Kinderspaß aus den 70ern, von Frau wiederentdeckt
Bei unserer kürzlichen Tour in das "Taiwan Times Village" hatte meine Frau ein Flashback in ihre Kindheit. Unter anderem war da in der Retrokulisse eines etwa 60er-Jahres-Städchens auch ein "Dorfkino" aufgebaut, was einfach unter freiem Himmel stattfand und das Publikum auf Holzbänken saß. Wenig spektakulär war das in dem Retrostädchen, schließlich war hier alles, also die gesamte "Stadt" komplett überdacht. Meine Frau erklärte mir aber, dass in ihrer Kindheit einfach solche Freilichtkinos auf öffentlichen Plätzen waren und man für wenig Geld Filme gucken konnte - oft mit Regenschirm. In nachgemachten Kioskläden im Stil ihrer Kindheit (alte Werbeschilder etc.) suchte sie verzweifelt nach den Süßigkeiten ihrer Kindheit, fand aber nur Snickers und Kindergummi. Einmal hatte sie glücklich eine Packung Spielkarten in der Hand, was mich wunderte - und erklärte mir, das seien in Wirklichkeit süße Täfelchen und sei ihre Lieblingssünde in der Kindheit gewesen. Schnell zur Kasse - wo sie aufgeklärt wurde, die Spielkarten seien wirklich Spielkarten.
Ein langes Gesicht gab es da zu sehen und in der Folge versuchte meine Frau wenigstens ein paar ihrer Kindheitssüßigkeiten wieder zu finden. Viel war aber nicht mehr in Produktion, finden konnte sie nur zweierlei...
Einmal diese mysteriöse Schachtel. Was verbirgt sich dahinter? Schnell geöffnet....
Ein Spiel- und Süßkartoffelset, was auch sonst? Will sagen, sie müssen sich eine der Rubbelmarken nehmen und freirubbeln und dann entweder 1, 2 oder drei Scheibchen der leckeren Süßkartoffelmasse essen. Die Süßkartoffelscheiben sind wirklich lecker, irgendwie süßgummiähnlich und in einem nur schwachsüßen Kartoffelmehlpulver eingelegt, was im Munde zusammen aber ganz angenehm ist.
Als ich schlussendlich, nachdem Kollegen und wir auch die letzte Süßkartoffelscheibe geleert hatte, die Packung mit dem zurück gebliebenen Kartoffelmehl schnöde entsorgen wollte, belehrte mich meine Frau sogleich, dass dieses in ein Glas zu füllen und mit warmen Wasser aufzugießen wäre. Das Ergebnis wäre ein köstlicher Pudding! Sogleich ausprobiert:
Hmmmmm.... das Ergebnis sah furchtbar aus, wie etwas, mit dem man unliebsame Spielkameraden erschreckt. Es roch nicht besonders gut, eher wie fades Kartoffelmehl mit einem Hauch Pfepperminz irgendwie dabei. Doch dann die große Überraschung....
.... äh .... na ja, es schmeckte auch wie matschiges Kartoffelmehl und sorgte bei mir für prompten Würgereiz. Hust. Bestimmt habe ich irgendwas verkehrt gemacht.
Die andere Spezialität waren diese pfefferminzigen Zuckerstanden mit Geschmack. Nicht schlecht und so etwas wie Kinderzigaretten, die nicht vorgeben, Kinderzigaretten zu sein. Wenn Sie verstehen was ich meine. Bin mir nicht sicher, ob ich das tue.
Der übliche Politische-Korrektheits-Disclaimer für das linksintelektuelle deutsche Halal-, Glutenfrei - und zuckerreduzierte ;-) Publikum: Hier geht es nicht darum, irgendetwas schlecht zu machen, was für den einen lecker ist, ist für den anderen oft lecker, manchmal aber auch nur interessant. Meine Frau könnte ich mit den Caramac-Täfelchen meiner Jugend sicher jagen. Hmmm.... mal gucken ob es die noch gibt, wenn ich wieder in Deutschland bin. Schmecken aber sicher nur halb so gut ohne das Gejohle der Trinkertruppe in dem alten Bretterverschlag an der Hauptstraße, in dem wir das Zeug immer auf dem Schulweg gekauft haben, damals in den 70ern. 25 Pfennige das Stück, war glaube ich der Preis. Heute steht da ein Neubau-Einfamilienhaus, das auch schon wieder altmodisch wirkt.
2 Kommentare:
Manchmal leben so alte Sachen auch wieder auf und kehren aus der Vergessenheit zurück, wie die Ahoi-Brause. Übrigens scheint Taiwan nicht immer Taiwan zu sein. Die erste Reaktion angesichts des Fotos hier im Haushalt war: Das ist voll mit Schimmel! Dann (ohne Begeisterung): Ja ich kenn das, aber die Verpackung? Vor dem Zeigen des Würgereiz-Bildes war sie schon weg.
Die bloginterne Ästhetikkommission (aka mein sich gelegentlich meldender guter Geschmack) haben das Würgebild auch schon im Auge zwecks Entfernung.
Manchmal wird mir Angst und Bange, wer alles mein Blog begutachtet. Ehefrauen und sogar eine Psychologin, ist mir berichtet worden von Leserseite. So verspüre ich den normativen Drang, immer öfter kohärentes und vernünftiges zu schreiben, eine ganz schöne Umstellung für mich. Am Ende wird eine Neurose draus, fachliche Statements sind in den Kommentaren willkommen ;-)
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