brille aufhat, den sogenannten Urlaubsblick und nur das tolle, nette und exotische wahrnimmt. Gefährlicher Verkehr und Schmutz und Lärm werden gerne ausgeblendet. U.a. auch wegen nettem Hotel und Taxi statt Schlichtwohnung und Stau im Berufsverkehr. Wo der Neuling die Plattenbauten als Speerspitze eines exotischen Lebensstils sieht, riecht der Langzeiter den Mief aus der Kanalisation und beschwert sich über die tote Ratte im Treppenhaus. Auch wenn ich seit etwa 2007 hier keine mehr gesehen habe.
Doch nun habe ich plötzlich wieder den Newbie-Blick, wo sich meine Taiwanzeit dem Ende nähert und ich gedanklich mit meinen 12+ Jahren hier abschließe. Vielleicht ist es wie im Foto aus meiner Nachbarschaft oben. Der Neuling sieht den neuen Mercedes, der Langzeiter den alten Mitsubishi im Hintergrund, der seit Jahren auf dem Parkplatz bei uns in der Plattenbausiedling verrottet und als Müllhalde für den Schlüsselinhaber dient.
Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Der Newbie sieht die kleine Tempeleinfahrt, der Langzeiter regt sich aus, wenn er vor rücksichtsloser Autofahrer - die auch oft auf den Zebrastreifen parken - nicht über die Straße kommt.
Newbies lassen sich ihren Touristendurchfall von freundlichen Ärzten in moderner Umgebung behandeln. Ich hingegen war gesundheitlich völlig unten als ich dieses Foto in einem grauen Flur bei der kassenärztlichen Falschbehandlung (inklusive Herumkichern von inkompetenten Ärzten) machte. Nächtliche Organaussetzer brachten mich dazu, mir alle 30 Minuten den Wecker zu stellen und ich konnte mich beim Langschlurfen auf dem Gang im Tri-Service-Krankenhaus in NeiHu kaum noch auf den Beinen halten. Kurze Zeit später wechselte ich in eine teure Privatklinik, so wo ich sofort auf den OP wegen gutartiger "Geschwulst" kam. Seit ich wieder hergestellt bin, tendiere ich freilich auch zum fröhlichen Blick auf die Dinge. Aber Taiwan kann auch unbeschreiblich idiotisch-oberflächlich sein.
Ich habe keine Ahnung, wen Junior hier beim Herumspielen mit der Kamera fotografiert hat. Cooler Lensflare a la J.J.Abrams, der dem bedeutungslosen Bild Stimmung gibt.
Taipeis "101"-Hochhaus mit entsprechend vielen Stockwerken zieht vorbei beim Blick aus dem Taxifenster. Da ist er doch, der Neulings-Blick.
Frau erbittet den Segen der Götter für die geplante Auswanderung an den Assturban der Weltkugel, Manila.
Welcher Tempel in Taipei es gewesen ist? Na, der zwischen Seven-Eleven und Family-Mart!
... und neben dem RT-Mart. Ob die Götter wirklich helfen können bei der Auswanderung nach Manila? Schließlich sind die Philippinen die Domaine von Jesus E. Christus oder auch seinem Wüsten-Zwillingsbruder.
Die Götter blicken gewichtig auf die Gläubigen herab.
Meine Frau frequentierte wieder ihre Stammwahrsagerin (nicht im Bild), die sie schon seit über 30 Jahren frequentiert. Die habe ihr einst geweissagt, einen Ausländer zu heiraten. Woraufhin sie diese Möglichkeit gesucht hat. Tja - und einen hat es offenkundig "erwischt" ;-) So eine Voraussage kostet schon mal ein paar Tausender. Jeder davon ist etwa 25 Euro wert.
Realsatire walking. "Taiwan is not part of China" steht hier auf dem Rücken. Aufgenommen in Taipei, Republik China. Schon klar, ich sympathisiere ja auch irgendwie mit dem, was der Mann uns sagen will. Muss man ja.
Romantisches Asien in der Nachbarschaft. Ein kleiner Müllverwertungsbetrieb.
Da ist er wieder der Newbie-Blick. Selbes Viertel, goldener Löwe neben Mietshauseingang.
Sehr nette Kollegin, einst meine Team-Assistentin in meinem Softwareteam, heiratet und kopiert sich den Stapel an englischsprachigen Kinderfilmen von Junior. Das nenne ich vorrausschauendes Handeln!
Das weggeworfene Trimmdichfahrrad, voll funktionsfähig und ein iGallop Rodeo-Simulator (kicher) als Sperrmüll. Wohnungsauflösung mit Hast und Wegschmeißen unzähliger "guter" Dinge.
Einparken können Sie, die Taiwaner. Autofahren nicht so.
Wer sich noch schnell über Minirockfotos im Blog aufregen will, soll sich beeilen.
Taipeis Wahrzeichen inmitten von Plattenbauten. Früher (um 2004)war das wirklich so, heute muss man schon weiter zurücktreten, um diesen Effekt zu erzielen. Alte Viertel wie im Bild werden schrittweise weggerissen. Ein modernes Zentrum hat den alten Mist um "101" herum ersetzt.
Hintergasse mit Markt, Taipei wie es leibt und lebt.
Regenrinnen gibt es nicht in Taipei, dafür Plastikwasserrohre. Ups.... den Newbieblick wieder vergessen ;-)
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