oder: Völker mischet euch, oder eben auch nicht
Notizen zu einer Begegnung von taiwanischen, deutschen und gemischten Paaren auf einem Empfang
Ohne Ross und Reiter nennen zu wollen werden meine Notizen veranstaltungsanonym in den Raum gestellt. Es trafen sich am kalten Buffet diverse deutsche Expatpaare, ein paar wenige taiwanische Paare und auch zumindest zwei gemischte Paare, letztere natürlich in der vorherrschenden Form aus Deutschem und Taiwanerin, der Blogautor darunter.
Ich selbst kaute gerne den selbstgebackenen Kuchen der deutschen Expatfrauen, wann kriege ich so etwas schon mal. Zwischen all den leckeren Sachen fiel mir eine typische Dinner-Pappschachtel mit angebratenen taiwanischen Teigtaschen ins Auge. Superlecker diese länglichen Dinge, ich esse sie eigentlich für mein Leben gern, bin aber nicht beigegangen, meiner neuen ölkritischen Ernährungsmaxime halber. Denn Garküchenessen so per se vertrage ich nicht mehr - esse eben nur noch von ausgesuchten Garküchen, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe. Man denke auch an die endlosen Lebensmittelskandale, von denen sich der letzte ums Öl drehte. Auch sonst ging niemand an die Garküchenbox. Die zweite Garküchenschachtel mit Ente a la Hong Kong oder was auch immer das war ging jedoch schnell weg. Eines der zwei (oder drei) rein taiwanischen Paare auf dem Empfang hatte offenbar ein glückliches Händchen bewiesen, das andere nicht. Der Deutsche scheut das Öl dieser Tage im taiwanischen Land.
Viele deutsche Expats im eleganten maßgeschneiderten Anzug, graumeliert oder schon ganz ergraut, markante Gesichter die das Entscheiden gewohnt sind und natürliche Autorität ausstrahlen. Auch beim Zugriff auf den Christstollen. "Nimm dir noch ein Stück und schick mir hinterher ein Memo über die Absatzprognose in Q1" ergänze ich mir den Ton zu den Bildern am anderen Ende der Tafel und ermahne mich gleich selbst zur Fairness, kaue ich doch auf dem köstlichen Bananenkuchen der Deutschengemeinde. Und mir fällt auf, wie sehr ich selbst aus dem Rahmen falle, anfangs mit sage und schreibe fünf Taschen behängt (wir hatten ja Junior mit) und auch am Buffett noch mit Tasche behängt und mit Junior(3)-Füttern beschäftigt. Andere Expats sind immer viel cooler als ich, das fällt mir sowieso immer auf. Alle saßen auch brav während den Ansprachen auf den Stühlen im abgedunkelten Raum, nur wir nicht, weil meine Frau unbedingt da hinten was bei Junior richten wollte, der irgendwo anders gerade war. "Sorry sorry schieb... schieb.....". Wir sind anders als die anderen Expats.
Meine Ohren hören das ein oder andere zynische, das können Expats immer gut. Dann die Taiwaner im Raum, brave Paare, bleiben für sich, so wie die Deutschen unter sich bleiben. Und zwei weitere getrennte Gruppen, das eine deutsch-taiwanische Paar, beide in den 30ern, sie mit Ultramini und modischer Kleidung.. Ganz anders aussehend als die Businessgattinnen der Deutschen. Und Ludigel und Frau und Junior wieder eine andere Gruppe für sich. "Expat im Endstadium mit Anhang", ergänzt die sarkastische Stimme in meinem Kopf das Bild von mir selbst und fügt noch "weit jenseits aller sozialen Konventionen" hinzu. "Rede du nur", antworte ich mir selbst. "Lass uns noch ein paar der Apfelkekse da nehmen, die finde ich sonst ´hier nirgends." Wir einigen uns auf lautloses Kauen.
Am Ende ist alles weg, bis auf die Teigtaschen, Junior will nach Hause und wir verschwinden in die Nacht. Ich suche jemanden zum Verabschieden und nicke den zwei verbliebenen Apfelkeksen zum Abschied freundlich zu.
3 Kommentare:
Ein Kommentator hat die Veranstaltung richtig erraten (rotwerd). Wird aber trotzdem hier verschwiegen ;-)
Donnerstag ist Weihachtsfeier in der Firma. Da muss ich taiwanisch reden (was mir jemand am Telefon vorsagt). Da spielen sie so ein Katze-Maus-Hund-Montagsmaler-Ding wo man das sprechen muss, was man am wenigstens kann. Ich beginne, Weihnachtsfeiern zu hassen.
Oder nicht ganz genau getroffen, aber haarscharf eingschlagen ;-)
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