Kaum versucht am am Wochenende der Enge Taipeis zu entfliehen, steckt man schon wieder mitten drin. "Thunderbirds are go!" war eine meiner Lieblings-TV-Serien der Kindheit. Hier hatte man Puppen, die deutlich sichtbar an Fäden manövriert wurden und die die "Internationale Rettung" darstellten, die stets und ständig als eine Art UN-Katastrophenrettung über den Globus jetteten, um Menschenleben zu retten. Nun gibt es ein Remake dieser britischen Serie, mit Computergrafik und ohne Fäden. Toll ist das Gefühl der späten 60er oder 70er Jahre gerettet, in denen die Originalserie entstanden ist bzw. ich sie gesehen habe. Der Standort der "International Rescue" ist eine tropische Insel, die direkt wie aus einem James-Bond-Film mit Sean Connery oder dem frühen Roger Moore wirkt. Es gibt hochklappbare Palmenstrände und eine herrliche Retrovilla, die mit ihren schlichten Holztäfelungen und grünen Sofapolstern gleich Kindheitsgefühle bei mir aufkommen lies. Die neue Serie jedenfalls spielt im Jahre 2060, trotz der Hommagen an die Originalserie und ihrem Look and Feel. Und Crash Boom war ich zurück in Taipei. Denn dort drohte ein riesiger Sonnenkollektor sich vom Hang zu lösen, der die gebündelte Energie von zig Solarsatteliten bündeln sollte. Der Strahl hätte Taipei geröstet und so mussten unsere Jungs und Mädels von International Rescue ihr bestes geben um meine geliebte Stadt in der Zukunft zu retten.
Bali bei Taipei Anno 2015. Das wird noch dichter bebaut und höher und den Leuten wachsen mehr Bärte...
Wie sah Taipei in der Serie aus? Es lag zwischen wenig begrünten Felsen in einem Talkessel, der ziemlich realistisch aussah, nur etwas zu felsig war. Drinnen war mehr Hochhäuser als heute und Bauarbeiter waren gerade dabei ein riesiges Hochhaus zu bauen, das aus Segmenten bestand, die wie die vom realen "Taipei 101" - Hochhaus aussahen. Vergleiche das Bambussprossen-Design. Offenbar gab es im Jahre 2060 eine Neuauflage vom Taipei 101, bei der man diesmal die Segmente invers montiert hatte. So als würde die Bambusstange falsch herum wachsen. Na ja, kann mal passieren. Den tapferen Bauarbeitern wurde ein Kran weggesengt und knallte in die Straßen Taipeis (vgl. einen durch Erdbeben ausgelösten ähnlichen Unfall beim Bau des echten 101). Die Straßen Taipeis sahen so etwa aus wie Chinatown in Vancouver. Schöne alte Häuser, oben Wohnungen und unten Geschäfte drin. Keine Autos. Keine Mopeds, keine Garküchen. Viele Passanten hatten Bärte und alle konnten am Ende ihre Rettung bejubeln.
Wie wird Taipei im Jahre 2060 wirklich aussehen? Eifrige Leser schreiben es dann bitte unten in die Kommentarspalte in der internetmusealen Version dieses Blogs ("delivered directly to your brain"), wenn sie noch funktioniert. Wird die smogige Enge aus Mopeds und Autos und manchmal Unrat und immer Garküchen wirklich verschwunden sein? Ich melde Zweifel an. Werden die Menschen wirklich mehr Bärte haben? Kann schon sein, die jungen Taiwaner sind ja auch heute wesentlich größer im Schnitt als im Jahre 2004, als ich hierher gekommen bin. Noch mal 10 Jahre und die Herren haben Bartstoppeln, bin ich fast von überzeugt.
Wird Taiwan von Peking regiert werden, wie es der feuchte Traum unseres derzeitigen prochinesischen Präsidenten Ma Ying-Jeou ist? Das konnte auch die TV-Serie nicht verraten, immerhin kann die International Rescue einfach überall hin fliegen ohne irgendwelche Regierungen um Erlaubnis bitten zu müssen. Laowai-mäßig wie die International Rescue aussieht hätte Peking da bestimmt trotzdem irgendwas gegrummelt, aber so sehr geht die Serie nicht ins Detail...
P.S.: Die Leute, die in der Sattelitenschüssel am Berghang gearbeitet haben, sahen alle wie Johnny Weißbrot - Laowai aus. Anno 2012 jedenfalls hatte man nichts gegen dunkelhäutige Ausländer, nur etwas dagegen dass "Leute mit dunkler Hautfarbe im Gebäude ein und aus gehen" (http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2012/09/20/2003543198), was "nichts mit Diskriminierung zu tun hat". Dank an Forumosa.com für den Link auf diese Perle eines lokalpolitischen Statements ;-)
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