Beim Thema Reise nach Macao wäre ich fast negativ eingenommen gewesen, war mir doch ein negativer Reisebericht aus dem merkwürdigen Buch "Why China will never rule the world" von einer Art zornigem Englischlehrer aus Taiwan noch gut im Gedächtnis. In dieser von mir sogar mal elektronisch erworbenen grenzenlosen Hasstriade gegen China insgesamt schneidet auch Macao nicht gut ab. Ich hatte noch im Kopf, dass es irgendwie schmuddelig sei und das Sprechen von Portugiesisch, das sich aus der Zeit als portugiesische Kolonie bis um das Jahr 2000 erklären würde, nur vorgetäuscht sei. Um Touristen abzuzocken legt der Autor nahe.
Von Macao sah ich erstmal nur einen sauberen Flughafen. Und sofort denkt man, da müssten überall Portugiesen herumlaufen. Denn überall steht Portugiesisch zusammen mit Englisch und Chinesisch in traditionellen Schriftzeichen. Meist steht das Portugiesisch sogar zu oberst, wo man sich anstellen muss (für Deutsche nur ein Landing Visa, das man NICHT am Visakiosk abholt sondern einfach bei der Passkontrolle bekommt) und etc. pp.
Wenn man einmal den Reisebus verlassen hat, merkt man allerdings schnell, dass hier eigentlich niemand Portugiesisch spricht, ganz so wie es auch der oben referenzierte Autor bekritelt hatte. Portugiesisch ist Folklore und wird in Macao auf Straßenschildern und in Behördenvorgängen gepflegt. Schließlich sprechen klassisch humanistisch gebildete Leute in Deutschland ja auch manchmal ein paar Brocken Latein im Alltag. Keine Touristenabzocke wie der Chinahasser vermutet, sondern halt Tradition. Warum auch nicht. Man spricht Kantonesisch auf den Straßen, wie auch in Hongkong, was meine Madarin sprechende Frau nicht verstand. Aber viele Macarener sprechen auch Mandarin. Und ja, das Durchschnittsgesicht in Macaos Straßen ist natürlich ein Chinesisches, was auch klar sein sollte. Nur einmal habe ich veritabel Portugiesisch gehört, von zwei auch portugiesisch aussehenden Herren in ihren Spätfünfzigern in der Altstadt, die im Gegensatz der meisten anderen wahrnehmbaren westlichen Herren nicht das typische Tourioutfit (etwa Streifenhemd mit kurzen Ärmeln, kurze Hose und Sandalen nebst Backpack) und auch nicht den in den guten Hotels dominierenden grauen Anzug trugen.
Neben der charakterreichen Altstadt, die wie ein Mix zwischen Taipeis Schlichtwohnvierteln und portugiesischen Altstädten wirkt, besteht Macao aus vielen Baustellen und schon fertigen Themenhotels. Unseres ist im Bild und hatte sich das Thema Kino als allgegenwärtiges Aushängeschild gesetzt. Es gab also Metropolis-ähnliche Stahlfiguren überall und der hintere Teil des Hotels erinnerte von außen an Hollywood-Filmstudio-Hallen (nicht im Bild, linkerhand fängt es langsam an).
Ganz leise war das Hotelzimmer so ab 8 Uhr morgens nicht mehr, der benachbarten Baustelle halber, wo auch gerade wieder ein neues Riesenhotel entstand (hier mit Mitreisendem im Bild). Nebenan entstand auch gerade der Eifelturm.
Die schicke große Kunstwelt des Hotels mit Batman-Themenshop und einen doch eindrucksvollen 3D-Batman-Kino-Vorführung (sinnfreier, aber effektvoller Kurzfilm) kann einem nach einem Tag doch schon auf den Geist gehen und man sehnt sich nach dem wahren Macao, das es ja auch irgendwo geben muss. Auch wenn man sich später an der guten Fressmeile des Hotels erfreuen kann und eine Fetisch-Multileinwand-Show mit einer Straps-Tänzerin auf dem nachgemachten Time Square im Innern des Hotels, irgendwo zwischen dem Hublot- und dem Tag-Heuer-Uhrenshop, schon zum zehnten Mal gesehen hat.
Nein nein, eine richtige Fetisschshow ist es nicht. Auch wenn die Darstellerin in dieser Hinsicht anderweitig bekannt sein soll. Hat mir einer erzählt. Junior tanzte zu den lauten Jazzklängen, während auf mehreren Bildschirmen die Hupfdohle das Tanzbein schwang.
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Ah, "Studio City" heißt das Hotel. Lecker oben rechts in der Fressmeile ein Brötchen oder Sweet Bun mit einem Kotelett drauf. Simpel und ungeheuer typisch macarenisch, habe ich gehört.
Ob die Fetischtänzerin oder der allgegenwärtige Roboterverschnitt inspiriert vom alten deutschen Film "Metropolis" nun hübscher war, das überlasse ich in diesem ersten Teil dem Auge des geneigten Lesers. Ach so, die Hotels haben alle ein Kasio und Junior (4) und sein Reisekumpel haben regelmäßig erfolglos versucht, die strenge Einlasskontrolle >18 zu überwinden. Was recht lustig war. "Ablehnung im Leben muss er auch kennenlernen", bemerkte meine Frau weise dazu.
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